C:\B_retro\Ausgabe_49\: Die ersten ATi Radeon
tl;dr: Ende 2000 brachte ATi die erste Radeon als Nachfolger der Rage-Serie auf den Markt, die kurz darauf als Radeon-7000-Serie gegen Nvidia und 3dfx antrat. Anfänglich noch ohne numerische Bezeichnung, sollte die Radeon eine neue Zeitrechnung für ATi einleiten, die bis heute mit der AMD Radeon RX erfolgreich Bestand hat.
Jeden Sonntag wirft diese Serie einen unterhaltsamen Blick zurück auf drei Jahrzehnte voller bewegter Geschichten und interessanten Entwicklungen der Computerszene. Mythen, Meilensteine und Meisterwerke: C:\B_retro\.
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Die erste ATi Radeon (2001)
Mit der ersten Radeon trat ATi an, das eher schlechte Image seiner Rage-Serie zu korrigieren. Obwohl ATi bereits unter dem Namen Rage schnelle und vor allem technisch interessante 3D-Beschleuniger wie die ATi Rage Fury MAXX, die Mutter aller Multi-GPU-Grafikkarten, hervorgebracht hat, musste sich das 1985 gegründete und im Juli 2006 durch AMD übernommene Unternehmen zur Jahrtausendwende der GeForce-256-Serie von Nvidia teils deutlich geschlagen geben.
Die erste Radeon sollte ein erster Schritt zu mehr Konkurrenzkampf mit Nvidia sein, während sich mit 3dfx ein dritter Wettbewerber bereits auf der Zielgeraden der eigenen Unternehmensgeschichte befand.
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Ursprünglich noch als Rage 6C entwickelt und als Nachfolger des Rage 128 sowie des Rage 128 Pro, der erstmals Alternate Frame Rendering (AFR) beherrschte, eingeplant, sollte die erste Radeon-Familie auf insgesamt vier Modellen mit drei verschiedenen Grafikprozessoren basieren.
Als größte Neuerung der später unter dem Namen Radeon-7000-Serie firmierenden Produktreihe galt seinerzeit HyperZ, eine Sammlung von Techniken zur Effizienz-Verbesserung von Grafikchips, welche von ATi selbst entwickelt wurde und den RV100, den ersten Chip der 7000er-Serie, im direkten Vergleich zur Rage-128-GPU sehr effizient arbeiten ließ.
Zwischen September 2000 und Juli 2001 stellte ATi insgesamt vier Grafikkarten mit den Grafikprozessoren R100, RV100 sowie RV200 vor, die anfänglich in 180 nm gefertigt wurden, bevor ATi den Prozess auf 150 nm umstellte.
Spezifikationen
Auf den folgenden drei Grafikprozessoren sollten die insgesamt vier Grafikkarten der Radeon-7000-Serie basieren, die anfänglich noch keine numerische Bezeichnung in ihrem Produktnamen trugen.
Grafikchip | Prozess | Transistoren | Render-Pipelines Pipes × TMUs |
APIs | Schnittstelle |
---|---|---|---|---|---|
R100 | 180 nm | 30 Mio. | 2 × 3 | DirectX 7 OpenGL 1.2 |
AGP 4× |
RV100 | 180 nm | 30 Mio. | 1 × 3 | DirectX 7 OpenGL 1.2 |
AGP 4× |
RV200 | 150 nm | 40 Mio. | 2 × 3 | DirectX 7 OpenGL 1.2 |
AGP 4× |
Die Modelle Radeon 7000, 7200 sowie 7200 LE erschienen anfänglich noch unter der Bezeichnung Radeon, Radeon VE sowie Radeon LE, wobei die „kleine“ Radeon auf eine Transform-and-Lighting-Einheit (T&L) verzichten musste.
Die T&L-Einheit ist ein spezieller Koprozessor, der die Berechnungen der Objektgeometrie von der CPU auf die GPU verlagerte und seinerzeit den Grundstein für Geometrie- und Belichtungsberechnungen auf der Grafikkarte mittels Shadern legte. Er wurde gemeinsam mit der ersten Nvidia GeForce, der GeForce 256 mit NV10-Grafikprozessor eingeführt.
Modell | Erschienen | Codename | GPU-Takt | Füllrate | Speicher | Typ | Bandbreite |
---|---|---|---|---|---|---|---|
Radeon 7000 (Radeon VE) |
03/2001 | RV100 | 167 MHz | 500 MT/s | 32 MB 64 MB |
DDR mit 183 MHz 64-Bit |
2,9 GB/s |
Radeon 7200 (Radeon) |
09/2000 | R100 | 183 MHz | 1.000 MT/s | 32 MB 64 MB |
SDR/DDR mit 183 MHz 128-Bit |
2,9 GB/s 5,9 GB/s |
Radeon 7200 LE (Radeon LE) |
11/2000 | R100 | 143 MHz | 858 MT/s | 32 MB 64 MB |
DDR mit 143 MHz 128-Bit |
4,6 GB/s |
Radeon 7500 |
07/2001 | RV200 | 290 MHz | 1.740 MT/s | 64 MB 128 MB |
DDR mit 230 MHz 128-Bit |
7,4 GB/s |
Die im Sommer 2001 vorgestellte ATi Radeon 7500 stellte innerhalb der Radeon-7000-Serie einen großen Sprung dar, konnte sie doch mit 290 MHz und einer Füllrate von 1.740 MT/s sowie einem mit 230 MHz taktenden DDR-SDRAM mit einer Speicherbandbreite von 7,4 GB/s in neue Leistungsdimensionen vordringen.
Die ATi Radeon 7500 mit RV200-Chip war die für Spieler bis dato interessanteste Grafikkarte und wurde nicht zuletzt deshalb am 9. Dezember 2001 auch von ComputerBase getestet.
Die Redaktion hielt seinerzeit die PowerMagic ATi Radeon 7500 (Test) in Händen, die sich gegen die GeForce 2 Ti, GeForce 2 Pro sowie GeForce 3 Ti beweisen musste.
ATi Radeon 7500 im Test auf ComputerBase
Mit der Radeon 8500 (Test) hatte ATi im Dezember 2001 bereits für eine neue Referenz bei den High-End-Grafikkarten gesorgt. Doch wie sah es damals im mittleren Preis- und Leistungs-Segment aus?
Die gute alte Radeon von ATI hat mittlerweile auch schon einiges auf dem Buckel und kann sich nicht mehr mit der Konkurrenz aus dem Hause Nvidia messen, die mit ihrer GeForce 2 Ti die Messlatte im Mid-End Grafikkarten-Bereich recht hoch gelegt haben.
ComputerBase, am 9. Dezember 2001
Damals wie heute stellte ComputerBase erst einmal die Kontrahenten vor und deren technischen Spezifikationen gegenüber. Zum Test traten die folgenden vier Kandidaten von ATi und Nvidia an:
Die Kandidaten
Leistungsdaten | GeForce2 Pro | Radeon 7500 | GeForce2 Ti | GeForce3 Ti200 |
---|---|---|---|---|
Fertigungsprozess | 0,18µm | 0,15µm | 0,15µm | 0,15µm |
Rendering Pipelines | 4 | 2 | 4 | 4 |
Textureinheiten | 2 | 3 | 2 | 2 |
Chiptakt | 200MHz | 270 (290)MHz | 250MHz | 175MHz |
Speichertakt | 400MHz | 460MHz | 400MHz | 400MHz |
Speicherinterface | DDR | DDR | DDR | DDR |
Speicherbandbreite | 6,4 GB/s | 8,8 GB/s | 6,4 GB/s | 6,4 GB/s |
Speicherbus | 128Bit | 128Bit | 128Bit | 128Bit |
Speicherzugriff | 5ns | 4ns | 5ns | 4-5ns |
Pixelfüllrate | 800MPixel/s | 580MPixel/s | 1000MPixel/s | 700MPixel/s |
Texelfüllrate | 1800 MTexel/s | 1740 MTexel/s | 2000 MTexel/s | 1400 MTexel/s |
Polygone/sec | 27 Mio. | 40 Mio. | 31 Mio. | 31 Mio. |
Das Testsystem
Dabei kam das folgende Testsystem zum Einsatz, welches auf dem damals sehr beliebten AMD Athlon C mit 1333 MHz und 266 MHz FSB basierte und die Testkandidaten zu keiner Zeit limitierte.
- Prozessor
- AMD Athlon-C 1333MHz
- Motherboard
- Arbeitsspeicher
- 2x 128MB PC133 SDRAM
- Grafikkarte
- Inno3D Tornado GeForce2 Ti
- Inno3D Tornardo GeForce3 Ti200
- PowerMagic Radeon 7500
- Peripherie
- Seagate ST36531A
- Maxtor 92041U4
- Philips PCCD048
- Ricoh MP-7060A
- Creative Soundblaster Live! 5.1
- Realtek RTL8139(A) PCI-Fast Ethernet Adapter
- Sonstiges
- Microsoft Intelli Mouse Explorer
- Software
- Windows XP Professional
Die Benchmarks
Damit das Ergebnis der Benchmarks sowohl die seinerzeit aktuellen als auch kommenden Spiele-Engines abdeckte, kamen sowohl DirectX 7 als auch DirectX 8 basierende Benchmarks zum Einsatz. Dabei wurde sowohl OpenGL als auch Direct3D berücksichtigt.
Die ATi Radeon 7500 und ihre Konkurrenten mussten sich im Dezember 2001 den folgenden Benchmarks stellen:
- DirectX 7.0
- 3DMark 2000 1.1 (Benchmark)
- VillageMark (Benchmark)
- DirectX 8.0
- 3DMark 2001 (Benchmark)
- Aquanox Aquamark 2.1 (Action-Game)
- OpenGL
- Vulpine GL Mark 2001 1.1 (Benchmark)
- GL Excess 1.1 (Benchmark)
- Quake 3 Arena 1.17 (Ego-Shooter)
Die Ergebnisse
Die folgenden Grafiken – nein ComputerBase nutzte seinerzeit noch keine Diagramme – zeigen wie die ATi Radeon im Vergleich zur GeForce 2 Ti, GeForce 2 Pro und GeForce 3 Ti abschnitt. Das abschließende Fazit gibt noch einmal wieder, wie die Redaktion die ATi Radeon 7500 und deren Ergebnisse einstufte.
3DMark 2000 (16-/32-Bit)
3DMark 2001 (16-/32-Bit)
VillageMark (16-/32-Bit)
AquaMark (16-/32-Bit)
Quake (Normal/Hoch/Maximal)
Das Fazit
So urteilte die Redaktion im Dezember 2001 über die ATi Radeon 7500, die seinerzeit zu Preisen von 320 bis 360 DM im Handel erhältlich war.
ATI kann sein hochgestecktes Ziel, sich zwischen der Pro und Ultra zu platzieren, vor allem in Direct3D bei 32 Bit erreichen. Doch leider ist die 16-Bit-Performance sehr enttäuschend und auch in OpenGL kann sie nicht in allen Bereichen die hohen Erwartungen, die man nach den Direct3D-Ergebnissen hatte, bestätigen.
Das größte Manko ist aber sicherlich die Bildqualität unter 16 Bit. Dieses Problem kann man keinesfalls der Karte vorwerfen, sondern ganz klar ATIs Treibern. Auch die verwaschenen Texturen unter 16 und 32 Bit fallen mitunter extrem negativ auf. Hier besteht eindeutig noch Nachholbedarf.
Doch man sollte daraus keines Falls ein allzu negatives Urteil über die Radeon 7500 fällen, da sie bei einem Preis von etwa DM 340,- im Vergleich zur Konkurrenz eine sehr gute Dual-Display-Grafikkarte darstellt.
ComputerBase, am 9. Dezember 2001
Randnotiz: Community-Mitglieder, die noch eine ATi Radeon der 7000er-Serie besitzen, sind wie gewohnt dazu eingeladen, entsprechende Fotos in den Kommentaren mit der Community zu teilen. Eine entsprechende Galerie nimmt die Redaktion anschließend mit Freude in diese Ausgabe von C:\B_retro\ mit auf.
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