Android-Lizenz ausgelaufen: Huawei verspricht trotzdem Updates für Smartphones

Frank Hüber
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Android-Lizenz ausgelaufen: Huawei verspricht trotzdem Updates für Smartphones

Seitdem die US-Regierung eine Handelssperre gegen Huawei verhängt hat, wurde eine 90-tägige Ausnahmeregelung für eine fortlaufende Zusammenarbeit für bereits veröffentlichte Produkte immer wieder verlängert. Doch diese ist nach Informationen der Washington Post letzte Woche ausgelaufen, was auch Android-Updates gefährdet.

Durch die Ausnahmeregelung, die es US-Unternehmen gestattet hatte, für bestehende Anlagen und Produkte weiterhin mit Huawei zusammenzuarbeiten, sollte gewährleistet werden, dass Kunden von Huawei ausreichend Zeit haben, auf Alternativen umzusteigen, während vorhandene Infrastruktur weiterhin genutzt und gewartet werden kann. Besonders US-amerikanischen Mobilfunkunternehmen sollte so Zeit für einen Umstieg gegeben werden, da auf Huawei als weltgrößter Netzwerkausrüster bei der Wartung der Infrastruktur nicht gänzlich verzichtet werden konnte.

Ausnahmeregelung am 13. August ausgelaufen

Huawei hatte stets angekündigt, dass Huawei-Smartphones mit Android „weiterhin Sicherheits- und Softwareupdates erhalten werden“, ohne darauf einzugehen, was passiert, wenn das Unternehmen keine Android-Lizenz mehr besitzt, wenn die Ausnahmeregelung nicht verlängert wird. Denn ohne diese Verlängerung kann Huawei nur noch die in das Android Open Source Project (AOSP) überführten Teile von Android nutzen. Da Google zahlreiche Android-Features seit Jahren aber an die kosten- und lizenzpflichtige Version von Android koppelt, steht im AOSP nur eine kaum mit der „Vollversion“ vergleichbare Android-Variante zur Verfügung, der viele proprietäre Features fehlen – unter anderem die Google-Play-Dienste und der Play Store.

Die letzte Ausnahmeregelung ist laut Washington Post am 13. August ohne erneute Verlängerung ausgelaufen, was auch Google und Huawei inzwischen bestätigt haben. Dementsprechend darf Google auch nicht mehr für bereits vor der im Mai 2019 verhängten Handelssperre veröffentlichte Produkte mit Huawei zusammenarbeiten.

Huawei verspricht weiterhin Updates für Android

In einer ersten Stellungnahme gegenüber futurezone erklärt Huawei, dass man weiterhin Systemupdates und Sicherheitspatches für Android-Smartphones bereitstellen werde. Wie dies genau umgesetzt wird, auf welcher Variante von Android sie basieren und warum Systemupdates für Android weiterhin möglich sein sollen, geht daraus aber nicht hervor. Denn dass Huawei Android-Smartphones mit vollständiger Android-Version nun auf AOSP ohne Google-Play-Dienste und den Play Store umstellt, erscheint sehr unwahrscheinlich.

Huawei wird weiterhin Systemupdates und Sicherheitspatches bereitstellen. Alle Huawei Geräte, auf denen Google Play vorinstalliert ist, können Google Play weiterhin zum Herunterladen und Aktualisieren von Apps verwenden. Bei Smartphones, auf denen Google Play vorinstalliert ist, werden alle von Google Play und anderen Google Apps heruntergeladenen Apps weiterhin aktualisiert. Für Smartphones, die nicht mit Google Play vorinstalliert geliefert werden, können neue Apps und Updates über die vorinstallierte Huawei AppGallery verwaltet werden.

Huawei

Viele ungeklärte Fragen

Denkbar ist, dass Huawei die Sicherheitsupdates erst deutlich verzögert umsetzen kann, da Google sie Huawei nicht mehr wie anderen Smartphone-Herstellern vorab zur Verfügung stellen darf. Huaweis Smartphones wären so potentiell länger angreifbar als bisher. Updates des Android-Betriebssystems selbst werden allerdings normalerweise von Google vor der Freigabe durch den Hersteller geprüft. Dies erscheint derzeit ohne Ausnahmeregelung nicht mehr möglich.

Ob dann auch Googles Dienst SafetyNet Probleme bereitet, ist ebenfalls noch offen. Denn Google stuft Geräte anhand ihrer Daten als vertrauenswürdig ein, worauf zahlreiche Apps zurückgreifen, die ohne diese Einstufung ihren Dienst verweigern – beispielsweise Banking-Apps oder YouTube. Sollten Huawei-Smartphones künftig nicht mehr als vertrauenswürdig gelten, könnten auch diese Apps auf den Smartphones nicht mehr ausgeführt werden.