Apple iPad Air (2020) im Test: Viel mehr als nur ein Tablet
tl;dr: Das iPad Air erfährt mit der 4. Generation das größte Upgrade seit langer Zeit. Apple wertet Design, Display und Prozessor deutlich gegenüber dem normalen iPad auf und rückt das Tablet damit näher an das iPad Pro. Auch das Zubehör des iPad Pro lässt sich nun nutzen. Mit dem Magic Keyboard ließ sich ein Notebook ersetzen.
Das iPad Air nimmt mit der aktuellen vierten Generation wieder eine prominente Position im Tablet-Portfolio von Apple ein. Erst für viereinhalb Jahre nach dem iPad Air 2 nicht mehr aktualisiert, dann 2019 mit dem iPad Air 3 wieder zum Leben erweckt, schlägt das aktuelle iPad Air einen völlig neuen Weg ein und kommt dem iPad Pro deutlich näher. Das neue Design wurde beinahe eins zu eins von den professionellen Tablets übernommen und auch das Zubehör des iPad Pro ist jetzt zum iPad Air kompatibel.
Preis und Verfügbarkeit
Das aktuelle Tablet-Portfolio von Apple setzt sich damit aus dem iPad Pro in 11 Zoll und 12,9 Zoll, dem neuen iPad Air, dem iPad der 8. Generation (Test) und dem iPad mini 5 zusammen. Apple bietet das neue iPad Air seit dem 23. Oktober zu Preisen ab rund 633 Euro in der Variante mit 64 GB Speicher und WLAN an. Das sind etwa 80 Euro mehr, als 2019 für das iPad Air 3 mit gleicher Speicherbestückung aufgerufen wurden. Das iPad Pro kostet mindestens 250 Euro mehr, bietet aber gleich 128 GB Speicher.
Technische Daten im Überblick
Apple iPad Pro (2020, 11 Zoll) |
Apple iPad Air (2020) |
Apple iPad (2020) |
Apple iPad mini 5 |
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Software: (bei Erscheinen) |
iPadOS 13.4 | iPadOS 14 | iOS 12 | |
Display: | 11,00 Zoll, 1.668 × 2.388 265 ppi IPS |
10,90 Zoll, 1.640 × 2.360 264 ppi, 60 Hz IPS |
10,20 Zoll, 1.620 × 2.160 265 ppi IPS |
7,90 Zoll, 1.536 × 2.048 324 ppi |
Bedienung: | Touch, Stylus, Gesichtsscanner | Touch, Stylus, Fingerabdrucksensor | ||
SoC: | Apple A12Z Bionic 4 × Vortex 4 × Tempest 7 nm, 64-Bit |
Apple A14 Bionic 2 × Firestorm, 3,01 GHz 4 × Icestorm 5 nm, 64-Bit |
Apple A12 Bionic 2 × Vortex, 2,49 GHz 4 × Tempest 7 nm, 64-Bit |
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GPU: | Apple Octa-Core | Apple Quad-Core | ||
RAM: | 6.144 MB LPDDR4X |
4.096 MB LPDDR4X |
3.072 MB LPDDR4X |
|
Speicher: | 128 / 256 / 512 / 1.024 GB | 64 / 256 GB | 32 / 128 GB | 64 / 256 GB |
1. Kamera: | 12,0 MP, 2160p Quad-LED, f/1,80, AF |
12,0 MP, 2160p f/1,80, AF |
8,0 MP, 1080p f/2,40, AF |
|
2. Kamera: | 10,0 MP, f/2,40, AF | Nein | ||
3. Kamera: | Nein | |||
4. Kamera: | Nein | |||
5. Kamera: | Nein | |||
1. Frontkamera: | 7,0 MP, 1080p Display-Blitz, f/2,20 |
7,0 MP, 1080p Display-Blitz, f/2,00 |
1,2 MP, 720p Display-Blitz, f/2,40 |
7,0 MP, 1080p Display-Blitz, f/2,20 |
2. Frontkamera: | Nein | |||
GSM: | Nein Variante GPRS + EDGE |
Nein Variante GPRS + EDGE |
Nein Variante GPRS + EDGE |
Nein Variante GPRS + EDGE |
UMTS: | Nein Variante DC-HSPA |
Nein Variante DC-HSPA ↓42,2 ↑5,76 Mbit/s |
Nein Variante DC-HSPA ↓42,2 ↑5,76 Mbit/s |
Nein Variante DC-HSPA ↓42,2 ↑5,76 Mbit/s |
LTE: | Nein Variante Advanced Pro |
Nein Variante Advanced Pro |
Nein Variante Advanced Pro |
Nein Variante Ja ↓300 ↑50 Mbit/s |
5G: | Nein | |||
WLAN: | 802.11 a/b/g/n/ac/ax | 802.11 a/b/g/n/ac | ||
Bluetooth: | 5.0 | 4.2 | 5.0 | |
Ortung: | Nein Variante A-GPS, GLONASS, BeiDou, Galileo, QZSS |
Nein Variante A-GPS, GLONASS, BeiDou, Galileo, QZSS |
Nein Variante A-GPS, GLONASS, BeiDou, Galileo, QZSS |
Nein Variante A-GPS, GLONASS, BeiDou, Galileo, QZSS |
Weitere Standards: | USB-C 3.1, Smart Connector, Magnetic Connector | USB-C 3.0, Smart Connector, Magnetic Connector | Lightning, 3,5-mm-Klinke, Smart Connector | Lightning, 3,5-mm-Klinke |
SIM-Karte: | – Variante Nano-SIM |
– Variante Nano-SIM |
– Variante Nano-SIM |
– Variante Nano-SIM |
Akku: | ? (28,65 Wh) fest verbaut |
? (28,60 Wh) fest verbaut |
? (32,40 Wh) fest verbaut |
? (19,10 Wh) fest verbaut |
Größe (B×H×T): | 178,5 × 247,6 × 5,90 mm | 178,5 × 247,6 × 6,10 mm | 174,1 × 250,6 × 7,50 mm | 134,8 × 203,2 × 6,10 mm |
Schutzart: | – | |||
Gewicht: | 471 / 473 g | 458 / 460 g | 490 / 495 g | 301 / 308 g |
Preis: | 879 € / 989 € / 1.209 € / 1.429 € / 1.049 € / 1.159 € / 1.379 € / 1.599 € | 632,60 € / 798,35 € / 769,10 € / 934,80 € | ab 280 € / 466,90 € / 505,90 € / 603,35 € | 449 € / 619 € / 589 € / 759 € |
Farbenfrohes iPad-Pro-Design
Dass das neue iPad Air dem iPad Pro deutlich näher gekommen ist, verdeutlicht auf den ersten Blick das neue Design. Vorbei sind die Zeiten des über Jahre genutzten iPad-Designs in einfach nur dünnerer Bauweise. Jetzt gibt es mit abgeflachten Seiten, die im rechten Winkel zum Display verlaufen, das vom iPad Pro bekannte Design, das mittlerweile auch beim iPhone 12 und iPhone 12 Pro (Test) angekommen ist.
Ein echtes „Air“ ist das Tablet mit seiner Bautiefe von gerade einmal 6,1 mm weiterhin, auch das Gewicht von nur 458 g spielt wieder in der Air-Liga. Das entspricht der Bautiefe und dem Gewicht des vorherigen iPad Air 3. Ein normales iPad der achten Generation wiegt rund 50 g mehr und baut 7,5 mm tief. Mit dem kleinen iPad Pro ist man allerdings kaum schwerer unterwegs. Mehr Kameras und 0,1 Zoll mehr Display bringen insgesamt betrachtet nur 20 g mehr auf die Waage.
Das neue iPad Air ist das mit Abstand farbenfroheste Tablet von Apple. Mit Space Grau, Silber, Roségold, Grün und dem für das Testgerät gewählten Sky Blau stehen mehr Farben denn je zur Auswahl. Apple setzt dabei unabhängig von der gewählten Farbe vollständig auf mattes Aluminium, das auch im seitlichen Rahmen die Farbe der Rückseite übernimmt. Grün und Blau sind dabei definitiv Hingucker, schlichter fallen Space Grau und Silber aus.
Kompatibel zum Zubehör des kleinen iPad Pro
Abgesehen von der Bautiefe hat das iPad Air exakt die Abmessungen des kleinen iPad Pro, sodass das Zubehör der teureren Baureihe vollständig beim iPad Air verwendet werden kann. Auf der Rückseite sitzt im unteren Bereich zum einen der Smart Connector, über den sich zum Beispiel das Magic Keyboard anbinden lässt. Das Zubehör ist Tastatur und Schutzhülle zugleich, sodass beide Seiten des Tablets vor Kratzern geschützt werden. Magnete halten das Magic Keyboard an der Rückseite, wo die Aussparung für die einzelne Kamera des iPad Air sichtbar zu groß ausfällt, da beim iPad Pro eine zusätzliche Kamera, der LiDAR-Sensor und der LED-Blitz Platz benötigen.
An der Oberseite respektive hochkant gehalten rechts ist der Magnetic Connector in das Gehäuse integriert. Wie der Name es vorwegnimmt, handelt es sich um eine magnetische Halterung, die in erster Linie dem Apple Pencil der zweiten Generation dient. War das neue Modell bisher dem iPad Pro vorbehalten, zieht auch der neue Stift als weiteres Zubehör nun eine Klasse tiefer ein. Vorbei sind damit die Zeiten, in denen die erste Generation des Stifts heikel und mit der Gefahr des Abbrechens über den Lightning-Anschluss gepaart und geladen werden musste.
Mit dem neuen Design fällt Lightning ohnehin weg und USB Typ C übernimmt. iPad, iPad mini, iPhone und iPod touch sind die letzten Apple-Geräte mit Lightning-Anschluss. Über USB Typ C lässt sich Zubehör wie externe Tastaturen und Mäuse anschließen, aber auch Speichermedien können direkt in iPadOS eingebunden werden. Dazu zählen ebenso Kameras, die mit einem entsprechenden Kabel oder einem Cardreader für USB Typ C dem Betriebssystem zugänglich gemacht werden. Der Zugriff läuft über Apples Dateien-App.
Endlich vollwertige Stereo-Lautsprecher
Das neue Gehäuse hat aber nicht nur USB Typ C zu bieten, sondern endlich auch nicht mehr nach unten gerichtete „Stereo-Lautsprecher“, die kaum als solche wahrzunehmen waren. Das neue iPad Air kommt mit insgesamt vier Lautsprechern, davon jeweils zwei auf den kurzen Seiten des Tablets. Im Querformat führt das zu einem deutlichen Zugewinn an Audioqualität bei Filmen und Serien. Aber nicht nur hinsichtlich Stereo-Aufteilung, auch in allen Frequenzbereichen und bei der Lautstärke legt das iPad Air deutlich zu, sodass man es durchaus als Lautsprecher in kleineren Räumen verwenden kann.
Touch ID zieht in den Power-Button ein
Hat man vermeintlich alle Neuerungen am Gehäuse entdeckt, fällt der Blick zum Schluss auf den neuen, größeren Power-Button, in dem jetzt ein Sensor für Touch ID integriert ist. Einrichtung und Nutzung entsprechen Touch ID im Home-Button des normalen iPad. Von der Erkennungsrate her ist der neue Sensor auf höchstem Niveau einzusortieren, da im Testverlauf nur selten ein zweites Mal der Finger aufgelegt werden musste. Während der Einrichtung erinnert Apple praktischerweise daran, einen linken Finger für die Nutzung im Quer- und einen rechten Finger für das Hochkantformat zu hinterlegen. Face ID bleibt dem iPad Pro vorbehalten und trotz der guten Touch-ID-Umsetzung das praktischere System, da der Griff zum iPad beim Entsperren damit vollständig entfällt.
Das Display hat jetzt runde Ecken
Mehr vom Design des iPad Pro gibt es beim neuen Display, das nun mit abgerundeten Ecken und insgesamt deutlich schmaleren Rändern viel moderner wirkt. Wo Apple beim iPad Pro aber 11 Zoll und im Rahmen auch noch Face ID unterbringt, sind es beim iPad Air „nur“ 10,9 Zoll. Dementsprechend hat Apple die Auflösung minimal auf 1.640 × 2.360 Pixel nach unten korrigiert, damit die bekannte Pixeldichte von 264 ppi gewahrt bleibt. Die Auflösung ist hoch genug, um aus normalem Abstand von etwa 50 cm zum Bildschirm keine einzelnen Pixel sichtbar zu machen. Da es sich um ein IPS-Panel handelt, gibt es eine klassische RGB-Subpixelmatrix, die etwa die OLED-Bildschirme der iPhone-12-Familie nicht besitzen, dies aber mit noch höherer Auflösung ausgleichen.
Der Bildschirm ist dem iPad klar überlegen
Der iPad-Air-Bildschirm entspricht mit Ausnahme von zwei Merkmalen dem des iPad Pro. Mit dabei sind neben der fettabweisenden Beschichtung, die alle iPad-Modelle haben, das vollständig laminierte Display, die Antireflexbeschichtung, der größere P3-Farbraum und die True-Tone-Technologie, um den Weißpunkt automatisch dem Umgebungslicht anzupassen. All diese Aspekte bietet übrigens auch das iPad mini 5, nur dem normalen iPad fehlen sie auch in der achten Generation. Insbesondere die Laminierung und die Antireflexbeschichtung führen zu einem deutlichen Plus an visueller Qualität. Dass Display und Deckglas lückenlos miteinander verklebt sind, wirkt sich im Übrigen positiv auf den Gebrauch des Apple Pencil aus, da Stiftspitze und Linie so deutlich näher beieinander sind. Dem normalen iPad fehlt in diesem Punkt ein wenig der direkte Kontakt.
ProMotion bleibt dem iPad Pro vorbehalten
Die ProMotion-Technologie hingegen bleibt ein exklusives Merkmal des iPad Pro. Selbst das iPhone 12 Pro und das anstehende iPhone 12 Pro Max haben das Feature nicht erhalten. ProMotion ermöglicht eine dynamische Bildwiederholfrequenz von bis zu 120 Hz, die zu einem spürbar flüssigeren Bediengefühl im Vergleich zu 60 Hz führt.
Heller IPS-Bildschirm mit guter Ausleuchtung
Der zweite Punkt betrifft die maximale Helligkeit, die Apple für das iPad Pro mit 600 cd/m² und für das iPad Air mit 500 cd/m² angibt. ComputerBase hat in neun Messbereichen einen durchschnittlichen Wert von 496 cd/m² ermittelt. In der Mitte des Displays leuchtet es mit bis zu 523 cd/m² etwas heller, in einem Bereich oben links liegt die größte Abweichung bei 8 Prozent. Die Homogenität fällt mit 95 Prozent allgemein betrachtet aber sehr gut aus, Lichthöfe oder ähnliche Makel waren nicht auszumachen.
Apple kalibriert den Bildschirm ab Werk gemäß dem P3-Farbraum und erzielt mit 6.500 Kelvin einen perfekt getroffenen Weißpunkt ohne Verwendung der True-Tone-Technologie. Wird diese aktiviert, verschiebt sich der Weißpunkt je nach Umgebungslicht weiter nach unten oder oben. Mit „Night Shift“ gibt es zudem einen Nachtmodus, der manuell, nach Uhrzeit oder zwischen Sonnenuntergang und Sonnenaufgang aktiviert werden kann, um den Weißpunkt nach individueller Stufe weiter zu reduzieren.