Ford Sync 4: OTA-Updates sollen in 2 Minuten erledigt sein
Ford wird Anfang des kommenden Jahres mit dem Mustang Mach-E das erste Auto mit der neuen Generation Sync-Infotainmentsystem anbieten. Sync 4 nutzt ein 15,5 Zoll großes Touch-Display und lässt sich auch per Sprache bedienen. Ford will regelmäßig Updates zur Verfügung stellen, die in wenigen Minuten aufgespielt sein sollen.
Zum bevorstehenden Marktstart des vollelektrischen Mustang Mach-E in Europa hat Ford weitere Details zum neuen Infotainmentsystem Sync 4 sowie zu länderspezifischen Funktionen bekannt gegeben. Einen ersten Ausblick auf Sync 4 hatte es bereits vor knapp einem Jahr gegeben. Der Mustang Mach-E soll Anfang des kommenden Jahres ausgeliefert werden. Ford plane mit dem ersten Quartal, hieß es auf Nachfrage.
Touch-Display mit physischem Drehregler
Sync 4 nutzt für die Darstellung im Mustang Mach-E einen 15,5 Zoll großen Touch-Bildschirm mit Full-HD-Auflösung im Hochkantformat, der senkrecht in der Mittelkonsole des Fahrzeugs platziert ist. Als physisches Bedienelement bleibt ein Drehregler für die Lautstärke im unteren Bereich des Displays erhalten, außerdem erlaubt der untere Abschnitt des Bildschirms stets den Schnellzugriff auf Klimaanlage und Sitzheizung.
Das Infotainmentsystem sei von Grund auf neu entwickelt worden, erklärt Ford. Dazu gehört auch die Unterstützung schneller Updates, die kabellos (Over the Air) an das Fahrzeug übertragen werden können, wenngleich weiterhin die Option bestehe, Updates mittels USB-Stick aufzuspielen oder diese von der Ford-Niederlassung durchführen zu lassen.
Schnelle OTA-Updates mit zwei Partitionen
OTA-Updates können über die LTE-Mobilfunkanbindung des Autos unterwegs oder aber mittels WLAN heruntergeladen werden. Die Updates werden nach dem Download im Hintergrund installiert, sodass die überwiegende Anzahl der OTA-Updates in weniger als zwei Minuten aktiviert sei. Auf Nachfrage von ComputerBase erklärte Ford, dass Sync 4 mit zwei Partitionen arbeite, sodass eine aktualisiert werden könne, während der Fahrer das System weiterhin über die andere Partition nutzen könne. Das ist ein entscheidender Zeitvorteil gegenüber Systemen wie dem BMW OS 7.0 mit Remote Software Upgrades, die im Schnitt etwa 20 Minuten benötigen sollen. Ford nutzt das System der zwei Partitionen auch, um bei Fehlern auf den alten Stand zurückzukehren. Die OTA-Updates nutzt Ford für Qualitäts- und Leistungsverbesserungen am Sync 4 und die Steuergeräte im gesamten Fahrzeug, wodurch sich der Service-Aufwand reduzieren soll.
FordPass-App für den Erstkontakt vor Abholung
Mit Sync 4 geht die FordPass-App für Android und iOS einher, über die schon vor der Auslieferung des Fahrzeugs der Erstkontakt zu diesem aufgenommen werden kann. So lässt sich bereits vorab ein Profil anlegen und Lieblingsorte wie Heimat- und Arbeitsort, bestimmte Ladestationen oder auch Supermärkte können hinterlegt werden. Über das Smartphone lässt sich der Mustang Mach-E aus der Ferne steuern, etwa für die Klimatisierung oder aber zum Vorbereiten von Routen. Schon vor der Abfahrt lassen sich in der App Strecken mit Zwischenstopps für Sightseeing, Restaurants und Ladesäulen anlegen. Mustang-Mach-E-Fahrer haben Zugriff auf das Ladenetz von NewMotion und Ionity und können den Ladevorgang direkt über die FordPass-App bezahlen. Für die Navigation setzt Ford auf Karten von Garmin, jedoch mit Echtzeit-Verkehrsinformationen von TomTom, die alle 30 Sekunden aktualisiert werden sollen. Das Kartenmaterial liegt offline im Fahrzeug, sodass die Navigation keine Mobilfunkanbindung voraussetzt.
Android Auto und CarPlay kabellos und nicht-exklusiv
Wer nicht ausschließlich die Dienste von Ford verwenden möchte, kann Android Auto von Google oder CarPlay von Apple jeweils kabellos im Mustang Mach-E nutzen. Interessant ist dabei die Herangehensweise, dass die Lösungen von Apple und Google nicht den gesamten Bildschirm exklusiv in Beschlag nehmen, sondern bewusst nur in der oberen Hälfte des Bildschirms ausgeführt werden. So hat der Fahrer weiterhin vollen Zugriff auf die restlichen Funktionen des Fahrzeugs. Der große Bildschirm ermöglicht dennoch, dass Android Auto oder CarPlay ausreichend groß dargestellt werden. Beide Lösungen werden von Ford ohne Zusatzkosten angeboten – und das dauerhaft.
Update für hochautomatisiertes Fahren geplant
In den USA will Ford im dritten Quartal 2021 ein Software-Update für das Sync 4 anbieten, das hochautomatisiertes Fahren gemäß Level 3 ermöglicht, um auf Autobahnen dauerhaft die Hände vom Lenkrad nehmen zu können. Für die Nutzung wird allerdings das neue Hardware-Paket „Ford Co-Pilot360 Active 2.0 Prep Package“ vorausgesetzt. In Deutschland will Mercedes-Benz im zweiten Halbjahr 2021 als erster Autohersteller ein Level-3-System für die neue S-Klasse anbieten. Auch dafür wird aber neue Hardware benötigt.
ComputerBase hat Informationen zu diesem Artikel von Ford unter NDA erhalten. Die einzige Vorgabe war der frühest mögliche Veröffentlichungszeitpunkt.
Mit Mach-E (Serie), Bronco und F-150 (Sonderausstattung) sind mittlerweile drei Fahrzeuge mit Ford Sync 4 im Handel verfügbar und die Over-The-Air-Update-Funktion wird von Fort bereits auf breiter Basis genutzt. Seit März will der Hersteller über 100.000 Fahrzeuge der Serien Mach-E und F-150 mit dem „Power-Up“ getauften Update versorgt haben, das nicht nur Fehlerbehebungen vornimmt und Vorbereitungen für das versprochene erweiterte autonome Fahrsystem Bluecruise trifft, dessen Freischaltung gegen eine einmalige Gebühr möglich sein wird. Darüber hinaus wird Ford Sync 4 mit dem Update auch für die Integration von Alexa Hand Free vorbereitet.
Alexa ab dem 4. Jahr nur gegen Abogebühr
Die Funktion soll im Herbst für Ford Sync 4 in den Serien Mach-E, Bronco, F-150, Edge und Super Duty auf den Märkten USA und Kanada freigeschaltet werden und daraufhin für drei Jahre kostenlos nutzbar sein. Danach müssen Kunden ein Abo abschließen, zu dessen Kosten sich Ford noch nicht geäußert hat. In den USA und Kanada bietet beispielsweise auch BMW Apple CarPlay nach dem ersten Jahr nur gegen eine Jahresgebühr von 80 US-Dollar an, das sei für viele Anwender günstiger als die Sonderausstattung gegen einmalige Kosten zu kaufen – und dann eventuell gar nicht zu nutzen.
Mit Software Geld verdienen
Automobilhersteller wollen in Zukunft mit Software neue Geschäftsmodelle möglich machen und setzen zu diesem Zweck auf Over-the-Air-Updates. Die Hoffnung: Weil neue Funktionen ohne unliebsamen Werkstattbesuch nachgeladen werden können, werden Kunden auch gegen Gebühr davon Gebrauch machen.
BMW hat im Mai 2021 konkret über „DLCs für Autos“ gesprochen. Mercedes-Benz will im Jahr 2024 mit MB.OS die Basis dafür legen, dass Umsatz nicht nur einmalig mit dem Verkauf des Fahrzeuges, sondern im Nachgang auch mit Software erzielt werden kann. In der neuen S-Klasse und im EQS lässt sich schon heute die Hinterradlenkung gegen Gebühr per OTA-Update von ab Werk bis zu 4,5 auf bis zu 10,0 Grad Lenkwinkel ausbauen. Beim Porsche Taycan gibt es erweiterte Assistenzsysteme und die adaptive Servolenkung entweder gegen eine einmalige Gebühr oder im Abo.