Porsche: Erstes großes Taycan-Update will nicht Over-the-Air

Jan-Frederik Timm
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Porsche: Erstes großes Taycan-Update will nicht Over-the-Air
Bild: Porsche

Die Software des Porsche Taycan, des ersten reine Elektro-Sportwagens aus Stuttgart-Zuffenhausen, sollte wie immer mehr neue Fahrzeuge eigentlich ohne Werkstattbesuch „Over-the-Air“ (OTA) aktuell gehalten werden. Für das erste große Update müssen Inhaber das Fahrzeug jetzt dennoch in die Werkstatt bringen.

Das „Verbund-Update“ ist zu groß

Porsche informiert Taycan-Inhaber dieser Tage per Brief über den notwendigen Aufenthalt in der Niederlassung. Der Hersteller verweist darauf, dass der Over-the-Air-Prozess für „Updates geringeren Umfangs“ bereits genutzt wird. Für das jetzt anstehende „Verbund-Update“ müsste allerdings eine zu große Datenmenge über das Mobilfunknetz übertragen werden, dass „ein reibungsloses Update im Porsche Zentrum mit einer Hochgeschwindigkeitsleitung sichergestellt wird“. Porsche verweist dabei auch auf die Komplexität des Taycan als Technologieträger – die komplexe Software, die prinzipiell OTA möglich macht, steht sich hier also selbst im Weg.

OTA wird zur Regel – und macht Probleme

Der Porsche Taycan ist nicht das erste Fahrzeug, dass mit OTA wirbt, die Funktion aber nicht (immer) nutzen kann. Prominentes Beispiel ist der VW ID.3, der dem Konzern seit Monaten bei der Software Probleme bereitet. Fahrzeuge laufen aktuell mit einer Vorabversion vom Band und müssen vor der Auslieferung noch einmal manuell aktualisiert werden. OTA ist dann aber immer noch nicht aktiv, erst ein weiteres Update nach dem Start der Auslieferung im September 2020 soll die Funktion mit sich bringen. Dass daraufhin jedes Update ohne Werkstattbesuch ablaufen wird, bleibt abzuwarten.

Mit Software Geld verdienen

Neue Software Over-the-Air ist für Automobilhersteller in Zukunft nicht allein Mittel zum Update-Zweck (z.B. Android Auto in neuen BMWs), sondern soll auch neue Geschäftsmodelle möglich machen. Die Hoffnung: Weil neue Funktionen ohne unliebsamen Werkstattbesuch nachgeladen werden können, werden Kunden auch gegen Gebühr davon Gebrauch machen.

BMW hat im Mai bereits konkret über „DLCs für Autos“ gesprochen und Ford für den Mustang Mach-E ein kostenpflichtiges OTA-Update für das 3. Quartal 2021 in Aussicht gestellt, das den aktiven Fahrassistenten freischaltet. Mercedes-Benz will im Jahr 2024 mit MB.OS die Basis dafür legen, dass Umsatz nicht nur einmalig mit dem Verkauf des Fahrzeuges, sondern im Nachgang auch mit Software erzielt werden kann.

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