Smartphone-Prozessoren: Qualcomm bleibt an der Spitze, HiSilicon stark in China
Weil Huawei vor allem in China weiterhin starkes Wachstum verzeichnet, konnte die zugehörige Chipschmiede HiSilicon den Marktanteil im zweiten Quartal 2020 ausbauen. Mittel- und langfristig gesehen dürften sich die US-Restriktionen jedoch negativ auswirken. Qualcomm hält mit einem Marktanteil von 29 Prozent weiterhin Platz eins.
Die aktuellen Zahlen zum globalen Marktanteil von Application Processors (AP) für mobile Endgeräte stammen aus einer Analyse von Counterpoint Research, die Qualcomm auch im zweiten Quartal 2020 weiterhin als größten Lieferanten entsprechender Prozessoren für Smartphones, Tablets und ähnliche mobile Endgeräte sieht. Das Unternehmen aus San Diego hält einen Marktanteil von 29 Prozent und hat damit 4 Prozentpunkte gegenüber dem zweiten Quartal 2019 eingebüßt.
Qualcomm verliert in China
Wie die Analysten anmerken, ist Qualcomms Rückgang vor allem auf die US-Restriktionen zurückzuführen, da Chinas größter Anbieter Huawei vermehrt auf die eigenen Chips von HiSilicon setzt. In China ist Qualcomms Marktanteil von 44 Prozent im letzten Jahr auf nur noch 27 Prozent im zweiten Quartal dieses Jahres gefallen. Huawei-Smartphones sind lediglich noch zu 3 Prozent mit Prozessoren von Qualcomm ausgestattet, nachdem der Anteil im letzten Jahr noch bei 12 Prozent lag.
MediaTek ist stark in Lateinamerika
MediaTek hält mit 26 Prozent den zweitgrößten Marktanteil hinter Qualcomm und ist insbesondere im Mittleren Osten, Afrika und Indien stark aufgestellt. Hohen Zuwachs konnte MediaTek zudem in Lateinamerika verzeichnen, wo der Anteil von 21 Prozent auf 37 Prozent gesprungen ist. Leichte Zugewinne auch in Europa und Nordamerika haben dazu geführt, dass MediaTek 2 Prozentpunkte gegenüber dem zweiten Quartal 2019 zulegen konnte.
Für Huawei werden die US-Restriktionen zum Problem
HiSilicon mit 16 Prozent auf dem dritten Platz profitierte einzig und allein von den Entwicklungen auf dem chinesischen Markt. Die US-Restriktionen haben dazu geführt, dass sich Huaweis Geschäft primär auf dem Heimatmarkt positiv entwickelt. Da Qualcomm kaum noch Chips liefert, kletterte HiSilicons Anteil in China von 28 Prozent auf 41 Prozent innerhalb eines Jahres. Mittel- und langfristig könnte HiSilicon aber ins Straucheln kommen, da vor allem die US-Restriktionen gegen TSMC die Produktion aktueller APs in modernen Fertigungsverfahren behindern. Die Ausweichoption auf den chinesischen Halbleiterhersteller SMIC wollen die USA ebenfalls verhindern. Und auch bei weiteren Zulieferern wie Samsung und LG für Displays sowie SK Hynix für Speicher sieht es derzeit schlecht für Huawei aus.
Samsung rutschte von 16 Prozent auf 13 Prozent und liegt damit gleichauf mit Apple. Zugelegt haben die Exynos-Entwickler ausschließlich in den USA, während die Anteile in Lateinamerika, Europa, Indien und Asien-Pazifik rückläufig sind. In China hält Samsung ebenfalls einen kleinen Marktanteil, da zum Beispiel Vivo teils auf Samsung setzt.
Apple dominiert den US-Markt
Bei Apple verhält es sich insofern ähnlich wie bei HiSilicon, als dass das Unternehmen nur sich selbst mit APs versorgt. Apple ist traditionell in den USA besonders stark und hält dort mit den eigenen Chips einen Marktanteil von 43 Prozent, was einem Plus von 3 Prozentpunkten gegenüber 2019 entspricht. Qualcomms Anteil in den USA ist üblicherweise ebenfalls sehr groß, liegt im zweiten Quartal 2020 aber nur noch bei 31 statt 45 Prozent, da neben Apple auch MediaTek und Samsung aufgeholt haben.
5G und Gaming im Kommen
Wachstumspotenzial auf dem AP-Markt sieht Counterpoint Research vor allem in den Bereichen 5G und Gaming. Innerhalb nur eines Quartals sind die Verkaufszahlen von 5G-Smartphones um 126 Prozent gestiegen. Dieser Trend gleiche das aktuelle Tal der gesamten Branche zum Teil aus und werde 2021 das Wachstum antreiben, prognostizieren die Analysten. 5G werde zudem das Cloud-Gaming auf mobilen Endgeräten vorantreiben. Günstigere Smartphones mit Gaming-Fähigkeiten seien stark gefragt, sodass Mittelklasse-APs mit stärkeren GPUs und Unterstützung für höhere Bildwiederholfrequenzen im Kommen seien.