Razer Pro Click im Test: Erste Office-Maus schlägt die MX Master 3 nur beim Gaming

Fabian Vecellio del Monego
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Razer Pro Click im Test: Erste Office-Maus schlägt die MX Master 3 nur beim Gaming

tl;dr: Mit der Pro Click will Razer ins Segment hochpreisiger Office-Mäuse vordringen. Heraus kam aber nur eine Gaming-Maus mit mangelhaftem internen Speicher. Hinsichtlich der Office-Funktionalität bleibt das Eingabegerät klar hinter Logitechs MX Master 3 zurück, ist aber eigentlich nicht schlecht, sondern nur zu teuer.

Seit vielen Jahren zählt Razer zu den größten Mausherstellern, doch bislang richteten sich die meist nach Reptilien benannten Produkte des Unternehmens in erster Linie an Gamer – sowohl hinsichtlich ihrer Funktionalität als auch hinsichtlich der oftmals markanten Optik mit RGB-Beleuchtung. Mit der im Rahmen einer Productivity Suite zusammen mit einer Tastatur vorgestellten Pro Click will Razer nun auch das Terrain der professionellen Office-Mäuse betreten – so suggeriert es zumindest das Marketing.

Das weiße, im Vergleich zu Razers Gaming-Mäusen schlicht und elegant anmutende Eingabegerät ist ergonomisch für Rechtshänder und den Palm-Grip ausgelegt, was bereits eine Konkurrenz zu Logitechs populärer MX-Master-Serie nahelegt. Da auch die unverbindliche Preisempfehlung mit rund 110 Euro der neuesten MX Master ebenbürtig ist, liegt es nahe, die Pro Click in diesem Test gegen die MX Master 3 (Test) antreten zu lassen.

Razer Pro Click
Logitech MX Master 3
Ergonomie: Rechtshändig
Sensor: PixArt PMW-3389
Optisch
Logitech Darkfield
Laser
Auflösung: 100–16.000 CPI
5 Stufen
200–4.000 CPI
Geschwindigkeit: 11,4 m/s ?
Beschleunigung: 490 m/s² ?
USB-Abfragerate: 1.000 Hz 125 Hz
Primärtaster: Omron D2FC, 50 mio. Klicks ?
Anzahl Tasten: 8
Oberseite: 6
Linksseitig: 2
9
Oberseite: 4
Linksseitig: 5
Sondertasten: 4-Wege-Mausrad
cpi-Umschalter
Freistellbares Mausrad
Software: vollständig programmierbar, Sekundärbelegung
Makroaufnahme
Interner Speicher
1 Profile
vollständig programmierbar
Makroaufnahme
Interner Speicher: 1 Profil
Beleuchtung:
Gehäuse: 127 × 80 × 46 mm
Hartplastik, Beschichtung
Glanzelemente, Gummielemente
125 × 84 × 51 mm
Hartplastik, Beschichtung
Gummielemente
Gleitfüße: PTFE-Basis (lackiert)
Gewicht: 106 Gramm (o. Kabel) 142 Gramm (o. Kabel)
Anschluss: USB-A auf Micro-USB-Kabel, 1,80 m
Funk: 2,4 GHz, Bluetooth
proprietärer Akku, 400 Stdn. Laufzeit
Laden: Kabel
USB-A auf USB-C-Kabel, 1,00 m
Funk: 2,4 GHz, 10,0 Meter Reichweite, Bluetooth
proprietärer Akku
Laden: Kabel
Preis: ab 108 € ab 150 €

Ergonomisches Gehäuse liegt angenehm in großen Händen

Razer wird nicht müde zu betonen, die Form der Pro Click in Kooperation mit Humanscale entworfen zu haben. Dementsprechend falle die Neigung des weit ausladenden Mausrückens genau so aus, dass Nutzer ihre rechte Hand im bequemen 30-Grad-Winkel im Palm-Grip auf die Pro Click legen können. Eben diese Haltung eigne sich besonders gut, um Muskel- und Sehnenerkrankungen im Bereich des Handgelenks vorzubeugen, ohne die Maus vollends vertikal aufzubauen. In der Theorie ergibt dieser Ansatz durchaus Sinn, wobei die potentiellen Vorteile einer geneigten Handposition keinesfalls Razers Marketing-Abteilung entstammen, sondern durchaus wissenschaftlich fundiert sind.

Konkrete Langzeiterfahrungen zur Umsetzung bei der Pro Click gibt es wenige Wochen nach Markstart freilich noch nicht. Der Maus kann aber durchaus ein sehr hoher Komfort bescheinigt werden: Selbst sehr große Handflächen finden auf dem Chassis noch problemlos Platz. Die geschwungenen Kurven des Eingabegeräts schmeicheln der Hand dabei tatsächlich noch mehr, als es die unter gleichen Gesichtspunkten konstruierte MX Master vermag, wobei auch das merklich geringere Gewicht des Razer-Modells dem Komfort überaus zuträglich ist.

Die enorme Größe der Maus ist aber selbstredend ambivalenter Natur: Sehr kleine Hände scheitern potentiell am Palm-Grip und können die Pro Click unter Umständen nicht bequem führen. Die MX Master 3 wiederum ist dank des früher abfallendes Rückens auch bei kleinen Händen noch gut verwendbar, wenngleich beide Mäuse klar an mittlere bis große Hände gerichtet sind.

Ein deutlicher Unterschied findet sich derweil noch in der Oberfläche: Die die gesamte Oberfläche der Maus umspannende Beschichtung der MX Master 3 ist deutlich weicher und nachgiebiger als die weißen Teile der Pro Click, die wiederum an den Flanken über rau texturierte Gummi-Elemente verfügt. Eben jene bieten spürbar mehr Haftung, solange nicht sehr viel Schweiß ins Spiel kommt. Probleme mit der Handhabung gibt es diesbezüglich jedoch bei keiner der beiden Nager, weswegen es letztendlich beim Interessenten liegt, gemäß den eigenen Vorlieben zu urteilen.

Keine Patzer bei den Gleiteigenschaften

Unter dem Begriff der Gleiteigenschaften lassen sich all jene Charakteristika einer Maus summieren, die beeinflussen, wie geschmeidig und widerstandsfrei das Eingabegerät auf einer bestimmten Oberfläche zu bewegen ist. Bei Gaming-Mäusen ist das Kriterium folglich ausschlaggebend, in Office-Umgebungen hingegen häufig vernachlässigbar. Einerseits, weil die Rahmenbedingungen durch das oftmals fehlende Stoffmauspad ohnehin schon alle Mäuse auf einen kleineren Nenner ziehen, und andererseits, weil beim Navigieren in Office-Anwendungen meistens keine präzisen, schnellen und ruckartigen Bewegungen gefordert sind.

Abseits dieser Einschränkungen lässt sich jedoch feststellen, dass die Pro Click über gute Gleiteigenschaften verfügt. Die Maus ist mit einem Gewicht von 106 g zwar nicht leicht, aber dennoch deutlich leichter als die mit einer Masse von 142 g schlichtweg sehr schwere MX Master 3. Auch die Gleitflüße fallen sowohl hinsichtlich ihrer Gleitfähigkeit als auch bezüglich ihrer Anordnung besser aus. Das gummierte Kabel ist indes bei weitem nicht so flexibel wie die mit Nylon umwickelten Kabel der neuesten Razer-Gaming-Mäuse, stellt aber auch kein Hindernis dar und wird ohnehin sehr selten benötigt.

Standardkost bei Tasten und Mausrad

Bei vielen neuen Gaming-Mäusen setzte Razer zuletzt zumindest bei den Primärtasten auf optomechanische Schalter, so beispielsweise bei den Modellen Viper (Test), Viper Ultimate (Test) und DeathAdder V2 (Test) und kürzlich auch bei der DeathAdder V2 Pro und der Naga Pro. Die preislich zwischen den genannten Mäusen positionierte Pro Click erhält jedoch klassische mechanische Taster – und damit potentiell ein früher oder später auftretendes Problem mit ungewünschten Doppelklicks. Das ist zwar bei den allermeisten Gaming-Nagern – und sowieso bei Office-Mäusen – immer noch gang und gäbe, in Anbetracht von Razers Möglichkeiten und dem Preis aber dennoch schade.

Besagte mechanische Taster sind derweil auf dem Papier mit einer Lebenszeit von 50 Millionen Klicks spezifiziert und damit zumindest in der Theorie langlebiger als die in der MX Master 3 verbauten Schalter. Positiv ist zudem hervorzuheben, dass ein Tastenklick bei der Pro Click deutlich leiser vonstatten geht als bei Logitechs Konkurrenzprodukt, das bei energischem Klicken teils störend laut wird.

Razer Pro Click
Logitech MX Master 3

Abseits dessen unterliegt die Razer-Maus jedoch. Das 4-Wege-Mausrad lässt sich zwar im Gegensatz zum MX-Master-3-Rad auch nach rechts und links kippen, kann aber nicht freigestellt werden. Die Logitech-Maus glänzt an dieser Stelle mit einer hervorragenden adaptiven Magnetlagerung: Beschleunigt der Nutzer das Rad über eine individuell einstellbare Schwelle, wechselt es nahtlos von präziser, magnetisch gesteuerter Rasterung hin zum frei schwingenden Betrieb. Razers Mausrad ahmt zwar die Optik des MX-Master-3-Mausrades nach, bietet aber keine weitere Funktion.

Des Weiteren hat die MX Master 3 der Pro Click ein zusätzliches Drehrad an der linken Seite voraus, wo sich bei der Pro Click nur zwei Zusatztasten befinden. Eine weitere findet sich bei beiden Mäusen auf dem Rücken. Logitechs Modell bietet darüber hinaus eine in die Daumenauflage integrierte Taste und die Möglichkeit, Tasten vierfach zu belegen, indem die Bewegung der Maus bei Tastendruck mit beachtet wird. Razer verfolgt hier mit einer klassischen Sekundärbelegung per Shift-Taste einen klassischeren, aber oftmals auch einfach zu handhabenderen und schnelleren Ansatz, den die Logitech-Maus schuldig bleibt.

Beide Mäuse bieten überdies auf der Unterseite eine Taste, mit der sequentiell zwischen verschiedenen verbundenen Computern umgeschaltet werden kann.