Montblanc Summit 2+ im Test: Saphirglas-Smartwatch mit LTE und Stern auf der Krone
tl;dr: Zum Preis von 1.140 Euro im Luxussegment angesiedelt, bietet die Montblanc Summit 2+ als exklusives Feature eine LTE- und eSIM-Unterstützung, die ohne Drittanbieter-App direkt aus der Wear-OS-App aktiviert werden kann. So schön Luxus und Komfort klingen mögen, hat die Uhr bei beiden Aspekten mit Schnitzern zu kämpfen.
Montblanc Summit 2+ im Test
Im Frühjahr vorgestellt, verzögerte sich der Marktstart erheblich. Mittlerweile ist die Montblanc Summit 2+ jedoch in drei Farbvarianten erhältlich.
Gegenüber der Summit 2 wächst die Summit 2+ im Durchmesser um 1,5 mm auf 43,5 mm. Einhergehend erhöht sich auch die Display-Diagonale von 1,19 auf 1,28 Zoll. Technisch setzen beide Smartwatches auf ein AMOLED-Panel, einen Snapdragon Wear 3100, 1 GB Arbeits- und 8 GB Flash-Speicher. Einziger sonstiger Unterschied sind die LTE- und eSIM-Unterstützung der Summit 2+
eSIM-Aktivierung in der Wear-OS-App – wenn es denn geht
In Zusammenarbeit mit Vodafone bietet die Montblanc Summit 2+ exklusiv die Möglichkeit, ohne Drittanbieter-App und ohne große Umwege das eigene eSIM-Profil auf der Smartwatch zu aktivieren.
Im Test gestaltete sich die Aktivierung jedoch schwierig und war gar nicht erst möglich. Das laut Anleitung in der Hauptanzeige der Wear-OS-App befindliche Einrichtungsfenster war schier nicht vorhanden. Auch in den erweiterten Einstellungen gab es keinen entsprechenden Menüpunkt. Ebenso brachten zahlreiche Versuche, Smartphone und Uhr auf Werkseinstellungen zurückzusetzen, keine Änderung.
Wo liegt der Fehler? Zum Einsatz kam ein Sony Xperia XZ mit Android 8. Sowohl Montblanc als auch Vodafone nennen neben Android ab Version 6, das Grundvoraussetzung zum Betrieb der Wear-OS-App ist, offiziell keine weiteren Anforderungen. Selbst mehrere Rückfragen beim Hersteller bewirkten keine Lösung. Für den eSIM-Aktivierungsprozess verwies der technische Support auf Android 8 oder besser. Doch auch dies war gegeben.
Trotz erfüllter Voraussetzungen wurde kurzerhand zu einem anderen Smartphone gegriffen. Mit dem erst kürzlich veröffentlichten OnePlus Nord (Test) kommt diesmal ein aktuelles Modell zum Einsatz – und siehe da, es funktioniert.
Diese noch immer unklare Hürde überwunden, gestaltet sich der Aktivierungsprozess äußerst einfach und selbsterklärend. Wie im obigen Video gezeigt, sind nach erfolgter Paarung von Smartwatch und Smartphone nur wenige Klicks zur eSIM-Aktivierung notwendig. Doch bleibt die Frage, warum die ersten Anläufe scheiterten.
Die Summit 2+ im Detail
Die Produktvielfalt auf dem Wear-OS-Markt ist überaus breit gefächert. In der jeweiligen Generation bieten alle Smartwatches dieselbe Hardware-Basis, sodass zum Hervorstechen einzig Design und Materialien bleiben. Die Montblanc Summit 2+ fällt hier vor allem mit einem Saphirglas auf. Auch das Armband mitsamt Faltschließe gefällt. Eine drehbare Krone, um durch das Menü oder Nachrichten zu scrollen, ist zwar mittlerweile kein Alleinstellungsmerkmal mehr, jedoch setzt Montblanc diese überaus feinfühlig um. Die fein gearbeitete Krone ist zudem eine kleine Augenweide und wird in der Mitte vom Montblanc-Firmenlogo geziert. Das Chronographendesign passt zum angestrebten Segment und ist mit Abmessungen von 43,5 × 14,3 mm noch nicht als zu klotzig zu bezeichnen. Das Gehäuse ist aus Edelstahl gefertigt und bringt rund 94 g auf die Waage. Hinsichtlich der Wasserdichtigkeit attestiert Montblanc der Uhr IPX8, sodass sie gegen dauerndes Untertauchen abgedichtet ist und etwa zum Schwimmen getragen werden kann.
Gleich zwei unansehnliche Schnitzer leistet sich der Hersteller hingegen auf der Uhrenunterseite. Ein Uhrenboden aus Kunststoff, wenn auch „glasfaserverstärkt“, passt nicht zum angestrebten Preissegment und schadet der Gesamtoptik. Gleiches gilt für die Ladekontakte. Hier zeigt die Konkurrenz, wie beispielsweise die Samsung Galaxy Watch Active 2 (Test) zum Bruchteil des Preises, wie es aussehen müsste.
Tracking-Ergebnisse: Herzfrequenz top, Schritte flop
Auch im Inneren patzt die Summit 2+. Bereits nach den ersten Testtagen fielen deutlich zu niedrige Schrittwerte auf. Nach etlichen getesteten Smartwatches ist die durchschnittliche Schrittzahl eines normalen Alltags bekannt und beziffert sich zumeist in Schrittwerten von 8.000 bis 9.000. Die Summit 2+ gab hingegen Werte um etwa 7.000 aus, was stutzig werden ließ. Die direkte Schrittzählung bestätigte die Vermutung. In mehreren Zählungen von 1.000 Schritten registrierte die Uhr im Durchschnitt nur etwa 88 Prozent. Auch bei kleineren Schrittzählungen von 100 bis 200 gelang es der Montblanc Summit 2+ nicht, korrekte Schrittwerte zu liefern. Mit 77 gewerteten zu 100 gezählten Schritten gab es hier sogar eine größere Abweichung. Bei der Schrittanalyse muss dringend nachgebessert werden. Ursache hierfür könnte eine zu grob eingestellte Analyse der Messdaten des Gyroskops und des Beschleunigungsmessers sein, die sich mittels Software-Update beheben lassen sollte.
Montblanc Summit 2+ | Referenz | Abweichung |
---|---|---|
83 | 83 | +/- 0,00 % |
101 | 101 | +/- 0,00 % |
89 | 90 | + 1,11 % |
Eine wesentlich bessere Figur macht die Herzfrequenzanalyse. Zwei der drei Messungen meistert die Summit 2+ ohne Abweichungen zum Referenzwert, der mittels Polar-Brustgurt bestimmt wurde. Die dritte Messung weicht indes nur um einen Herzschlag ab. Etwas schade ist die Messschnelligkeit. Auf Schwankungen der Herzfrequenz reagiert die Summit 2+ äußerst träge und benötigte im Test 5 bis 10 Sekunden, um den vorherigen Wert zu aktualisieren.
Nur durchschnittliche Laufzeit
Das größte Problem von Wear-OS-Smartwatches ist – trotz vermeintlich sparsamerer Hardware – noch immer die Akkulaufzeit. Zeigen Hersteller aus anderen Betriebssystemlagern mit mittlerweile fünf und mehr Tagen (oder gar Wochen), wie es geht, hinken die Wear-OS-Uhren weiterhin hinterher. Wie die vor kurzem getestete Moto 360 3rd Gen. (Test) bewies, liegen die Laufzeiten bei aktuellen Wear-OS-Uhren je nach Größe der Uhr zwischen einem und maximal zwei Tagen bei normaler Nutzung. Mit rund anderthalb Tagen stellt auch die Summit 2+ keine Ausnahme dar. Unverständlich ist ebenso, warum die kleinere Summit 2 mit 500-mAh-Akku daher kommt und der Akku der größeren Summit 2+ auf 440 mAh geschrumpft wurde.
Fazit
Die Montblanc Summit 2+ ist eine schöne Smartwatch, die optisch vor allem mit ihrer liebevoll gearbeiteten Krone auffällt. Dem angesetzten Preis von über 1.100 Euro wird die Uhr jedoch nicht gerecht. Abgesehen vom Saphirglas bietet sie äußerlich keinen Mehrwert gegenüber anderen Wear-OS-Smartwatches. Auf der Hardware-Seite sind ihr zwar eine LTE- und eSIM-Unterstützung mit einer überaus einfachen (und Vodafone-exklusiven) Aktivierung gutzuschreiben, doch wurde der Aktivierungsprozess im Test von Problemen überschattet. Was obendrein sauer aufstößt: Die Aktivierungsvoraussetzung (ab Android 8) wird nirgends offen kommuniziert. Hinzu kommen nur durchschnittliche Laufzeiten und durchwachsene Vitalwerte.
ComputerBase hat die Summit 2+ leihweise von Montblanc zum Testen erhalten. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht. Es gab kein NDA.
Dieser Artikel war interessant, hilfreich oder beides? Die Redaktion freut sich über jede Unterstützung durch ComputerBase Pro und deaktivierte Werbeblocker. Mehr zum Thema Anzeigen auf ComputerBase.