AMD Ryzen 5000 im Test: Leistungsaufnahme und Temperatur
6/8ComputerBase hat die Leistungsaufnahme und Temperaturentwicklung der neuen und alten Prozessoren in diversen Szenarien gemessen. Neben der Leistungsaufnahme im Leerlauf unter Windows 10, bei Teillast auf nur einem Kern/Thread (Cinebench R20 1T) sowie voller Last auf allen Kernen/Threads (Cinebench R20 xT) wurde das absolute Maximum in Prime95 (Small FFT inklusive AVX-Nutzung) ermittelt. Im Worst-Case-Szenario wurde dabei sowohl die Leistungsaufnahme für das ganze System (das Netzteil ist mit dem Corsair RM750 stets identisch) protokolliert. Parallel dazu wurde die maximale Tctl-Temperatur der CPU-Kerne ausgelesen. Als Kühler wurde stets ein Noctua NH-U14S mit zwei NF-A15-Lüftern verwendet.
Leistungsaufnahme von Leerlauf bis Volllast
AMD packt die Ryzen 5000 in das gleiche Korsett wie die Ryzen 3000. Zusammen mit identischer Fertigung kommt das Erwartete heraus: Sie verbrauchen gleich viel.
Im Leerlauf kommt es dabei wie üblich auf das Mainboard an. X570-Platinen bieten zwar die beste Ausstattung, aber das zeigt sich auch in der Leistungsaufnahme. Ein günstigeres und etwas spartanischer ausgestattetes B550-Mainboard benötigt im Leerlauf über zehn Watt weniger. Diese Differenz schrumpft mit steigender Last etwas, bleibt aber deutlich sichtbar.
Mainboard (Chipsatz ) | Leerlauf Windows 10 | Cinebench 1T | Cinebench nT |
---|---|---|---|
Asus Crosshair VIII (X570) | 56 Watt | 105 Watt | 199 Watt |
MSI B550 Tomahawk (B550) | 42 Watt | 93 Watt | 190 Watt |
AMD ist für dieses Szenario einen wenig cleveren Weg gegangen und hat alle Tester gebeten, doch auf X570-Boards zu testen. Nur für die Boards wurden spezielle BIOS-Updates zur Verfügung gestellt, mit der Bitte, diese auch zu nutzen. Dabei zeigt der Vergleich, dass AMDs Lösungen bei gleicher Leistung von B550- und X570-Boards mit B550 so viel sparsamer sein können.
Unter Last verhalten sich Ryzen 5000 wie Ryzen 3000
Da AMD das TDP-Gefüge nicht geändert hat, sind in Lastszenarien nahezu die gleichen Werte wie beim Vorgänger zu beobachten. Und nahezu heißt in einigen Fällen exakt gleich, was jedoch so beabsichtigt ist. Denn wie immer dürfen 105-Watt-Prozessoren bei AMD bis zu 142 Watt Leistung aufnehmen und werden dabei durch verschieden Parameter wie Stromstärke und Spannung gedeckelt. Vor allem TDC (Thermal Design Current) und EDC (Electrical Design Current) sind allgegenwärtig und fangen die CPUs bei 100 Prozent Last bei einem dieser Werte ab. So kommt zum Vorschein, dass der extrem gut gebinnte 5950X am Ende auf gleiche Höhe mit dem eher „schlechten“ 5800X landen kann.
AMD hat an den internen Parametern jedoch Änderungen vorgenommen, sodass die bekannten Auslesetools noch keine verlässlichen oder gar keine Ergebnisse ausgeben. Dies dürfte in den kommenden Wochen nachgereicht werden. ComputerBase wird diese Werte dann noch einmal ermitteln.
Temperaturen unter Volllast
Moderne Prozessoren decken ein breites Feld an Spannungen ab, um die unterschiedlichen Taktraten zu erreichen, und halten hohe Temperaturen aus. Anwender sehen hohe Spannungen und hohe Temperaturen allerdings schnell als Problem.
Wohl aus diesem Grund war es AMD zum Start erneut wichtig, darauf hinzuweisen, dass die Bandbreite der Versorgungsspannung wirklich sehr groß und es nicht per se schlecht ist, wenn ein Tool fast 1,5 Volt bei einem neuen Prozessor erkennt. Das ist ohne Eingriff des Nutzers in der Regel so gewollt, die Trägheit des Tools macht die Erkennung nur schwieriger.
Ähnliches gilt auch für die Temperatur. Bis zu 90 Grad sind laut AMD kein Problem, wenngleich die neuen Prozessoren mit potenter Kühlung ohne OC nicht einmal ansatzweise in diese Region kommen sollen. Doch AMD muss sicherstellen, dass auch ein 20-Euro-Kühler für die CPUs die Aufgabe erfolgreich übernehmen kann, weshalb die Puffer entsprechend groß sind. Solange die 90-Grad-Marke nicht deutlich und dauerhaft überschritten wird, bestehe keine Gefahr für die CPU, so AMD.
Was sich in anderen Bereichen bereits abgezeichnet hat, wird durch diese Messung bestätigt. Das vorliegende Sample des AMD Ryzen 9 5950X scheint eines der absolut besten beim Binning gewesen zu sein, nicht nur sichtbar an den deutlich überhöhten Taktraten, sondern auch bei der Leistungsaufnahme und nun auch der Temperatur. Der Hauch eines „Goldenen Samples“ direkt von AMD schwebt hier natürlich mit.
Denn ganz anders ist es beim Ryzen 7 5800X, der aus dem Handel kommt. Mehr Strom und auch deutlich wärmer, hier liegt anscheinend das andere Extrem vor – wenngleich noch in AMDs Grenzen. Doch der 5800X würde damit direkt das Erbe vom 3800X antreten, auch dieser war beim Vorgänger schon mit Abstand „die schlechteste CPU“ in der Disziplin, während seinerzeit der 3900X das Aushängeschild war. Die Streuung um über 25 Grad ist also keine völlig neue Erfindung von Ryzen 5000.
Doch die Angelegenheit ist auch technisch bedingt: Der 5800X hat nur einen Prozessor-Die, auf dem er die 105 Watt minus I/O-Die anlegen darf. Bei den größeren CPUs verteilen sich die 105 Watt auf zwei CPU-Dies und den I/O-Chip. Der 5800X ist letztlich also von Haus aus vorbestimmt, heißer zu werden.