Galaxy Note 20 Ultra im Test: Exynos 990 und Snapdragon 865 Plus im Benchmark
3/5Samsung setzt für das Galaxy Note 20 Ultra aus Technik aus eigenem Haus – zumindest, wenn es um die EU- und ROW-Geräte, also Smartphones für den Rest der Welt (Rest of the World) geht. In Nordamerika und im Heimatland Südkorea verbaut Samsung den Qualcomm Snapdragon 865 Plus. Das ist insofern bemerkenswert, als dass damit ein ohnehin schnellerer Prozessor durch einen noch schnelleren ersetzt wurde, während hierzulande weiterhin der Exynos 990 verwendet wird.
Angefangen hatte alles mit dem Galaxy S20 Ultra, bei dem ebenfalls hierzulande der eigene Exynos 990 zum Einsatz kam und für Nordamerika und Südkorea auf den Snapdragon 865 gesetzt wurde. Wie sich später herausstellte, geht der Snapdragon-Chip nicht nur etwas sparsamer zu Werke, sondern liefert auch bessere Fotos, da Qualcomms Bildprozessor mehr aus den Rohdaten der Sensoren holen kann. Mit dem Galaxy Note 20 Ultra beginnt das Spiel von Neuem, nur dass außerhalb der EU diesmal sogar der schnellere Snapdragon 865 Plus zum Einsatz kommt, während Deutschland auf dem Exynos 990 verharrt. Der ehemals kleine Abstand zwischen den Chips wird damit nur größer, da Qualcomm 260 MHz mehr Takt für den Prime-Core der CPU und eine 10 Prozent schnellere GPU zur Verfügung stellt.
Für das Galaxy Note 10+ des letzten Jahres war Samsung noch eine abweichende Strategie gefahren. Im Frühjahr feierte mit dem Galaxy S10 der eigene Exynos 9820 seine Premiere, im Spätsommer mit dem Galaxy Note 10 gab es einen Aufguss in Form des optimierten Exynos 9825. Für dieses Jahr hat sich der Hersteller zumindest für die Exynos-Varianten das Update gespart und legt ausschließlich für die Qualcomm-Versionen eine Schippe nach. Dass der Snapdragon 865 Plus grundsätzlich auch in Europa angeboten werden könnte, zeigt dessen Einsatz im Galaxy Z Fold 2.
- Geekbench 5.1 – Multi-Core Total
- Geekbench 5.1 – Multi-Core Crypto
- Geekbench 5.1 – Multi-Core Integer
- Geekbench 5.1 – Multi-Core Floating Point
- Geekbench 5.1 – Single-Core Total
- Geekbench 5.1 – Single-Core Crypto
- Geekbench 5.1 – Single-Core Integer
- Geekbench 5.1 – Single-Core Floating Point
- Geekbench 5.1 – Compute Vulkan
- PCMark Work 2.0
- PCMark Computer Vision
- JetStream 2
Was das für die CPU-Leistung bedeutet, zeigt ein Vergleich mit dem Snapdragon 865 Plus. Der Qualcomm-Chip ist dem Exynos-Pendant in beinahe jedem Benchmark überlegen. Zwar muss auch für den Exynos 990 festgehalten werden, dass es sich nach wie vor um einen Prozessor der obersten Leistungsklasse handelt, bei einem Smartphone für 1.300 Euro dürfen Kunden aber das Beste am Markt erwarten. Und das ist zumindest unter den Android-Smartphones der Snapdragon 865 Plus.
Diese Überlegenheit setzt der Snapdragon 865 Plus in den GPU-Benchmarks vor, wo die höher getaktete Adreno 650 in jedem Szenario der Mali-G77 MP11 überlegen ist. Samsung nutzt in den eigenen Exynos-Chips derzeit noch GPU-Designs von ARM, künftig sollen angepasste GPUs auf Basis von AMD RDNA Einzug halten. Bisher ist aber noch kein System on a Chip vorgestellt oder in Aussicht gestellt worden, der diese Ausstattung bietet. Das eigene CPU-Team am texanischen Standort Austin hat Samsung bereits eingestellt, sodass in Zukunft nur noch ARM-Designs von der Stange zu erwarten sind. Mit der angestrebten Übernahme von ARM durch Nvidia könnten auch deren GPUs für ARM-Lizenznehmer von Interesse sein. Erste Smartphone-Prozessoren mit Nvidia-Grafikeinheit sind aber nicht vor Abschluss der ARM-Übernahme in geplanten 18 Monaten zu erwarten.
- GFXBench Aztec Ruins 1440p (High) Offscreen Vulkan/Metal
- GFXBench Aztec Ruins 1080p (Normal) Offscreen Vulkan/Metal
- GFXBench Car Chase 1080p Offscreen OpenGL ES 3.1/Metal
- GFXBench Manhattan 1080p Offscreen OpenGL ES 3.1/Metal
- GFXBench Manhattan 1080p Offscreen OpenGL ES 3.0
- 3DMark Sling Shot Extreme Unlimited OpenGL ES 3.1/Metal
- 3DMark Sling Shot Unlimited OpenGL ES 3.0
Schneller Speicher von Samsung
Wo sich Samsung aber nicht lumpen lässt, ist traditionell der Bereich Speicher, der erneut mit schnellem UFS 3.1 erster Güteklasse aus eigener Produktion umgesetzt wurde. Das Unternehmen liefert im Galaxy Note 20 Ultra Spitzenwerte für das sequentielle Lesen und Schreiben, die bei rund 1.800 MB/s respektive 800 MB/s liegen. Auch beim wahlfreien Lesen und Schreiben fallen die Messwerte mit jeweils rund 200 MB/s sehr gut aus. Beim Lesen und Schreiben auf eine schnelle microSD-Speicherkarte schneidet das Galaxy Note 20 Ultra mit 70 MB/s respektive 60 MB/s ebenfalls gut ab.
Unter Dauerlast nicht so gut wie Qualcomm
ComputerBase hat sich darüber hinaus angeschaut, wie sich das Smartphone unter Dauerlast verhält und ob es zum Beispiel in grafisch anspruchsvollen Anwendungen wie Spielen an Leistung verliert, da es durch die Wärmeentwicklung den Takt reduzieren muss (Throttling). Wenig überraschend schneidet der Exynos 990 im Galaxy Note 20 Ultra vergleichbar zum Exynos 990 im Galaxy S20 Ultra ab, wenngleich der Leistungseinbruch im „GFXBench Manhattan 3.1“ einen Durchgang früher erfolgt.
Bei Samsung fällt die Leistung ab dem sechsten Durchlauf thermisch bedingt auf 76 Prozent der ursprünglichen Leistung und bleibt für den weiteren Verlauf der Benchmarks auf diesem Niveau. Damit geht die Performance zwar insgesamt betrachtet zurück, einmal auf das neue Niveau abgesackt, bleibt sie aber stabil. Da verhalten sich Prozessoren wie der HiSilicon Kirin 990 im Huawei Mate 30 Pro deutlich unruhiger.
Es muss aber auch festgehalten werden, dass der Snapdragon 865 im OnePlus 8 Pro (Test) und Sony Xperia 1 II (Test) einen Rückgang der Leistung überhaupt nicht kennt. In beiden Smartphones liefert der Chip eine konstante Leistung von 88 FPS, die schon zu Beginn des Dauertests leicht oberhalb des Exynos-Prozessors liegt. Mit Samsungs Einbruch der Leistung auf 65 FPS liegt Qualcomms Vorsprung im weiteren Verlauf der Benchmarks bei durchweg 35 Prozent für grafiklastige Anwendungen wie Spiele. Der aktuelle Snapdragon-Chip ist somit nicht nur in einmaligen Benchmarks schneller, sondern vor allem auch unter dauerhafter Belastung des Smartphones.
Akku auf 4.500 mAh reduziert
Um Platz für den Stylus zu machen, ist das Galaxy Note 20 Ultra im Bereich der Akkukapazität beschnitten worden. Wo das Galaxy S20 Ultra noch 5.000 mAh zur Verfügung stellte, sind es beim Galaxy Note 20 Ultra nur noch 4.500 mAh. Im Direktvergleich mit dem Galaxy Note 10+ des Vorjahres liegt aber immerhin noch ein Plus von 200 mAh vor.
Laufzeiten im Mittelfeld
Davon profitiert das Galaxy Note 20 Ultra aber nicht in den Messungen mit YouTube und dem PCMark für Android. ComputerBase hat das Smartphone mit der Werkseinstellung von FHD+ mit adaptiven 120 Hz sowie mit manuell auf 60 Hz reduzierter Bildwiederholfrequenz in die Benchmarks geschickt. Die reduzierte Bildwiederholfrequenz von fixen 60 Hz hat deutliche positive Auswirkungen auf die Akkulaufzeiten in beiden Benchmarks.
Wirklich gute Akkulaufzeiten liefert das Galaxy Note 20 Ultra nur dann, wenn auf die schnellere Bildwiederholfrequenz verzichtet wird, ansonsten fällt das Smartphone zurück in das Mittelfeld respektive auf die hinteren Plätze der Top-Smartphones. Auch im Vergleich zum Galaxy Note 10+ hat das neue Modell so das Nachsehen, da zwar der Akku marginal größer ausfällt, im letzten Jahr aber noch 60 Hz der Standard waren und zudem die Auflösung des Panels ein klein wenig niedriger ausfiel. Darüber hinaus scheint der Exynos 990 nicht so effizient wie der letztjährige Exynos 9825 zu arbeiten.
Im Detail schafft es das Galaxy Note 20 Ultra, einen YouTube-Stream in 720p-Auflösung bei 200 cd/m² für 12:27 Stunden abzuspielen, wenn das Panel mit FHD+ bei 120 Hz betrieben wird. Werden manuell nur 60 Hz ausgewählt, steigt der Wert auf deutlich bessere 17:33 Stunden – ein Plus von 41 Prozent. Vergleicht man 60 Hz bei Galaxy Note 20 Ultra und Galaxy Note 10+, liegen beide Smartphones ungefähr gleichauf. Im PCMark verhält es sich ähnlich zwischen 120 und 60 Hz Bildwiederholfrequenz. Statt 8:22 Stunden sind es mit einem Plus von 30 Prozent dann 10:52 Stunden.
In Summe liefert das Galaxy Note 20 Ultra nur mittelmäßige Laufzeiten. Wer von Samsung mehr möchte und auf den S Pen verzichten kann, ist mit dem Galaxy S20 Ultra besser beraten, da es ohne Stylus mehr Platz für den Akku gibt. Mangels eines Testgeräts kann die Redaktion nicht überprüfen, inwiefern ein Galaxy Note 20 Ultra mit Qualcomm Snapdragon 865 Plus besser in den Akku-Benchmarks abschneiden würde.