C:\B_retro\Ausgabe_43\: Samsung PenMaster, ein Pionier unter den Tablets
tl;dr: Im Jahr 1992, an iPad Pro und Galaxy Tab war noch nicht zu denken, präsentierte Samsung mit dem PenMaster ein Tablet auf Basis der Mikroprozessor-Architektur x86 sowie der Betriebssystemerweiterung „Windows for Pen Computing“, die ihrerseits wiederum auf der Benutzeroberfläche Windows 3.1 für MS-DOS aufsetzte.
Jeden Sonntag wirft diese Serie einen unterhaltsamen Blick zurück auf drei Jahrzehnte voller bewegter Geschichten und interessanten Entwicklungen der Computerszene. Mythen, Meilensteine und Meisterwerke: C:\B_retro\.
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Samsung PenMaster (1992)
Als Samsung im Jahr 1992 mit dem PenMaster sein erstes echtes Tablet mit Stifteingabe auf Basis eines Intel i386 (80386) mit 20 MHz und 4 MB Arbeitsspeicher präsentierte, war an heutige Tablets à la iPad Pro und Galaxy Tab sowie speziell angepasste Betriebssysteme wie iOS und Android noch nicht ansatzweise zu denken.
Abgeleitet von einem bereits 1989 von Samsung für das Unternehmen GRiD Systems entwickelten Prototypen, dem GRiDPad, gilt der PenMaster heute vielerorts als das erste echte Tablet für Endanwender.
Auf dem auf Hardware der Kategorie Retro sowie Retro Games spezialisierten YouTube-Kanal des gleichnamigen YouTubers LGR, dessen Videos bereits mehrere Auftritte im Format C:\B_retro\ hatten, wird der Samsung PenMaster von 1992 ausführlich in bewegten Bildern vorgestellt.
In 1992 zu einem UVP von 3.995 US-Dollar (ohne Extras) bis 6.995 US-Dollar, jeweils ohne Steuern, vorgestellt, adressierte der PenMaster in erster Linie Geschäftsleute und Außendienstmitarbeiter und war im Privatbereich nur sporadisch anzutreffen.
Heute werden gut erhaltene Exemplare mit einem Preis von 5.000 bis 7.500 US-Dollar taxiert und sind nur noch sehr selten zu finden.
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Die Hardware
Der Samsung PenMaster basierte auf gewöhnlicher Computerhardware, wie sie Ende der 1980er und zu Beginn der 1990er in Desktopcomputern und Notebooks eingesetzt wurde. Von einer effizienten und energiesparenden ARM-Architektur, einem modernen System-on-a-Chip (SoC) nach dem big.LITTLE-Modell sowie einem auf die Hardware angepassten Betriebssystem fehlte noch jede Spur.
Die Basis des 292 × 236 × 37 mm messenden und mehr als 2,5 Kilogramm schweren Tablets stellte ein Intel i386SL, eine speziell auf tragbare Computer angepasste Version des i386SX dar, die mit einer Taktfrequenz von 20 MHz arbeitete und als erste CPU auf den von Intel entwickelten System Management Mode (SMM) zurückgreifen konnte, der den Prozessor zu Stromsparzwecken in den Tiefschlaf versetzen konnte.
Flankiert wurde die in 1.000 nm gefertigte und mit insgesamt 855.000 Transistoren bestückte CPU von 16 kB L2-Cache, 2 bis 4 MB Arbeitsspeicher sowie 40 bis 120 MB Festspeicher. Zudem besaß das Tablet zahlreiche Anschlüsse, wie einen VGA-Ausgang, einen PS/2-Anschluss sowie eine Parallele Schnittstelle und einen Einschub für den Standard PC Card.
Das Touch-Display, das per Stift bedient wurde, besaß eine Diagonale von 10 Zoll, löste mit 640 × 400 Pixeln auf und stellte insgesamt 32 Graustufen gleichzeitig dar.
Die offiziellen Spezifikationen des Samsung PenMaster stellen sich wie folgt dar:
- Intel i386SL mit 20 MHz
- L1-Cache: nicht vorhanden
- L2-Cache: 16 kB
- Bauform: PQFP mit 132 Pins
- Betriebsspannung (VCore): 5 V
- Fertigungstechnik: 1.000 nm
- Intel i387-Coprozessor
- 2 bis 4 MB Arbeitsspeicher (aufrüstbar auf bis zu 20 MB)
- 40 bis 120 MB Festspeicher
- 10 Zoll Touch-Display mit Stylus
- 640 × 400 Pixel
- 32 Graustufen
- PCMCIA-Einschub
- Internes Fax-Modem mit 2,4 kBit/s
- Abmessungen: 292 × 236 × 37 mm
- Gewicht: 2,5 Kilogramm
- Laufzeit: ~ 3 Stunden
Das Tablet wurde ab Mitte 1992 wahlweise mit 40, 60, 80 oder 120 MB Festplatte sowie 2 oder 4 MB Arbeitsspeicher angeboten. Anfänglich wurde der Samsung PenMaster ausschließlich an Unternehmen und Geschäftsleute verkauft.
Die Software
Der Samsung PenMaster basierte auf „Microsoft Windows for Pen Computing“ in der Version 1.0, einer Betriebssystemerweiterung für die Benutzeroberfläche Windows 3.1, die ihrerseits auf dem Betriebssystem MS-DOS 5.0 aufsetzte.
Windows for Pen Computing erweiterte Windows 3.1 um eine Touch-Eingabe und eine Handschrifterkennung sowie eine angepasste Bedienoberfläche und speziell auf Tablet-Computer zugeschnittene Anwendungen.
Nach dem Hochfahren begrüßte das exotische „Betriebssystem“ den Anwender auf die selbe Art und Weise wie Windows 3.x, mit dem klassischen Begrüßungssound.
Windows for Pen Computing war kein besonders langer Lebenszyklus beschieden, nach der Version 2.0 für Windows 95 wurde die Erweiterung bereits 1995 eingestellt und später durch die Tablet PC Edition von Windows XP ersetzt.
Neben der eigentlichen Bedienoberfläche lieferte Microsoft auch angepasste Versionen seiner Anwendungs- und Office-Software sowie die sogenannten „Microsoft Pen Tools“ mit Windows for Pen Computing 1.0 aus.
Seinerzeit suchten die Touch-Eingabe sowie die Handschrifterkennung von Windows for Pen Computing noch ihresgleichen und galten als revolutionär.
Dem Stift kamen dabei mehrere Aufgaben zu. Zum einen diente er als Mausersatz, mittels federnder Spitze konnten Linksklicks, mit einer zusätzlichen Taste am Stift Rechtsklicks getätigt werden. Zum anderen fungierte er als Zeichenstift oder als Eingabewerkzeug für die Texterkennung.
Was nicht verschwiegen werden darf, Windows for Pen Computing 1.0 übernahm viele Funktionen von dem Betriebssystem PenPoint OS, welches als Basis für das GRiDPad 1910 und 2050SL diente, auf dem wiederum der Samsung PenMaster basiert.
Den vollen Funktionsumfang des Betriebssystems demonstrierte der langjährige CEO und Firmengründer von Microsoft Bill Gates bereits im Rahmen der Vorstellung von Windows 3.1 und Windows NT höchstpersönlich.
Microsoft Windows for Pen Computing 1.0 war selbstverständlich im Preis des Samsung PenMaster inkludiert, als Retail-Version kostete das Betriebssystem seinerzeit hierzulande 229,- DM.
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