Apple iPad Air (2020) im Test: Einsatz als Notebook- und Desktop-Ersatz

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Nicolas La Rocco
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ComputerBase hat das neue iPad Air über die letzten Tage als vollwertigen Ersatz für ein Notebook und einen Desktop-PC mit Windows 10 verwendet. Da im Redaktionsalltag primär das Schreiben und die leichte Bildbearbeitung im Vordergrund stehen, ließen sich auf dem Tablet ohne Einschränkungen alle anstehenden Aufgaben bewerkstelligen.

Geschrieben werden Texte direkt im CMS der Redaktion, Einschränkungen im Vergleich zum am Desktop verwendeten Chrome für Windows sind nicht aufgefallen. Mit der Umstellung auf iPadOS rendert das Tablet Websites zudem standardmäßig in der Desktop-Ansicht, sodass die Darstellung für die Formatierung von Artikeln keine Hürde darstellte.

Allgemein bieten mit iPadOS und im Speziellen mit der neuen Version 14 noch einmal deutlich mehr Anwendungen direkt von Apple eine erweiterte Ansicht, die sie klarer von der Anzeige etwa auf einem iPhone mit iOS trennt. Zu nennen sind dabei zum Beispiel die Fotogalerie und die Dateien-App, die eine Desktop-ähnliche Darstellung bieten und so die Fläche des Bildschirms sinnvoller nutzen als zu Zeiten, in denen noch das Smartphone-iOS auf den Tablets genutzt wurde.

Apples Dateien-App mit Fotos der Kamera vom USB-Typ-C-Stick
Apples Dateien-App mit Fotos der Kamera vom USB-Typ-C-Stick

Apps für das Tablet in Hülle und Fülle

Das App-Ökosystem unter iPadOS zählt eine Vielzahl von Tablet-optimierten Anwendungen, wie sie Android nicht in diesem Umfang zu bieten hat. Das liegt aber auch daran, dass Google kaum mehr Interesse an der Tablet-Plattform zeigt, eigene Pixel-Tablets gibt es zum Beispiel schon seit mehreren Jahren nicht. Die Plattform wird beinahe vollständig von Samsung und zu einem Teil von Huawei getragen. Die von der Redaktion verwendeten Apps zur Kommunikation im Team halten sich mit Slack und Skype in Grenzen und stehen für iPadOS kostenfrei im App Store zur Verfügung.

Fotos bearbeiten direkt in Apples Fotos-App
Fotos bearbeiten direkt in Apples Fotos-App

Die in diesen Artikel eingebundenen Fotos wurden ebenfalls auf dem iPad Air bearbeitet, wobei dafür ein kleiner Umweg für die Dateiübertragung gewählt werden musste. Mangels entsprechender Kabel oder Adapter wurden die Daten zunächst von der Speicherkarte der Kamera (Canon EOS 5D Mark II) auf ein Notebook mit Cardreader und von dort aus auf einen USB-Typ-C-Speicherstick übertragen. Dieser wiederum lässt sich an das iPad Air anschließen, sodass über die Dateien-App Zugriff auf die Fotos besteht. Nach dem Import wurden die Bilder mit Apples eigener Fotos-App leicht angepasst, ausgerichtet und zugeschnitten und über den Browser in das CMS geladen.

Für eine tiefergehende Bildbearbeitung empfiehlt sich ein Blick in den App Store, wo mehrere Angebote zur Auswahl stehen, die durchaus mit mancher Desktop-Anwendung mithalten können. Zu nennen ist hier unter anderem der Desktop-Platzhirsch Photoshop von Adobe, der beim Funktionsumfang auf dem Tablet aber noch etwas hinterherhinkt. Pixelmator Photo für 8,99 Euro oder auch Affinity Photo für 21,99 Euro sind zum Beispiel mächtige Tools zu fairen Preisen, die ebenfalls mit RAW-Daten direkt von der Kamera umgehen können.

Apple Pencil der 2. Generation

Wie gut sich das Tablet als Ersatz für ein Notebook nutzen lässt, hängt aber nicht nur von Betriebssystem und Apps, sondern auch vom Zubehör ab. ComputerBase hat das iPad Pro in Kombination mit dem Magic Keyboard und dem Apple Pencil der zweiten Generation leihweise vom Hersteller zum Testen erhalten. Dabei stellte sich ziemlich schnell heraus, dass der Apple Pencil zumindest im Alltag der Redaktion eine eher untergeordnete Rolle einnimmt, da das Zeichnen nicht zur Arbeit gehört und das Anfertigen von Notizen zumindest aktuell kaum von Wichtigkeit ist. Sollten irgendwann einmal wieder Events und klassische Pressekonferenzen mit Anwesenheit vor Ort stattfinden, könnte es hingegen schon wieder ganz anders aussehen. Dann ist die Kombination aus Tablet und Apple Pencil durchaus ein interessanter Ersatz für das analoge Notizbuch. Der neue Apple Pencil kostet direkt beim Hersteller rund 132 Euro.

Magic Keyboard überzeugt im Alltag

Viel wichtiger für den Alltag ist hingegen eine gute Tastatur und hier liefert Apple mit dem Magic Keyboard in der Tat Überzeugendes ab. Zwar ist das Eingabegerät an für sich nicht neu, da es bereits mit dem letzten iPad Pro vorgestellt wurde, für das iPad Air ist es aber ein Novum und die Redaktion hatte es bisher noch nicht vorliegen. Im Vergleich zum Smart Keyboard (Schutz nur vorne) oder Smart Keyboard Folio (Schutz auch hinten) kommt das Magic Keyboard mit einem Trackpad, das das Arbeiten beinahe so wie auf einem MacBook ermöglicht. Einen klassischen Mauszeiger gibt es unter iPadOS zwar nicht, sondern eher einen Mauspunkt, der über bedienbaren Touch-Elementen kurz verschwindet und diese im selben Moment optisch hervorhebt. Liegen zwei Touch-Elemente nahe beieinander, springt der Cursor mit kurzer Wischgeste zum nächsten Element. Im Grunde genommen verhält sich das iPad Air mit Trackpad aber so wie ein MacBook mit Trackpad, auch die unterstützten Gesten sind bekannt.

Neben dem Trackpad bietet das Magic Keyboard nicht mehr die unter Stoff verdeckten Tasten mit extrem kurzem Hub, sondern ein klassisches Layout mit einzeln hervorgehobenen Tasten, die zudem beleuchtet sind. Selbst in der Variante für das iPad Air respektive des 11 Zoll großen iPad Pro sind Tasten und Layout groß genug, um darauf ohne Ermüdungserscheinungen auch längere Artikel wie genau diesen Test hier zu schreiben.

Der Winkel ist nicht immer optimal

Ganz frei von Kritikpunkten ist das Magic Keyboard allerdings nicht. Dass es keine Reihe für Funktionstasten gibt, ist dabei noch nicht einmal ein störender Faktor, immerhin gibt es diese ja auch beim MacBook nicht mehr in klassischer Form mit einer Reihe von physischen F‑Tasten, da eine Touch-Bar diese Aufgaben übernimmt. Unter iPadOS gibt es dafür eben das Control Center oder Tasten etwa für die Lautstärke direkt am Rahmen.

Etwas mehr Flexibilität wünscht man sich hingegen vom Winkel des Displays. Das iPad Air wird magnetisch am Magic Keyboard befestigt und „schwebt“ somit über der Tastatur. Ein Knick etwa im unteren Viertel der rückseitigen Befestigung erlaubt das Anwinkeln des Tablets. In der am stärksten angewinkelten Position entspricht das Tablet einem Notebook, wie man es gerade am Schreibtisch sitzend verwenden würde. Winkelt man das Tablet etwas aufrechter an, lässt sich damit auch in zurückgelehnter Haltung arbeiten. Manchmal würde man es aber gerne noch etwas weiter nach hinten klappen, was jedoch mechanisch nicht möglich ist. Das wäre vor allem für das Schreiben auf dem Schoß praktisch, wo das Tablet noch etwas näher am Körper steht und der Blick von sehr schräg oben auf den Bildschirm fällt. Beim Arbeiten vom Schoß aus plagt das Magic Keyboard zudem ein wenig die Kopflastigkeit des Microsoft Surface Pro, wobei man bei Apple immerhin das gesamte Konstrukt nur an der Tastatur hochheben kann.

Der Preis für die Tastatur fällt hoch aus

Und dann wäre mit dem Preis noch der nicht gerade kleine Elefant im Raum zu nennen. 330,45 Euro und somit fast 50 Prozent des Basispreises eines iPad Air kostet das Zubehör. Ohne Frage ist Apple das Magic Keyboard über weite Bereiche sehr gut gelungen, bei diesem Preisniveau will der Erwerb aber gut überlegt sein. In der Kombination aus Tablet und Tastatur bewegt man sich nämlich gefährlich nahe an der 1.000-Euro-Marke.

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