Sony WH-1000XM4 im Test: Klang, ANC, Telefonie, Latenz und Fazit
2/2Sehr guter, warmer Klang
Beim Klang liegt der Sony WH-1000XM4 auf dem Niveau des Vorgängers. Unterschiede sind nicht zu hören. Er ist somit erneut etwas basslastig, ohne mit Dröhnen oder Wummern zu übertreiben. Der Bass, die Höhen und die Mitten sind differenziert und detailliert und auch bei leisen Tönen werden die einzelnen Bereiche noch hörbar ausgespielt. Die Sprachverständlichkeit ist dank der sehr guten Mitten sehr hoch. Die klaren Höhen werden auch bei maximaler Lautstärke gut gehalten, ohne zu hart zu werden. Ebenso wie der Bass zeigen die Höhen eine leichte Verstärkung, die Mitten jedoch nicht.
Die Abstimmung und der sehr gute Klang sorgen somit erneut dafür, dass der Sony WH-1000XM4 ein echter Allrounder ist, der jedes Genre gut wiedergibt.
ANC mit Verbesserungen
Sony selbst verspricht, dass das ANC bei mittleren und hohen Frequenzen noch besser filtert als beim Vorgänger. Im Test muss zunächst festgehalten werden, dass das ANC des WH-1000XM4 sehr gut ist und die Konkurrenz hinter sich lässt. Monotone, tiefe Frequenzen werden sehr gut ausgeschaltet, aber auch andere Frequenzen werden deutlich gedämpft. Gespräche im selben Raum sind so zwar noch zu hören, aber nur noch eingeschränkt zu verstehen. Hier schneidet der Nachfolger tatsächlich ebenso wie bei weißem Rauschen besser ab als der Vorgänger. Weißes Rauschen ist nur noch als leichtes Rauschen zu hören und weit weniger hochfrequent als bei vielen anderen ANC-Kopfhörern und dem Vorgänger. Der Unterschied zum WH-1000XM3 ist im direkten Vergleich hörbar, wenn man sich nicht nur auf tiefe Frequenzen beschränkt. Bei monotonen tiefen Frequenzen schneiden beide in der Tat sehr ähnlich ab.
Im Test kam Firmware 2.0.6 zum Einsatz. Bislang unbestätigten Berichten zufolge hat Sony mit dieser Firmware das ANC noch einmal leicht verbessert.
Auch bei Sony geht die aktive Geräuschunterdrückung nicht gänzlich ohne Grundrauschen vonstatten. Es ist aber erneut so leise, dass es weit weniger störend ins Gewicht fällt als bei vielen Konkurrenten. Bei der Musikwiedergabe spielt es keine Rolle mehr und auch so ist der WH-1000XM4 einer der wenigen Kopfhörer, die man auch ohne Musik mit aktiviertem ANC gerne trägt, um die Umgebung auszublenden. Beim ANC ist Sony führend und Kopfhörer wie der JBL Club 950NC (Test) haben trotz ihrer Vorteile in anderen Bereichen genau hier das Nachsehen.
Wind wird bei der Nutzung von ANC weiterhin an die Ohren übertragen, aber auch in diesem Punkt schneidet der WH-1000XM4 minimal besser ab als der WH-1000XM3.
ANC lässt sich auch beim WH-1000XM4 im Kabelbetrieb nutzen, sofern der Kopfhörer eingeschaltet ist. Die Funktion „Adaptive Geräuschsteuerung“ in der App, bei der die Umgebungsgeräuschsteuerung automatisch anhand der Bewegung des Trägers, des Standortes und des Luftdrucks umgeschaltet wird, funktioniert zwar gut, ist aber im Alltag nicht immer die gewünschte Wahl. Hier muss jeder Nutzer für sich selbst entscheiden, ob er den Modus selbst wählen möchte oder mit den Vorgaben zurechtkommt.
Tieferer Bass und härtere Höhen mit ANC
Auch beim neuen Modell wirkt sich ANC auf den Klang aus. Der Bass wird etwas präsenter, was bei niedriger Lautstärke tiefen Frequenzen aber sogar besser steht. Allerdings zeigen die Höhen bei maximaler Lautstärke eine kleine Härte und ein leichtes Zischen, was sie ohne ANC nicht haben.
Gute Telefonie
Für die Telefonie setzt Sony auf fünf Mikrofone. Die Sprachqualität hat sich im direkten Vergleich zum WH-1000XM3 leicht verbessert, da der Träger etwas weniger dumpf klingt und die Stimme präsenter ist. Dafür ist der Klang ein wenig blecherner als beim Vorgänger, der die Stimme etwas natürlicher einfängt. Umgebungsgeräusche werden gut, aber nicht vollständig ausgeblendet. Die Filterung ist wie üblich zu hören und hinterlässt ein leichtes Rauschen.
Latenz im Vergleich
Bei der Latenz erreicht der Sony WH-1000XM4 wie der Vorgänger die für die Codecs typische Verzögerung von 160 bis 180 ms unter Android und iOS. Bei Android kommen für den Test sowohl LDAC als auch – mangels aptX – AAC zum Einsatz, unter iOS lediglich AAC.
Kopfhörer | Latenz |
---|---|
Sony WH-1000XM4 | 160–180 ms (Android, LDAC) / 160–180 ms (iOS/Android, AAC) |
JBL Club 950NC | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
Sony WH-CH710N | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
iFrogz Airtime Vibe | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
Sony WH-1000XM3 | 160–180 ms (Android, LDAC) / 160–180 ms (iOS, AAC) |
Bowers & Wilkins PX5 | 160–180 ms (Android, aptX HD) / 160–180 ms (iOS, AAC) |
Montblanc MB 01 | 160–180 ms (Android, aptX HD) / 160–180 ms (iOS, AAC) |
Sennheiser Momentum 3 Wireless | 80 ms (Android, aptX LL) / 160–180 ms (iOS, AAC) |
Marshall Monitor II A.N.C. | 160–180 ms (Android/iOS, SBC) |
beyerdynamic amiron wireless copper | 160–180 ms (Android, aptX HD) / 160–180 (iOS, AAC) |
Fazit
WH-1000XM4 oder WH-1000XM3?
Die Eingangsfrage, ob der WH-1000XM4 den WH-1000XM3 übertreffen kann und der bessere Kopfhörer ist, kann ohne zu zögern mit Ja beantwortet werden. Der WH-1000XM4 beseitigt mit neuen Funktionen wie der automatischen Pause durch einen Näherungssensor, dem Bluetooth-Multi-Connect mit Bluetooth 5.0 und dem Pausieren der Musik beim Sprechen (Speak-to-Chat) gezielt Schwachstellen des Vorgängers, die sehr gut umgesetzt sind und im Alltag tatsächlich nützlich sind. Darüber hinaus bietet er im direkten Vergleich das etwas bessere ANC. Die Nutzung des Equalizers führt zudem nicht mehr zum Umschalten auf SBC, sondern es kann weiterhin AAC genutzt werden. Der Wegfall von aptX und aptX HD ist aber nur dank AAC und LDAC zu verschmerzen. Lässt man den Preis außer Acht, sollte deshalb der WH-1000XM4 erworben werden und nicht der Vorgänger.
Der Preisunterschied ist derzeit aber noch sehr hoch. Denn während der WH-1000XM3 schon für rund 245 Euro erhältlich ist, werden beim WH-1000XM4 noch 379 Euro und somit die unverbindliche Preisempfehlung aufgerufen, die aber auch der Vorgänger beim Verkaufsstart in dieser Höhe aufwies. Deshalb wird der WH-1000XM3 weiterhin seine Käufer finden – und das zu Recht.
Sehr gutes ANC und sehr guter Klang
Der WH-1000XM4 zeichnet sich ansonsten mit denselben Qualitäten aus wie sein Vorgänger. Das ANC ist branchenführend und noch einmal etwas besser als beim WH-1000XM3, da höhere Frequenzen effektiver eliminiert werden. Unter dem WH-1000XM4 herrscht häufig komplette Ruhe, denn auch das Grundrauschen ist angenehm leise.
Der Klang unterscheidet sich hingegen nicht vom Vorgänger, überzeugt somit aber ebenso erneut. Er ist angenehm, dynamisch, differenziert und die Töne verschwimmen nicht. Neutral ist der WH-1000XM4 dabei nach wie vor nicht.
Kaum Änderungen beim Design
Beim Design hat Sony nur sehr wenige Anpassungen vorgenommen, die erst auf den zweiten Blick auffallen. Die weicheren, größeren Ohrpolster und der stärkere Anpressdruck sorgen für ein etwas besseres Tragegefühl. Das geringere Gewicht fällt wortwörtlich nicht ins Gewicht. Ebenfalls unverändert schwitzt man unter den Ohrpolstern schnell. Auch wenn es an der Verarbeitung nichts zu kritisieren gibt, erweckt der WH-1000XM4 erneut nicht den Eindruck höchster Wertigkeit, weil er dafür zu viel Kunststoff und zu wenig Metall einsetzt. Der WH-1000XM4 lässt sich wie der Vorgänger zusammenfalten und in der Tragetasche verstauen.
Evolution statt Revolution
Zu kritisieren gibt es am Sony WH-1000XM4 so gut wie nichts, auch wenn sich viele Nutzer größere Veränderungen im Vergleich zum Vorgänger und ein auch optisch wertigeres Erscheinungsbild gewünscht hätten. Doch obwohl diese optisch ausblieben, sind die neuen Funktionen und Verbesserungen im Alltag tatsächlich positiv spürbar. Vor allem, wenn der Preis im Handel etwas fällt, spricht deshalb nichts gegen den WH-1000XM4, dessen aktive Geräuschunterdrückung auch die Bose Noise Cancelling Headphones 700 übertrifft, die derzeit für rund 270 Euro erhältlich sind.
ComputerBase wurde der WH-1000XM4 leihweise von Sony zum Testen zur Verfügung gestellt. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht. Es gab kein NDA.
(*) Bei den mit Sternchen markierten Links handelt es sich um Affiliate-Links. Im Fall einer Bestellung über einen solchen Link wird ComputerBase am Verkaufserlös beteiligt, ohne dass der Preis für den Kunden steigt.
Dieser Artikel war interessant, hilfreich oder beides? Die Redaktion freut sich über jede Unterstützung durch ComputerBase Pro und deaktivierte Werbeblocker. Mehr zum Thema Anzeigen auf ComputerBase.