Gnome 3.38: Freier Desktop für Linux und Unix erhält neue Features
Die gemeinnützige Gnome Foundation hat seine freie Desktop-Umgebung Gnome 3.38 für Linux-Distributionen und Unix-Betriebssysteme aus dem GNU-Projekt mit diversen neuen Funktionen für Anwender freigegeben. Neben den aktualisierten Gnome-Apps halten getrennt voneinander arbeitende Bildwiederholungsraten Einzug in Gnome.
Der direkte Nachfolger von Gnome 3.36 („Gresik“), das sich in erster Linie um eine neue Designsprache und eine bessere „Work-Life-Balance“ bemüht hat, stellt das erste große Feature-Update innerhalb der letzten 12 Monate dar. ComputerBase stellt die diversen Neuerungen der freien Desktop-Umgebung für unixartige Betriebssysteme und Linux-Distributionen vor, die in einem ausgedehnten Beta-Programm evaluiert wurden.
Flexibel anpassbares Anwendungsraster
Wie bei Gnome 3.36 konzentrierten sich die Entwickler bei der Realisierung von Gnome 3.38 in weiten Teilen auf den für Anwender sichtbaren Bereich der Desktop-Umgebung und so verwundert es nicht, dass unterhalb der Oberfläche in erster Linie an der Gnome Shell sowie dem Fenstermanager Mutter gearbeitet wurde, der tief in die Shell integriert ist und vergleichbar mit KWin als Compositor für das Display-Server-Protokoll Wayland in Gnome 3.x fungiert.
Eine der auffälligsten Neuerungen in Gnome 3.38, die aus der Weiterentwicklung der Shell und des Fenstermanagers resultiert, ist das anpassbare Anwendungsraster, das sogenannte „App-Grid“, welches die installierten Anwendungen, ähnlich dem Startmenü im Vollbildmodus von Windows 10, übersichtlich auflistet und die Symbole jetzt auch auf Grundlage der Auflösung und des Seitenverhältnisses des Monitors dem verfügbaren Platz anpasst. Die Symbole passen sich dabei dem Platzangebot im App-Raster an.
Insgesamt 24 Anwendungen pro Seite kann das „App-Grid“ jetzt wahlweise im Portrait-Modus oder Ultra-Wide-Modus anzeigen und erkennt automatisch, ob es auf einem Anzeigegerät mit 1.920 × 1.080 Pixeln oder einem 4K-Monitor aufgerufen wird.
Außerdem lassen sich Anwendungen mit Gnome 3.38 innerhalb des Rasters noch einfacher zu Gruppen zusammenfassen, die sich jetzt ebenfalls auf mehrere Seiten erstrecken und folglich mehr Apps aufnehmen können. Innerhalb eines Ordners wird dazu ein weiteres Raster mit maximal 3 × 3 Anwendungen angelegt, bevor der Ordner eine weitere Seite erhält. Zudem lassen sich Apps und Ordner jetzt frei positionieren.
Im Rahmen der Weiterentwicklung von „Startmenü“ und Anwendungsraster haben die Macher auch die Menüs und Dialoge leicht überarbeitet und an das Konzept angepasst.
Neue Gnome-Tour und aktualisierte Gnome-Apps
Neben der neuen Gnome-Tour, einer Welcome-App, die die Neuerungen der Desktop-Umgebung für Linux vorstellt und die die „First-Run-Experience“ verbessern soll, erhielten einige der Gnome-Apps im Zuge des Updates auf Gnome 3.38 neue Funktionen. So unterstützt der hauseigene freie Browser Epiphany nicht nur selbst bereitgestellte Sync-Server, sondern verfügt auch über einen neu gestalteten Einstellungsdialog.
Neben einem verbesserten Fingerprint-Support und erweiterten Kontrollmaßnahmen für Eltern können Wi-Fi-Hotspots nun auch mittels QR-Code geteilt und betreten werden und auch der Dialog für die Aufnahme von Screenshots wurde überarbeitet.
Gnome-Boxes, eine Anwendung, mit der auf entfernte oder virtuelle Computersysteme zugegriffen werden kann, erhielt einen Editor für die Konfiguration von Libvirt VM, und die Schutzmaßnahmen gegen bösartige USB-Geräte sind bereits werkseitig aktiviert. Zudem wurde die Kartenanwendung Gnome-Maps mit neuen Funktionen aufgewertet.
Wayland und Screencast aufgewertet
Gnome und dessen Display-Server Wayland erkennen in der neuesten Version zudem, ob der Anwender mehrere Anzeigegeräte mit unterschiedlicher Bildwiederholungsrate betreibt und können diese dann mit flexiblen und getrennt voneinander einstellbaren Bildwiederholungsraten mit beispielsweise 60 und 144 Hz ansteuern.
Auch das Video-Capturing mittel Screencast wurde aufgewertet und ist jetzt in der Lage, Bildschirminhalte auch dann noch korrekt aufzuzeichnen, wenn die aufzuzeichnende Anwendung versucht den Compositor zu umgehen. In solchen Fällen greift der Fenstermanager ein und kopiert die Inhalte ohne Umwege in den Stream.
Für Anwender, die sich im Detail für alle Neuerungen und Verbesserungen von Gnome 3.38 interessieren, ist außerdem der bereits im August ausgestrahlte 50-minütige Stream „State of the Shell“ der Gnome-Entwickler zu empfehlen, in dem Neuerungen im Detail vorgestellt und über den aktuellen Stand der Gnome Shell diskutiert wird.