Samsung Galaxy Buds Live im Test: Klang, ANC, Telefonie, Latenz und Fazit

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Frank Hüber
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Klang mit Schwächen bei hoher Lautstärke

Der Klang der Samsung Galaxy Buds Live ist weniger basslastig als bei vielen Konkurrenten, was auch an der Bauweise der Ohrhörer liegt. Generell von Nachteil ist dies aber nicht, da sie so etwas neutraler abgestimmt sind, wenn auch weiterhin warm. Die Galaxy Buds Live sind dabei durchaus in der Lage, Bass druckvoll auszuspielen, haben aber mit sehr niedrigen Frequenzen ein wenig Probleme, da diesen Druck, Klarheit und Lautstärke fehlt. Ansonsten ist das Klangbild der Galaxy Buds Live angenehm und für den durchschnittlichen Käufer ausreichend, sowohl beim Bass und den Mitten als auch bei den Höhen. Insgesamt fehlt ihnen jedoch etwas Dynamik und Klarheit.

An die Klarheit der Sennheiser Momentum True Wireless 2 (Test) kommen sie beispielsweise keinesfalls heran. Während man mit diesen auch leise Töne im Hintergrund deutlich und vielleicht zum ersten Mal wahrnimmt, geraten sie bei den Galaxy Buds Live wie bei vielen anderen in den Hintergrund.

Dreht man die Lautstärke hoch, lässt die Klangqualität der Galaxy Buds Live deutlich nach. Die Bässe klingen zu hell und die Höhen verzerren und werden unangenehm hart.

Gut und am besten klingen die Probanden somit bei mittlerer Lautstärke, wenn man kein Freund übertriebenen Basses ist. Wichtig für einen guten Klang ist zudem, dass die Galaxy Buds Live gut im Ohr sitzen. Ist das nicht der Fall, leidet auch der Klang deutlich.

Samsung Galaxy Buds Live
Samsung Galaxy Buds Live

Ohne Abdichtung windanfällig

Im Alltag erweisen sich die Samsung Galaxy Buds Live sowohl mit aktiviertem als auch deaktiviertem ANC als vergleichsweise windanfällig, was daran liegt, dass der Gehörgang nicht verschlossen wird, so dass Wind hörbar entlang der Ohrhörer strömt und zudem in den Gehörgang dringt.

ANC mit eingeschränkter Wirkung

In stiller Umgebung führt das Aktivieren der aktiven Geräuschunterdrückung zu einem hörbaren Rauschen, das lauter ausfällt als bei den Apple AirPods Pro (Test), den Sennheiser Momentum True Wireless 2 (Test) und den Sony WF-1000XM3 (Test). In sehr ruhiger Umgebung wird die beste Klangqualität bei Podcasts oder ruhiger Musik so mit ausgeschaltetem ANC erzielt.

Gleichsam bleibt die Wirkung des ANCs der Samsung Galaxy Buds deutlich hinter den drei oben genannten Konkurrenten zurück. Die meisten Geräusche im Alltag werden durch das ANC gar nicht ausgeschaltet, da die Isolierung der In-Ears zu gering ist. Einzig tiefes, monotones Rauschen wird gefiltert. Entsprechend gering, wenn auch wahrnehmbar ist der Effekt beispielsweise bei weißem Rauschen (alle Frequenzen gleichermaßen vertreten), bei dem nur ein kleiner Anteil der tiefen Frequenzen herausgefiltert wird. Die höheren Frequenzen werden jedoch gar nicht gedämpft. Angesichts der völlig fehlenden Isolierung der Galaxy Buds Live ist es aber gleichsam beeindruckend, dass ANC überhaupt einen Effekt hat.

Auf den Klang hat ANC nur sehr geringe Auswirkungen. Bei leiser Musikwiedergabe profitieren sehr niedrige Frequenzen minimal von der Aktivierung des ANCs, da sie etwas wahrnehmbar ausgespielt werden.

Gute, natürliche Telefonie

Bei der Telefonie punkten die Samsung Galaxy Buds Live mit einem natürlichen Stimmenbild und einer sehr guten Verständlichkeit, wobei Umgebungsgeräusche gut gefiltert werden. Der Anrufer klingt lediglich etwas leise und mitunter durch die Filterung ein wenig dumpf. Für gelegentliche Telefonate können die Buds Live aber durchaus genutzt werden, ohne Angst haben zu müssen, dass der Gesprächspartner nur die Hälfte versteht.

Normale Latenzen

Bei der Latenz zeigen die Samsung Galaxy Buds Live keinerlei Auffälligkeiten und verfügen sowohl unter Android als auch iOS über die normale Verzögerung von 160 bis 180 ms.

Latenz zwischen Bild und Ton im Vergleich
In-Ear-Kopfhörer Latenz
Samsung Galaxy Buds Live 160–180 ms (Android/iOS, AAC)
EarFun Air 160–180 ms (Android/iOS, AAC)
Sony WF-SP800N 160–180 ms (Android/iOS, AAC)
JBL Live 300TWS 160–180 ms (Android/iOS, AAC)
Google Pixel Buds (2. Gen.) 160–180 ms (Android/iOS, AAC)
Sony WF-XB700 160–180 ms (Android/iOS, AAC)
Adidas RPD-01 160–180 ms (Android/iOS, SBC)
Skullcandy Sesh Evo 160–180 ms (Android/iOS, AAC)
Skullcandy Indy Fuel 160–180 ms (Android/iOS, SBC)
Mpow M9 160–180 ms (Android/iOS, AAC)
Anker Soundcore Spirit X2 160–180 ms (Android, aptX) / 160–180 ms (iOS, AAC)
Anker Soundcore Spirit Dot 2 160–180 ms (Android/iOS, AAC)
Audio-Technica ATH-CK3TW 160–180 ms (Android, aptX) / 160–180 ms (iOS, SBC)
iFrogz Airtime Sport 160–180 ms (Android, AAC) / 160–180 ms (iOS, AAC)
JBL Reflect Flow 160–180 ms (Android, AAC) / 160–180 ms (iOS, AAC)
JBL Tune220TWS 160–180 ms (Android, AAC) / 160–180 ms (iOS, AAC)
Huawei FreeBuds 3i 160–180 ms (Android, aptX) / 160–180 ms (iOS, AAC)
Honor Magic Earbuds 160–180 ms (Android, aptX) / 160–180 ms (iOS, AAC)
Anker SoundCore Liberty Air 2 160–180 ms (Android, aptX) / 160–180 ms (iOS, AAC)
Sony WF-1000XM3 160–180 ms (Android/iOS, AAC)
Sennheiser Momentum True Wireless 2 60–80 ms (Android, aptX) / 160–180 ms (iOS, AAC)
Samsung Galaxy Buds+ 160–180 ms (iOS, AAC/Android) / 80 ms (Spielemodus mit Samsung-Smartphone)
Bose SoundSport Free 160–180 ms (iOS, AAC) / 300 ms (Android)
Jabra Elite Active 75t 160–180 ms (iOS, AAC/Android, SBC)
Padmate PaMu Slide 160–180 ms (iOS/Android, aptX)
Jabra Elite 75t 160–180 ms (iOS, AAC/Android, SBC)
Apple AirPods Pro 160–180 ms (iOS, AAC/Android, SBC)
Sennheiser Momentum True Wireless 60–80 ms (Android, aptX) / 160–180 ms (iOS, AAC)
EarFun Free (2. Gen.) 160–180 ms
EarFun Free 160–180 ms
Yobybo Card20 160–180 ms
Apple AirPods (2. Gen.) 160–180 ms
Huawei FreeBuds 3 60–80 ms
Razer Hammerhead 180 ms / Gaming-Mode: 60–80 ms
Creative Outlier Gold 160 ms
Anker Soundcore Liberty 2 Pro 60–80 ms
Cambridge Audio Melomania 1 180 ms
Xiaomi Redmi AirDots 160–180 ms
Jaybird Vista 160 ms
Skullcandy Indy 160–180 ms
Skullcandy Sesh 160–180 ms
TaoTronics SoundLiberty 53 200 ms

Fazit

Die Samsung Galaxy Buds Live hinterlassen im Test ein gespaltenes Bild. So positiv sich die In-Ear-Kopfhörer allein aufgrund ihrer Form von der Konkurrenz absetzen, so unverständlich erscheinen die Unterschiede zu den Galaxy Buds+ und die Kombination von ANC mit dem offenen Aufbau der Ohrhörer. Denn auch wenn die aktive Geräuschunterdrückung einen kleinen Effekt hat, ist dieser aufgrund der sehr geringen passiven Isolierung der Ohrhörer stark eingeschränkt und stellt keinen Kaufgrund im Vergleich zu den Buds+ dar. Wer auf der Suche nach kabellosen ANC-In-Ear-Kopfhörern vor allem wegen ihrer Geräuschunterdrückung ist, sollte die Galaxy Buds Live nicht in die engere Wahl einbeziehen. Anders als die Form zunächst vermuten lässt, halten die bohnenförmigen Ohrhörer aber sicher im Ohr, sofern einer der beiden Aufsätze beim Käufer passt.

Klanglich bleiben die Galaxy Buds Live trotz größerer Treiber hinter den Galaxy Buds+ zurück. Die Buds Live eignen sich vor allem für die unspektakuläre Beschallung bei mittlerer Lautstärke, die den Träger nicht mitreißt, aber in angenehmer Qualität mit Musik versorgt. Gleiches gilt für die Akkulaufzeit, bei der die Buds Live mit über 6 und 8 Stunden bei aktiviertem beziehungsweise deaktiviertem ANC zwar keine schlechte Leistung abliefern, aber nicht an die 12 Stunden der Galaxy Buds+ heranreichen.

Zudem bieten die Galaxy Buds Live kein automatisches Pausieren und Fortsetzen der Wiedergabe beim Herausnehmen und Einsetzen eines Ohrhörers, obwohl sie dazu technisch in der Lage wären und die Buds+ dies beherrschen. Allerdings berührt man die Touchfläche beim Herausnehmen ohnehin ungewollt und pausiert so jedes Mal die Wiedergabe, selbst wenn man es nicht möchte. Die Buds Live im Ohr auszurichten, ohne Fehleingaben auszulösen, ist fast unmöglich.

Auch wenn man einen Transparenzmodus bei den Buds Live nicht so sehr benötigt wie bei den Buds+, hätte diese Funktion ihnen bei der Musikwiedergabe nicht geschadet. Positiv zu vermerken ist, dass die Buds Live mit Ausnahme von Samsungs eigenem Audio-Codec SSC, der die Bitrate an die Qualität der Bluetooth-Verbindung anpasst, keine Funktionen aufweisen, die nur mit einem Samsung-Smartphone genutzt werden können.

Samsung Galaxy Buds Live
04.09.2020
  • Guter Klang (bei normaler Lautstärke)
  • Gute Akkulaufzeit
  • Wireless Charging und Schnellladen
  • Sehr gute Einzelnutzung
  • Angenehmes Tragegefühl
  • Sehr gute Verarbeitung
  • Sehr gute App
  • Klangliche Schwächen bei hoher Lautstärke
  • Wenig Dynamik
  • Keine vollständige Bedienung über Ohrhörer
  • Häufige Fehleingaben
  • Kein Transparenzmodus
  • Nur IPX2

Schlussendlich ist die Kombination aus Galaxy Buds+ und Galaxy Buds Live das, was man sich als Käufer von Samsung wünschen würde: der überzeugende Klang, die sehr gute Akkulaufzeit, die isolierende Form und die Funktionen der Buds+ in Verbindung mit dem ANC der Buds Live. Und wenn man sich schon etwas wünschen darf, dann doch gleich noch Multi-Connect und mindestens eine IPX4-Zertifizierung für die Ohrhörer. Solange es diese In-Ears nicht gibt, sind die Galaxy Buds+ gegenüber den Galaxy Buds Live die bessere und mit unter 100 Euro zu 150 Euro zudem die günstigere Wahl.

ComputerBase hat die Galaxy Buds Live leihweise von Samsung zum Testen erhalten. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht. Es gab kein NDA.

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