AMD Radeon RX 6800 XT im Test: RDNA 2 gegen Nvidia GeForce RTX 3000

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AMD Radeon RX 6800 XT im Test: RDNA 2 gegen Nvidia GeForce RTX 3000

tl;dr: Mit Radeon RX 6800 und Radeon RX 6800 XT feiert Navi 21 alias „Big Navi“ mit RDNA 2 seine Premiere und Nvidia GeForce RTX 3070 und 3080 bekommen Konkurrenz. Im Test erweisen sich die neuen Grafikkarten als wettbewerbsfähig, wobei jedes Lager seine ganz eigenen Stärken und Schwächen hat.

Update

Bremst der Infinity Cache in hohen Auflösungen wie Ultra HD? Das hat sich die Redaktion genauer angesehen und auch, wie viel mehr Performance die hohen GPU-Taktraten bringen. Zudem wird die Leistung der Radeon RX 6800 XT verglichen, wenn sie denselben Takt wie die Radeon RX 5700 XT hätte, und es sind Benchmarks in 5K hinzugekommen.

„Big Navi“ folgt quasi auf Hawaii

Der Kalender muss schon weit zurück geblättert werden, um den letzten Zeitpunkt zu finden, an dem AMD in allen Leistungssegmenten zu Nvidia konkurrenzfähige Grafikkarten auffahren konnte. Genau genommen war das zuletzt im Oktober 2013 der Fall, damals erschien die Radeon R9 290X (Test) mit Hawaii-GPU.

Seitdem konnte AMD zwar immer mal wieder einen Achtungserfolg in einzelnen Leistungssegmenten erzielen, im High-End-Segment konnte Nvidia aber oft ganz ohne Gegenwehr schalten und walten. Daran änderte auch Navi 10 auf RDNA-Basis im Sommer 2019 nichts, denn die Radeon RX 5700 (XT) zielte abermals nur auf die Mittelklasse. Nichtsdestoweniger wurde damals ein wichtiges Fundament gelegt.

AMD Radeon RX 6800 XT und Radeon RX 6800 im Test
AMD Radeon RX 6800 XT und Radeon RX 6800 im Test

Mit der Radeon-RX-6000-Serie mit Navi 21 alias „Big Navi“ auf RDNA-2-Basis baut AMD über ein Jahr später darauf auf und stellt den Zustand von vor sieben Jahren wieder her: Ab heute konkurriert Radeon in allen Gaming-PC-Segmenten wieder mit GeForce. Möglich ist das, weil „Big Navi“ beziehungsweise die RDNA-2-Architektur die Performance gegenüber RDNA 1 auf der Radeon RX 5700 XT massiv anhebt. Darüber hinaus gibt es neue Features wie Hardware-Raytracing, ein sehr gelungenes Referenzdesign und noch so einiges mehr.

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Radeon RX 6800/6800 XT gegen GeForce RTX 3070/3080

Bis dato konkurrenzlos hat die GeForce RTX 3070 (Test) für offiziell 499 Euro in der 579 Euro teuren Radeon RX 6800 einen Gegner gefunden, während die offiziell 699 Euro teure GeForce RTX 3080 (Test) ab sofort von der 649 Euro teuren Radeon RX 6800 XT attackiert wird. Die 999 US-Dollar (vermutlich 999 Euro) teure Radeon RX 6900 XT soll sich mit der GeForce RTX 3090 anlegen, was aber noch nicht heute, sondern erst am 8. Dezember geschehen wird.

AMD Radeon RX 6800 und Radeon RX 6800 XT im Test
AMD Radeon RX 6800 und Radeon RX 6800 XT im Test

Auf den folgenden Seiten wird ComputerBase klären, wie gut die Radeon RX 6800 und die Radeon RX 6800 XT wirklich abschneiden und welche Stärken und Schwächen sie haben. Neben der Geschwindigkeit ohne sowie mit Raytracing stehen Lautstärke, Energieeffizienz sowie Overclocking im Fokus. Darüber hinaus hat sich ComputerBase in mehreren Zusatztests angesehen, wie es um das neue Feature SAM in Kombination mit Ryzen 5000 und die Effizienz im Vergleich zu RDNA 1 sowie Ampere steht.

(angenommener) Termin offiziell bestätigt
Tests GeForce RTX 3080 FE 16. September 2020
Tests GeForce RTX 3080 (Custom-Designs) (CD) 17. September 2020
Verkauf GeForce RTX 3080 FE & CD 17. September 2020
Tests GeForce RTX 3090 FE & CD 24. September 2020
Verkauf GeForce RTX 3090 FE & CD 24. September 2020
Tests GeForce RTX 3070 FE 27. Oktober 2020
Vorstellung AMD Radeon RX 6000 28. Oktober 2020
Tests GeForce RTX 3070 CD 29. Oktober 2020
Verkauf GeForce RTX 3070 FE & CD 29. Oktober 2020
Tests und Verkauf Radeon RX 6800 Referenz Heute
Tests und Verkauf Radeon RX 6800 XT Referenz Heute
Tests und Verkauf Radeon RX 6800 CD 25. November 2020 nein
Tests und Verkauf Radeon RX 6800 XT CD 25. November 2020 nein
Tests und Verkauf Radeon RX 6900 XT Referenz 8. Dezember 2020 Ja

Verfügbarkeit zum Marktstart

AMD setzt für die Radeon RX 6800 eine UVP von 579 Euro an, die Radeon RX 6800 XT soll 649 Euro kosten. Das sind die offiziellen empfohlenen Preise für das jeweilige Referenzdesign, das ab dem heutigen Tag erhältlich ist. Zum Start sollen allerdings nur AMD selbst, Alternate* und Mindfactory* Produkte auf Lager haben.

Wie aus Handels- und OEM-Kreisen vorab zu vernehmen war, dürfte die Liefersituation dabei ähnlich dramatisch wie bei GeForce RTX 3000 ausfallen, auch wenn AMD in der Vergangenheit Gegenteiliges zumindest suggeriert hatte. Sollten Radeon RX 6800 nur schwer zu bekommen sein, dürften auch in diesem Fall die Preise davon negativ beeinflusst werden.

Radeon RX 6800 und Radeon RX 6800 XT im Detail

Nvidia hat die Qualität der Referenzkarten in Form der Founders Edition mit der GeForce-RTX-3000-Serie abermals deutlich nach oben geschraubt und AMD zieht bei der Radeon-RX-6000-Serie nach. Radeon RX 6800 und Radeon RX 6800 XT sehen nicht nur deutlich besser aus als die Radeon RX 5700 XT als Quasi-Vorgänger, mit dem gänzlich auf Metall basierenden Design fühlen sie sich auch viel hochwertiger an. Design und Verarbeitung der Gaming-Ampere-Grafikkarten liegen – abseits der Position der PCIe-Anschlüsse – zwar noch ein Stück darüber, aber das ist Meckern auf hohem Niveau. Die neuen Referenz-Designs sind zweifelsohne mit Abstand die optisch und haptisch besten, die es von AMD je gegeben hat.

Radeon RX 6800 und 6800 XT sind sich sehr ähnlich

Radeon RX 6800 und Radeon RX 6800 XT sehen nicht nur sehr ähnlich aus, die Referenzkarten sind auch technisch fast identisch. Es kommt dasselbe PCB zum Einsatz und eigentlich auch derselbe Kühler: Auf der Radeon RX 6800 XT ist dieser mit 2,5 Slot schlicht etwas höher als der mit 2,0 Slot auf der Radeon RX 6800, den Unterschied machen die Lamellen. Mit einer Länge von etwa 27 cm und einer Höhe von 12 cm passen beide Grafikkarten problemlos in jedes moderne Gehäuse.

Radeon RX 6800 & RX 6800 XT: Die Kühler sind unterschiedlich hoch
Radeon RX 6800 & RX 6800 XT: Die Kühler sind unterschiedlich hoch

Beim Referenzkühler setzt AMD auf ein klassisches Design und nicht auf das seit Jahren vom Hersteller bekannte Direct-Heat-Exhaust-Prinzip (DHE). Dabei geht AMD beim Materialaufwand in die Vollen. AMD nutzt zur schnelleren Wärmeverteilung keine Heatpipes, sondern eine große Vapor-Chamber über der Navi-21-GPU, die die Abwärme an den großen Alu-Radiator weiterleitet, der die gesamte Länge der Grafikkarte nutzt. Mehr Kühlerfläche wäre nur mit anderen Lamellenabständen möglich gewesen. Der Materialeinsatz treibt auch das Gewicht in die Höhe, beide Grafikkarten sind noch einmal deutlich schwerer als die schon schweren Referenz-Designs von Nvidia.

Modell Gewicht Länge Höhe Dicke
AMD Radeon RX 5700 XT 1.103 Gramm 27,5 cm 11,0 cm 2,0 Slots
AMD Radeon RX 6800 1.391 Gramm 27,0 cm 12,0 cm 2,0 Slots
AMD Radeon RX 6800 XT 1.503 Gramm 27,0 cm 12,0 cm 2,5 Slots
Nvidia GeForce RTX 3070 Founders Edition 1.034 Gramm 24,5 cm 11,0 cm 2,0 Slots
Nvidia GeForce RTX 3080 Founders Edition 1.348 Gramm 28,5 cm 11,0 cm 2,0 Slots
MSI GeForce RTX 3090 Gaming X Trio 1.569 Gramm 32,5 cm 14,0 cm 2,7 Slots

3 × 80 mm stehen auch mal still

Drei im Durchmesser 80 mm messende Axiallüfter sorgen für die nötige Frischluft. Dabei versucht AMD gar nicht erst, einen Teil der erhitzten Luft über die Slotblende aus dem Gehäuse hinaus zu transportieren, sie bietet gar keine Lüftungsschlitze. Stattdessen wird die erwärmte Luft komplett im Gehäuse verteilt. Das ist vergleichsweise problemlos möglich, weil der Kühler zu beiden Seiten offen ist, statt wie bei der Radeon VII komplett ummantelt zu sein, was den Luftabtransport nur mit mehr Druck durch die Lüfter möglich macht.

Die Lüfter halten bei niedrigen GPU-Temperaturen an, sodass das Referenzdesign lautlos auf dem Windows-Desktop arbeitet. Ab knapp 55 Grad Celsius springen die Lüfter mit einer niedrigen Drehzahl an. Bis sie nach einer Lastphase wieder anhalten, drehen sie nur mit 500 Umdrehungen in der Minute. In Folge dessen sind die Grafikkarten auch bis zum Abschalten der Lüfter quasi nicht zu hören.

Auch bei der Stromversorgung von GPU und Speicher stellt sich AMD stark auf. Gleich 15 Power Stages gibt es auf der Radeon RX 6800 XT, das PCB könnte auch noch eine weitere liefern. Die Radeon RX 6800 nutzt derweil „nur“ 13 VRMs, von denen zwei wie bei der größeren Variante für den Speicher zuständig sind.

Die Radeon RX 6800 hat eine Typical Board Power von 250 Watt, die der Radeon RX 6800 XT liegt bei 300 Watt (Radeon RX 5700 XT: 210 Watt). Zwei 8-Pin-Stromstecker sind zur Stromversorgung zusätzlich zum PCIe-Slot ausreichend, sie sind klassisch am hinteren Ende der Grafikkarte positioniert. Das Kabelmanagement ist entsprechend einfach.

Bildvergleich: AMD Radeon RX 6800 AMD Radeon RX 6800 XT

16 GB GDDR6-Speicher mit 16 Gbps

Das Referenzdesign der Radeon RX 6800 hat einen offiziellen Game-Takt von 1.815 MHz, der maximale Boost liegt bei 2.105 MHz. Die Radeon RX 6800 XT taktet mit höheren 2.015 MHz respektive 2.250 MHz. Die angegebenen Taktraten sind bei RDNA 2 aber allem Anschein nach nur von theoretischer Natur – wie die Taktraten unter Last zeigen, liegen sie im Praxiseinsatz selbst im geschlossenen Gehäuse in der Regel weit darüber. Der 16 GB große GDDR6-Speicher arbeitet auf beiden Grafikkarten mit 8.000 MHz. Er kann den Takt im Leerlauf nun genauso flexibel reduzieren wie die GPU, laut einschlägigen Tools sind einstellige Frequenzen auf dem Windows-Desktop keine Seltenheit.

Beide Referenzmodelle bieten zwei DisplayPort-1.4-DSC- sowie einen HDMI-2.1-DSC-Ausgang. Darüber hinaus gibt es noch einen USB-Type-C-Anschluss, der auch Monitore oder VR-Headsets ansteuern kann. Das überrascht insbesondere deshalb, weil Nvidia diesen bei der neuen Generation wieder entfernt hat und Type C in dem Markt generell kaum vertreten ist.

Merkmal AMD Radeon RX 6800
Referenz
AMD Radeon RX 6800 XT
Referenz
Karte PCB-Design AMD
Länge, Breite 27,0 cm, 12,0 cm
Stromversorgung 2 × 8-Pin
Spannungswandlerkreise 13 15
Kühler Design Referenz, 2,0 Slot Referenz, 2,5 Slot
Kühlkörper Vapor Chamber
Alu-Kern/Radiator
Lüfter 3 × 80 mm (axial)
Lüfter abgeschaltet (2D) Ja
Anlaufdrehzahl 550 Umdrehungen
Takt
GPU-Basis 1.700 MHz 1.825 MHz
GPU-Durchschnitt 1.815 MHz 2.015 MHz
GPU-Maximum 2.105 MHz 2.250 MHz
Speicher 8.000 MHz
Speichergröße 16 GB GDDR6
Leistungsaufnahme Standard TBP 250 Watt 300 Watt
Maximale TGP +15 %
Anschlüsse 2 x DisplayPort 1.4 DSC
1 x HDMI 2.1 DSC
1 × USB Type-C

AMDs Referenz gegen Nvidias Founders Edition

Die nachfolgenden Bildstrecken zeigen die beiden neuen Referenz-Designs von AMD noch einmal im Vergleich zu den konkurrierenden Founders-Editions von Nvidia, der RDNA-1-Grafikkarte Radeon RX 5700 XT sowie der GeForce RTX 2080 Ti.

Während GeForce RTX 3070 und 3080 auf komplett unterschiedliche Designs, Formate und Kühlsysteme setzen, kommen Radeon RX 6800 XT und Radeon RX 6800 quasi als Zwillinge daher, die lediglich die Höhe des Kühlers und ein paar optische Finessen unterscheiden.

Mit 12 Zentimetern sind die Radeon höher als die beiden GeForce mit 11 Zentimetern. Beide GeForce RTX setzen auf ein 2-Slot-Design, die Radeon RX 6800 XT ist 2,5 Slot hoch. Im Gehäuse eingebaut, macht die Position des Stromanschlusses schnell einen Unterschied: Bei Nvidia kann der Adapter zum neuen 12-Pin-Anschluss in der Kartenmitte nur schwer aus dem Blickfeld gebracht werden.

Bildvergleich: AMD Radeon RX 6800 XT Die Nvidia GeForce RTX 3080 FE
Bildvergleich: AMD Radeon RX 6800 Die Nvidia GeForce RTX 3070 FE

Auch im Vergleich zu der letzten Generation Referenz-Designs fallen beide Radeon RX 6000 insbesondere durch ihre Höhe von 12 Zentimetern auf, die in den meisten Gehäusen aber noch keine Probleme bereiten dürfte. Sie sind dafür kürzer als die Radeon RX 5700 XT, deren Kühler noch auf das DHE-Prinzip gesetzt hat.

Bildvergleich: AMD Radeon RX 6800 XT Die AMD Radeon RX 5700 XT
Bildvergleich: AMD Radeon RX 6800 XT Die Nvidia GeForce RTX 2080 Ti

Bevor es auf der 3. Seite dieses Artikels zu den Benchmarks geht, wird auf der folgenden Seite noch etwas genauer auf die RDNA-2-Architektur der Navi-21-GPU („Big Navi“) eingegangen, die gegenüber der 1. Generation doch deutliche Anpassungen erfahren hat, um das abliefern zu können, was Radeon RX 6800 und Radeon RX 6800 XT leisten.

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