Jabra Elite 85t im Test: Klang, ANC, Telefonie, Latenz und Fazit
2/2Guter Klang
Der Klang der Jabra Elite 85t ist insgesamt gut, gehört aber auch mit dem neuen Modell nicht zu dem Besten, was es im Bereich der kabellosen In-Ear-Kopfhörer gibt. Der warme Klang ist gefällig, bei leiser Wiedergabe agieren tiefe Frequenzen mit etwas zu wenig Druck, gehen aber nicht gänzlich verloren. Bei maximaler Lautstärke fangen die Höhen in einzelnen Titeln leicht an zu zischen, was aber kein großes Problem darstellt.
Im Vergleich zu den Elite 75t ist der Bass etwas tiefer und die Bühne etwas größer. Die Mitten sind sehr weich und warm, bieten aber eine sehr gute Verständlichkeit beim Gesang. Mit der Überlagerung der Frequenzen hat Jabra erneut keine Probleme.
Zudem löst der Klang nicht ganz so klar auf wie etwa die Sennheiser Momentum True Wireless 2 (Test) – den Höhen fehlt es an der letzten Spritzigkeit und Dynamik, die etwa die Anschläge beim Klavier wirklich greifbar werden lässt.
Sehr gutes ANC übertrifft die AirPods Pro
Jabras ANC-Chip in den Elite 85t leistet sehr gute Arbeit und muss sich auch vor Konkurrenten wie Apple oder Sony nicht verstecken. Im Vergleich zu den Apple AirPods Pro werden mehr Frequenzen stärker gefiltert, so dass beispielsweise von einem weißen Rauschen, bei dem jede Frequenz gleichermaßen vertreten ist, ein leiseres und helleres Rauschen zurückbleibt als bei den AirPods Pro. Auch die Sennheiser Momentum True Wireless 2 und Sony WF-1000XM3 werden in diesem Szenario leicht geschlagen. Gleiches gilt für die Filterung variabler Geräusche wie ein Gewitter mit Starkregen und Donner.
Im Vergleich zu den jüngst getesteten Bose QuietComfort Earbuds (Test) ist es allerdings nicht ganz so effektiv. Die Bose QuietComfort Earbuds sind beim Thema ANC derzeit die besten kabellosen In-Ears auf dem Markt. Jabra schafft es aber, sich zwischen Sony, Sennheiser, Apple und Bose zu schieben.
Der Unterschied zwischen der höchsten und niedrigsten ANC-Stufe ist dabei eklatant und sofort zu hören. In lauten Umgebungen empfiehlt sich die höchste Stufe, die deutlich mehr Frequenzen filtert als beispielsweise die mittlere Intensität.
Die aktive Geräuschunterdrückung geht auch bei den Jabra Elite 85t aber nicht ganz ohne Grundrauschen vonstatten. Dieses fällt allerdings selbst bei maximaler Stufe angenehm zurückhaltend aus, liegt jedoch etwas über dem Grundrauschen der Apple AirPods Pro oder Bose QuietComfort Earbuds.
Das ANC der Elite 85t im Vergleich mit den Elite 75t
Jabra hat über ein Software-Update ANC auch auf den Elite 75t nachgeliefert, was ein in der Branche seltener Schritt ist. Mangels eines ANC-Chips in den Elite 75t kann es dort aber nur ein- und ausgeschaltet werden, eine stufenweise Anpassung wie bei den Elite 85t ist bei den Elite 75t nicht möglich. Der direkte Vergleich zwischen Elite 85t und Elite 75t zeigt, dass die Elite 75t mit ANC-Firmware-Update nicht an die Elite 85t heranreichen können. Das hat zwei Gründe. Einerseits ist das ANC selbst bei den Elite 75t weniger effektiv, eliminiert also weniger Frequenzen, so dass mehr Umgebungsgeräusche lauter ans Ohr des Trägers dringen. Andererseits ist der Effekt der Abschottung, häufig auch mit einer Taucherglocke verglichen, bei den Elite 75t durch ihre abdichtende Bauform bei ANC sehr viel größer. Eine genaue Einordnung des ANCs der Elite 75t zur Konkurrenz wird in ihrem Test in Kürze nachgereicht.
HearThrough ist ein guter Transparenzmodus
Der Transparenzmodus HearThrough überzeugt auf den Jabra Elite 85t einerseits durch einen natürlichen Klang, wenn die Umgebung verstärkt wird, und andererseits durch die Möglichkeit, die Intensität der Umgebung in der App anpassen zu können. Die niedrigste Stufe entspricht dabei nicht der Stellung „Aus“, sondern lässt ebenfalls Umgebungsgeräusche durch, aber leiser als auf maximaler Stufe. Der Vorteil der leisesten Stufe ist, dass auch das Grundrauschen sehr leise ausfällt, so dass man je nach Umgebung und Situation selbst entscheiden kann, wie laut man die Umgebung wahrnehmen möchte und wie laut das Grundrauschen sein soll.
In der App lässt sich zudem einstellen, dass die Musikwiedergabe bei der Aktivierung des Transparenzmodus automatisch unterbrochen werden soll. In der Standardeinstellung wird sie beim Aktivieren von HearThrough fortgesetzt.
Hohe Windanfälligkeit in allen drei Modi
Die Jabra Elite 85t offenbaren im Test eine hohe Windanfälligkeit, die sich nicht nur auf den Transparenzmodus beschränkt, sondern sich ebenso beim ANC und im deaktivierten Zustand beider Modi offenbart. Windgeräusche werden, wahrscheinlich auch durch die druckausgleichende Öffnung der Ohrhörer, deutlich wahrnehmbar und je nach Intensität und Modus störend laut an die Ohren des Trägers geleitet.
Telefonie: Verständlich, aber etwas dumpf
Bei Telefonaten mit den Jabra Elite 85t werden Umgebungsgeräusche für den Gesprächspartner weitgehend eliminiert. Straßenlärm wird so gut wie gar nicht übertragen, lediglich Vogelgezwitscher ist beim Angerufenen noch zu hören. Dies hat aber ebenfalls zur Folge, dass der Träger der Elite 85t etwas dumpf und die Stimme nicht vollständig natürlich klingt. Die Filterung ist somit auch an der Sprache zu hören. Die Verständlichkeit bleibt dabei aber erhalten und ist sehr gut. Für gelegentliche Telefonate können die Elite 85t somit genutzt werden.
Normale Latenz
Die Latenz, also der Versatz zwischen Bild und Ton, der Jabra Elite 85t liegt bei 160 bis 180 ms, sowohl unter Android als auch iOS und jeweils beim Einsatz von AAC als Audio-Codec über Bluetooth. Dies entspricht der für den Übertragungsweg normalen Latenz, die bei der Videowiedergabe noch keine störende Verzögerung erkennen lässt.
In-Ear-Kopfhörer | Latenz |
---|---|
Jabra Elite 85t | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
Bose QuietComfort Earbuds | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
Creative Outlier Air V2 | 160–180 ms (Android, aptX) / 160–180 ms (iOS, AAC) |
Beats Powerbeats Pro | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
Aukey EP-N5 | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
Belkin Soundform True Wireless | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
Sennheiser CX 400BT True Wireless | 160–180 ms (Android, aptX) / 120 ms (iOS, AAC) |
LG Tone Free FN6 | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
Huawei FreeBuds Pro | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
Teufel Airy True Wireless | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
Samsung Galaxy Buds Live | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
EarFun Air | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
Sony WF-SP800N | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
JBL Live 300TWS | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
Google Pixel Buds (2. Gen.) | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
Sony WF-XB700 | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
Adidas RPD-01 | 160–180 ms (Android/iOS, SBC) |
Skullcandy Sesh Evo | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
Skullcandy Indy Fuel | 160–180 ms (Android/iOS, SBC) |
Mpow M9 | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
Anker Soundcore Spirit X2 | 160–180 ms (Android, aptX) / 160–180 ms (iOS, AAC) |
Anker Soundcore Spirit Dot 2 | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
Audio-Technica ATH-CK3TW | 160–180 ms (Android, aptX) / 160–180 ms (iOS, SBC) |
iFrogz Airtime Sport | 160–180 ms (Android, AAC) / 160–180 ms (iOS, AAC) |
JBL Reflect Flow | 160–180 ms (Android, AAC) / 160–180 ms (iOS, AAC) |
JBL Tune220TWS | 160–180 ms (Android, AAC) / 160–180 ms (iOS, AAC) |
Huawei FreeBuds 3i | 160–180 ms (Android, aptX) / 160–180 ms (iOS, AAC) |
Honor Magic Earbuds | 160–180 ms (Android, aptX) / 160–180 ms (iOS, AAC) |
Anker SoundCore Liberty Air 2 | 160–180 ms (Android, aptX) / 160–180 ms (iOS, AAC) |
Sony WF-1000XM3 | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
Sennheiser Momentum True Wireless 2 | 160–180 ms (Android, aptX) / 120 ms (iOS, AAC) |
Samsung Galaxy Buds+ | 160–180 ms (iOS, AAC/Android) / 80 ms (Spielemodus mit Samsung-Smartphone) |
Bose SoundSport Free | 160–180 ms (iOS, AAC) / 300 ms (Android) |
Jabra Elite Active 75t | 160–180 ms (iOS, AAC/Android, SBC) |
Padmate PaMu Slide | 160–180 ms (iOS/Android, aptX) |
Jabra Elite 75t | 160–180 ms (iOS, AAC/Android, SBC) |
Apple AirPods Pro | 160–180 ms (iOS, AAC/Android, SBC) |
Sennheiser Momentum True Wireless | 60–80 ms (Android, aptX) / 160–180 ms (iOS, AAC) |
EarFun Free (2. Gen.) | 160–180 ms |
EarFun Free | 160–180 ms |
Yobybo Card20 | 160–180 ms |
Apple AirPods (2. Gen.) | 160–180 ms |
Huawei FreeBuds 3 | 60–80 ms |
Razer Hammerhead | 180 ms / Gaming-Mode: 60–80 ms |
Creative Outlier Gold | 160 ms |
Anker Soundcore Liberty 2 Pro | 60–80 ms |
Cambridge Audio Melomania 1 | 180 ms |
Xiaomi Redmi AirDots | 160–180 ms |
Jaybird Vista | 160 ms |
Skullcandy Indy | 160–180 ms |
Skullcandy Sesh | 160–180 ms |
TaoTronics SoundLiberty 53 | 200 ms |
Fazit
Die Elite 85t als Jabras erste kabellose In-Ear-Kopfhörer mit eigenem ANC-Chip überzeugen in diesem Bereich und können sich mit der etablierten Konkurrenz von Apple, Sennheiser und Sony messen und diese sogar leicht übertreffen. Den neuen Bose QuietComfort Earbuds müssen sich die Elite 85t bei der aktiven Geräuschunterdrückung allerdings geschlagen geben – an ihr ANC reicht derzeit kein Konkurrent vollends heran.
Auch beim Klang liefern die Jabra Elite 85t ein insgesamt überzeugendes Gesamtbild ab, dem es nur in kleinen Bereichen zu einem sehr guten Klang fehlt. Dies bezieht sich insbesondere auf die Klarheit der Höhen, die zwar gut ist, aber ein klein wenig Prägnanz vermissen lässt.
Das veränderte Design ist hingegen ein zweischneidiges Schwert. Der Tragekomfort der Jabra Elite 85t ist sehr hoch und auch der Druckausgleich funktioniert, obwohl die Apple AirPods Pro in dieser Hinsicht unerreicht bleiben. Im vergleich zu den Elite 75t tragen sich die Elite 85t jedoch über einen längeren Zeitraum angenehmer. Die Kehrseite der Design-Änderungen liegt im lockeren Sitz der Ohrhörer, der beim Tester sportliche Aktivitäten unmöglich macht, und in der gestiegenen Dicke der Ohrhörer, die weiter aus dem Ohr herausragen.
Die Bedienung über die Tasten ist gewohnt gut, reaktionsschnell und durch die Anpassungsmöglichkeiten über die Sound+-App auch individuell anpassbar. Für das Durchschalten der Sound-Modi wäre lediglich wünschenswert, dass sich dies nicht nur auf ANC und HearThrough beschränkt, sondern über den Ohrhörer auch die Deaktivierung beider Modi aktiviert werden kann. Die Sound+-App bietet insgesamt gute Funktionen, die Anpassung der Intensität und Speicherung dieser in drei Profilen ist ebenfalls gut umgesetzt. Allerdings zeigen sich in diesem Test noch kleinere Aussetzer in der App, wenn die Einstellung im Hintergrund noch mit den Ohrhörern synchronisiert wird, man sie in der App aber schon wieder verändert. Dann springen die Regler unverhofft wieder auf die alte Position und man muss die Einstellung erneut vornehmen. Dies sind jedoch Kleinigkeiten, die mit Updates leicht behoben werden können und zudem in der Praxis kaum eine Rolle spielen.
Gleiches gilt für das Störgeräusch, das durch eine abrupt getrennte Funkverbindung der Ohrhörer auftritt, wenn ein Ohrhörer schnell aus einem Ohr genommen und der Arm gesenkt wird.
Leichte Abstriche muss man bei der Qualität der Sprachübertragung bei der Telefonie machen. Zwar ist der Träger der Elite 85t gut verständlich und Hintergrundgeräusche werden sehr umfassend gefiltert, diese hohe Filterung lässt die Stimme aber auch etwas dumpf klingen.
An der Qualität der Ohrhörer und des sehr gut umgesetzten, trotz Wireless Charging kompakten Ladecases gibt es bei den Jabra Elite 85t erneut nichts auszusetzen.
- Sehr gutes ANC
- Guter Klang
- Anpassbare Bedienung
- Klanganpassung
- Auto-Play und Auto-Pause
- Wireless Charging
- Schnellladen
- Gute Akkulaufzeit
- Sehr angenehmes Tragegefühl
- Sehr gute Verarbeitung
- App für Anpassungen und Updates
- Einzelnutzung nur mit rechtem Ohrhörer
- Windanfällig
- Etwas dumpfe Telefonie
- Nicht für Sport geeignet
Die Jabra Elite 85t sind in Kürze in der Farbe Titan/Schwarz für eine unverbindliche Preisempfehlung von 229 Euro erhältlich. Der Handel unterbietet diesen Preis derzeit mangels Verfügbarkeit noch nicht. Somit sind auch die Bose QuietComfort Earbuds (Test) für derzeit rund 240 Euro eine Alternative, bei denen die geteilte Funktion des ANC- und Transparenzmodus aber nicht deaktiviert werden kann. Die Sony WF-1000XM3 (Test) kosten hingegen nur rund 180 Euro und bieten den etwas besseren Klang bei etwas schlechterem ANC – sie sind die größte Konkurrenz für die Jabra Elite 85t. Die Sennheiser Momentum True Wireless 2 (Test) sind mit circa 280 Euro teurer, warten dafür aber ebenfalls mit einem besseren Klang auf.
Mit dem Firmware-Update auf Version 1.27.0 hat Jabra viele der im Test genannten Probleme mit Störgeräuschen behoben, etwa wenn man den rechten Ohrhörer schnell herausnimmt und so die Verbindung zum linken Ohrhörer abbricht, bevor die Musik pausiert wird.
ComputerBase hat die Elite 85t leihweise von Jabra zum Testen erhalten. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht. Es gab kein NDA.
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