Radeon RX 6900 XT im Test: AMDs „RX 6800 XTX“ im Duell mit Nvidias GeForce RTX 3090
tl;dr: Mit dem schnellsten Big-Navi-Ableger Radeon RX 6900 XT schielt AMD auf Nvidias GeForce RTX 3090. Je nach Spiel geht die Rechnung im umfangreichen Test der Redaktion auf – oder eben auch nicht. Interessante Ergebnisse liefert der Vergleich bei identischer TDP.
Zum Fall des Embargos war die Redaktion Benchmarks der Radeon RX 6900 XT im Anwendungs-Parcours noch schuldig geblieben, ein Fehler im Radeon ProRender mit der verwendeten Projektdatei für Blender verhinderte den kompletten Durchlauf. In Version 3.0.8 hat AMD den Fehler behoben und ComputerBase den Parcours inzwischen vollständig durchlaufen lassen. Auch Radeon RX 6800 XT und Radeon RX 6800 wurden noch einmal mit dem neuen Plugin getestet.
Radeon RX 6900 XT gegen RTX 3080 oder 3090?
Mit GPUs auf Basis der RDNA-2-Architektur startet AMD erstmals seit sieben Jahren wieder einen Großangriff auf Nvidias komplette Grafikkarten-Riege, vom Einsteigermodell bis zum besten High-End-Produkt. Und das nicht nur in der Theorie.
Radeon RX 6800 und Radeon RX 6800 XT (Test) haben im November auch in der Praxis überzeugen können und GeForce RTX 3070 sowie GeForce RTX 3080 in klassischen Rasterizer-Spielen in die Zange genommen. Wird Echtzeit-Raytracing genutzt, hat „Big Navi“ hingegen das Nachsehen. Braucht ein Spiel mehr als 8 oder 10 GB Speicher, ist AMD mit 16 GB hingegen wieder im Vorteil. Die Radeon RX 6900 XT soll das Leistungsniveau jetzt noch einmal anheben.
AMD sieht die Radeon RX 6900 XT als Konkurrentin für die GeForce RTX 3090 (Test), während die Radeon RX 6800 XT die RTX 3080 (Test) und die Radeon RX 6800 die RTX 3070 (Test) schlagen soll. Die Radeon RX 6800 hat sich im Test der Redaktion gegenüber der GeForce RTX 3070 in der Tat als zweifelsfrei überlegen gezeigt, die Radeon RX 6800 XT lag im Standard-Testparcours hingegen knapp hinter der GeForce RTX 3080, während sie sich im Zusatzparcours aus sieben zuletzt erschienenen Titeln davor platzieren konnte. Ob die Radeon RX 6900 XT also auf die GeForce RTX 3090 oder mit mehr Leistung noch einmal eher auf die GeForce RTX 3080 zielt, ist auch eine Frage der Perspektive.
Die Radeon RX 6900 XT alias „6800 XTX“
GeForce RTX 3080 und GeForce RTX 3090 trennten im UHD-Testparcours der Redaktion zwar nur rund 10 Prozent Leistung, technisch sind die Differenzen hingegen groß: Die größere GPU bietet 20 Prozent mehr Shader, das Speicherinterface ist breiter und das Speichervolumen mit 24 zu 10 GB fast zweieinhalb mal so groß – und der UVP liegt 800 Euro höher.
Die Radeon RX 6900 XT ist hingegen eher eine Radeon RX 6800 XT mit 11 Prozent mehr Recheneinheiten, minimalem Feintuning bei den Taktraten und einer etwas besseren Stromversorgung für mehr OC-Potenzial. Davon abgesehen sind beide Grafikkarten absolut gleich, angefangen beim 16 GB großen Speicher bis hin zum Referenzkühler. Die Bezeichnung der verwendeten Navi-21-GPU („XTX“) hätte also auch dem Produkt gutgetan. Offensichtlich wollte AMD aber Nvidias 90er eine 900er gegenüberstellen.
Preis, Verfügbarkeit und Custom-Designs
999 Euro will AMD für das Radeon-Flaggschiff haben, 350 Euro mehr als für die Radeon RX 6800 XT, aber 500 Euro weniger als für eine GeForce RTX 3090. Allerdings wird der Preis mit hoher Wahrscheinlichkeit für die meisten Kunden erneut nur eine Luftnummer sein. Es dürften auch von der Radeon RX 6900 XT im Referenzdesign nur sehr wenige Modelle zum Start um 15:00 Uhr im Handel verfügbar sein, von der Radeon RX 6800 (XT) wart nach der ersten Kunde gar keine Ware mehr im Handel zu sehen. Erst ab Ende Januar könnte sich daran etwas ändern.
Modell | UVP zum Marktstart | Marktstart |
---|---|---|
GeForce RTX 3090 FE | 1.499 Euro | 24. September 2020 |
GeForce RTX 2080 Ti | 1.259 Euro | 19. September 2018 |
Radeon RX 6900 XT | 999 Euro | 8. Dezember 2020 |
GeForce RTX 2080 FE | 849 Euro | 19. September 2018 |
GeForce RTX 2080 Super FE | 739 Euro | 23. Juli 2019 |
Radeon VII | 729 Euro | 07. Februar 2019 |
GeForce RTX 3080 FE | 699 Euro | 17. September 2020 |
Radeon RX 6800 XT | 649 Euro | 18. November 2020 |
GeForce RTX 2070 FE | 629 Euro | 16. Oktober 2018 |
Radeon RX 6800 | 579 Euro | 18. November 2020 |
GeForce RTX 2070 Super FE | 529 Euro | 2. Juli 2019 |
GeForce RTX 3070 FE | 499 Euro | 27. Oktober 2020 |
Radeon RX Vega 64 | 499 Euro | 14. August 2017 |
Radeon RX 5700 XT | 419 Euro | 7. Juli 2019 |
GeForce RTX 3060 Ti FE | 399 Euro | 2. Dezember 2020 |
GeForce RTX 2060 Super | 419 Euro | 2. Juli 2019 |
GeForce RTX 2060 | 369 Euro | 7. Januar 2019 |
Radeon RX 5700 | 369 Euro | 7. Juli 2019 |
Im Test befindet sich AMDs Referenzdesign der Radeon RX 6900 XT. Die Grafikkarte wird es aber auch von Board-Partnern als Custom-Design geben – zum Start ein Muster liefern konnte allerdings noch kein Hersteller.
Die Radeon RX 6900 XT im Detail
Die Radeon RX 6900 XT setzt wie Radeon RX 6800 XT und Radeon RX 6800 auf die 519 mm² große Navi-21-GPU. Allerdings nutzt die „XTX“, so die interne Kennung für die GPU der Radeon RX 6900 XT (6800: XL, 6800 XT: XT), den Vollausbau des Chips. Mit 80 Compute-Units sind also acht zusätzliche CUs gegenüber der Radeon RX 6800 XT aktiv, was in 5.120 anstatt 4.608 FP32-ALUs mündet. Bei gleichem Takt liegt die theoretische Rechenleistung um 11 Prozent höher.
Das war es auch schon mit den wesentlichen technischen Änderungen, denn davon abgesehen ist der Aufbau der Radeon RX 6900 XT identisch zu dem der Radeon RX 6800 XT. Beide Varianten setzen auf 128 ROPs, einen 16 GB großen, 16 Gbps (8.000 MHz) schnellen GDDR6-Speicher am vergleichsweise schmalen 256-Bit-Interface, das durch den mit 2 TB/s extrem schnellen, 128 MB großen Infinity Cache gepuffert wird.
Auch die weiteren Features von DirectX 12 Ultimate über SAM bis hin zur deutlichen Performance-pro-Watt-Steigerung (bis zu 65 Prozent gegenüber RDNA 1) sind gleich. Wer mehr Details über die zahlreichen Änderungen bei RDNA 2 gegenüber dem Original-RDNA erfahren möchte, sollte einen Blick in den Test der Radeon RX 6800 (XT) werfen.
Bei der 6900 XT werden GPUs selektiert
Auch die Taktraten der Radeon RX 6900 XT sind auf dem Papier identisch zu denen des kleineren Modells. Der Basis-Takt liegt bei 1.825 MHz, der Game-Takt bei 2.015 MHz und der Turbo bei 2.250 MHz. Selbst die „Typical Board Power“ ist dieselbe und beträgt 300 Watt. Wie das zusammenpasst?
AMD selektiert die GPUs für die Radeon RX 6900 XT – nur die besten Navi-21-Exemplare kommen infrage, sodass für die gewünschten Taktraten geringere Spannungen ausreichen. Hinzu kommt eine effizientere Stromversorgung auf dem PCB. Im Ergebnis taktet das Muster der Radeon RX 6900 XT im Test sogar höher als das Muster der Radeon RX 6800 XT – mehr dazu im nächsten Abschnitt. Für die „Typical Board Power“ von 300 Watt müssen zwei 8-Pin-Stromstecker angeschlossen werden.
Radeon RX 6900 XT | Radeon RX 6800 XT | Radeon RX 6800 | Radeon RX 5700 XT | |
---|---|---|---|---|
Architektur | RDNA 2 | RDNA | ||
GPU | Navi 21 | Navi 10 | ||
Prozess | TSMC N7P | |||
Chipgröße | 519 mm² | 251 mm² | ||
Transistoren | ca. 26,8 Mrd. | ca. 10,3 Mrd. | ||
Compute-Units | 80 | 72 | 60 | 40 |
FP32-ALUs | 5.120 | 4.608 | 3.840 | 2.560 |
RT-Beschleunigung | Ja | Nein | ||
Game-Takt | 2.015 MHz | 2.015 MHz | 1.815 MHz | 1.750 MHz |
Maximaler Boost-Takt | 2.250 MHz | 2.250 MHz | 2.105 MHz | 1.905 MHz |
FP32-Leistung | 20,6 TFLOPS | 18,6 TFLOPS | 13,9 TFLOPS | 9 TFLOPS |
FP16-Leistung | 41,3 TFLOPS | 37,1 TFLOPS | 27,9 TFLOPS | 17,9 TFLOPS |
Textureinheiten | 320 | 288 | 240 | 160 |
ROPs | 128 | 96 | 64 | |
Speicher | 16 GB GDDR6 | 8 GB GDDR6 | ||
Speichergeschwindigkeit | 16 Gbps | 14 Gbps | ||
Speicherinterface | 256 Bit | |||
Speicherbandbreite | 512 GB/s | 448 GB/s | ||
Infinity Cache | 128 MB | Nicht vorhanden | ||
L2-Cache | 4 MB | |||
TBP | 300 Watt | 250 Watt | 225 Watt | |
Slot-Anbindung | PCIe 4.0 | |||
DirectX 12 Ultimate | Ja | Nein | ||
UVP | 999 Euro | 649 Euro | 579 Euro | 399 Euro |
Das Referenzdesign entspricht dem der RX 6800 XT
Das hochwertige Referenzdesign der Radeon RX 6800 XT übernimmt AMD bei der Radeon RX 6900 XT fast 1:1, lediglich bei der Stromversorgung soll Feintuning betrieben worden sein: Es gibt 16 statt 15 VRM-Phasen. Weitere Unterschiede sind nicht gegeben, was jedoch nichts Schlimmes ist, denn auf der kleineren Grafikkarte hat der 2,7 Slots große und dank hohem Materialeinsatz schwere Drei-Lüfter-Kühler sehr gut funktioniert. Er basiert auf einer großen Vapor-Chamber sowie einem ausladenden, schwarz eloxierten Kühlkörper, der die gesamte Länge der Grafikkarte in Beschlag nimmt. Mit 1.492 g ist sie entsprechend schwer.
Auch das Referenzdesign der Radeon RX 6900 XT kommt auf eine Länge von 27 cm. Sowohl die Optik als auch die Haptik sind erneut als absolut hochwertig zu bezeichnen, wenngleich Nvidias RTX 3000 das innovativere Design vorzuweisen hat.
Die Lüfter können auch sehr langsam drehen
Die drei 80 mm messenden Axiallüfter werden auf dem Windows-Desktop für einen lautlosen Betrieb anhalten. Auch die Anlaufdrehzahl ist mit nur 550 Umdrehungen sehr niedrig. Springen die Lüfter auf 52 °C GPU-Temperatur an, ist das erst einmal nicht wahrnehmbar.
Modell | Gewicht | Länge | Höhe | Dicke |
---|---|---|---|---|
AMD Radeon RX 6800 | 1.391 g | 27,0 cm | 12,0 cm | 2,0 Slots |
AMD Radeon RX 6800 XT | 1.503 g | 27,0 cm | 12,0 cm | 2,5 Slots |
AMD Radeon RX 6900 XT | 1.492 g | 27,0 cm | 12,0 cm | 2,5 Slots |
Der OC-Spielraum wurde auf 3.000 MHz erweitert
Damit sich die Radeon RX 6900 XT etwas mehr von der Radeon RX 6800 XT absetzen kann, hat AMD die maximal im Treiber einstellbare GPU-Frequenz von 2.800 MHz auf 3.000 MHz angehoben. Das Power-Limit für die TGP kann aber erneut nur um maximal 15 Prozent erhöht werden.
Der Radeon-Schriftzug lässt sich nun auch steuern
Der Radeon-Schriftzug der drei neuen Big-Navi-Grafikkarten leuchtete bis jetzt auf allen Modellen rot, obwohl Radeon RX 6800 XT und Radeon RX 6900 XT farblosen Kunststoff verwenden. Der Grund ist jetzt bekannt: Auf den XT-Modellen lässt sich die Farbe ändern, auf der „Non-XT“ nicht. Zum Start der Radeon RX 6800 XT fehlte eine Steuerungs-Software dafür noch, jetzt ist sie fertig und kann separat von der AMD-Website heruntergeladen werden. Neben einer anderen Farbe, dem Farbmodus sowie der Helligkeit kann die Beleuchtung des Schriftzuges nun auch gänzlich abgeschaltet werden.
Das Referenzdesign bietet zwei DisplayPort-1.4-DSC-Schnittstellen und einen HDMI-2.1-DSC-Ausgang. Darüber hinaus gibt es einen USB-Typ-C-Anschluss, der auch Monitore oder VR-Headsets ansteuern kann.
Merkmal | Radeon RX 6800 Referenz |
Radeon RX 6800 XT Referenz |
Radeon RX 6900 XT Referenz |
|
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Karte | PCB-Design | AMD | ||
Länge, Breite | 27,0 cm, 12,0 cm | |||
Stromversorgung | 2 × 8-Pin | |||
Spannungswandlerkreise | 13 | 15 | 16 | |
Kühler | Design | Referenz, 2,0 Slots | Referenz, 2,5 Slots | |
Kühlkörper | Vapor Chamber Alu-Kern/Radiator |
|||
Lüfter | 3 × 80 mm (axial) | |||
Lüfter abgeschaltet (2D) | Ja | |||
Anlaufdrehzahl | 550 Umdrehungen | |||
Takt |
GPU-Basis | 1.700 MHz | 1.825 MHz | |
GPU-Durchschnitt | 1.815 MHz | 2.015 MHz | ||
GPU-Maximum | 2.105 MHz | 2.250 MHz | ||
Speicher | 8.000 MHz | |||
Speichergröße | 16 GB GDDR6 | |||
Leistungsaufnahme | Standard TBP | 250 Watt | 300 Watt | |
Maximale TGP | +15 % | |||
Anschlüsse | 2 x DisplayPort 1.4 DSC 1 x HDMI 2.1 DSC 1 × USB Type-C |