ASRock DeskMini X300 im Test: Der Mini-PC wird für AMD Renoir erwachsener
tl;dr: Der ASRock DeskMini X300 ist der einzige Mini-PC im STX-Format für AMD Renoir. In dieser Funktion glänzt er mit einer sockelbaren CPU und vier möglichen Massenspeichern. Selbst an Overclocking wurde gedacht. Nur Käufer des Vorgängers A300 schauen ein wenig dumm aus der Wäsche.
Mit dem ASRock DeskMini X300 will der Hersteller ab Oktober an den Erfolg des A300 anknüpfen. Offiziell als einzige Lösung für AMDs neue APU-Generation Renoir freigegeben, wurde der PC im STX-Format an einigen Stellen minimal überarbeitet, das BIOS optimiert und weitere kleine Handgriffe vorgenommen, sodass am Ende ein runderes Gesamtpaket herauskommen soll. ASRock hat für den persönlichen Blick in der Redaktion den DeskMini X300 bereitgestellt, der Shop Arlt lieferte einen passenden AMD Ryzen 3 Pro 4350G.
30 Euro mehr als ein A300 soll der X300 kosten – die finale Entscheidung steht laut ASRock aber noch aus. Mehr dürfte es allerdings kaum sein, denn wie der Hersteller auf Anfrage von ComputerBase erklärte, wird der X300 den A300 ablösen. Gleichzeitig machte er gegenüber der Redaktion nochmals deutlich, dass nur der X300 offiziell für Renoir freigegeben sein wird, auch wenn es Beta-BIOS-Versionen für den A300 gibt, die die neue APU unterstützen.
The DeskMini X300 is for the latest AMD Renoir CPU. Our official website won't provide the BIOS for A300 to support Renoir CPU. If there's any issue when user updates the BIOS on A300, we won't guarantee the functions and will not be able to help with any warranty support.
ASRock
ASRock DeskMini X300 im Überblick
Die Unterschiede zwischen A300 und X300 sind minimal und kaum zu finden. Das Gehäuse offenbart sie wohl am meisten, wirkt es nun doch etwas hochwertiger als beim A300. Intern sieht das anders respektive identisch aus, das komplette Feature-Set ist gleich. Dafür hat ASRock den X300-Chipsatz, der eigentlich ja gar keiner ist, weil alle Anschlüsse über die CPU/APU realisiert werden, voll und ganz auf Renoir abgestimmt. Dazu spendiert der Hersteller in erster Linie ein völlig überarbeitetes BIOS, das nun auch Overclocking erlaubt.
Die Zubehörliste für den X300 wurde aktualisiert. Sie beginnt bei einer LED-RGB-Leiste, die im Inneren ihren Platz finden kann und über einen internen USB-Header mit Strom versorgt wird, und setzt sich bei den bekannten Dingen wie einem VESA-Mounting-Kit, einem zusätzlichen USB-Bracket für die Oberseite des Gehäuses mit zwei Ports, einem weiteren Audio-Anschluss und natürlich WLAN fort. Alles kostet dabei extra, auch der Kühler.
Zum Lieferumfang des ASRock DeskMini X300 zählen der Barebone, ein 120-Watt-Netzteil zur externen Stromversorgung, zwei Mini-SATA-Kabel, mit der sich zwei 2,5-Zoll-Lösungen an der Unterseite verbauen lassen, sowie vier Gummifüße, wenn man sich denn sicher ist, wie und wo der PC aufgestellt werden soll. Eine Treiber-CD und ein Installations-Guide runden das Paket ab.
Im Alltagstest gibt es keine Probleme
Die Installation einer AMD-AM4-CPU sowie SO-DIMMs ist wie das Einsetzen einer M.2-SSD sehr einfach. Mittels vier Schrauben wird das Gehäuse geöffnet, über einen Schlitten dann zur Seite aufgeschoben. Die elementaren Dinge liegen alle auf der direkt sichtbaren Oberseite. Erst für die Installation von weiterem Massenspeicher muss das Gerät umgedreht werden, denn der zweite M.2-Platz ist wie die beiden SATA-Stecker auf der Unterseite verbaut. HDDs oder SSDs dort festzuschrauben, ist ein wenig kniffeliger, mit etwas Fingerspitzengefühl jedoch machbar. Dort kommt dem STX-Format zugute, dass es doch ein wenig größer ist als beispielsweise ein NUC, wo der Platz deutlich beengter ausfällt.
Mini-ITX | Mini-STX (5 × 5) | NUC | |
---|---|---|---|
Platinengröße | 170 × 170 mm | 147 × 140 mm | 102 × 102 mm |
Platinenfläche | 289,0 cm² | 205,8 cm² | 104,0 cm² |
Gerade beim RAM gibt es mit AMD Renoir keinerlei Schwierigkeiten mehr. Durch die Bank wird DDR4-3200 unterstützt, es ist völlig egal ob Single Rank oder Dual Rank. Wird hingegen der Vorgänger genutzt, gelten offiziell Einschränkungen – inoffiziell kann es jedoch trotzdem klappen. Insbesondere mit dem überarbeiteten BIOS, der RAM-Overclocking unterstützt.
Ohne WLAN ist's schwer im Jahr 2020
Es mag zwar Argumente geben, dass der PC ein Barebone ist und der Kunde deshalb alles eigenständig erwerben sollte, doch Ende des Jahres 2020 sollte ab Werk integriertes WLAN schon dazugehören. Beim klassischen Desktop-PC ist das Kabelziehen noch normal, doch ein Mini-PC kann auch an Stellen im Wohnzimmer als HTPC stehen, wo man nicht noch ein Netzwerkkabel verlegen möchte. Der separate M.2-2230-Slot ist auf der STX-Platine mit von der Partie, für ASRock ist das ab Werk kaum mehr als ein Cent-Artikel. Im Handel gibt es beispielsweise Intels WLAN-AC-9462-Lösung für 6 Euro. Im Einkauf für große Hersteller bleiben dann wirklich nur noch Cents.
ASRock hat das zumindest ebenso schon zum Teil erkannt, bietet der Hersteller doch nicht nur erneut ein optionales M.2-Wi-Fi-Kit mit zwei Antennen an, das je nach Händler schnell 25 Euro und mehr kostet, sondern auch eine „W“-Version. Wie schon beim Vorgänger DeskMini A300W anzutreffen, setzt es bereits ab Werk auf einen WLAN-Chip.
Der ASRock-AM4-Kühler ist okay, aber nicht gut
Zum Lieferumfang gehört auf Wunsch (respektive mit Aufpreis) auch ein AM4-Kühler, denn erneut ist der Platz im Gehäuse sehr beengt. Maximal 46 mm darf ein Prozessorkühler hoch sein, was extrem viele Modelle ausschließt – einschließlich Boxed-Kühlern von AMD. Der kleinste Boxed-Kühler von AMD, der Wraith Stealth, ist 54 mm hoch – das Gehäuse geht dann nicht mehr zu. Wie beim Vorgänger kann der Kunde am AMD-Kühler aber selbst ein wenig Hand anlegen und diesen für den STX-PC passend machen – es bleibt aber eine Bastellösung.
Doch er wäre die so viel bessere Wahl, denn der kleine Kühler von ASRock ist schon eine Notlösung. Und das, obwohl er gegenüber dem Vorgängermodell beim A300 mehr Volumen durch zusätzliche 6 mm Höhe bietet. Unter Last dreht er aber noch immer auf bis zu 3.500 U/min auf und hält eine potentere 65-Watt-APU gerade so bei knapp über 90 Grad Temperatur. Dabei ist er von der Front aus mit fast 45 dB(A) gut hörbar; von der Seite bzw. oben, wo das Gehäuse viele Lüftungslöcher hat, ist er noch lauter. Theoretisch lässt sich das Ganze im BIOS anpassen, angesichts der grenzwertigen Temperaturen ist dies aber ein ziemlich aussichtsloser Fall.
Die Alternative bleibt letztlich nur ein Third-Party-Modell wie beispielsweise ein Noctua NH-L9a, der nur 37 mm hoch ist. Leider lag für den kurzen Testzeitraum nur das Intel-Modell dieser Version vor – dort ist die Halterung jedoch nicht kompatibel. Das reine Auflegen klappte allerdings vom Platz her problemlos. Mit knapp 40 Euro ist er aber auch nicht günstig.
Jetzt neu: Overclocking von CPU und RAM funktioniert
Eine Neuheit beim DeskMini X300 von ASRock ist die per BIOS freigegebene Möglichkeit zum Übertakten. Und das geht nicht nur mit dem DDR4-Speicher, sondern auch mit dem Prozessorteil sowie der integrierten Grafik. Überall kann der Takt manuell eingestellt werden.
Im Test klappte das problemlos. Der DDR4-Speicher lief mit minimaler Änderung schnell bei DDR4-3400, der CPU wurden weitere 200 MHz spendiert – ohne an irgendwelchen Spannungen zu drehen. Denn werden diese angefasst, wird es mit dem kleinen Kühler schnell problematisch, da er schon so bis zu 90 Grad CPU-Temperatur zulässt. Insofern auch hier der Rat: Übertakten nur mit alternativem Kühler!
Mit 13 bis 106 Watt unterwegs
Im Leerlauf unter Windows 10 arbeitet der ASRock DeskMini X300 sowohl mit einer neuen APU vom Typ Ryzen 3 4350G Pro als auch mit dem älteren Ryzen 5 3400G bei rund 13 Watt – da sind 16 GByte DDR4-3200 und eine 1 TByte fassende M.2-SSD bereits inkludiert. Geht es an die Medienwiedergabe, ist man im unteren 20-Watt-Bereich zugegen.
Hinsichtlich höherer Lasten entscheidet die CPU. Single-Core-Szenarien rangieren bei etwa 40 Watt für den gesamten PC. Geht es in die Vollen, nimmt der DeskMini X300 mit einem Ryzen 5 3400G dann 106 Watt auf. Dabei wird die APU nicht limitiert, die Package-Power erhöht sich bis auf 86 Watt. Mit einem Ryzen 3 4350G ist es genügsamer, hier liegt das Maximum bei 87 Watt für den gesamten Mini-PC. Die Package-Power liegt bei ziemlich exakt 65 Watt. Mit 119 Watt ist das externe Netzteil also gerade ausreichend groß dimensioniert, um die größten 65-Watt-Modelle und die volle Bestückung des Mini-PCs aufzunehmen.
In kurzen Benchmark-Tests liefern die verbauten CPUs exakt das, was sie auch auf ausgewachsenen ATX-Boards mit anderen Chipsätzen bieten. Dies ist keine Überraschung, liegen heutzutage zwischen verschiedenen Chipsätzen hinsichtlich der Leistung doch keine Unterschiede mehr vor und Hersteller sind bemüht, ihre Platinen nur über die Ausstattung und nicht die reine Leistung zu differenzieren.
Gleiches gilt für die Anschlüsse, die allesamt aus dem Stand mit aktuellstem Windows 10 funktionieren. Realtek-Lösungen bei Sound (ALC233) und LAN (RTL 8111H) sind günstig, aber völlig ausreichend. Der USB-C-Stecker in Front bereits seit dem A300 gern gesehen. Die M.2-Slots liefern das Maximum gemäß PCIe-3.0-x4-Spezifikation, am Ende ist dort die verbaute SSD aber auch APU-entscheidend. Ein ganz kleiner Athlon bringt zu wenige Lanes mit, dann wird der zweite M.2-Slot auf zwei Lanes eingebremst.
Fazit und Empfehlung
Eine sehr sanfte Evolution ist der DeskMini X300 von ASRock gegenüber dem A300. Der Aufpreis dafür ist minimal, doch mehr könnte sich der Hersteller sowieso nicht erlauben, ohne den Anschein zu erwecken, ein eigentlich schon bekanntes Gerät in einem leicht überarbeiteten Gehäuse noch einmal als Neuheit zu verkaufen. Doch Mini-PCs mit AMD sind noch immer extrem rar, daher hilft auch eine kleine Neuvorstellung.
Der ASRock DeskMini X300 wird deshalb zum Ende des Jahres 2020 der vermutlich beste AMD-Mini-PC. Größer als ein NUC bleibt das Format STX auch vier Jahre nach der Einführung und dem Debüt auf ComputerBase griffig. Eine sockelbare, übertaktbare Desktop-CPU und vier mögliche Speicherlösungen suchen in dem Bereich schnell ihresgleichen.
Zwingend ist neben dem Erwerb von APU, RAM und SSD sowie WLAN-Modul der Kauf eines alternativen Kühlers angeraten, denn selbst mit kleinstem Renoir, dem AMD Ryzen 3 4350G, ist die günstige Lösung von ASRock schnell laut und nervig. Wird das berücksichtigt, ist ab Oktober 2020, wenn die Neuauflage im Handel steht, der DeskMini X300 eine sehr gute Wahl.
ComputerBase wurde der DeskMini X300 leihweise von ASRock zum Testen zur Verfügung gestellt, der AMD Ryzen 3 4350G Pro kam vom PC-Shop Arlt. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht. Es gab kein NDA.
Dieser Artikel war interessant, hilfreich oder beides? Die Redaktion freut sich über jede Unterstützung durch ComputerBase Pro und deaktivierte Werbeblocker. Mehr zum Thema Anzeigen auf ComputerBase.