Nvidia Ampere: Details zum neuen 12-Pin-PCIe-Anschluss für Netzteile
Viel wurde um einen neuen 12-Pin-PCIe-Anschluss gemunkelt, der für den Desktop-Vollausbau der kommenden GPU-Generation Ampere zum Einsatz kommen soll. Nach geleakten Dokumenten zum Stecker und den Molex-Terminals gibt es nun auch Bilder eines konfektionierten Kabels für Sea-Sonic-Netzteile. Was steckt dahinter?
Schluss mit der Y-Kabel-Unsitte
Eine sehr weit verbreitete Praxis von Netzteilherstellern ist das Y-Splitting der PCIe-Leitungen am Kabelende auf zwei PCIe-Stecker, das ComputerBase in Netzteiltests immer wieder bemängelt. Wird eine Grafikkarte von einem solchem Kabel versorgt, sind effektiv nur sechs oder manchmal auch acht Adern am Stromtransport beteiligt, die sich gegenüber zwei einzelnen Kabelsträngen stärker erhitzen und einen höheren Spannungsabfall verursachen. Für Grafikkarten mit einer Leistungsaufnahme von mehr als 225 Watt empfiehlt beispielsweise Sea Sonic das Verwenden zweier getrennter Kabelstränge.
Handlungsbedarf für einen neuen 12-Pin-PCIe-Anschluss geht aber bereits aus den gestiegenen Anforderungen an die Stromversorgung heutiger Grafikkarten aus. Mit einer immer höheren Leistungsaufnahme von Grafikchips und mit hoher Frequenz taktenden Power-Management-Controllern werden das Netzteil und die Steckverbinder deutlich stärker belastet, da nicht mehr ein Konstant-, sondern ein mit hoher Flankensteilheit gepulster Strom aufgenommen wird.
Adapter sind keine Lösung
Mit dem 12-Pin-Stecker möchte Nvidia der schlechten Praxis des Y-Splittings nun offensichtlich entgegenwirken, indem die zwölf Adern auch tatsächlich vom Netzteil bis zur Grafikkarte geführt, statt aus weniger Adern abgeleitet werden. Dass wie bisher Boardpartner Grafikkartenadapter beilegen, kann bereits bezweifelt werden, weil es der Problematik nicht entgegenwirken würde.
Kleinere Stecker dank Molex Micro-Fit
Ähnlich wie immer mehr neue Netzteile möchte sich Nvidia von dem bisherigen Steckersystem verabschieden und nun das kleinere Molex-Micro-Fit-System einsetzen, das nur noch über ein Rastermaß von 3,0 mm statt 4,2 mm verfügt. Was nach einem kleinen Unterschied klingt, wirkt sich über die Fläche gravierend auf die Dimensionen aus.
Uneinigkeit über den Maximalstrom
Unklarheiten gibt es noch über die Stromtragfähigkeit der neuen Terminals, die laut TechpowerUp bis zu 9,0 A, laut Igor's Lab sogar bis zu 9,5 A betragen soll.
Auf der Webseite von Molex sind bisher nur Micro-Fit-Terminals für Kabelquerschnitte bis 18AWG gelistet, die lediglich für einen Dauerstrom bis 8,5 A ausgelegt sind. Da sich diese Angaben allerdings nur auf einen Zwei-Pin-Anschluss eines zweireihigen Steckers beziehen, muss für einen Zwölf-Pin-Anschluss ein Derating angewandt werden, das für die bisherigen Micro-Fit-Terminals 65 Prozent beträgt.
Unter dieser Formulierung wäre mit 16AWG-Adern damit ein Maximalstrom von je 6 A anzunehmen, sodass über den 12-Pin-Stecker eine Leistung von 432 W übertragen werden könnte.
Erstes 12-Pin-PCIe-Kabel von Sea Sonic gesichtet
Erste handfeste Hinweise auf neue Netzteil-Kabel statt Adapter für den 12-Pin-PCIe-Anschluss lieferten am Wochenende Twitter-Nutzer HXL und Hardwareluxx, die ein konfektioniertes 12-Pin-PCIe-Kabel von Sea Sonic zeigen. Der Hersteller wird es für die eigenen modularen Netzteile zum Marktstart der Ampere-Generation in den Einzelhandel bringen, worauf die Verpackung des Kabels schließen lässt. Das Kabel führt zwei PCIe-Buchsen des Netzteils, an dem bisher 6- oder 8-Pin-Stecker hingen, direkt im neuen 12-Pin-Stecker zusammen.
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Seasonic-12-Pin-PCIe-Molex-MicroFit-Kabel (Bild: Hardwareluxx)
Ein neuer Standard abseits der ATX-Spezifikation?
Unklar ist noch, ob Nvidia diesen Stecker nur für die Founder's Edition vorsieht, oder ob Boardpartner für ihre Eigendesigns ebenso zur Nutzung verpflichtet werden und dieser damit unabhängig der ATX-Spezifikation zum neuen Standard erklärt wird.