C:\B_retro\Ausgabe_57\: AMDs weiter Weg zurück nach Hawaii
tl;dr: Mit RDNA 2 und der Radeon-RX-6000-Serie ist AMD zurück im High-End-Segment und beendet damit eine mehr als 7 Jahre andauernde Durststrecke. Aus diesem Grund weicht C:\B_retro\ heute davon ab, dass Hardware mindestens 15 Jahre oder älter sein muss, und begleitet AMD auf dem weiten Weg von Hawaii zurück an die Spitze.
Jeden Sonntag wirft diese Serie einen unterhaltsamen Blick zurück auf drei Jahrzehnte voller bewegter Geschichten und interessanten Entwicklungen der Computerszene. Mythen, Meilensteine und Meisterwerke: C:\B_retro\.
C:\B_retro\Ausgabe_57\
Der weite Weg zurück nach Hawaii
Eines haben die Radeon R9 Fury X, Radeon RX 480, Radeon RX 580, Radeon RX Vega 64, Radeon VII und Radeon RX 5700 XT von AMD gemeinsam: Sie konnten zu ihrer Zeit nicht – oder nur bedingt – mit den Topmodellen von Nvidia im High-End-Segment konkurrieren. Manchmal sollten sie es nicht einmal, zu weit weg war die Konkurrenz, war Nvidia.
Mit Radeon RX 6800 XT und RX 6800 (Test) auf Basis der neuen RDNA-2-Architektur konnte AMD diese Lücke nach über sieben Jahren wieder schließen.
ComputerBase begleitet AMD heute auf dem weiten Weg zurück an die Spitze, der bereits 2013 nach der Vorstellung der Radeon-R200-Serie auf Basis von Hawaii, der zweiten Generation der GCN-Architektur, begann.
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Radeon gegen GeForce im High-End-Segment ab 2013
Die Reise beginnt mit der Radeon R9 290X (Test), mit der AMD die Konkurrenz von Nvidia in Form der GeForce GTX 780 (Test) letztmals im High-End-Segment schlagen konnte und die für 500 Euro gar ein Konkurrent für die damals erste Titan darstellte.
AMD Radeon R9 290X im Test
Konkurrenz für Titan. Für 500 Euro.
Mit der Radeon R9 290X zielte AMD am 24. Oktober 2013 im Test von ComputerBase auf die erste GeForce GTX Titan (Test). Zu einem Preis von unter 500 Euro sollte das neue Flaggschiff der Radeon Technologies Group die deutlich teurere Konkurrenz schlagen.
Hatte es AMD bei den zu dem Zeitpunkt bereits vorgestellten „Volcanic Islands“-Grafikkarten Radeon R7 260X, Radeon R9 270X und Radeon R9 280X (Test) beim Einsatz bekannter GPUs belassen, setzte die Radeon R9 290X auf eine komplett neue GPU namens „Hawaii“.
Auf Basis der Hawaii-IP stürzte sich der Nachfolger der Radeon HD7970 GHz-Edition (Test) in das Duell mit der GeForce GTX 780 und der GeForce GTX Titan und sollte überzeugen.
In Sachen Geschwindigkeit macht AMD mit der Radeon R9 290X einen großen Schritt nach vorne und schafft es erfolgreich, Nvidias GeForce GTX Titan anzugreifen.
ComputerBase, am 24. Oktober 2013
In niedrigeren Auflösungen hatte Nvidia dabei leicht die Nase vorne, in höheren dagegen AMD. Einzig die Leistungsaufnahme unter Windows hinterließ damals Fragezeichen und verhinderte seinerzeit eine allumfassende ComputerBase-Empfehlung.
In Sachen Leistung war die Radeon R9 290X über jeden Zweifel erhaben und lieferte zum Preis von unter 500 Euro die Leistung einer über 800 Euro teuren GeForce GTX Titan, die in hohen Auflösungen zudem geschlagen wurde.
AMD Radeon R9 Fury X im Test
Eine ernsthafte Alternative zu Nvidias Topmodellen
Wenn man es genau nimmt, konnte AMD zuletzt im Juni 2015 im High-End-Segment angreifen. Mit der ersten Grafikkarte, die sich nicht an das vorherrschende numerische Namensschema des restlichen Portfolios hielt. Die Radeon R9 Fury X sollte auffallen. Sie sollte etwas besonderes und einzigartiges sein.
Wie Nvidias Serie GeForce GTX Titan standen Modelle vom Typ Radeon R9 Fury eine Stufe über den anderen Angeboten des jeweiligen Herstellers. Der Preis fiel bei AMD mit 699 Euro aber über 400 Euro günstiger als bei Nvidia aus. Er orientierte sich an der GeForce GTX 980 Ti (Test), die AMD im Juni 2015 auch zum offiziellen Kontrahenten der Radeon R9 Fury X erkoren hatte.
Doch nicht nur der Name grenzte die Fury ab. Mit Fiji setzte AMD auf der neuen Serie exklusiv auf eine neue GPU, mit High Bandwith Memory (HBM) kam zudem erstmals ein potentieller Nachfolger von GDDR5 im Consumer-Bereich zum Einsatz. Die Radeon R9 Fury X hieß nicht nur anders, sie war es auch.
Mit der Fury X konnte AMD seinerzeit die selbst gesteckten Ziele weitestgehend erreichen und überzeugte im ComputerBase-Test.
Wie Nvidia mit der Serie GeForce GTX Titan positioniert AMD die Radeon R9 Fury über den bekannten Modellen im herkömmlichen Namensschema. Die Botschaft: Grafikkarten der Serie sind etwas besonderes. Der Name, das Kühlsystem, das Design und auch die Technologie dienen der Abgrenzung. Mit einer nicht abschließend geklärten Ausnahme wird das Gesamtpaket dem selbst gesteckten Anspruch gerecht.
ComputerBase, am 24. Juni 2015
Bei der Geschwindigkeit konnte die Radeon R9 Fury X in 3.840 × 2.160 Pixeln mit der GeForce GTX 980 Ti sowie der GeForce GTX Titan X gleichziehen. Alle drei Modelle schenkten sich nichts, je nach Titel gewann mal die eine und mal die andere Karte. In niedrigeren Auflösungen fiel die Radeon R9 Fury X etwas hinter die Konkurrenz zurück, blieb aber durchweg in Schlagdistanz und zudem vor den übertakteten Modellen der GeForce GTX 980. Gegenüber der Radeon R9 390X konnte AMD die Leistung mit der Fiji-GPU um rund ein Viertel erhöhen.
Allerdings alterten Grafikkarten auf Basis von Fiji schnell: 4 GB Speicher waren schlichtweg zu wenig, die 300er-Serie mit 8 GB war hier am Ende sogar deutlich im Vorteil.
AMD Radeon RX 480 im Test
Schnell und effizient mit 8 GByte für 260 Euro
Das Interesse an der AMD Radeon RX 480 auf ComputerBase war seinerzeit riesig. Bei jeder Meldung zur neuen Grafikkarte von AMD überschlugen sich die Kommentare im Forum. Vergleichbar mit dem aktuellen Interesse an der Radeon RX 6800 (XT) wurde kein anderes Thema im Juni 2016 heißer in der Community diskutiert. Für die GPU-Serie namens „Polaris“ trommelte AMD allerdings auch früh wie nie, so hell wie angekündigt strahlte der Stern jedoch am Ende nicht.
Leicht hatte es die Radeon RX 480 dabei nicht, denn Nvidia hatte mit der GeForce GTX 1080 (Test) und der GeForce GTX 1070 erfolgreich vorgelegt – allerdings in einer völlig anderen Preis- und damit auch Leistungsklasse.
Zum Preis von 256 Euro sprach die Radeon RX 480 mit acht Gigabyte die große Masse der Spieler an, war aber selbst gegen die GeForce RTX 1070 chancenlos und musste sich auch der eigenen Vorgängergeneration und Form der Radeon Fury , Fury X und Nano geschlagen geben.
Die AMD Radeon RX 480 platziert sich in Full HD zwischen der Nvidia GeForce GTX 970 und der GeForce GTX 980. Mehr oder weniger auf dem Niveau einer übertakteten GeForce GTX 970 und somit auch auf dem Niveau der Radeon R9 390.
ComputerBase, am 29. Juni 2016
Aus dem High-End-Segment verabschiedete sich AMD mit Polaris vollständig, auch wenn sich in Sachen Effizienz einiges getan hatte. Gegenüber der GeForce GTX 1080 Ti, der GeForce GTX 1080 sowie GeForce GTX 1070 war die Radeon RX 480 nicht konkurrenzfähig und wurde später auch von der GeForce GTX 1060 (Test) geschlagen.
Nachdem auch die Radeon RX 580 und RX 590 nicht viel mehr als ein Refresh der ersten Polaris-Generation waren und im High-End-Segment erneut nichts zu melden hatten, sollten es die Radeon RX Vega 64 und RX Vega 56 (Test) für AMD richten.
AMD Radeon RX Vega 64 & 56 im Test
Der helle Stern wirft lange Schatten
Mit über einem Jahr Verzögerung sollte AMD Vega ab August 2017 Nvidia Pascal Konkurrenz machen. Wie aber bereits zuvor vielerorts spekuliert, hatten die Vega RX 64 und 56 nicht die GeForce GTX 1080 Ti (Test) sondern die Nvidia GeForce GTX 1080 und 1070 zum Ziel.
Wer bis zuletzt einen Gegenspieler zur GeForce GTX 1080 Ti erwartet hatte, wurde enttäuscht: AMD hatte Nvidias Flaggschiff weiterhin nichts entgegen zu setzen. Die UVP von Vega war mit 499 Euro respektive 405 Euro entsprechend gewählt.
Die gute Nachricht vorweg: Mit Radeon RX Vega 64 und Radeon RX Vega 56 gibt es in Sachen Leistung endlich Konkurrenz für die über ein Jahr alten Modelle GeForce GTX 1080 und GeForce GTX 1070 von Nvidia. Vor allem die Radeon RX Vega 56 weiß zu gefallen, denn sie ist bereits im Referenzdesign so schnell wie eine übertaktete GeForce GTX 1070. Die Radeon RX Vega 64 hat es dagegen schwerer und muss sich im Durchschnitt knapp der GeForce GTX 1080 geschlagen geben.
ComputerBase, am 14. August 2017
Gegen die GeForce GTX 1080 Ti war im High-End-Segment aber erneut kein Ankommen für AMD und auch die Custom-Designs der GeForce GTX 1080 blieben vorerst außer Schlagdistanz. Zumindest letztere konnte AMD später mit gelungenen Partnerkarten wie der Sapphire Radeon RX Vega 64 Nitro+ (Test) doch noch attackieren.
AMD Radeon VII im Test
Zu laut, zu langsam und zu teuer, aber mit 16 GB HBM2
Am 7. Februar 2019 hatte ComputerBase die Radeon VII im Test, ein neues Flaggschiff, das seinerzeit die GeForce RTX 2080 angreifen sollte. Im Test zeigte die Grafikkarte eine gegenüber der Radeon RX Vega 64 deutlich gesteigerte Performance, gegen die GeForce RTX 2080 hat sie es aber schwer und eine GeForce RTX 2080 Ti (Test) lief mit 30 bis 40 Prozent Vorsprung erneut außerhalb der Reichweite von AMDs Speerspitze.
AMD versprach die Performance einer GeForce RTX 2080 zu einem Preis von 729 Euro. Am Ende konnte die Radeon VII im ComputerBase-Test nicht überzeugen und hatte vor allem ihre Schwierigkeiten mit dem Kühlsystem.
Eine konkurrierende GeForce RTX 2080 bietet für 50 Euro weniger schlussendlich mehr Leistung, einen leiseren Betrieb sowie Raytracing und DLSS. Wer einfach nur Spielen und die Grafikkarte nicht erst händisch optimieren möchte, sollte nicht überlegen und zur GeForce RTX 2080 greifen – Nvidia hat zweifelsohne das rundere Paket, was für die meisten Spieler besser funktioniert.
ComputerBase, am 7. Februar 2019
Die Radeon VII punktete in erster Linie mit ihren 16 GB HBM2, Undervolting und dem „Bastel-Potenzial“. Von einem Angriff auf das High-End-Segment, also auch auf die GeForce RTX 2080 Ti, war AMD zu dieser Zeit jedoch weiterhin weit entfernt.
AMD Radeon RX 5700 (XT) im Test
Navi ist schneller als RTX ohne Super und ähnlich effizient
Am 7. Juli war es soweit und mit der Radeon RX 5700 und RX 5700 XT (Test) betrat die Navi-GPU mit RDNA-Architektur die Bühne. Die neue Ausbaustufe zeigte sich gegenüber dem Vorgänger GCN deutlich verbessert.
Navi kam trotz 7-nm-Fertigung zwar noch nicht ganz an die Turing-Konkurrenz heran, kompensiert dies aber durch einen niedrigeren Preis. Die Radeon RX 5700 XT und RX 5700 sollten der letzte Schritt vor dem überzeugenden Comeback im High-End-Segment mit der Radeon RX 6800 XT und RX 6800 (Test) sein.
Mit Navi 10 konnte sich AMD erstmals wieder dem High-End-Segment ernsthaft annähern, auch wenn die GeForce RTX 2080 Ti und die GeForce RTX 2080 Super weiterhin eine Klasse für sich blieben. Mit Einführung der RDNA-Architektur ging AMD wieder auf Tuchfühlung mit Nvidias Speerspitzen. Entsprechend positiv fiel das Fazit der Redaktion aus.
AMDs erste zwei Navi-Grafikkarten sind runde Produkte, mit Ausnahme der Referenzkühler weiß das Gesamtpaket in Kombination mit den angesetzten Preisen zu überzeugen. Gegenüber der alten Garde in Form von Polaris und Vega mit Graphics Core Next ist Navi ein Sprung, wie es ihn im Hause AMD bereits seit mehreren GPU-Generationen nicht mehr gegeben hat.
ComputerBase, am 7. Juli 2019
Die GeForce RTX 2070 konnte in den meisten Benchmarks mit bis zu 10 Prozent geschlagen werden und auch die GeForce RTX 2080 lag bereits in Schlagdistanz. Den Angriff auf die vordersten Plätze konnte AMD aber erst mit der RDNA-2-Architektur vollends in Angriff nehmen.
Am 8. Dezember läutet AMD die Nächste Runde im Kampf um die Spitzenposition im High-End-Segment ein, denn dann erfolgt die Verkaufsfreigabe für Radeon RX 6900 XT, das neue Spitzenmodell der Radeon-RX-6000-Serie.
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Die letzten fünf Ausgaben in der Übersicht
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