Ryzen 5 4650G und 4750G im Test: Testergebnisse und Benchmarks
2/3Der Komplett-PC musste beim ersten Einrichten noch mit einem BIOS-Update versorgt werden. Schon davor erkannte das erste BIOS des Mainboards die APU und der Rechner lief, aber der Prozessor erschien unter falschem Namen: Ryzen 5 4400G. Vor Monaten waren Gerüchte im Umlauf, dass die APUs so heißen würden, final wurde dann aber Ryzen 5 4650G daraus. Da es sich um ein Vorseriengerät handelt, versicherte Arlt, dass es bei Auslieferungen in finaler Form nicht der Fall ist.
Ab Werk wird der RAM im PC von Arlt nach einem Update auf CL22 gesetzt, die mitgelieferten Module sind mit CL18 ausgeschrieben. Im Test zeigt sich in Anwendungen zwischen CL22 und von ComputerBase ausgetauschten CL14-Modulen nur ein Bruchteil an Leistungsgewinn, der sich in Anwendungen im Rahmen von einem Prozent bewegt. Für den Office-PC ist dies deshalb irrelevant, denn die Leistung ist ohnehin bereits extrem hoch, wie die folgenden Werte offenbaren.
Benchmarks in Anwendungen: Fast auf CPU-Niveau
Mit dem Wechsel von Zen+ auf Zen 2 hat es bei AMD schon wiederholt große Sprünge in der Leistung gegeben und AMDs APUs auf Renoir-Basis setzen hinter diese Aussage noch einmal ein Ausrufezeichen. Der AMD Ryzen 5 4750G Pro ist in Mehr-Kern-Anwendungen fast so schnell wie Intels Core i9-9900K, was mehr als ein Ausrufezeichen für die bisher doch oft belächelte Sparte der APUs ist.
An den eigenen großen Acht-Kern-Prozessor Ryzen 7 3800X/XT kommt das Modell nicht ganz heran, die TDP-Einstufung und weniger aggressivere Taktraten verhindern dies. Das Ergebnis ist dennoch beachtlich. Schon der Ryzen 7 3700X mit gleicher TDP von 65 Watt liegt in Reichweite, die wenigen Prozent Unterschied sind im Alltag nicht von Relevanz. Das gilt auch in die andere Richtung: Der identisch konfigurierte Ryzen 9 4900HS mit 45 Watt im Asus ROG Zephyrus G14 ist nur minimal langsamer.
- Performancerating für Anwendungen (Multi-Core)
- Performancerating für Anwendungen (Single-Core)
- 7-Zip
- Agisoft PhotoScan Pro
- Blender Benchmark
- Corona 1.3 Benchmark
- DigiCortex Simulation
- HandBrake
- POV-Ray – Multi
- POV-Ray – Single
- Cinebench R15 – Multi
- Cinebench R15 – Single
- Cinebench R20 – Multi
- Cinebench R20 – Single
- y-Cruncher – Multi
- y-Cruncher – Single
Auch der kleinere Ryzen 5 4650G Pro muss sich nicht verstecken. Er bietet die gleiche Anwendungsleistung wie ein neuer Intel Core i5-10600K und ist im Schnitt fast 80 Prozent schneller als das bisherige APU-Topmodell Ryzen 5 3400G. Und das bei laut Liste nur 60 US-Dollar Aufpreis – die alte APU-Serie ist in Bezug auf Leistung sowie Preis-Leistung damit eigentlich direkt gestorben. Das gilt auch beim Blick zum neuen Flaggschiff: Das kostet 210 Prozent ausgehend vom alten Modell, leistet aber im Schnitt 230 Prozent.
Benchmarks in Spielen: Gut, aber doch enttäuschend
Wie im Notebook hat AMD bei der integrierten Vega-Grafikeinheit den Takt erhöht, im Gegenzug aber die Anzahl der Shader deutlich verringert. Und im Notebook war der Leistungszuwachs, unterstützt durch den deutlichen Leistungszugewinn beim Speicher, beachtlich: bis zu 70 Prozent Zuwachs waren drin.
Im Desktop fällt nicht nur der Speicher-Boost kleiner aus, auch der Taktsprung ist nicht ganz so groß. Heraus kommt im Generationenvergleich unterm Strich deshalb nur ein kleiner Vorsprung. Selbst AMD hat ihn – wenn auch mit riesigen Balken – mit nur sechs Prozent beziffert, ComputerBase konnte im gleichen Szenario sieben Prozent Unterschied ermitteln.
Dasselbe Bild zeigt sich in anderen Tests: Was bisher ein Ryzen 5 3400G mit 11 CUs leisten konnte, schafft nun ein Ryzen 5 4650G mit nur noch sieben CUs. Das 8-CU-Modell Ryzen 7 4750G ist wie auch bisher bei den APUs unterschiedlicher Klassen nicht wirklich schneller. Bereits 3200G (Vega8) und 3400G (Vega11) trennten in Spielen nur Bruchteile, das setzt sich so fort.
Und rund läuft Renoir im Desktop auch noch nicht, wie die stets etwas geringere Leistung bei den Frametimes, im Extremfall in krassen Hakern bei F1 2020 sichtbar, zeigt – obwohl DDR4-3200 statt DDR4-2933 mit gleichen Timings von CL14 genutzt wurde. Neuere Treiber als der im Test verwendete und zur Zeit aktuellste Catalyst 20.8.1 sollten diese Probleme zukünftig aber aus der Welt schaffen.
Der Fokus lag dieses Mal ganz klar beim CPU-Teil und AMD dürfte schnell erkannt haben, dass signifikant mehr Grafikleistung im Desktop-Chip in keinem Verhältnis zum dafür benötigen Aufwand gestanden hätte. Das hätte in erster Linie viel größere Chips und am Ende auch heißere Chips benötigt, die dann jedoch schnellen, am besten direkt angebunden Speicher haben würden wollen. Das ist und bleibt Aufgabe einer diskreten GPU.
Im Business-Umfeld ist die Leistung der integrierten GPU letztlich wenig relevant. Sie soll den Bildschirm beliefern und rudimentär auch Alltagsaufgaben beschleunigen können (Encoding, Browsen etc. pp.), Spieleleistung ist irrelevant – der von Intel ist sie ohnehin noch immer deutlich überlegen. Der Hersteller wird erst mit der neuen Xe-Lösung ab Tiger Lake im Herbst kontern bzw. es versuchen.
Leistungsaufnahme: Renoir verhält sich wie Matisse
Bei der Leistungsaufnahme gibt es keine bösen Überraschungen. Der Komplett-PC steht im Leerlauf unter Windows mit rund 24 Watt Leistungsaufnahme auf dem Tisch, erst unter voller Last geht es ans Eingemachte. Dabei dürfen auch AMDs APUs die per TDP definierte Langzeitleistungsaufnahme überschreiten, aber in deutlich festeren Grenzen als Intels Lösungen.
So lässt der Ryzen 7 4750G Pro unter voller Last auf 16 Threads bis zu 128 Watt auf der Anzeige stehen, die Differenz zum Leerlauf liegt also bei etwas über 100 Watt. Der 4650G Pro gibt sich mit 102 Watt im Maximum zufrieden, das entspricht einer Differenz von rund 78 Watt. In Single-Thread-Test sind es nur rund 15 Watt Delta.
Leerlauf in Windows 10 | Single-Core-Last | Last auf allen Threads | |
---|---|---|---|
AMD Ryzen 5 Pro 4650G | 24 Watt | 39 Watt | 102 Watt |
AMD Ryzen 7 Pro 4750G | 24 Watt | 41 Watt | 128 Watt |
AMD Ryzen 5 3400G | 25 Watt | 50 Watt | 112 Watt |
Zum Vergleich: Der erst ein Jahr alte AMD Ryzen 5 3400G zieht unter gleicher maximaler Last 112 Watt bei gleichem Verbrauch von rund 25 Watt im Leerlauf, in Single-Core-Anwendungen sind es 50 Watt. Hier sind die Fortschritte sehr deutlich erkennbar, denn für einen teilweise viel geringeren Verbrauch gibt es im Gegenzug viel mehr Leistung. Darf die neue APU noch mehr aufnehmen, geht Leistung mit. Bei Single-Core-Last ist das prozentuale Gefälle zwischen rund 15 Watt bei den neuen APUs und 25 Watt beim alten Modell noch größer.