AMD-Gerüchte: „Big Navi“ angeblich zu klein und Zehn-Kern-Zen-3
Viele Gerüchte schießen in den letzten Tagen ins Netz, die sich um AMDs zukünftige Produkte drehen. Die Panik wird angesichts von Nvidias GeForce RTX 3000 bei AMDs Big Navi groß geschürt, obwohl keine Fakten bekannt sind. Zudem wurden für Zen 3 im AGESA-Code Varianten mit zehn Kernen hinterlegt.
Zehn-Kern-Zen 3 ist theoretisch möglich
Sind zehn Kerne für AMDs Zen 3 möglich? Ja, keine Frage. Denn ein CCD wird weiterhin auf acht Kernen basieren, allerdings jetzt nicht mehr aus zwei CCX bestehend, sondern in Zukunft wird ein CCD gleich ein CCX sein. Zwei CCD auf einem Package ermöglichen wieder 16 Kerne, so wie bisher auch. Dies erlaubt theoretisch alle Abstufungen bis hinab zum Quad-Core-Prozessor, so wie es bei der aktuellen Zen-2-Familie der Fall ist. Im AGESA-Code ist nun ein Zehn-Kern-Prozessor hinterlegt worden – das wäre neu.
Aktuell bietet ein Ryzen mit 12 Kernen mehr Leistung als Intels Zehn-Kerner und kostet dabei weniger. AMD könnte zehn Kerne zum gleichen Preis einführen und zwölf Kerne etwas teurer machen, wenn die IPC wie erwartet um rund 15 Prozent steigt und auch der Takt noch leicht zulegt. Für den 12- und 16-Kerner wären prompt noch höhere Preise möglich als bisher und würden folglich etwas mehr Geld in AMDs Kassen spülen. Denn während der Umsatz bei AMD stetig steigt, sprudeln die Gewinne bisher nur mäßig. Doch AMD könnte dann Gefahr laufen, dass eigene zehn Kerne mitunter langsamer sind als Intels – oder will man vielleicht exakt diesen Schlagabtausch dann über den Preis gewinnen? Gegen CPUs darüber hätte Intel ohnehin kaum etwas entgegenzusetzen.
Big Navi: ein kleiner und ein großer Chip?
Big Navi wird vor dem Start schon kleingeredet. Plötzlich tauchen Preisvorstellungen von um die 500 US-Dollar auf, die Big Navi nur kosten soll. Auch soll die Leistung gemäß dieser Preisvorstellung ausfallen und würde damit quasi RTX-3070-Niveau entsprechen. Doch ist das alles wirklich so? Werden hier eventuell zwei GPUs vermischt respektive nur von der kleineren der beiden High-End-Lösungen von AMD berichtet, während die ganz große noch gar nicht auftaucht? Also nur von Navi 22 und noch gar nicht Navi 21, wie die Codenamen der zwei größten Chips lauten.
Eigentlich wird davon ausgegangen, dass AMDs Navi 21 Nvidias große GA102-GPU, zumindest die GeForce RTX 3080, angehen wird. Nvidias aggressive Preisgestaltung lässt vermuten, dass sie ähnliche Informationen haben: Warum sonst sollte Nvidia den größten und teuersten Chip im Portfolio in Form der RTX 3080 mit 699 US-Dollar UVP gemessen an der über die letzten Jahre beobachtbaren Preisgestaltung „verramschen“? Die GeForce RTX 2080 FE hat noch 799 US-Dollar gekostet – mit der zweitgrößten anstatt der größten GPU. Im Portfolio von Nvidia erscheint diese Karte daher ziemlich ungewöhnlich, zudem gibt es Gerüchte, dass binnen Monaten der Speicher verdoppelt werden soll – liegt hier am Ende AMDs großer Big Navi?
Der nüchterne Blick auf die Faktenlage lässt einige Schlüsse zu. AMD hatte bisher stets öffentlich erklärt, dass die IPC von RDNA 2 gegenüber RDNA (1) steigt. Auch der Takt soll angehoben werden. Passend mit einer vermutlichen Verdoppelung der Compute Units gegenüber der Radeon RX 5700 XT kann rein rechnerisch gar keine Lösung herauskommen, die nur eine 500-US-Dollar-Karte hervorbringt. Zumindest nicht, solange die GPU so funktioniert wie geplant.
So könnten auch die Aussagen von AMD-Mitarbeitern auf Twitter gedeutet werden, die den Abgesang von Big Navi schon vor dem Start ebenfalls überraschend aufnehmen, allen voran AMDs Chef der Radeon-Sparte Scott Herkelman, gefolgt vom Marketing-Chef Frank Azor.
Doch bei Aussagen von AMD ist Vorsicht geboten. In ewiger Erinnerung bleiben Sprüche wie „poor Volta“ in Anspielung auf Nvidias damals beste GPU, der AMD am Ende aber nichts entgegenzusetzen hatte. Fairerweise muss angemerkt werden, dass die Aussage jedoch unter einer anderen Leitung der Radeon Technologies Group entstanden ist. In letzter Zeit sind AMDs Werbeaussagen deutlich näher an der Wahrheit aufgestellt als zuvor.