Tiger Lake im Test: Ersteindruck und Ausblick
3/3Können vier Tiger-Lake-Kerne acht Zen-2-Kerne schlagen? Intel hatte das in Aussicht gestellt und zumindest der mit hoher TDP laufende Core i7-1185G7 liefert auch. Es gibt die Anwendungen, in denen Intels neue Quad-Core-Lösung extrem stark aufgestellt ist, es gibt aber auch die anderen, in denen 16 Threads AMD weiterhin klar in Front lassen. Den ausgelesenen Sensor-Daten zufolge benötigt Intel mit dauerhaft 36 zu (im Test) dauerhaft 30 Watt beim Ryzen 7 aber auch mehr elektrische Leistung.
Tiger Lake kann richtig schnell sein
Es sind in der Tat vor allem die alltäglichen Anwendungen, die der neuen CPU-Generation liegen und die Intel deshalb bewusst in den Fokus rückt. Leichte Anwendungen und Multimedia-Inhalte, Browsen und Office, da laufen die CPU-Kerne – von der TDP-Leine gelassen – zur Höchstform auf und selbst Acht-Kerner kommen in Reichweite. Rendering-Maschinen werden Notebooks mit den Quad-Core-CPUs nicht, hier ist extreme Parallelisierung über mehr Threads gefragt, da liegt AMD weit vorn.
Höchst interessant wird am Ende jedoch zu sehen sein, wie die Hersteller die CPUs konfigurieren. Ob mit einer TDP von bis zu 36 Watt Dauerlast oder knallhartem Limit bei 15 Watt: Tiger Lake-U kann mit derselben CPU ganz unterschiedliche Ergebnisse hervorbringen. Der Core i7-1165G7 im Acer Swift 3 liefert in diesem Zusammenhang einen Ausblick. Gegen einen ausgefahrenden Ryzen 7 mit acht Kernen und sechzehn Threads hat dieser Prozessor keine Chance mehr, gegen einen Ryzen 5 4500U mit nur sechs Kernen ohne SMT hingegen sogar dann, wenn der Konkurrent mit bis zu 25 Watt agiert.
Die integrierte Grafikeinheit macht allem Anschein nach den erwarteten und versprochenen Sprung nach vorn. Selbst gegenüber Ice Lake-U wird die Leistung im besten Fall verdoppelt, wird die heute noch weit verbreitete UHD-Lösung zum Vergleich herangezogen, ist die Grafik Intel Xe in Tiger Lake-U eine ganz neue Welt. Mit Blick auf AMD kommt es extrem auf das Szenario, in dem Fall den Spieletitel und die gewählten Einstellungen an. Manchmal ist es ein Schlagabtausch auf Augenhöhe, im Schnitt liegt Intels Xe im Core i7-1185G7 mit hoher TDP aber vorn. Der Core i7-1165G7 mit weniger TDP liegt hingegen im Schnitt nur gleich auf.
Der Vorgänger Ice Lake scheint mit Tiger Lake direkt Geschichte zu sein. Sollte Intel ausreichende Mengen der neuen CPUs an die Partner liefern können, spricht rein gar nichts mehr für den Vorgänger, der mit viel weniger Takt, aber höherer IPC gegenüber Whiskey Lake quasi auf der Stelle trat. Damit war Ice Lake ein extrem kurzes Intermezzo und letztlich nur der Türöffner für die neue Notebook-Generation, was auch am Project Athena 2.0, nun als Evo-Plattform bekannt, sichtbar wird. Acers Swift 3 zeigt im gleichen Chassis, dass es mit Tiger Lake zwischen 30 und 44 Prozent Mehrleistung in Anwendungen und 60 Prozent in Spielen gegenüber Ice Lake gibt.
Enttäuschend ist, dass die AV1-Beschleunigung in Hardware zum offiziellen Markstart offensichtlich noch nicht geboten wird.
Intel muss liefern können
Mit Tiger Lake im Rücken ist der Ausblick für Intel im Notebook nun deutlich positiver, als es noch vor Monaten vermutet oder auch befürchtet wurde. Tiger Lake-U ist im Einstiegssegment stark, mit Tiger Lake-H und acht Kernen könnte die Krone zurück in das Lager von Intel wandern. Vorausgesetzt, Intel kann liefern – und zwar in Summe sowie im Speziellen die hoch taktenden Varianten.
Darüber hinaus steht AMDs Cezanne-APU mit neuer Zen-3-CPU-Architektur ebenfalls schon in den Startlöchern – das Duell gibt es jedoch erst nächstes Jahr. Nun hat das Feuer der Abwechslung und neuen Innovationen aus dem Desktop-Segment auch das Notebook erreicht.
ComputerBase durfte das Intel-Referenz-Notebook mit Core i7-1185G7 bei Intel in München für einen knappen Arbeitstag unter NDA unter die Lupe nehmen. Dabei gab es keine Einschränkungen bei verwendbaren Tests, nur der frühestmögliche Veröffentlichungszeitpunkt wurde von Intel vorgegeben. Die Kosten für An- und Abreise wurden von Intel getragen. Der Intel Core i7-1165G7 wurde von Acer im Swift 3 unter NDA zur Verfügung gestellt. Weil das Notebook noch nicht dem Serienstand entsprach, wurde in Absprache mit dem Hersteller auf ein Urteil zum Notebook verzichtet. Das Lenovo-Notebook mit AMD Ryzen 7 4800U stammte von AMD, das zweite Lenovo Yoga Slim 7 mit kleinerem Ryzen 5 4500U von Lenovo selbst.
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