PlayStation 5: Sonys Kommunikation sorgt für Freude, Ärger und Wucher
Erst gestern Abend kündigte Sony im Rahmen des PlayStation 5 Showcase den Preis und den Termin seiner kommenden Konsolen an. Viele wichtige Informationen folgten aber erst im Nachgang und zeitversetzt über verschiedene Kanäle. Das sorgte bei Spielern für Verwirrung, Ärger und PS5-Wucher auf eBay.
Die erwartete Ankündigung von Kosten und Marktstart kam am Ende eines Events, das sich primär auf Spiele konzentrierte. Doch anders als Microsoft im Rahmen seiner Bekanntmachung zur Xbox Series X und Series S hat Sony ein wichtiges Detail nicht in seiner Präsentation verraten: Den Start der Vorbestellungen. Offiziell ist dieser Termin heute, doch davon erfuhren viele Beobachter erst in einem späteren Tweet.
Plötzliche Vorbestellungen sorgen für Engpässe und Wucher
Für den deutschen Markt, wo das PlayStation 5 Showcase rund eine Stunde vor Mitternacht endete, sorgte das in den folgenden Stunden für bereits erschöpfte Kontingente. Beispielsweise auf Amazon sind derzeit weder die PlayStation 5 noch die Ladestation für den DualSense erhältlich. Auch bei MediaMarkt und Saturn sind aktuell keine Vorbestellungen mehr möglich. Trotz, oder gerade aufgrund der Beliebtheit der PlayStation 5 hat Sony entgegen der eigenen Ankündigung in einigen Regionen somit praktisch keinerlei Vorlaufzeit geliefert, sich als Interessent auf Vorbestellungen vorzubereiten.
Auch mit genügend Vorlaufzeit ist nicht unwahrscheinlich, dass das Limit für die ersten Vorbestellungen schnell erreicht worden wäre. Dass sich bis zum Marktstart in zwei Monaten die Lage zwischenzeitlich erholt, ist ebenso denkbar. Aktuell bedeutet dies aber vor allem eine Zunahme an Wucher-Preisen auf Plattformen wie eBay, wo die PlayStation 5 aus vermutlich erfolgreichen Vorbestellungen für Preise um 900 Euro angeboten wird, während sich Interessenten ohne Gewinnabsicht gedulden müssen. Die Kritik an Sony hält in sozialen Netzen und Plattformen wie Reddit an, wo sich bereits über 3.500 Kommentare unterhalb nur eines der vielen Beiträge zu diesem Thema finden.
Exklusivität: Auf Zeit, ganz oder gar nicht?
Für Verwirrung sorgte zwischenzeitlich auch eine aufgetauchte Folie im Trailer zum Remake von Demon's Souls. Während der Titel als klares Exklusivspiel für die neue Konsole galt, sprach das Kleingedruckte in einem mittlerweile ausgetauschten Video dazu davon, dass das Spiel zumindest auch auf den PC kommt und auf anderen Konsolen nur für „bestimmte Zeit“ nicht erscheint. Gegenüber Eurogamer wurde diese detaillierte Folie als „menschlicher Fehler“ bezeichnet.
Auch die Aussagen zu Final Fantasy XVI – Awakening sind noch nicht abschließend geklärt. Im Showcase schrieb Sony von einem „console exclusive“, das auch auf dem PC erscheine. Doch aus dem Schweigen von Square Enix und Sony und Aussagen von Analysten, unter anderem gegenüber Eurogamer, ist eine zeitlich beschränkte Exklusivität wahrscheinlich, welcher zufolge das Spiel in den ersten sechs Monaten nach Erscheinen nur auf der PlayStation 5, danach auf dem PC und nach einem Jahr auf der Xbox erscheinen wird oder kann.
Für Microsoft wäre der gänzliche Verlust von Final Fantasy ein schwerer Schlag für den japanischen Markt, wo die Xbox traditionell nur eine massiv untergeordnete Rolle spielt. Der Vorgänger Final Fantasy XV ist auf Microsofts Konsole erhältlich, das Online-Spiel Final Fantasy XIV trotz regelmäßiger Besuche von Xbox-Chef Phil Spencer beim Entwickler hingegen noch immer nicht.
Höhere Preise für Spiele, die nicht für die PS4 kommen
Was sich bei anderen Publishern bereits andeutete, bestätigte Sony für sich gestern offiziell. Einige Preise von PlayStation-5-Spielen, z.B. von Destruction All Stars oder Demon's Souls (beide in Standardausführung) starten bei 79,99 Euro (UPE), 10 Euro mehr als noch in der aktuellen Generation. Eine Ausnahme scheint Sony bei Spielen zu machen, die überraschenderweise auch noch für die PlayStation 4 kommen. Dies betrifft namentlich Spider-Man: Miles Morales und Sackboy A Big Adventure, die für 59,99 Euro respektive 69,99 Euro UPE geführt werden. Ob ein günstigerer Preis zum Start von Horizon: Forbidden West angesetzt wird, ist noch nicht bekannt.
Dass diese Spiele überhaupt für den Vorgänger erscheinen (und kostenfrei auf die PS5-Version aktualisiert werden können) markiert eine – für Spieler positive – Kehrtwende in Sonys nicht immer nachvollziehbarer Kommunikation zur PS5. Konkurrent Microsoft will die Xbox-One-Generation noch zwei Jahre lang mit allen kommenden Inhalten versorgen. In dieser Generation liegt das Interesse des Konzerns mit dem Game Pass Ultimate für Konsole, PC und Android sowie der Abwärtskompatibilität bis zur ersten Xbox beim gesamten Ökosystem und dazugehörigen Diensten statt individueller Hardware.
Sonys plötzlicher Kurswechsel scheint nur temporär
Im Kontrast betonte Sony den Glauben an neue Generationen und einen klaren Schnitt, um die Vorteile neuer Hardware voll auszuschöpfen. Während Microsofts Kurswechsel weg von Exklusivität und forcierten Upgrades zu einer Zeit kommt, in der die PS4 sich mehr als doppelt so viel wie die Xbox One verkauft hat, zieht Sony als derzeitiger Marktführer überraschend nach.
Gegenüber der Washington Post erklärte Jim Ryan, Chef der PlayStation-Sparte, dass „niemand enttäuscht werden solle“ und dass es darum gehe, dass Spieler „eine Wahl haben“. Eine grundsätzliche Planänderung lässt sich aber nicht ableiten: Ratchet & Clank: Rift Apart gilt als ein Vorzeigetitel für die Hardware, insbesondere SSD, der PlayStation 5 und ist nach aktuellem Kenntnisstand nicht für die PlayStation 4 geplant.
Dadurch verschwimmt auch die Substanz einer anderen Entscheidung für klar getrennte Generationen, nämlich der beschränkten Kompatibilität des aktuellen Controllers DualShock 4 mit der neuen Konsole. Der Controller kann nur für PlayStation-4-Spiele verwendet werden. Da nun aber drei Titel von Sony selbst für beide Konsolen erscheinen, bleibt abzuwarten, ob diese Spiele als PlayStation-5-Variante nur mit dem neuen DualSense gespielt werden können.
Auf Twitter hat sich Sony mittlerweile selbstkritisch zu dem holprigen Start der Vorbestellungen geäußert und um Entschuldigung gebeten. Der Hersteller verspricht, in den nächsten Tagen weitere Konsolen für den Vorverkauf anzubieten; weitere Infos sollen von den Händlern folgen. Zudem sollen bis Ende des Jahres noch weitere Stückzahlen verfügbar sein.