Garmin Instinct Solar im Test: Hervorragende Outdoor-Smartwatch mit Solarladung

Jan Wichmann
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Garmin Instinct Solar im Test: Hervorragende Outdoor-Smartwatch mit Solarladung
Bild: Garmin

tl;dr: Wie die zuletzt getestete Casio G-Shock GBD-H1000 ist auch die Garmin Instinct Solar für den Outdoor-Bereich konzipiert, präsentiert sich dabei aber in nahezu allen Bereichen besser als der Konkurrent. Die Uhr bereitet mehr Freude, unterstützt mehrere Sportarten und lädt den Akku auch mit Sonnenenergie.

Garmin Instinct Solar im Test

Für strapaziöse Wanderungen und Outdoor-Einsätze werden andere Anforderungen an eine Smartwatch gestellt, als einfach nur eine Smartphone-Verlängerung für das Handgelenk zu sein. Kontaktlose Bezahloptionen und farbige Anzeigen stehen hier nicht an erster Stelle, viel mehr dafür Ausdauer und Funktionalität. Beides Punkte, die die Casio G-Shock GBD-H1000 (Test) zwar versprach, aber nur bedingt eingehalten hat. Ein Grund mehr, den direkten Widersacher aus dem Hause Garmin unter die Lupe zu nehmen.

Die technischen Eckdaten beider Uhren unterscheiden sich nur in wenigen Punkten. Beide Modelle bewegen sich zudem im selben preislichen Segment. Die Garmin Instinct Solar ist bereits erhältlich. Als Preisempfehlung ruft der Hersteller rund 390 Euro auf. Im Einzelhandel ist die Uhr bereits ab rund 340 Euro gelistet. Sondereditionen wie die Camo- oder Surf-Edition sind ab rund 380 Euro lieferbar. Diese bieten neben einer speziellen Designgebung auch besondere Funktionen. So kann die Camo-Edition beispielsweise mit einer Nachtsichtbrille abgelesen werden und die Surf-Edition wartet unter anderem mit einer Gezeitenansicht auf.

Dezenter, ansprechender Outdoor-Begleiter

Äußerlich unterscheiden sich die Casio G-Shock GBD-H1000 und die Garmin Instinct Solar stark. Zwar sind ähnliche Züge erkennbar, doch wirkt die Garmin Instinct Solar mit 45 × 45 × 15,3 mm (H × B × T) und einem Gewicht von 53 g schon beinahe zierlich gegenüber der wuchtigen G-Shock mit Abmessungen von 63 × 55 × 20,4 mm (H × B × T) und einem Gewicht von über 100 g. Das Gehäuse aus Polymer lässt dabei keine Makel erkennen.

Nicht allein der Größe geschuldet, lässt sie sich auch wesentlich besser tragen als der Casio-Nebenbuhler. Das weichere und angenehmer zu tragende Armband steuert hierzu ebenfalls seinen Teil bei. Das 22 mm breite Armband ist wechselbar. Es können zwar herkömmliche Bänder verwendet werden, jedoch empfehlen sich aufgrund der Tatsache, dass es bündig und dicker mit dem Gehäuse abschließt, die herstellereigenen Exemplare. Hinsichtlich des Designs geht Garmin zudem einen dezenteren Weg, der auch im legeren Alltag passt und nicht für skeptische Blicke sorgt.

Das Nachsehen hat die Garmin allerdings in puncto Wasserdichtigkeit. Mit einer Zertifizierung nach Militärstandard (MIL-STD-810G) ist sie zwar immer noch für nahezu alle Gegebenheiten gewappnet, doch ist die Instinct Solar „nur“ bis 10 ATM und somit zum Schwimmen und Schnorcheln freigegeben, während die GBD-H1000 mit einer Abdichtung nach 20 ATM sogar das Freitauchen erlaubt.

Gleiches Prinzip, doch um Welten besser

Auch die Garmin Instinct Solar setzt auf ein monochromes, transreflektives Memory-in-Pixel-Display. Es ist vor allem im Freien hervorragend ablesbar. Der Nachteil: Das Display leuchtet nicht selbst, sodass in dunkler Umgebung eine indirekte Hintergrundbeleuchtung zum Einsatz kommt. Die bis auf den 16 Megabyte großen Speicher nicht näher beschriebene Hardware genügt vollends, um das System zu bedienen. Eingaben werden ohne Wartezeit ausgeführt.

Die größten Unterschiede beider Uhren finden sich bei der Menüführung und dem Funktionsumfang. Beide setzen zwar einzig auf eine Bedienung mittels seitlicher Knöpfe, doch ist der Umgang mit diesem System bei der Casio schon nahezu ein Kampf. Doppelbelegungen der Tasten und unzählige Hauptanzeigen mitsamt alternativen Detailanzeigen verwirren sehr. Hier tritt die Garmin um ein Vielfaches intuitiver auf. Eine Hauptanzeige, die zudem noch vollends individuell belegt werden kann, dient wie bei „herkömmlichen“ Smartwatches als Ausgangspunkt. Vertikal gelagerte Widgets zeigen alle weiteren Details an. Schlank und einfach gehalten, kommt die Uhr so nahezu ohne irgendwelche Doppelbelegungen aus.

Auch beim Funktionsumfang überflügelt die Garmin den direkten Kontrahenten. Beschränkt sich die Casio G-Shock GBD-H1000 einzig auf Intervall-/Tabata- und Lauftraining, unterstützt die Instinct Solar Laufen, Radfahren, Schwimmen, Gehen, Studio und Gerätetraining. Aber auch darüber hinaus bietet sie einiges mehr als die G-Shock. Sie kann die Musiksteuerung zum gekoppelten Gerät übernehmen. Zur Kopplung mit anderen Sportgeräten beherrscht sie außerdem ANT+. Des Weiteren kann sich der Träger mittels Ortung (GPS, GLONASS und Galileo) zu einem vorher festgelegten Ort – etwa dem Startpunkt oder dem Camp – zurücknavigieren lassen. Die Anzeige von vollständigen Karten ist jedoch den fenix-Modellen vorbehalten. Auch eine Schlafanalyse und die Möglichkeit, Anrufe anzunehmen oder Nachrichten unter Android mittels Kurzantwort zu beantworten, sind mit Bord.

Garmin Instinct Solar im Vergleich zur Garmin fēnix 6 – Pro Solar Edition

Bei den verbauten Sensoren setzt die Instinct Solar neben der Ortung auf einen optischen Herzfrequenzsensor, ein Barometer, einen digitalen Kompass, einen Beschleunigungsmesser und ein Thermometer. Außerdem verfügt sie über ein Pulsoximeter, das zur Überwachung der Akklimatisierung und Sauerstoffsättigung des Blutes dient. Ein Sensor zur Ermittlung des VO2max-Wertes oder ein Algorithmus zu Schätzung dessen fehlt jedoch.

Tadellose Analyse und lange Laufzeit

Bei der Vitalanalyse zeigt die Garmin Instinct dem preislichen Konkurrenten, wie es aussehen muss. Wich dieser bei der Schrittanalyse enorm ab, erzielt die Garmin bei 1.000 gezählten und 1.011 gemessenen Schritten nahezu eine Punktelandung. Auch bei der Pulsmessung gibt sich die Instinct Solar souverän. Hier werden kleinste Abweichungen gegenüber des Referenzwertes, der mittels Brustgurt Polar H7 ausgelesen wurde, verzeichnet, die sich in so niedrigem Bereich zugleich mit Toleranz, Schweiß, Armbehaarung und Trageart begründen lassen.

Besonders hervorzuheben ist außerdem die überaus genaue GPS-Ortung. Ohne abweichende „Zickzacklinie“ lassen sich die zurückgelegten Trainingsrunden im Nachgang in der App verfolgen. Abweichungen, wie sie bei anderen Smartwatches oft der Fall sind und sich beispielsweise in der Anzeige einer falschen Straßenseite widerspiegeln, wurden bei der Garmin in keinster Weise festgestellt. Ärgerlich ist dagegen, dass die Uhr im Test keine automatische Trainingserkennung bot und so jede Einheit zuvor mittels Tastendrucks und einer Auswahl gestartet werden musste.

Herzfrequenzmessungen, in s/min
Garmin Instinct Solar Referenz Abweichung
74 74 0,00 %
137 139 -1,46 %
97 96 +1,04 %

Auch bei der Akkulaufzeit hinterlässt die Garmin Instinct Solar ein sehr gutes Bild. Im „Smartwatch-Modus“ nennt der Hersteller selbst eine Laufzeit von bis 24 Tagen. Im Alltagstest, der einige GPS-gestützte Touren, eine permanente Herzfrequenzmessung und die automatische Beleuchtungsoption umfasste, hielt die Uhr knapp 18 Tage durch, ehe sie an die Ladebuchse musste. Mittels starker Solarladung (täglich drei Stunden im Freien) spricht Garmin sogar von einer Laufzeit von bis zu 54 Tagen. Bei permanenter Ortung sollen bis zu 30 Stunden drin sein.

Gute, aber nicht perfekte App

Die zugehörige Garmin-Connect-App ist ein Quantensprung gegenüber der der Casio G-Shock GBD-H1000. Sie bietet Auskunft über alle wichtigen Parameter. Ein Klick auf die entsprechende Kategorie zeigt eine detaillierte Tagesübersicht. Wochen-, Monats- oder Jahresansichten sind dabei etwas versteckt und müssen über ein kleines Diagrammsymbol aufgerufen werden. Der App würden dahingehend etwas mehr Übersichtlichkeit und Intuition sehr gut stehen. Hinsichtlich dieser Punkte sind beispielsweise Withings (Health-Mate-App) oder Fitbit (Fitbit-App) um einiges besser aufgestellt. Überaus erfreulich ist jedoch der Datenschutz: Eine Übertragung der Aktivitätsdaten an Garmin muss nicht erfolgen.

Fazit

Die Garmin Instinct Solar ist eine Outdoor-Smartwatch durch und durch. Dabei schafft sie in vielerlei Hinsicht nichtdestoweniger den Spagat zwischen Alltags-Smartwatch und Outdoor-Überlebensgerät. Abgesehen von der Wasserdichtigkeit übertrifft sie den Widersacher Casio GBD-H1000 in allen Punkten. Optik und Gewicht lassen sich auch gut im Alltag unterbringen. Das Fehlen von smarten Funktionen wie etwa kontaktloses NFC-Bezahlen sind in Anbetracht des anvisierten Sektors vertretbar. Dafür bietet das Modell eine Schar von nützlichen Funktionen und beschränkt sich nicht nur auf zwei Sportarten. Einen riesigen Mehrwert hält zudem die Kopplungsmöglichkeit via ANT+ bereit, sofern jene gebraucht wird.

Auch Laufzeit und Vitalanalyse geben keinen Grund zur Beanstandung. Das GPS-Tracking funktioniert einwandfrei und die Menüführung der Uhr ist verständlich und bedarf keines Handbuchs. Gerade dieser Punkt war bei dem Casio-Kontrahenten überaus frustrierend. Zusammengefasst ist die Garmin Instinct Solar eine hervorragende Smartwatch für den Outdoor-Sektor.

Garmin Instinct Solar
29.09.2020
  • Robust und Wasserdicht (MIL-STD-810G und 10 ATM)
  • Angenehmes Gewicht und hoher Tragekomfort
  • Sehr hohe Ablesbarkeit des Displays bei Sonnenlicht
  • Nützliche Funktionen und ausreichend Sportmodi
  • Genaue Vitaldaten und Ortung
  • Übersichtliches Menü
  • Hohe Laufzeit
  • Solarladung
  • ANT+ Kopplung
  • Leicht verschachtelte Garmin Connect App
  • Keine automatische Trainingserkennung
  • Keine VO2max-Bestimmung
ComputerBase-Empfehlung für Garmin Instinct Solar

ComputerBase hat die Instinct Solar leihweise von Garmin zum Testen erhalten. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht. Es gab kein NDA.

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