Razer BlackShark V2 im Test: Fazit

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Michael Schäfer
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Eine „fortschrittliche positionsgenaue Audiolösung für punktgenaue Präzision und lebensechten, eindringlichen Spielklang“, „Weltmodellierungstechnologie in Kombination mit beispiellosen Anpassungsoptionen“ sowie eine „klare Kommunikation in der Hitze des Gefechts“ hat Razer mit dem neuen BlackShark V2 versprochen. Eingelöst wurde davon nur wenig, ganz wenig – in allen Bereichen gibt es Hersteller, die hier die Nase deutlich weiter vorne haben.

Die Verarbeitung und vor allem die verwendeten Materialien werden dem geforderten UVP nicht annähernd gerecht – dafür hätte es mehr bedurft als größtenteils Kunststoff, der dem gesamten Headset eine geringe Wertigkeit verleiht. Der Kopfbügel ist zwar aus Metall gefertigt wie auch ein Teil der Aufhängung der Ohrmuscheln. Letztere ist jedoch so dünn, dass es nur eine Frage der Zeit zu sein scheint, bis sie der Belastung nicht mehr gewachsen ist. Dieser mehr als bedenkliche Schritt zur Einsparung von Material- und Herstellungskosten war bereits bei anderen Herstellern zu beobachten, unter anderem beim F.R.E.Q.4 (Test) – auch wenn Mad Catz bei diesem den UVP mit 60 Euro deutlich niedriger ansetzt.

Klanglich hat das BlackShark ebenso wenig zu bieten. Es ist erstaunlich, dass es im HiFi-Bereich Kopfhörer gibt, die nicht mit Superlativen wie „brandneuen Razer TriForce Titanium 50-mm-Treibern“ werben, aber dennoch für den Preis einen soliden und somit deutlich besseren Klang liefern. Im Headset-Bereich scheint dies jedoch verpönt zu sein. Hier sind in der Hinsicht nur wenige Ausnahmen zu finden. Im oberen Preisbereich kann unter anderem beyerdynamic punkten, aber auch im unteren preislichen Segment gibt es kleine Geheimtipps, darunter das LX 55 (USB) (Test) oder das LX 30 (Test), beides von Lioncast, die weitestgehend auf Spielereien verzichten, sich dafür aber auf die wichtigen Kernbereiche konzentrieren.

Razer BlackShark V2 im Test

Das V2 agiert dagegen recht lustlos. Bei der Ausgabe dominieren vor allem die mittleren Frequenzen. Werden die tieferen verstärkt, setzt ein deutlich vernehmbares Pumpen ein – nicht nur bei Verwendung der zum Headset gehörenden Software. Durch die geminderten Höhen fehlt dem BlackShark zudem die Räumlichkeit in der Breite. Diese Kombination lässt im Grunde in allen Bereichen, egal ob Spiele, Filme oder Musik, keine Atmosphäre aufkommen.

Das THX Spatial Audio soll Spielern in Kombination mit den vorgefertigten Profilen zu den jeweiligen Spielen einen Vorteil bieten, indem Gegner oder Schüsse besser und schneller ortbar sind. Davon konnte in der Praxis nur wenig beobachtet werden. Es ist nicht auszuschließen, dass mancher Spieler sich darauf einstellt und tatsächlich den einen oder anderen Vorteil daraus ziehen kann – in der Masse dürfte dieser Effekt jedoch ausbleiben. Dies wird schon in den Einstellungen deutlich, wenn das Ändern der Spatial-Einstellungen keinen hörbaren Unterschied nach sich zieht. Auf der anderen Seite verlieren bereits gut abgemischte Spiele mit der Funktion deutlich an Atmosphäre, womit man sich als Spieler fragen muss: Möchte ich vollends in das Spielgeschehen eintauchen und mich mitreißen lassen? Oder bin ich nur auf den Erfolg aus?

Das Mikrofon agiert ebenso durchschnittlich. Obwohl ein Popschutz vorhanden ist, hat es hörbare Probleme mit Plosiv- und Reibelauten. Trotz des üblichen Frequenzganges klingt die Stimme zudem recht dünn – das bekommen andere Hersteller mit ähnlichen Eckdaten besser hin. Darüber hinaus ist der Pegel des Mikrofons wirklich schlecht, im Test sorgte dieser bei 80 Prozent und normaler Gesprächslautstärke gerade einmal für -18 dB. Bei voller Mikrofonlautstärke erfolgte zwar die Aufnahme etwas lauter, dafür aber mit hörbaren Verzerrungen. Lediglich bei der reinen analogen Verwendung klang das BlackShark etwas fülliger, was aber eher dem Mikrofonverstärker der Soundkarte (SoundBlaster X-Fi HD) zuzurechnen sein dürfte.

Fraglich ist ebenso, warum die Hersteller die Software mit allerhand Schnickschnack wie Geräuschunterdrückung ausstatten, die am Ende mehr wichtige Informationen als Störungen herausfiltert. Da sollte für ein besseres Klangbild lieber ein wenig Rauschen in Kauf genommen werden – was beim Spielgebrauch eh nicht zu hören ist. Überzeugen konnte beim V2 lediglich die Normalisierung der Mikrofonlautstärke, die für einen besseren Pegel ohne Störungen sorgte.

Am Ende ist es schwer, dem BlackShark V2 überhaupt eine positive Eigenschaft abzugewinnen. Manche Hersteller konzentrieren sich zumindest auf einen Bereich, womit man ein Headset mit gutem Klang, aber weniger gutem Mikrofon oder umgekehrt empfehlen könnte – je nachdem worauf der Nutzer den Fokus legt und bei welchen Aspekten er am ehesten Kompromisse eingehen kann. Aber selbst das ist beim BlackShark V2 nicht möglich.

Razer BlackShark V2
09.09.2020
  • durch externe Soundkarte auch analog nutzbar
  • abnehmbares Mikrofon mit Popschutz
  • Aufhängungen zu dünn
  • Kunststoff als vornehmliches Material
  • Kabel fest verbunden
  • Kaum Einstellungsmöglichkeiten am Headset selbst oder Kabel
  • kaum Bässe und Höhen
  • bei Bassanhebung schnelles Pumpem
  • mäßige Mikrofonqualität
  • Mikrofon sehr störanfällig
  • Software verschlimmert Mikrofonqualität mehr als sie verbessert

ComputerBase wurde das BlackShark V2 leihweise von Razer für den Test zur Verfügung gestellt. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht. Es gab ein NDA mit Vorgabe des frühestmöglichen Veröffentlichungstermins. Der Test ist aber erst im Nachgang erschienen.

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