Chromecast mit Google TV im Test: Binge Watching nun auch bei Google mit Fernbedienung

Frank Hüber
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Chromecast mit Google TV im Test: Binge Watching nun auch bei Google mit Fernbedienung

tl;dr: Mit dem Chromecast mit Google TV bietet Google einen Medien-Streaming-Stick für den Fernseher, der dank Fernbedienung, Google Assistant und Benutzeroberfläche zum Amazon Fire TV Stick 4K aufschließt. Neben manchen Apps fehlen dem Stick aber noch Google Stadia und eine einheitliche Bedienung.

Mit dem Chromecast mit Google TV rückt Google von der Steuerung per Smartphone ab und stattet den Streaming-Stick mit einer Fernbedienung und einer eigenen Benutzeroberfläche aus. Das neue Modell soll nach dem ersten Chromecast aus dem Jahr 2013 das veränderte Konsumverhalten befriedigen, bei dem die Inhalte in der Oberfläche in den Fokus rücken und die Suche nach neuen, passenden Streaming-Angeboten einfacher wird. Chromecast mit Google TV wird so dem Fire TV Stick 4K oder Apple TV 4K sehr ähnlich, waren die Chromecast-Sticks doch bislang dafür bekannt, gerade keine eigene Benutzeroberfläche zu bieten.

Der Chromecast mit Google TV kostet in Deutschland 69,99 Euro. Im Handel ist er kaum günstiger und nur kurzzeitig in Angeboten für 59 Euro erhältlich. Käufer haben dabei die Wahl zwischen Weiß, Blau und Rosa, wobei die beiden letztgenannten Varianten nur über Google direkt erhältlich sind.

HDMI-Dongle mit 4K, HDR und Dolby Atmos

Der neue Chromecast mit Google TV setzt auf das bekannte Design als HDMI-Dongle mit zusätzlicher Stromzufuhr über USB-C. Das beiliegende USB-C-auf-USB-A-Kabel ist 1,5 m lang. Während der Amazon Fire TV Stick 4K problemlos über den USB-Anschluss eines Fernsehers betrieben werden kann, beharrt der Chromecast mit Google TV bei 3,2 Watt Leistungsaufnahme im Test auf das externe 7,5-Watt-Netzteil und lässt sich nicht über den USB-Anschluss des Fernsehers betreiben, um ihn verdeckt und versteckt ohne weiteres Kabel hinter dem TV zu nutzen.

Er beherrscht nicht nur die 4K-Auflösung mit bis zu 60 FPS, sondern ebenso HDR und Dolby Vision. Beim Ton wird neben Dolby Audio und Dolby Digital Plus auch Dolby Atmos unterstützt. Der interne Speicher ist 4,4 GB groß. Das Dongle misst 162 × 61 × 12,5 mm bei einem Gewicht von 55 g. Neben WLAN 802.11ac mit 2,4 GHz und 5 GHz wird Bluetooth 4.1 unterstützt. Ethernet bietet der Chromecast mit Google TV anders als der Chromecast Ultra nicht, aber es kann ein USB-C-zu-Ethernet-Adapter eingesetzt werden, der bei Bedarf zusätzlich erworben werden muss.

Als Videoformate/Codecs werden H.264 High Profile bis Level 4.2, VP8, HEVC/H.265 Main und Main10 bis Level 5.1, VP9 Profil 0 und Profil 2 bis Level 5.1 unterstützt, bei den Audio-Formaten hingegen HE-AAC, LC-AAC, MP3, Vorbis, WAV (LPCM), FLAC (bis 96 kHz/24 Bit) und Opus. Für Fotos sind die Dateiformate BMP, GIF, JPEG, PNG und WebP am Start.

Die Fernbedienung misst 122 × 38 × 18 mm (L × B × H) und wiegt 63 g. Neben Infrarot und Bluetooth bietet sie einen Beschleunigungsmesser. Wer nicht nur den Chromecast über sie steuern möchte, kann sie zur Steuerung von Fernsehern und Receivern via Infrarot anlernen.

Flüssige Benutzeroberfläche und gute Steuerung

Das „Google TV“ im Produktnamen repräsentiert dabei die neue Benutzeroberfläche, die Betriebssystem-Basis bildet beim neuen Chromecast nämlich weiterhin Android TV. Der Vorteil dieser bewährten und ausgereiften Basis spiegelt sich auch in den Menüs wider, denn die Oberfläche reagiert schnell und mit flüssigen Animationen. Für Chromecast-Nutzer völlig neu, für Fire-TV-Nutzer hingegen altbekannt sind dabei Inhalte wie der Tab „Für Dich“, in dem empfohlene oder zuletzt betrachtete Inhalte angezeigt werden und der den Ausgangspunkt für die Bedienung des Streaming-Sticks bildet.

Während im oberen Bereich zunächst ausgewählte Inhalte aus den eigenen, genutzten Streaming-Angeboten aufgeführt werden, sind im unteren Bereich darüber hinausgehende und darauf basierende Empfehlungen für den Nutzer zu finden. Eine Zeile darunter sind die installierten Apps aufgeführt, gefolgt von nach Genres gruppierten Inhalten. Die obere Navigation gliedert sich in „Für Dich“, „Filme“, „Serien“, „Apps“ und „Mediathek“. In den Unterkategorien ist etwa bei Filmen und Serien zudem sofort ersichtlich, ob diese über die verknüpften Streamingdienste verfügbar sind – per se wird zunächst Googles eigenes Video-Angebot aus dem Play Store angezeigt. Beim Film- und Serienangebot sind wichtige Informationen wie Nutzerbewertungen, FSK-Einstufung, Erscheinungsjahr und Laufzeit sofort ersichtlich. Zudem können Trailer abgespielt und, falls vorhanden, die verschiedenen Wiedergabeoptionen eingesehen werden. Der Aufbau und die Menüführung von Google TV sind sehr intuitiv und durchdacht, so dass sie schon bei der ersten Nutzung zu erschließen sind.

Nur ein Google-Profil je Chromecast

Voraussetzung für die Nutzung des Chromecast mit Google TV sind ein Google-Konto, das bei der Einrichtung mit diesem verknüpft wird. Um nicht alles auf dem Fernseher mit der Fernbedienung einrichten zu müssen, empfiehlt sich die Nutzung der Google-Home-App auf Android oder iOS – es geht aber auch ohne. Das Profil kann derzeit bei der Nutzung des Chromecast nicht gewechselt werden, um personalisierte Inhalte und Dienste auf die jeweils nutzende Person anzupassen. Google möchte künftig jedoch eine Profilauswahl anbieten und arbeite derzeit an einer solchen Option. Unabhängig von dem festen Profil für den Chromecast mit Google TV kann beim Starten von Streaming-Apps wie Netflix oder Disney+ aber weiterhin eines der eingerichteten Nutzerprofile ausgewählt werden.

Viele, aber nicht alle Apps und Dienste

Für Nutzer von Apple TV+ ist relevant, dass dieser Dienst derzeit vom Chromecast mit Google TV nicht unterstützt wird – der Amazon Fire TV Stick bietet eine entsprechende App. Neben Netflix und Disney+ werden Amazon Prime Video, DAZN und YouTube geboten. Sky Ticket lässt sich hingegen weiterhin nur über die Smartphone-App per Cast auf den Chromecast bringen. Zusätzlich zu den genannten klassischen Streamingdiensten können über den Chromecast mit Google TV auch die Mediatheken von ARD, ZDF, Joyn und TV Now abgerufen werden. Fernsehdienste wie Zattoo und Waipu TV können ebenfalls über den Stick genutzt werden. Über Apps lassen sich zudem Musik-Streamingdienste wie Spotify und Deezer auf dem Chromecast verwenden.

Für die Apps greift man beim Chromecast auf den Google Play Store zurück, der Empfehlungen anzeigt oder sich nach Kategorien gefiltert durchstöbern lässt.

Inhalte per Cast übertragen

Da weiterhin zudem das Chromecast-Protokoll unterstützt wird, lassen sich die Inhalte aus zahlreichen Smartphones-Apps auf den Chromecast mit Google TV übertragen oder das Bild des Computers über Googles Web-Browser Chrome, sofern die Geräte im selben lokalen Netzwerk sind. Über Android ist es zudem möglich, den Inhalt des Bildschirms auf dem Chromecast mit Google TV zu spiegeln. In diesem Punkt bietet Google mehr als etwa Amazon, die nicht auf ein solches Ökosystem zurückgreifen können. Einzig Apple kann mit AirPlay 2 mithalten, wenn auch etwas weniger universell.

Neue Fernbedienung setzt auf zahlreiche Tasten

Ebenso neu beim Chromecast mit Google TV ist die Fernbedienung, die auf eine ganze Reihe von Tasten zur Bedienung setzt. Neben einem D-Pad im oberen Bereich zum Navigieren und Spulen durch die Inhalte bietet sie zehn weitere Tasten. Besonders auffällig sind dabei die beiden Tasten für YouTube und Netflix, mit denen diese Anwendungen direkt über die Fernbedienung aufgerufen werden können. Die beiden Tasten lassen sich nicht mit anderen Funktionen oder Apps wie beispielsweise Disney+ belegen, sondern sind den beiden Diensten dauerhaft fest zugeordnet. Bei der YouTube-Taste lässt sich durch langes Drücken statt YouTube immerhin YouTube Kids oder YouTube Music belegen.

Darüber hinaus sind Tasten zur Steuerung der Lautstärke an der rechten Seite der Fernbedienung platziert. Über eine Taste für den Google Assistant können Anfragen an diesen per Sprache gestellt und Befehle erteilt werden – ein Mikrofon ist direkt in die Fernbedienung integriert. Auch dies ist nichts gänzlich Neues, Amazon bietet mit der Alexa-Fernbedienung bei den eigenen Fire-TV-Produkten das entsprechende Pendant.

Zwei Tasten dienen zur Steuerung des Fernsehers, an dem der Chromecast mit Google TV angeschlossen ist. Eine schaltet das TV-Gerät an und aus, die andere dient zur Auswahl der Signalquelle.

Für die Kommunikation zwischen Chromecast und Fernbedienung kommt Bluetooth zum Einsatz, so dass es auch dann keine Probleme gibt, wenn dieser hinter dem Fernseher nicht direkt sichtbar platziert ist. Die Fernbedienung verfügt darüber hinaus aber auch über Infrarot und einen Beschleunigungssensor. Für die Stromversorgung werden zwei AAA-Batterien genutzt.

Umständliche Steuerung der Lautstärke

Die Fernbedienung ist in erster Linie funktional, auch Spracheingaben über das Mikrofon funktionieren sehr zuverlässig. An die Wertigkeit der Apple-Fernbedienung kommt Google wie Amazon nicht heran und das Pendant von Amazon liegt subjektiv etwas besser in der Hand. Als geradezu ungünstig platziert haben sich bei der Fernbedienung von Google die Tasten zur Steuerung der Lautstärke erwiesen. Schnell und ohne Handakrobatik lassen sich diese kaum bedienen. Derart zentrale Steuerelemente hätten auf dem Hauptfeld platziert werden müssen, wofür etwa die Taste für den Google Assistant an die Seite hätte wandern oder die eigentlich überflüssigen Tasten für Netflix und YouTube hätten entfallen können.

Keine Wiedergabetasten sorgen für Durcheinander

Da Google auf festgelegte Tasten zur Steuerung der Wiedergabe verzichtet, sind Funktionen wie Pause und Spulen nicht über alle Apps hinweg einheitlich belegt. Je nach Dienst reicht es, den mittleren Knopf einmal zu drücken, um die Wiedergabe zu pausieren. Bei manchen Diensten muss er aber zwei Mal gedrückt werden. Auch das Spulen über das Steuerkreuz funktioniert nicht immer einheitlich. Sofern man nur einen Anbieter nutzt, ist dies im Alltag zu vernachlässigen. Verwendet man aber Netflix, Disney+ und Amazon Video, muss man sich immer wieder umstellen. Es bleibt zu hoffen, dass sich die Steuerung durch die Anbieter im Laufe der Zeit angleicht – absehbar ist dies bisher aber nicht.

Google Chromecast mit Google TV
Google Chromecast mit Google TV

Überzeugende Bildqualität, feste Bildwiederholfrequenz

An der Bildqualität und Signalstärke des Chromecast mit Google TV gibt es nichts zu kritisieren. Mit HDR10, HDR10+, Dolby Vision und 4K60 wird der aktuelle Standard, der auch von den meisten Streamingdiensten immer umfassender unterstützt wird, geboten und in sehr guter Bildqualität auf den heimischen Fernseher gebracht.

Darüber hinaus können das Bild und der Ton angepasst werden, wobei neben der Bildwiederholfrequenz auch Funktionen wie HDMI-CEC aktiviert werden können. Bei der Bildwiederholfrequenz ist allerdings zu beachten, dass der Chromecast mit Google TV diese nicht automatisch an den wiedergegebenen Inhalt anpasst. Ist die Bildrate etwa auf 50 Bilder pro Sekunde ausgelegt, nutzt der Streaming-Stick trotzdem 60 Hz, so dass es je nach Quellmaterial und gewählter Bildwiederholfrequenz zu kleinen Rucklern bei Kameraschwenks kommen kann.

Mit Stadia zur kleinen Spielekonsole

Überraschend beherrscht der Google Chromecast mit Google TV zum Start nicht das Spiele-Streaming über Google Stadia (Ersteindruck). Diese Funktion soll erst im Laufe des ersten Halbjahres 2021 nachgeliefert werden. Dann kann man jedoch wie auch über den Chromecast Ultra via Chromecast mit Google TV auf Stadia zugreifen. Der Dienst kostet monatlich 9,99 Euro und man benötigt zur Nutzung über den Chromecast einen separat zu erwerbenden Stadia-Controller.

Fazit

Im Vergleich zu den bisherigen Chromecast-Streaming-Sticks macht der Chromecast mit Google TV einen großen Schritt nach vorne und deckt das aktuelle Medienkonsumverhalten typischer Nutzer sehr viel besser und komfortabler ab. Die Benutzeroberfläche vereinfacht die Handhabung enorm. Gleiches gilt für die gute Fernbedienung, auch wenn vordefinierte Tasten für Netflix und YouTube etwas den Charme einer Fernbedienung mit Sondertasten von vor 10 bis 20 Jahren versprühen – diese Zeiten sind eigentlich schon wieder vorbei. Die Tasten zur Steuerung der Lautstärke sind allerdings ungünstig platziert und die Belegung der Wiedergabefunktionen nicht über alle Apps hinweg einheitlich, was nerven kann. Die Google-TV-Oberfläche selbst ist gut gestaltet, reagiert schnell und bietet flüssige Animationen. Auch bei der Bildqualität mit 4K60, HDR und Dolby Vision gibt es nichts zu kritisieren.

Mit Chromecast als zusätzliches Protokoll bietet Google mehr als Amazon und ist flexibler beim Streaming von anderen Geräten als Apple mit AirPlay 2. Auch wenn sich so Inhalte von zahlreichen Geräten auf den Chromecast bringen lassen, fehlt dem Streaming-Stick ein eigener Browser – mit Chrome hätte Google hier alle Trümpfe in der Hand.

Bei den Anwendungen und Diensten gibt es noch kleinere Lücken im Angebot von Google, abseits von Apple TV+ sind die wichtigsten Konkurrenten und Angebote aber vertreten. Dass ausgerechnet die Unterstützung für Googles eigenen Spiele-Streamingdienst Stadia zum Start noch fehlt, ist hingegen unverständlich. Probleme mit der Suche, die ersten Tests zufolge keine automatische Vervollständigung nach der Eingabe der ersten Buchstaben bietet und nur ein Ergebnis bei mehreren Treffern ausgeben soll, kann ComputerBase im Test nicht bestätigen.

Ob der Chromecast mit Google TV eine gute Wahl ist, steht somit außer Frage. Ob er jedoch auch die richtige Wahl ist, hängt vor allem davon ab, in welchem Ökosystem man sich als Nutzer schon bewegt und welche Dienste man nutzt. Bislang war der Chromecast etwas für Technik-Enthusiasten, die wussten, wie man das Gerät auch ohne Fernbedienung bedient. Dies hat sich mit dem Chromecast mit Google TV geändert und er wird zum massentauglichen Streaming-Stick fürs Wohnzimmer.

Während der Chromecast mit Google TV 69,99 Euro kostet, ist die Konkurrenz in Form des Amazon Fire TV Stick 4K regulär für 59,99 Euro* erhältlich und im Angebot mitunter schon für die Hälfte zu haben. Für einen Apple TV 4K müssen hingegen rund 190 Euro hingelegt werden, weshalb er nur bezogen auf die Nutzung fürs Videostreaming keine sinnvolle Alternative ist.

ComputerBase hat den Chromecast mit Google TV leihweise von Google zum Testen erhalten. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht. Es gab kein NDA.

(*) Bei den mit Sternchen markierten Links handelt es sich um Affiliate-Links. Im Fall einer Bestellung über einen solchen Link wird ComputerBase am Verkaufserlös beteiligt, ohne dass der Preis für den Kunden steigt.

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