Project Cars 3 im Test: Spielkritik und Fazit
3/3Wie gut ist Project Cars 3?
Fortsetzungen sind eigentlich einfach zu beschreiben, weil sie zwar etwas Lifting betreiben, ansonsten aber ein wiedererkennbares Gesicht zeigen. Project Cars 3 ist die Ausnahme von der Regel. Statt einer Weiterentwicklung von Teil 2 steht ein kompletter Spurwechsel an, sagen Testberichte. Nicht in jedermanns Augen wurde jedoch die Überholspur gewählt.
Die neue Ausrichtung findet stets Erwähnung im Auftakt, weil sie die weitere Betrachtung dominiert. Verwirrend mag sie sein, schlecht macht sie das aber nicht: Der Austausch eher Sim-lastiger Elemente wie der Reifenabnutzung mit einem Upgrade-System, einem knalligen Soundtrack und einem Arcade-Fahrmodell schlägt bei Eurogamer voll ein. Das Handling-Modell sei endlich konsistent, jedes Auto habe eine erkennbare Charakteristik, der Spieler im Ergebnis gerade mit einem Gamepad eine Menge Spaß. Das Schlüsselwort lautet hier „authentisch“ im Kontrast zu „realistisch“. Ähnlicher Meinung sind auch The Sixth Axis und Games Radar, die Driveclub und das Grid-Reboot als Vergleich ins Spiel bringen.
Denn zu bemängeln hat auch Eurogamer etwas: Dem Spiel fehle es wie seine Vorgänger – was doch eine Kontinuität erkennen lässt – an Feinschliff. Dieser ist anderen Testern ein erheblich größerer Dorn im Auge, weil er verschiedenste Bereiche betrifft. The Sixth Axis betrachtet viele Hinterlassenschaften der Sim-Vergangenheit als Sand im Getriebe, etwa das rigorose Strafensystem. Das Tuning- und Upgrade-System für Fahrzeuge wirken sich zudem nicht genug aus, Leistungseinstufungen getunter Wagen seien nicht immer nachvollziehbar. Zu den kritischsten Stimmen gehört IGN, wo nicht nur die verschachtelten Menüs auffallen, sondern auch Details wie die Fahrzeugklassen, die absurde Starterfelder erzeugen würden. Auch die KI kann nicht immer glänzen: So wie sie spannende Rennen und enge Duelle zu produzieren vermag, kann sie auch zu Ärger- oder Hindernis werden, weil sie inkonsistent gut fährt.
Gefahren wird in Online-Modi oder einer Karriere im Forza-Stil, in der sich langsam zu Rennwagen hochgearbeitet wird. IGN verdient darin zu wenig Geld, um Neues freizuschalten. Games Radar sieht in den ersten Rennen KI-bedingt zu wenig Rennfahren – perfekt ist die Umsetzung nicht. Die übrigen Tester finden den Einzelspieler-Teil aber unterhaltsam, was unter anderem an der Integration von Herausforderungen liegt, die Alternativen zum Siegfahren geben. Im Querschnitt schafft es Project Cars 3, das Interesse zu halten.
Wie das Spiel als Ganzes zu bewerten ist, hängt von den Ansprüchen ab. Klar ist: Ein wirklich herausragendes Ergebnis haben die Slightly Mad Studios nicht erzielt. Schuld ist aber nicht der Richtungswechsel an sich, sondern eher die Art der Umsetzung. Eurogamer sieht die Serie nun ihrer Berufung zugeführt, The Sixth Axis sieht die Kehrtwende noch nicht komplett zu Ende gedacht. Radar+ spricht von einem Rückschritt und IGN gar von einem redundanten Titel, der so viel von anderen Spielen übernehme, dass er überflüssig werde, was wiederum Bewertungen von Codemasters' Grid ähnelt.
Für dieses breite Spektrum an Meinungen gibt es eine gute Erklärung: Project Cars 1 und 2 hatten mit ihrer Ausprägung wenig Konkurrenz im Genre, Teil 3 in seiner Mainstream-Ausrichtung eine ganze Menge – Driveclub und Forza sein zu wollen, muss dann auch heißen, die Güte dieser Titel in Gänze zu erreichen. Ecken und Kanten werden weniger verzeihlich. In diesem Sinne sollten Genrefans zunächst eher zu diesen Spielen greifen.
Publikation | Wertung |
---|---|
Eurogamer | Empfehlung |
GamesRadar+ | 3.5/5 |
IGN | 6/10 |
PC Games N | 8/10 |
The Sixth Axis | 6/10 |
Metacritic (PC) | Presse: 70/100 Nutzer: -/10 (- Wertungen) |
Fazit
Während man sich um den Spielspaß und die Änderung der Kursrichtung mehr Richtung Arcade streiten kann, hat sich die Technik von Project Cars 3 eindeutig in die falsche Richtung entwickelt. Der erste Teil der Rennserie sah seiner Zeit beeindruckend aus, lief auf mancher Grafikkarte aber mehr schlecht als recht. Der zweite Teil war bei Release zwar weniger beeindruckender, sah jedoch immer noch gut aus und lief vor allem auf jeder Hardware gut. Project Cars 3 sieht nun je nach Szene nur noch unterdurchschnittlich bis ganz in Ordnung aus – und läuft schlecht.
Das hat zur Folge, dass es eine schnelle Grafikkarte braucht – bereits ab Full HD. Wer auf anspruchsvollen Strecken im Regen unterwegs ist, benötigt direkt ein High-End-Modell. Auch wer die Detailstufe reduziert, erhält keinen großen Leistungsschub, denn selbst dann bleibt das Spiel noch anspruchsvoll. GeForce-Grafikkarten haben dabei die Nase in Project Cars 3 ein gutes Stück vor der Radeon-Konkurrenz. Das gilt vor allem für die alte Generation, doch auch bei den aktuellen Grafikkarten ist man mit einem 3D-Beschleuniger von Nvidia besser dran.
ComputerBase hat Project Cars 3 vom Publisher zum Testen erhalten. Das Spiel wurde unter NDA zur Verfügung gestellt. Die einzige Vorgabe war der frühestmögliche Veröffentlichungszeitpunkt. Eine Einflussnahme des Entwicklers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht.
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