ExpertBook B9400CEA im Test: Prozessor, Leistung und Akkulaufzeiten
2/3Asus macht beim ExpertBook den Sprung von Comet Lake zu Tiger Lake. Das parallel mit Comet Lake angebotene Ice Lake in 10 statt 14 nm kam erst gar nicht zum Einsatz. Intels erste groß angebotene 10-nm-Plattform lieferte Asus vermutlich zu niedrige Taktraten, die mit Tiger Lake wieder deutlich zulegen. Intels Datenblättern kann im Notebook aber nie blind vertraut werden, da in den Mobilgeräten die durch den OEM konfigurierbare TDP einen wesentlichen Anteil an der abrufbaren Leistung hat.
Als ComputerBase im Frühjahr das ExpertBook B9450FA testete, überraschte es mit einer ungewöhnlichen TDP-Konfiguration von gerade einmal 10 Watt gemäß cTDP-down. Von den (bis zu) 4,9 GHz war im Alltag wenig zu sehen, stattdessen lag der Multi-Core-Takt unter Dauerlast bei 2,2 GHz. Intel selbst spezifizierte die CPU mit regulär 15 Watt, erlaubte über die cTDP-up aber auch bis zu 25 Watt.
Core i7-1165G7 klettert von 10 auf 20,5 Watt
Ganz anders sieht es bei Tiger Lake im ExpertBook B9400CEA aus. Eine klassische TDP gibt es für den 10-nm-Prozessor nicht mehr, sondern stattdessen eine konfigurierbare TDP von 12 bis 28 Watt, in deren Rahmen sich Asus beim Core i7-1165G7 unter Standardeinstellungen für maximal 20,5 Watt entschieden hat. Die liegen je nach Leistungsprofil auch (mal mehr, mal weniger) unter Dauerlast an und ermöglichen merklich höhere Taktraten als beim Vorgänger.
Im Detail erlaubt Asus dem Prozessor standardmäßig eine sehr kurze Lastspitze gemäß PL2 mit bis zu 64 Watt, bevor schrittweise auf die PL1 entsprechende TDP von 20,5 Watt geregelt wird. Das Notebook kommt mit insgesamt drei in der MyAsus-App abrufbaren Leistungsprofilen, die sich von „Leise“ über „Standard“ und „Leistung“ erstrecken, wobei letzteres nur mit angeschlossenem Netzteil aktiviert werden kann. „Standard“, „Leistung“ und „Leise“ sind mit 64 Watt PL2 erst einmal identisch, beim PL1 wird aber zwischen 20,5 Watt (Standard), 18 Watt (Leise) sowie einem theoretisch bis 64 Watt (Leistung) reichenden Bereich unterschieden. HWiNFO zeigt im Profil „Leistung“ zunächst 25 Watt für PL2 an, bevor dieser Wert langsam auf bis zu 64 Watt klettert.
Der Multi-Core-Takt bleibt stabil bei 2,8 GHz
Das unterschiedliche Taktverhalten resultierend aus den verschiedenen PL1-Vorgaben der Profile „Standard“ und „Leistung“ zeigt sich am besten im Blender Benchmark, der eine besonders hohe Multi-Core-Last auf den Prozessor bringt. Wo „Standard“ für etwa vier Minuten einen Multi-Core-Takt zwischen 2,7 und 2,8 GHz halten kann und dann mit reduzierter TDP, aber auch reduzierten Lüftergeräuschen immer wieder Talfahrten auf unter 2,0 GHz durchführen muss, bleibt „Leistung“ stabil bei knapp über 2,8 GHz über den gesamten Benchmark. In der zweiten Phase des Benchmarks werden bei „Standard“ die Ausbrüche nach unten mit teils nur noch knapp über 1,0 GHz dramatischer. Das Profil „Leistung“ marschiert unbeachtet dessen weiter durch den Benchmark, wird dabei aber von einem stark rauschenden Lüfter begleitet. Der Blick auf die Temperaturen des CPU-Packages verrät, dass der Takt höher und die Temperatur gleichzeitig niedriger gehalten wird. Kein Wunder also, dass das ExpertBook in diesem Modus abzuheben scheint.
Tiger Lake ist nicht gleich Tiger Lake bei Asus
Dass Asus einen Tiger-Lake-Prozessor auch ganz anders als im aktuellen ExpertBook konfigurieren kann, zeigt das ZenBook Flip UX371E, das vor Kurzem von Golem getestet und auch ComputerBase für einen Test angeboten wurde. In diesem Convertible wird der gleiche Prozessor auf 12 Watt beschränkt und bleibt dadurch deutlich hinter seinem Potenzial zurück. Die Taktraten liegen in diesem Fall bei nur noch 700 MHz bis 1 GHz. Notebookcheck hat vergleichbare niedrige Werte ermittelt.
47 Prozent schneller in den Benchmarks
Auf die normalen Benchmarks bezogen, sorgt Tiger Lake im neuen 20,5-Watt-Korsett (Standard) gegenüber Comet Lake mit 10 Watt für eine wenig überraschend deutlich gesteigerte Leistung. Im Leistungs-Rating der Alltagslasten setzt sich das neue ExpertBook mit satten 47 Prozent vom Vorgänger ab. Es liegt damit auf dem Niveau eines für den ersten Tiger-Lake-Test genutzten Acer Swift 3 mit gleicher CPU. Das Lenovo Yoga Slim 7 mit Ryzen 7 4800U bei nur 15 Watt wird nicht geschlagen, in der Konfiguration mit 25 Watt zieht AMD weiter an Intel vorbei. Gegen den großen Core i7-1185G7 aus dem Whitebook von Intel haben hingegen beide Modelle keine Chance.
- Leistungsrating Alltagslasten
- 7-Zip 19.00
- Agisoft PhotoScan Pro 1.4.5
- Geekbench 5.1 – Single-Core Total
- Geekbench 5.1 – Single-Core Crypto
- Geekbench 5.1 – Single-Core Integer
- Geekbench 5.1 – Single-Core Floating Point
- Geekbench 5.1 – Multi-Core Total
- Geekbench 5.1 – Multi-Core Crypto
- Geekbench 5.1 – Multi-Core Integer
- Geekbench 5.1 – Multi-Core Floating Point
- HandBrake 1.2.2
- JetStream 2
- Kraken 1.1
- PCMark 10 1.0
- WebXPRT 3 v2.93
- WinRAR 5.70
- Leistungsrating Heavy Workload
- Blender Benchmark 1.0 Beta 2
- Cinebench R15 – Multi-Core
- Cinebench R15 – Single-Core
- Cinebench R20 – Multi-Core
- Cinebench R20 – Single-Core
- Cinebench R23 – Multi-Core
- Cinebench R23 – Single-Core
- Corona Benchmark 1.3
- POV-Ray 3.7 – Multi-Core
- POV-Ray 3.7 – Single-Core
- Y-Cruncher 0.7.7 Build 9499 – Multi-Core
- Y-Cruncher 0.7.7 Build 9499 – Single-Core
Das Heavy-Workload-Szenario lässt den Vorsprung etwas, aber auf weiterhin imposante 54 Prozent gegenüber Comet Lake schrumpfen. Hier zeigt sich dann auch stärker der Vorteil der aktuellen AMD-Prozessoren, die mit sechs und acht Kernen gegen Intel antreten. Gegenüber dem Ryzen 5 4500U und dem Ryzen 7 4800U hat der Core i7-1165G7 klar das Nachsehen, wenn Tools wie Blender, Cinebench oder POV-Ray anstehen.
Zu viele Leistungsprofile
Weiterhin für Probleme im Alltag sorgt der Überfluss an unterschiedlichsten Leistungsprofilen an verschiedenen Stellen im Betriebssystem. Windows 10 selbst bietet mit angeschlossenem Netzteil drei Profile, im Akkumodus sind es deren vier, in der Systemsteuerung stehen zwei Energiesparpläne zur Auswahl und die MyAsus-App bietet drei weitere Lüfter- und damit Leistungsprofile.
Problematisch wird es, wenn man selbst als versierter Anwender nicht weiß und auch nirgends dokumentiert ist, welche Profile von Asus oder Microsoft Vorrang haben und andere Profile überschreiben. Beim ExpertBook wird das Durcheinander jedoch abermals auf die Spitze getrieben, da man Profile untereinander kombinieren muss, um das Maximum an Leistung zu erreichen. Erst wer in der MyAsus-App das Lüfterprofil „Leistung“ mit dem Profil „Beste Leistung“ unter Windows 10 kombiniert, kann das Maximum abrufen. Dokumentiert wird dieses Verhalten gegenüber Kunden nicht – und gegenüber der Presse nur auf Nachfrage.
Immerhin der ab Werk eingestellte Standardmodus hat die erwartete Charakteristik und liefert wiederholt Messwerte im erwarteten Rahmen. Außerdem hat Asus die eigene App optisch leicht überarbeitet und peinliche Übersetzungsfehler sowie schlichtweg falsche Angaben der einzelnen Profile korrigiert. Dennoch: Das Chaos der Leistungs- und Energieprofile zwischen OEMs mit ihren Anpassungen in der Systemsteuerung, eigenen Apps sowie Microsofts eigenen Windows-10-Einstellungen bleibt eine Katastrophe, die es nicht geben müsste. OEMs könnten nämlich in den Windows-Profilen ihre eigenen Konfigurationen hinterlegen, sodass es einen zentralen Ort für diese Einstellungen geben würde. Stattdessen wird auf eigene Anpassungen und zusätzliche Apps beharrt, die alles nur verschlimmbessern und selbst versierte Anwender zur Weißglut treiben.
Zwei sehr schnelle SSDs von Samsung
Erfreulicher fällt das Fazit zu den SSDs aus, die mit zwei über PCIe 3.0 x4 angebundenen Samsung PM981 mit jeweils 2 TB zu einem üppig bemessenen Speicherplatz von 4 TB führen und zudem sehr schnell arbeiten. Die SSDs lassen sich grundsätzlich als RAID0 oder RAID1 konfigurieren, beim Testgerät waren die Laufwerke aber einfach nur als zwei separate Speicher mit jeweils einer 2-TB-Partition verbaut.
Die SSDs sind mit dem Polaris V2 als Controller bestückt und nutzen Samsungs V-NAND der vierten Generation (V4), hinter dem TLC-3D-NAND mit 64 Layern vermutet wird. Beim sequentiellen Lesen und Schreiben erreicht das ExpertBook mit über 3.500 MB/s respektive 2.200 MB/s sehr gute Messwerte. Eine Speichererweiterung über SD- oder microSD-Karten ist nicht vorgesehen, USB-Speicher können aber mittels USB Typ A oder USB Typ C und externe SSDs über Thunderbolt 4 angebunden werden.
Großer Akku trifft auf Tigerhunger
Führte der 66-Wh-Akku im ExpertBook B9450FA mit der standardmäßig eingestellten cTDP-down von 10 Watt noch zu sensationellen Laufzeiten, müssen Nutzer eines ExpertBook B9400CEA ein paar Einschränkungen hinnehmen, wenngleich die Akkulaufzeiten weiterhin gut ausfallen. Auf anderen Märkten bietet Asus das ExpertBook übrigens auch mit kleinerem 33-Wh-Akku an, allerdings nicht in Deutschland.
Schaffte die Generation mit gestutztem Comet Lake-U noch fast 20 Stunden Akkulaufzeit im Modern-Office-Benchmark des PCMark 10, in dem Textverarbeitung, Videokonferenzen und das Surfen im Netz in Dauerschleife durchgeführt werden, kommt das neue Modell auf kürzere, allerdings weiterhin sehr gute 15:32 Stunden. Länger lief neben dem ExpertBook B9450FA bisher nur das Galaxy Book S mit Snapdragon 8cx (Test).
Dramatischer fällt der Rückschritt beim Videostreaming über YouTube im Browser aus, wenngleich die Vorzeichen diesmal andere waren. Die Tests wurden bisher unter Verwendung des ersten Edge-Browsers durchgeführt, der mit dem letzten großen Windows-Update auf 20H2 aber nicht mehr angeboten wird. Deshalb musste der Akkutest erstmals mit dem neuen Edge-Browser auf Chromium-Basis durchgeführt werden. 13:33 Stunden sind zwar auch hier weiterhin ein guter Wert, dieser liegt aber fernab von den über 22 Stunden eines ExpertBook B9450FA. Ein weiterer nicht unwesentlicher Faktor dürfte die dynamische Kontraststeuerung des Vorgängers sein, da sie inhaltsabhängige Abdunklungen des Bildschirms erlaubt, auch wenn dieser vorher auf 200 cd/m² kalibriert wurde. Dieses im Alltag manchmal störende, aber durchaus positiv auf die Akkulaufzeiten wirkende Feature bietet das neue Modell nicht mehr. Deshalb sind die Messwerte der beiden Notebooks nicht miteinander vergleichbar.