AMD Radeon RX 6800 (XT): Overclocking und Undervolting in der Analyse
Über 13.000 Wörter und fast 4.000 Messwerte auf sechs Seiten umfasst der Test zur Radeon RX 6800 (XT), neben dem Standard-Parcours sind auch viele zusätzliche Analysen enthalten. Leserkommentare machen allerdings deutlich: Nicht jeder findet das, was er sucht. Die Analysen zu OC und UV gibt es hier deshalb noch einmal separat.
Overclocking macht 2,5 GHz möglich
Auch wenn Radeon RX 6800 und Radeon RX 6800 XT bereits ab Werk hoch takten, ist das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht.
Die Navi-21-GPU auf der Radeon RX 6800 ließ sich im Test stabil um weitere 267 MHz übertakten, bevor es zu Abstürzen kam. Die GPU taktet in Spielen dann mit bis zu 2,46 GHz und scheitert damit nur knapp an den 2.500 MHz. In Verbindung mit einem maximierten Power Limit liegt der OC-Takt durchweg an.
Der 16 GB große GDDR6-Speicher ließ sich um 400 MHz auf 8.400 MHz übertakten. Im Treiber lassen sich zwar bis zu 8.600 MHz einstellen und Abstürze oder Grafikfehler gibt es auch dann nicht, jedoch sinkt die Performance spürbar. Hier scheint der Speicher Fehler zu produzieren, die zwar ausgeglichen werden, aber das kostet Leistung. Der Referenzkühler erledigt die Aufgabe meisterhaft und wird quasi nicht lauter. Die Lüfterdrehzahl legt um gerade einmal 50 Umdrehungen zu. Die Leistung lässt sich so im Durchschnitt um – heutzutage vergleichsweise hohe – 9 Prozent in UHD steigern.
Die große XT knackt 2,5 GHz
Die Radeon RX 6800 XT schafft, was der Radeon RX 6800 verwehrt blieb: Der Rechenkern ließ sich stabil um 209 MHz übertakten, was in Spielen dann in bis zu 2.525 MHz und damit über 2,5 GHz resultiert. Damit hat die Grafikkarte den bisherigen GPU-Taktrekord auf ComputerBase gleich um mehrere Hundert Megahertz gebrochen. Allerdings reicht das maximierte Power Limit nicht aus, um den Takt in jedem Spiel zu halten. In dem ein oder anderen Spiel gelingt dies, in den meisten aber nicht. 2,3 bis 2,4 GHz sind dagegen oft zu sehen, im Worst-Case gibt es „nur“ rund 2,2 GHz.
Der GDDR6-Speicher ließ sich in diesem Fall sogar um 600 MHz auf 8.600 MHz beschleunigen, mehr lässt der Treiber nicht zu. Da die kleinere Karte jedoch bereits bei 8.400 MHz am Ende gewesen ist, liegt die Vermutung nahe, dass es viel weiter auch bei der größeren nicht mehr gegangen wäre. Damit bleibt es bei RDNA 2 dabei, dass auf AMD-Grafikkarten der GDDR6-Speicher deutlich weniger als bei Nvidia-Beschleunigern übertaktet werden kann. Da die Speicherchips gleich sind, liegt dies vermutlich am Speichercontroller. Die Leistung steigt im Durchschnitt um 6 Prozent in UHD an.
Der Kühler arbeitet mit OC am Limit
Der Kühler der 6800 XT hat im Gegensatz zur kleineren Variante Probleme mit dem maximierten Power Limit. Nicht bezüglich der Temperatur, aber bei der Lüfterdrehzahl. Mit 2.000 Umdrehungen drehen die Lüfter deutlich höher als ohne Übertaktung, die Grafikkarte wird laut. Wer die Radeon RX 6800 XT übertakten und es dennoch leise haben möchte, sollte sich also nach einem Custom-Design umsehen.
Undervolting bringt auch auf Big Navi noch etwas
Undervolting ist auf AMD-Grafikkarten schon immer ein großes Thema gewesen. Zu Vega-Zeiten konnte mit einer verringerten GPU-Spannung noch so einiges an Performance aus der Grafikkarte gequetscht oder die Leistungsaufnahme gesenkt werden – und manchmal auch beides.
Auch die Spannung der Navi-21-GPU lässt sich bei der Radeon-RX-6000-Serie im WattMan reduzieren, bei der Radeon RX 6800 XT auf minimal 0,881 Volt und bei der Radeon RX 6800 auf bis zu 0,793 Volt. Lohnt sich das?
Durchaus, wenngleich große Sprünge nicht möglich sind, kleine Verbesserungen hingegen schon. Je nachdem, welches Ziel man erreichen möchte (mehr Leistung, leiserer Betrieb oder geringere Leistungsaufnahme), sollte dabei nicht nur die GPU-Spannung, sondern auch andere Elemente wie Taktraten angepasst werden. Für diesen ersten Test konzentriert sich die Redaktion jedoch schlicht auf eine reduzierte Maximalspannung und lässt die Standard-Telemetrie der Grafikkarte den Rest übernehmen.
Auf der RX 6800 XT gibt es mit UV mehr Performance
Auf dem Muster der Radeon RX 6800 XT lässt sich die GPU-Spannung erfolgreich von maximal 1,15 Volt auf maximal 1,025 Volt reduzieren, darunter gibt es einen Absturz. Weil bei der Radeon RX 6800 XT die maximale Leistungsaufnahme den Takt limitiert und diese nun bei gleichem Takt geringer ausfällt, kann die Grafikkarte in Spielen höher takten. So läuft Doom Eternal in Ultra HD nun mit 2.293 MHz nahe am Maxium anstatt mit um die 2.150 MHz. Wie die Benchmarks zeigen, legt die Performance im Durchschnitt um 3 Prozent (Durchschnitts-FPS) beziehungsweise 2 Prozent (Perzentil-FPS) zu. In Einzelfällen sind auch mal 4 Prozent möglich, oder es tut sich vereinzelt so gut wie nichts. Das ist dann der Fall, wenn das Power Limit auch bisher nicht limitiert hat. Dann bringt weniger Spannung nur weniger Leistungsaufnahme, aber nicht mehr Takt.
Bei der Lautstärke und der Temperaturentwicklung gibt es keine Unterschiede mit Undervolting. Um in diesem Punkt einen Fortschritt zu erzielen, könnte der Takt schlicht wieder so reduziert werden, dass er gegenüber den Werkseinstellungen nicht ansteigt. Die Leistungsaufnahme sinkt um etwa 10 Watt.
- Performancerating – 3.840 × 2.160
- Performancerating – FPS, 0,2% Perzentil, 3.840 × 2.160
- Borderlands 3 – 3.840 × 2.160
- Control – 3.840 × 2.160
- Death Stranding – 3.840 × 2.160
- Doom Eternal – 3.840 × 2.160
- F1 2020 – 3.840 × 2.160
- Gears Tactics – 3.840 × 2.160
- Metro Exodus – 3.840 × 2.160
- Shadow of the Tomb Raider – 3.840 × 2.160
Die RX 6800 wird mit UV primär leiser
Bei der Radeon RX 6800 nutzt AMD bereits eine Standardspannung von 1,025 Volt, doch selbst hier gibt es noch so einiges an Potenzial. Auch mit bis zu 0,9 Volt läuft das Testexemplar noch problemlos. Anders als das größere Modell wird die Radeon RX 6800 nur in einigen Spielen und dann nur leicht durch die Leistungsaufnahme ausgebremst. Daher steigt der Takt in Doom Eternal nur um 30 bis 50 MHz an, in einigen Spielen hingegen gar nicht. Ein Leistungsschub entfällt damit, im besten Fall gibt es 2 Prozent mehr FPS, meistens bleibt die Framerate aber gleich.
Änderungen gibt es bei anderen Messungen. Mit Undervolting drehen die Lüfter um 150 Umdrehungen langsamer. Und auch wenn die 1.550 Umdrehungen noch nicht ganz an das sehr gute Niveau der Radeon RX 6800 XT herankommen, wird das kleinere Modell dadurch hörbar leiser und fällt beim Spielen deutlich weniger auf. In einem Atemzug fällt die GPU-Temperatur mit 64 statt 68 Grad kühler aus, die Junction-Temperatur sinkt gar um 8 Grad Celsius. Auch auf die Leistungsaufnahme hat das Undervolting Einfluss. Diese reduziert sich um ordentliche 45 Watt, die Radeon RX 6800 braucht dann nur noch rund 183 Watt beim Spielen.
Viele weitere Analysen und Benchmarks gibt es im ausführlichen Test von Radeon RX 6800 und Radeon RX 6800 XT.