Jabra Evolve2 85 im Test: Klang, ANC, Telefonie, Latenz und Fazit
2/2Neutraler, sehr gut abgestimmter Klang
Klanglich überzeugt der Jabra Evolve2 85 auf ganzer Linie: kräftige Bässe, breite Bühne, sehr gute, verständliche Mitten und klare Höhen. Die Differenzierung ist sehr gut und die einzelnen Frequenzen verschwimmen auch dann nicht, wenn es musikalisch etwas wilder wird. Die an vielen Passagen dezent im Hintergrund auf die Stereokanäle aufgeteilten zusätzlichen Stimmen in Bad Guy von Billie Eilish sind über das gesamte Lied auch bei mittlerer Lautstärke nur selten so klar zu hören und zu verstehen.
Die Abstimmung ist zudem vergleichsweise neutral, ohne hart und kalt zu klingen. Der Bass ist im Vergleich zu vielen anderen aktuellen Kopfhörern somit deutlich dezenter. Wer es wärmer bevorzugt, muss mit dem Equalizer in der App nachhelfen.
Klanglich erweist sich der Jabra Evolve2 85 zudem als perfekter Allrounder, der jedes Musikgenre gleichsam unaufgeregt und sicher wiedergibt.
Sehr gutes ANC fast ohne Rauschen
Beim ANC des Jabra Evolve2 85 fällt zunächst positiv auf, dass so gut wie kein Hintergrundrauschen durch die Aktivierung entsteht. Während man bei vielen Kopfhörern beim Aufsetzen sofort klar sagen kann, ob ANC aktiv ist oder nicht, weil ein deutliches Rauschen zu hören ist, so ist dies beim Evolve2 85 auch bei Ruhe nur bei sehr genauem Hinhören möglich.
Das ANC des Jabra Evolve2 85 arbeitet gut und filtert tiefe Frequenzen sehr gut. Die Kombination aus Effektivität, nicht vorhandenem Rauschen und keinem negativen Einfluss auf die Klangqualität bieten nur die wenigsten Kopfhörer. Im Vergleich zum Sony WH-1000XM4 (Test) filtert der Jabra Evolve2 85 bei weißem Rauschen etwas weniger Frequenzen, so dass Sonys ANC-Kopfhörer weiterhin Klassenprimus bleibt, wenn es um aktive Geräuschunterdrückung geht.
Das ANC kann problemlos auch bei Gesprächen über das Mikrofon im Arm genutzt werden, so dass auch für den Träger der Kopfhörer Umgebungsgeräusche gedämpft werden.
Natürlicher Transparenzmodus
Via Transparenzmodus kann die Umgebung über die Mikrofone des Kopfhörers an die Ohren des Trägers weitergeleitet werden. Wie bereits mehrfach erwähnt, ist es dabei möglich, die Lautstärke in der App selbst einzustellen. Auch beim Transparenzmodus fällt sehr positiv auf, dass der Evolve2 85 fast kein Rauschen erzeugt. Selbst bei maximaler Intensität der HearThrough-Funktion in der App ist kein störendes Rauschen zu hören.
Die Umgebung, etwa Stimmen oder Tastaturanschläge im Büro, werden dabei hervorragend natürlich eingefangen und wiedergegeben. Auch in diesem Bereich sammelt der Kopfhörer Pluspunkte im Vergleich zur Konkurrenz.
Die Nutzung des Transparenzmodus ist während des Telefonierens nicht möglich, wenn hierbei auf die Mikrofone der Ohrmuscheln zurückgegriffen wird.
Gute Telefonie etwas hinter den Erwartungen
Die schiere Armada von Mikrofonen des Jabra Evolve2 85 weckt eine hohe Erwartung an die Sprachqualität beim Telefonieren. Die Praxis fällt deshalb durchaus ernüchternd aus, denn für das Einfangen der eigenen Sprache kommen diese Mikrofone nicht zum Einsatz, sondern nur das Mikrofon im Arm. Die anderen Mikrofone werden weiterhin für ANC genutzt, da die aktive Geräuschunterdrückung auch beim Telefonieren genutzt werden kann, was für den Träger sehr angenehm ist.
Nur wenn der Mikrofon-Arm eingeklappt und die Option der App aktiviert ist, können die Mikrofone der Ohrmuscheln für die Telefonie genutzt werden, was ANC sperrt. In der Praxis fällt die Sprachqualität dann aber schlechter aus, so dass der Mikrofon-Arm genutzt werden sollte.
Die Sprache des Trägers wird zwar insgesamt gut verständlich übertragen, klingt jedoch etwas nasal. Umgebungsgeräusche werden nicht vollständig ausgeblendet – das ANC blendet für den Träger mehr Umgebung aus als für den Gesprächspartner. Zudem ist ein leichtes Rauschen durch die Filterung zu hören. In Summe ist die Qualität somit in Ordnung, qualitativ aber die schwächste Funktion des Jabra Evolve2 85.
Latenz im Vergleich
Die Messung der Latenz erfolgt unter Android und iOS bei der Nutzung des Audio-Codecs AAC. Sie liegt im normalen Bereich von 160 bis 180 ms und wird durch die Aktivierung von ANC oder des Transparenzmodus nicht negativ beeinflusst.
Kopfhörer | Latenz |
---|---|
Jabra Evolve2 85 | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
Jabra Elite 45h | 160–180 ms (Android/iOS, SBC) |
Sony WH-1000XM4 | 160–180 ms (Android, LDAC) / 160–180 ms (iOS/Android, AAC) |
JBL Club 950NC | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
Sony WH-CH710N | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
iFrogz Airtime Vibe | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
Sony WH-1000XM3 | 160–180 ms (Android, LDAC) / 160–180 ms (iOS, AAC) |
Bowers & Wilkins PX5 | 160–180 ms (Android, aptX HD) / 160–180 ms (iOS, AAC) |
Montblanc MB 01 | 160–180 ms (Android, aptX HD) / 160–180 ms (iOS, AAC) |
Sennheiser Momentum 3 Wireless | 80 ms (Android, aptX LL) / 160–180 ms (iOS, AAC) |
Marshall Monitor II A.N.C. | 160–180 ms (Android/iOS, SBC) |
beyerdynamic amiron wireless copper | 160–180 ms (Android, aptX HD) / 160–180 (iOS, AAC) |
Fazit
Der Jabra Evolve2 85 ist ein hervorragender Kopfhörer. Der Klang überzeugt auf ganzer Linie, das ANC ist sehr gut, der Tragekomfort ist hoch und die Akkulaufzeit überzeugt ebenso. Jabra muss sich in diesen Punkten nicht vor der namhaften Konkurrenz verstecken, sondern der Evolve2 85 kann durchaus als Konkurrenz zum Sony WH-1000XM4 gesehen werden, auch wenn dieser weiterhin das bessere ANC bietet.
Die Funktionen des Evolve2 85 sind ebenso zahlreich wie nützlich und gut umgesetzt. Mit Multi-Connect, PC-USB-Adapter, sehr gutem Transparenzmodus, AUX-Anschluss, Schnellladefunktion, optionaler Ladestation, guter Steuerung, dem automatischen Pausieren und Stummschalten des Mikrofons und dem automatischen Busylight führt der Kopfhörer viele nützliche Extras ins Feld. Das Reiseetui und der Flugzeugadapter verdeutlichen, dass das Modell keineswegs nur im Büro genutzt werden sollte, sondern auch im privaten Alltag oder auf beruflichen Reisen eine sehr gute Figur macht.
Als reines Headset betrachtet, fällt die Sprachqualität beim Telefonieren ernüchternd aus. Zwar ist der Anrufer gut zu verstehen, aber die Sprache klingt nasal und die Filterung ist trotz für den Gesprächspartner weiterhin wahrnehmbarer Hintergrundgeräusche ebenfalls zu hören. Wer den Evolve2 85 in erster Linie als Headset nutzen möchte, kann getrost zu günstigeren Alternativen greifen.
Während Jabra für den Evolve2 85 ohne Ladestation 545 Euro und mit Ladestation 605 Euro aufruft, ist er im Handel deutlich günstiger zu haben. Dort kostet er mit Ladestation nur rund 330 Euro und ohne Ladestand rund 295 Euro, was zwar nicht günstig, aber für das Gebotene ein fairer Preis ist.
ComputerBase wurde der Evolve2 85 leihweise von Jabra zum Testen zur Verfügung gestellt. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht. Es gab kein NDA.
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