Neuer Bandspeicher LTO-9: Speicherkapazität steigt um 50 statt 100 Prozent
Eigentlich sollte die neue Bandspeicher-Generation LTO-9 Platz für 24 TB Daten respektive 60 TB bei Kompression bieten. Doch jetzt wurde die Spezifikation der neuen Magnetbänder auf nur 18 TB unkomprimiert respektive 45 TB komprimiert festgelegt. Die Änderung wird mit dem Kosten-Nutzen-Verhältnis begründet.
Seit Einführung der ersten Generation vor rund 20 Jahren hat sich die Speicherkapazität der LTO-Medien mit jeder Generation in etwa verdoppelt. Die aktuelle LTO-8 bietet 12 TB ohne und 30 TB mit Komprimierung. Bei LTO-9 bricht die Linear Tape-Open Technology mit der Tradition, „um die Kosten und den Nutzen der Technologie innerhalb der Spezifikation auszugleichen“, schreibt das LTO Program in seiner Pressemitteilung.
LTO-9 krempelt bisherige Roadmaps um
Bei nachfolgenden Generationen soll sich die Speicherkapazität wieder verdoppeln, doch bedeutet LTO-9 einen Bruch und eine Änderung der vorherigen Roadmaps. Für LTO-10 werden jetzt 36/90 TB (unkomprimiert/komprimiert), bei LTO-11 72/180 TB und bei LTO-12 144/360 TB anvisiert. Mit der Angabe „bis zu“ lässt sich das LTO Program aber letztlich Spielraum. Auf älteren Roadmaps waren noch Speichervolumen von bis zu 192/480 TB prognostiziert worden. Forscher von IBM und Sony hatten vor einigen Jahren bereits eine Technik demonstriert, mit der 330 TByte pro Cartridge möglich wären.
Mit 18 TB entspricht die Speicherkapazität von LTO-9 jener der bisher größten Festplatten (HDD), die dafür eine Datendichte von 1.022 Gb/in² benötigen, während diese bei LTO-9 nur 12 Gb/in² beträgt. Dadurch sei Bandspeicher für weitere Kapazitätssteigerungen besser gerüstet. HDD-Hersteller machen aktuell kleinere Schritte mit immer größerem Aufwand. Die angekündigten Techniken HAMR und MAMR für Festplatten mit mehr als 20 TB lassen weiter auf sich warten.
Bandspeicher ist sehr günstig
Rasche Fortschritte macht wiederum die Flash-Speicher-Technik, denn SSDs erreichen bereits bis zu 100 TB Speicherplatz. Beim Preis pro Terabyte sind SSDs allerdings erheblich teurer: Günstige Enterprise-SSDs mit SATA kosten mindestens 120 Euro pro Terabyte, Server-Festplatten gibt es schon ab 20 Euro pro Terabyte. Für ein LTO-8-Tape werden derzeit etwa 110 Euro verlangt, was ohne Komprimierung circa 9 Euro und mit Komprimierung keine 4 Euro pro Terabyte bedeutet. Beim Bandspeicher kommen allerdings noch Kosten für das nötige Laufwerk hinzu. Insbesondere bei wahlfreien Zugriffen und beim Beschreiben ist die Bandspeichertechnik aber HDDs und insbesondere den schnellen SSDs unterlegen und eignet sich im Grunde nur zur Archivierung.