Google Nest Audio im Test: Ok Google, das klingt doch mal gut!
tl;dr: Mit dem Smart-Speaker Nest Audio löst Google nicht nur den Home ab, sondern greift auch den Amazon Echo bei identischem Preis direkt an. Der Klang des Nest Audio legt gegenüber dem Home deutlich zu, ist aber weiterhin neutraler, klarer und mit weniger Bass abgestimmt als der Echo – und so auch weniger gefällig.
Mit dem Smart-Speaker Nest Audio will Google den Google Home ablösen und klanglich deutlich in den Schatten stellen. Mit fest integriertem Google Assistant kann der vornehmlich per Sprache bediente Lautsprecher nicht nur Musik abspielen, sondern beispielsweise auch Smart-Home-Geräte steuern und zur Verwaltung von Terminen dienen. Der Haupt-Einsatzzweck smarter Lautsprecher ist aber weiterhin die Wiedergabe von Musik über Streamingdienste, weshalb der Nest Audio in diesem Bereich deutlich zugelegt haben soll, um es mit der Konkurrenz wie Amazon Echo aufnehmen zu können.
In Deutschland ist der Nest Audio ab dem 15. Oktober in den Farben Kreide und Carbon erhältlich. Er kann aber bereits jetzt im Google Store für 97,47 Euro vorbestellt werden. Die Bestellungen werden ab 15. Oktober ausgeliefert – dann ist der Nest Audio unter anderem auch bei MediaMarkt, Saturn und Tink erhältlich.
Mit diesem Preis konkurriert der Nest Audio mit dem neuen, kugelförmigen Amazon Echo, der für 97,47 Euro vorbestellt werden kann* und noch im Oktober an erste Käufer ausgeliefert werden soll.
Design und technische Daten
Wie der Nest Mini (Test) setzt auch der Nest Audio auf eine Stoffummantelung, die vollständig aus recycelten Plastikflaschen hergestellt wurde. Das innere Gehäuse des Lautsprechers ist hingegen aus Aluminium gefertigt, das zu 70 Prozent aus recyceltem Material stammt. Dieses verleiht ihm auch sein deutlich gestiegenes Gewicht von 1.165 g, während es der Google Home nur auf 475 g bringt. Der Nest Audio misst 124 × 175 × 78 mm.
Unter der Stoffummantelung an der Vorderseite verstecken sich auf mittlerer Höhe vier LEDs, die den Status des Lautsprechers und eine Interaktion mit dem Google Assistant optisch anzeigen. Für die Erkennung der Sprache setzt der Nest Audio insgesamt drei Mikrofone ein. Werden die Mikrofone über den Schalter an der Rückseite deaktiviert, leuchten die LEDs an der Vorderseite orange und der Google Assistant teilt jede Änderung der Mikrofoneinstellungen auch über eine Sprachausgabe mit.
Touchflächen an der Stirn
Im vorderen oberen Bereich des Lautsprechers sind die Touchflächen versteckt, die äußerlich nicht zu erkennen sind und sich auch bei Annäherung nicht illuminieren. Um eine Eingabe dennoch optisch zu bestätigen, leuchten bei jeder Aktion über die mittlere Taste kurz die vier LEDs des Lautsprechers auf, während sie bei der Lautstärkesteuerung über die Anzahl der hell erleuchteten LEDs auch die ungefähre Lautstärkeeinstellung signalisieren. Über die linke obere Ecke wird die Lautstärke reduziert, über die rechte obere Ecke hingegen erhöht. Die Touchfläche in der Mitte dient hingegen zum Starten und Pausieren der Wiedergabe.
An der Rückseite ist neben diesem Schalter und dem Google-Logo der Stromanschluss platziert, bei dem Google auf einen proprietären Hohlstecker setzt. Das Netzteil des Google Nest Audio leistet maximal 30 Watt.
Der Nest Audio soll hochkant aufgestellt werden, die Ausrichtung ist nicht nur klanglich aufgrund der Anordnung und nach vorne abstrahlender Lautsprecher von Bedeutung, sondern kann aufgrund des ovalen Designs ohne Stütze auch nicht anders gewählt werden. Die Unterseite ist gummiert, wobei die Weichmacher – zumindest bei erst kürzlich hergestellten Lautsprechern –Holzoberflächen angreifen und helle Flecken hinterlassen.
Zwei größere Audio-Treiber für mehr Musik
Als Audio-Treiber kommen im Nest Audio ein 19-mm-Hochtöner und ein 75-mm-Woofer zum Einsatz. Im Google Home stecken zum Vergleich ein 50-mm-Breitband-Treiber und zwei passive Radiatoren, im Nest Mini hingegen ein einzelner 40-mm-Breitband-Treiber. Durch die neuen, größeren Treiber soll der Nest Audio rund 50 Prozent mehr Bass als der Google Home bieten und rund 75 Prozent lauter spielen können.
WLAN-ac, Bluetooth 5.0 und 4-Kern-SoC
Neben WLAN 802.11b/g/n/ac mit 2,4 GHz und 5 GHz bietet der Nest Audio Bluetooth 5.0 und hat die Chromecast-Technologie integriert, um Inhalte aus unterstützenden Apps direkt an den Smart-Speaker zu übertragen. Apples AirPlay oder gar AirPlay 2 wird – wenig überraschend – nicht unterstützt. Als Prozessor dient ein ARM-basierter Hauptprozessor mit vier Cortex-A53-Kernen mit 1,8 GHz, über den bislang aber keine weiteren Details bekannt sind. Auch zum internen Speicher hat sich Google nicht geäußert.
AAC ohne Multi-Connect
Als Audio-Codecs stellt der Nest Audio über Bluetooth SBC und AAC zur Verfügung. Multi-Connect unterstützt der Lautsprecher dabei nicht, so dass immer nur ein Bluetooth-Endgerät mit dem Nest Audio verbunden sein kann. Um ein anderes als das gerade über Bluetooth verbundene Endgerät zu koppeln, muss die aktive Verbindung über das Endgerät getrennt werden.
Kein AUX-In oder andere Anschlüsse
Der Nest Audio bietet keinerlei zusätzliche Anschlüsse. Ein Line-In oder USB-Anschlüsse zum Aufladen von Smartphones hat Google nicht integriert.
Inbetriebnahme über die Google-Home-App
Für die Inbetriebnahme wird der Nest Audio zunächst über das Netzteil mit Strom versorgt und auf einem Smartphone oder Tablet die Google-Home-App aufgerufen. Der Lautsprecher meldet sich nach rund 30 Sekunden mit einer kurzen Ansage, dass er nun eingerichtet werden kann. Nachdem die Verbindung zum Nest Audio hergestellt wurde, wird das WLAN konfiguriert, der Google Assistant eingerichtet, auf Wunsch die Stimmenzuordnung „Voice Match“ eingerichtet und Streamingdienste wie Spotify oder Google Music verknüpft, um sie per Sprache aufrufen zu können. Im Anschluss führt der Nest Audio, sofern verfügbar, automatisch ein Software-Update durch. Im Test kommt die Firmware-Version 227185 zum Einsatz. Ein manuelles Update lässt sich über die Google-Home-App nicht starten, stattdessen wird immer automatisch geprüft, ob eine neue Version verfügbar ist.
In der App selbst kann in den Einstellungen des Nest Audio dessen Name geändert, über einen Equalizer die Höhen und Bässe angepasst und die Lautstärke eingestellt werden. Zudem kann, sofern der Nest Audio mit anderen Lautsprechern in einem Multiroom-System genutzt wird, eine individuelle Verzögerung eingestellt und die Einstellungen aus der Ersteinrichtung noch einmal angepasst werden.
Multi-Room-Setup und Stereopaar möglich
Auch der Nest Audio kann nicht nur als Einzel-Lautsprecher genutzt werden, sondern auch mit einem weiteren Lautsprecher zu einem Stereopaar verbunden oder mit mehreren Lautsprechern zu einer Multiroom-Gruppe kombiniert werden. Zudem lässt sich die Wiedergabe, die gerade auf einem Gerät aktiv ist, auf ein anderes übertragen und dort fortsetzen.
Bekannte Funktionen des Google Assistant
Via Google Assistant, über den die Steuerung des Nest Audio und aller verknüpften Smart-Home-Geräte erfolgt, stehen sämtliche bekannten Funktionen zur Verfügung. Google schränkt Partner in diesem Punkt nicht ein, so dass der Funktionsumfang identisch mit Lautsprechern anderer Hersteller mit Google Assistant ist – insbesondere, wenn diese auf die Google-Home-App setzen. Der Google Assistant kann nicht nur genutzt werden, um die Musikwiedergabe zu starten und diese zu steuern, sondern auch, um mit Google synchronisierte Termine abzufragen oder neue Termine anzulegen. Wenn „Voice Match“ angelegt ist, wird dabei der Nutzer erkannt und eine jeweils passende Antwort gegeben. Zudem lassen sich allgemeine Anfragen stellen, Erinnerungen und Listen erstellen und Timer sowie Wecker einrichten.
Im direkten Vergleich zu Alexa von Amazon wirkt der Google Assistant in der deutschen Spracheinstellung weiterhin etwas holprig, denn die verbesserte Version des Google Assistant ist in Deutschland weiterhin nicht verfügbar. Die Stimme klingt deshalb insgesamt unnatürlicher und stockender als bei Alexa.
Die Stärke des Google Assistant liegt aber klar in der Beantwortung allgemeiner Fragen, bei denen Google auf umfassende Informationen aus zahlreichen Diensten zurückgreifen kann – hier hat die Konkurrenz das Nachsehen. Auch das Sprachverständnis des Google Assistant ist sehr gut, insbesondere dann, wenn man Sätze selbst etwas holpriger formuliert. Für Amazon Alexa sprechen hingegen die Skills, über die vielfältige Erweiterungen, Spiele und Schnittstellen zu anderer Hardware bereitstehen und zudem über Blueprints dem System eigene Antworten auf spezifische Fragen beigebracht werden können.
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