JBL Club One im Test: Ein hervorragendes Schwergewicht, auch beim Klang
tl;dr: Der JBL Club One bietet einen sehr guten Klang, der den des Club 950NC übertrifft, und eine hervorragende Verarbeitung. Mit Metall und Leder wiegt er knapp 380 g, lässt sich im Reise-Etui aber trotzdem klein gefaltet mitnehmen. Beim ANC kommt der Kopfhörer jedoch nicht an die Sony-Konkurrenz heran.
Der JBL Club One ist das Flaggschiff der Club-Kopfhörer-Serie des Herstellers und setzt neben Leder, Metall und einem faltbaren, funktionalen Design mit magnetischen Ohrpolstern auch auf eine adaptive aktive Geräuschunterdrückung (ANC), die Umgebungsgeräusche effektiv ausschalten soll.
Die unverbindliche Preisempfehlung des JBL Club One liegt bei 349 Euro, im Handel ist der ANC-Over-Ear-Kopfhörer aber derzeit schon ab 245 Euro erhältlich. JBL selbst bietet ihn bereits für 260 Euro an. Damit ist er preislich im Handel auf dem Niveau des Sony WH-1000XM3 und muss im Test beweisen, dass er eine Alternative zu bewährten ANC-Kopfhörern ist.
Das mitgelieferte Reise-Etui und der Klapp- und Faltmechanismus des JBL Club One sind identisch mit denen des bereits getesteten JBL Club 950NC. Die Ohrmuscheln werden also nicht nur eingeklappt, sondern für ein möglichst kompaktes Gesamtpaket mit der Innenseite zueinander gefaltet.
Im Lieferumfang des JBL Club One sind neben dem Kopfhörer im Reise-Etui ein 1,2 m langes Aux-In-Kabel mit Fernbedienung und Mikrofon, ein 1,5 m langes Aux-In-Spiralkabel, ein USB-C-Ladekabel, ein Flugadapter, ein 6,3-mm-Adapter und eine Kurzanleitung enthalten. Der 6,3-mm-Adapter kann auf das 3,5-mm-Klinkekabel geschraubt werden. Wie schon beim JBL Club 950NC setzt der Hersteller am Kopfhörer selbst nicht auf 3,5-, sondern 2,5-mm-Klinke. Die mitgelieferten Kabel werden durch eine passende Kunststoffführung eingesetzt und dann gedreht, so dass sie nicht aus Versehen herausgezogen werden können.
Die Technik im JBL Club One
Für den Kopfhörer selbst setzt JBL wie beim Club 950NC auf stabile Metallscharniere, eine Größenverstellung aus Metall mit klarer Rasterung, magnetisch abnehm- und wechselbare Ohrpolster und einen Kopfbügel mit Ledermantel, der anders als beim 950NC vollständig ummantelt ist und eine weichere Polsterung aufweist. Erneut gibt es an der Verarbeitung nichts zu kritisieren, sie ist auch beim Club One hervorragend. Eine sehr gute trifft auf eine sehr stabile Verarbeitung. Mit 378,5 g ist der Club One dabei noch ein paar Gramm schwerer als der Club 950NC mit 372 g.
Bluetooth 5.0, AAC, Hi-Res-Audio und erweiterter Frequenzgang,
Für die drahtlose Verbindung setzt der JBL Club One auf Bluetooth 5.0. Bei den Audio-Codecs erwähnt der Hersteller auch beim Flaggschiff erneut nur SBC, unterstützt aber zusätzlich AAC. Hi-Res-Codecs werden aber nicht geboten, für Hi-Res-Audio muss auf eine Kabelverbindung gewechselt werden. Hi-Res-Audio erlaubt eine Wiedergabe von Inhalten mit einer Abtastrate von über 48 kHz und einer Sampling-Tiefe von mehr als 16 Bit. Im Allgemeinen werden 96 kHz und 24 Bit bei Hi-Res-Audio unterstützt.
Beim Frequenzgang weicht JBL erneut vom Standard, aber auch vom Club 950NC ab. Im passiven Betrieb über Kabel werden beim Club One 10–40.000 Hz geboten, während der Club 950NC hier bei 16–40.000 Hz liegt. Aktiv sind es beim Club One 20–20.000 Hz, während hier der 950NC mit 16–22.000 Hz die Nase vorn hat.
Die Impedanz gibt JBL mit 32 Ohm an. Für den Klang sind 40-mm-Treiber verantwortlich, die einen maximalen Schalldruckpegel von 95 dB und eine Empfindlichkeit von 95 dB SPL bei 1 kHz aufweisen. Der maximale Schalldruckpegel ist somit niedriger, die Empfindlichkeit höher als beim 950NC.
45 Stunden Akkulaufzeit ohne ANC, 23 Stunden mit ANC
Der 730-mAh-Akku des JBL Club One soll bei deaktiviertem ANC über Bluetooth eine Akkulaufzeit von bis zu 45 Stunden gewährleisten, also 10 Stunden weniger als der 950NC. Mit ANC soll diese auf 23 Stunden sinken, was wiederum eine Stunde mehr ist als beim 950NC mit ANC. Wird ein Kabel genutzt und ANC aktiviert, soll die Akkulaufzeit bei 25 Stunden liegen – was wiederum 5 Stunden weniger als beim 950NC sind. Die Angaben sind, zumindest im direkten Vergleich, somit etwas verwirrend, wenn man bedenkt, dass der Club One das bessere, häufiger abtastende ANC besitzt, was generell eine kürzere Akkulaufzeit zur Folge haben sollte.
In der Praxis hält der JBL Club One mit einer Akkuladung bei mittlerer Lautstärke und aktiviertem ANC rund 24 Stunden durch – fast, aber nicht ganz das Niveau des hauseigenen 950NC. Der Sony WH-1000XM3 (Test) kommt auf 28 Stunden mit ANC, der Sony WH-CH710N (Test) gar auf 38 Stunden und der neue Sony WH-1000XM4 (Test) auf 31 Stunden Akkulaufzeit mit ANC.
Über eine Schnellladefunktion verspricht JBL nach einem Ladevorgang von 15 Minuten eine Musikwiedergabe von 2 Stunden. Diese wird im Test mit mehr als 5 Stunden erneut deutlich übertroffen.
SilentNow: ANC auch, wenn er aus ist
Der JBL Club One bietet zudem eine Funktion namens SilentNow, bei der das ANC genutzt werden kann, während Bluetooth ausgeschaltet und kein Kabel verbunden ist. Hierfür muss die ANC-Taste 5 Sekunden lang gedrückt werden, wenn der Kopfhörer ausgeschaltet ist. So kann beispielsweise im Flugzeug nachts ANC genutzt werden, ohne Inhalte abspielen zu müssen.
JBL Club One | JBL Club 950NC | Jabra Evolve2 85 | Sony WH-1000XM4 | Sony WH-1000XM3 | Bowers & Wilkins PX5 | Montblanc MB 01 | Sennheiser Momentum 3 Wireless | beyerdynamic Amiron wireless copper | |
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Wandlerprinzip | dynamisch, 40 mm | dynamisch, 35 mm | dynamisch, 40 mm | dynamisch, 42 mm | Tesla, dynamisch | ||||
Bauform | Geschlossen | ||||||||
Frequenzgang | 10–40.000 Hz (passiv), 20–20.000 Hz (aktiv) | 16–40.000 Hz (passiv), 16–22.000 Hz (aktiv) | 20–20.000 Hz | 4–40.000 Hz (Kabel), 20–40.000 Hz (Bluetooth, LDAC) | 10–30.000 Hz | 10–20.000 Hz | 6–22.000 Hz | 5–40.000 Hz (Kabelbetrieb) | |
Nennimpedanz | 32 Ohm | k. A. | 16 Ohm passiv, 47 Ohm aktiv | 20 Ohm | 32 Ohm | 100 Ohm passiv, 470 Ohm aktiv | 32 Ohm | ||
Kennschalldruck | 95 dB | 105 dB | k. A. | 101 dB (Kabel, passiv), 105 dB (Kabel, aktiv) | 101 dB | k. A. | 100 dB | 99 dB | 100 dB |
Klirrfaktor | k. A. | < 1 % | < 0,3 % (1 kHz, 100 dB SPL) | < 0,05 % bei 500 Hz | |||||
Kabel | 2,5-mm-Klinke | 3,5-mm-Klinke, 1,2 m | 3,5-mm-Klinke, 1,2 m | 3,5-mm-Klinke, 1,0 m | 3,5-mm-Klinke auf USB-C | 3,5-mm-Klinke | 3,5-mm-Klinke, 4-polig, 1,2 m | ||
Bluetooth | 5.0 | 4.2 | 5.0 | 4.2 | |||||
Unterstützte Codecs | SBC, AAC | SBC, AAC, LDAC | SBC, AAC, aptX, aptX HD, LDAC | SBC, aptX Adaptive, AAC | SBC, aptX, aptX LL, AAC | SBC, aptX, aptX HD, aptX LL, AAC | |||
Akkulaufzeit | 23 Stunden (mit ANC), 45 Stunden (ohne ANC) | 22 Stunden (mit ANC), 55 Stunden (ohne ANC) | 32 Stunden (mit ANC) | 30 Stunden (mit ANC) | 25 Stunden (mit ANC) | 20 Stunden (ohne ANC) | 17 Stunden (mit ANC) | 30 Stunden | |
Ladezeit | 2 Stunden | 1,5 Stunden | 2,5 Stunden | 3 Stunden | 2 Stunden | 3 Stunden | 2 Stunden | ||
Akkukapazität | 730 mAh | k. A. | 730 mAh | 330 mAh | 1.050 mAh | ||||
Ladebuchse | USB-C | ||||||||
Gewicht (ohne Kabel) | 378,5 g | 372 g | 284 g | 251 g | 255 g | 241 g | 280 g | 306 g | 400 g |
Je ein Audio-Eingang an jeder Ohrmuschel
Der JBL Club One setzt wie bereits erwähnt auf 2,5-mm-Audio-Kabel statt auf die üblichere 3,5-mm-Klinke. Doch damit enden die Besonderheiten nicht, denn der Club One hat an jeder Ohrmuschel einen Audio-Eingang. Welchen der Nutzer wählt, ist ihm überlassen, was eine je nach Einsatzzweck und -ort angepasste Kabelführung erlaubt.
JBL legt zwei Kabel bei. Eines von 2,5 auf 3,5 mm mit Mikrofon und Fernbedienung und ein zweites, reines Audio-Spiralkabel. Die Mikrofone an den Ohrmuscheln des Club One werden nicht über das Kabel an ein verbundenes Endgerät geleitet, hierfür muss das Kabelmikrofon genutzt werden.
Eine IP-Zertifizierung, die dem Kopfhörer einen Schutz vor Wasser und Staub bescheinigt, weist der Club One nicht auf. Bei starkem Regen sollte er somit vorsichtshalber geschützt getragen oder verstaut werden. Der USB-C-Port und die Audio-Anschlüsse sind ohne Abdeckungen und nicht zusätzlich gegen das Eindringen von Schmutz geschützt.
Multi-Connect mit zwei Geräten
Auch der Club One unterstützt die gleichzeitige Verbindung von zwei Endgeräten über Bluetooth: Multi-Connect. Die Wiedergabe lässt sich über das zweite verbundene Endgerät dann starten, wenn gerade keine Wiedergabe vom anderen Gerät aktiv ist. Eine aktive Wiedergabe wird somit nicht unterbrochen.
In Verbindung mit einem aktuellen Android-Smartphone unterstützt der Kopfhörer zudem „Fast Pair“ alias „Schnelles Pairing“, so dass bei eingeschaltetem Bluetooth und dem ersten Verbindungsversuch des Kopfhörers eine Benachrichtigung erscheint, dass der Kopfhörer verbunden werden kann, was den Umweg über die Einstellungen erspart.
Anschlüsse und Tasten an beiden Ohrmuscheln
Neben den beiden bereits beschriebenen Audio-Eingängen an beiden Ohrmuscheln hat JBL die Tasten erneut auf beide Seiten verteilt.
Links sind der Ein-/Ausschalter, die Bluetooth-Taste und die Taste zur Steuerung des ANCs (>2 s halten) und des Transparenzmodus (1 × drücken) platziert. Beim Transparenzmodus kann in der App „JBL My Headphones“ zwischen „Ambient Aware“, also der Wahrnehmung aller Außengeräusche, und „TalkThru“, mit dem sich gezielt Gespräche trotz aufgesetzten Kopfhörers führen lassen sollen, gewählt werden. Es lassen sich somit erneut nicht beide Modi parallel belegen. Über die Außenseite der Ohrmuschel kann der Google Assistant oder Amazon Alexa aktiviert werden, wenn diese in der App verknüpft wurden. Die Außenseite ist dabei als Taste umgesetzt, nicht als Touchfläche.
An der rechten Ohrmuschel befinden sich hingegen die Elemente zur Steuerung der Musikwiedergabe und der USB-C-Anschluss zum Aufladen des Club One. Die mittlere Taste startet und pausiert die Wiedergabe und dient zur Annahme und zum Ablehnen von Anrufen. Wird sie zwei Mal gedrückt, ruft man zudem den Sprachassistenten des Smartphones auf. Die direkt angrenzenden Tasten dienen zur Lautstärkesteuerung und zum Springen zwischen den Tracks, wenn sie länger als zwei Sekunden gedrückt werden. Die Steuerung über den Kopfhörer ist somit vollständig. Die Tasten bieten gute Druckpunkte und lassen sich nach kurzer Zeit sicher erfühlen.
Kein Auto-Play oder Auto-Pause
Eine Funktion, durch die die Wiedergabe stoppt, wenn der Kopfhörer abgenommen wird, bietet der JBL Club One nicht. Auch weitere Extras wie das automatische Anpassen des ANCs an die Umgebungsgeräusche oder den Standort und die Bewegungen des Nutzers, wie sie beispielsweise der Sony WH-1000XM4 (Test) aufweist, bietet der Club One nicht.
JBL-App für Anpassungen und Updates
Die bereits erwähnte App „My JBL Headphones“ bietet auch beim Flaggschiff nur wenige Funktionen. Neben der Firmware-Aktualisierung bestehen diese in der Auswahl vorgegebener Equalizer-Presets – sogenannter DJ-Signaturen im Menü „Stage+“ – und der manuellen Anpassung des Klangs über einen Equalizer sowie in der Auswahl des Transparenzmodus („Ambient Aware“ oder „TalkThru“). ANC kann auch in der App ein- und ausgeschaltet werden, zusätzlich zur Steuerung über den Kopfhörer. Wird es am Kopfhörer umgeschaltet, springt die Anzeige auch in der App um. Die weitere Funktionalität der App beschränkt sich auf die Anzeige des Akkuladestands und das Einstellen des automatischen Ausschaltens, wenn der Kopfhörer nicht benutzt wird.
Die Möglichkeiten sind somit begrenzt und insbesondere beim ANC ermöglicht JBL auch beim Flaggschiff keine Anpassung der Intensität, damit der Nutzer das für sich beste Verhältnis aus Geräuschunterdrückung und Hintergrundrauschen wählen kann.
Verarbeitung und Tragekomfort
Positiv fällt erneut die sehr gute und stabile Verarbeitung des JBL Club One auf. Der Einsatz von Metall am Kopfbügel und an den Scharnieren sowie Leder am Kopfband hinterlassen auch haptisch ein überzeugendes Gesamtbild. Der Club One ist beim Design dabei keineswegs identisch zum Club 950NC, sondern beide Kopfhörer unterscheiden sich trotz vieler ähnlicher Elemente. Der Club One ist etwas kantiger gehalten, die Flächen auf der Ohrmuschel sind leicht nach innen versetzt und das Kopfband ist vollständig mit Leder ummantelt und deutlich weicher als beim 950NC. Überzeugend sind erneut Details wie Gummipuffer an den Scharnieren, auf die JBL geachtet hat.
Lediglich der geringe Drehwinkel der Ohrmuscheln stört, wenn man die Kopfhörer im Nacken tragen und die Ohrmuscheln vor den Schultern liegen lassen möchte. Da sie sich nicht flach anlegen lassen, sind sie dabei immer im Weg.
Die Rasterung des Kopfbandes ist erneut fest und wird ungewollt nicht verstellt. Bei einem Gewicht von 378,5 g wäre dies auch fatal, denn ein Leichtgewicht ist der Club One nicht. Da aber auch der Anpressdruck von JBL wieder gut gewählt wurde, macht sich das Gewicht im Alltag nicht negativ bemerkbar. Wie der Club 950NC trägt sich dieses Modell über einen längeren Zeitraum ebenfalls sehr angenehm.
Magnetische Ohrpolster sorgen für wenig Wärme
Ebenso hervorragend umgesetzt sind die magnetischen Ohrpolster, denen man ihre nur aufgesetzte Halterung nicht ansieht. Halten sie im Alltag fest an den Ohrmuscheln, lassen sie sich dennoch problemlos jederzeit abnehmen und auswechseln. Zudem neigt man unter ihnen selbst bei wärmeren Temperaturen kaum zum Schwitzen. Gleichsam sorgen sie für eine sehr gute passive Isolierung.