Radeon RX 6900 XT im Test: Lautstärke, Temperatur, Leistungsaufnahme und Übertaktung
3/5Lautstärke & Kühlung
Auf der Radeon RX 6800 XT hat der 2,7 Slots breite und extrem schwere Referenzkühler einen richtig guten Job gemacht. Auch auf der Radeon RX 6900 XT ist das Endergebnis immer noch positiv, mit 40 Dezibel und damit 3 Dezibel mehr als bei dem kleineren Modell ist die Radeon RX 6900 XT beim Spielen aber durchaus gut zu hören. Für die meisten Spieler wird dies ausreichend sein, denn störend ist der Kühler nicht. Leise aber eben genauso wenig.
Der Grund für den höheren Geräuschpegel ist natürlich in der Lüfterdrehzahl zu finden, die mit 1.670 Umdrehungen 180 Umdrehungen höher liegt als bei der Radeon RX 6800 XT. Das ist insofern verwunderlich, als dass die Leistungsaufnahme und die Temperaturentwicklung bei beiden Modellen gleich sind. Aber offenbar muss der Kühler dennoch etwas höher drehen, um das gewünschte Temperaturziel zu erreichen. Mehr Drehzahl hätte bei niedrigeren Temperaturen mit dem Ziel, Spielraum für höhere Taktarten zu schaffen, Sinn ergeben. So müssen die Messwerte erst einmal ohne Erklärung im Raum stehen bleiben.
Das neue High-End-Problem: Spulenrasseln
Die Radeon RX 6900 XT hat nicht mit Spulenfiepen zu kämpfen, das gibt es bei der neuen Grafikkarten-Generation kaum noch. Ein anderes ist dagegen deutlich schlimmer geworden: Die Radeon RX 6900 XT leidet wie jede andere aktuelle High-End-Karte unter einer guten Portion Spulenrasseln, das unabhängig von den FPS unter Volllast zu hören ist. Das betrifft nicht nur Radeon RX 6800 XT und Radeon RX 6900 XT, auch GeForce RTX 3080 und GeForce RTX 3090 von Nvidia haben dasselbe Problem.
Dabei gilt die Devise: Je höher die Leistungsaufnahme, desto ausgeprägter das Spulenrasseln. Doppelt problematisch ist das Spulenrasseln, weil die neuen Grafikkarten an sich leise sind und das Lüfterrauschen so nicht das Rasseln übertrumpft – auch nicht aus einem geschlossenen Gehäuse heraus.
Wer eine neue High-End-Grafikkarte will, muss sich damit offensichtlich vorerst abfinden. Deutlich weniger ausgeprägt ist dieses Phänomen bei Radeon RX 6800, GeForce RTX 3070 und RTX 3060 Ti, die wesentlich weniger Strom verbrauchen.
So warm werden die Grafikkarten
Das Referenzdesign der Radeon RX 6900 XT operiert mit einer GPU-Temperatur von 78 °C genauso warm wie die Radeon RX 6800 XT. Auch die Junction-Temperatur liegt mit 97 °C auf einem vergleichbaren Niveau, sodass es noch einen großen Abstand zu den kritischen 110 °C gibt, bei deren Überschreiten die Grafikkarte heruntertaktet. Wenig verwunderlich gibt es auch auf der Kartenrückseite zwischen den beiden Big-Navi-Modellen mit 61 °C einen absoluten Gleichstand.
- Temperatur
- Temperatur – Kartenrückseite
- Radeon RX 6900 XT – Temperaturentwicklung in Doom Eternal, Ultra HD
- Radeon RX 6900 XT – Junction-Temperatur in Doom Eternal, Ultra HD
Leistungsaufnahme Spiele, YouTube, Windows
Auf dem Windows-Desktop hat die Radeon RX 6800 XT mit 6 Watt einen neuen Rekord aufgestellt und auch die Radeon RX 6900 XT schneidet mit 7 Watt in dieser Disziplin sehr gut ab. Anders dagegen sieht es erneut beim Einsatz eines zweiten Ultra-HD-Monitors (beide 60 Hertz) aus, denn mit 39 Watt ist der Verbrauch dann deutlich höher als bei der Ampere-Konkurrenz von Nvidia.
Das gilt auch bei der Videowiedergabe auf YouTube. Für ein Ultra-HD-Video mit 60 FPS (VP9) benötigt die Radeon RX 6900 XT 53 Watt, die GeForce RTX 3090 derweil nur 38 Watt. Anders sieht es dagegen aus, wenn HDR hinzugeschaltet wird: Mit 61 Watt ist die AMD-Karte dann gute 22 Watt sparsamer als das Konkurrenzmodell.
Leistungsaufnahme in Spielen
AMD nennt für die Radeon RX 6900 XT eine TBP von 300 Watt, und das kann ComputerBase mit einem Messwert von durchschnittlich 300 Watt beim Spielen exakt nachvollziehen. Damit benötigt die Grafikkarte 4 Watt mehr als die Radeon RX 6800 XT und bleibt 51 Watt sparsamer als eine GeForce RTX 3090.
Mithilfe von Nvidias PCAT-Messystem lassen sich unproblematische Verbrauchsspitzen auf bis zu 334 Watt messen. In der nachfolgenden protokollierten Testsequenz sind es maximal 315 Watt.
Die Energieeffizienz als Performance pro Watt
Mehr Performance bei quasi gleicher Leistungsaufnahme bedeutet eine bessere Energieeffizienz bei der Radeon RX 6900 XT. AMDs neues Flaggschiff liefert 7 Prozent mehr FPS pro Watt, womit die Grafikkarte zu den effizientesten 3D-Beschleunigern überhaupt gehört. Die Radeon RX 6800 als Spitzenreiter liegt nur 2 Prozent besser. Damit liefert die Radeon RX 6900 XT 9 Prozent mehr FPS pro Watt als die GeForce RTX 3090, die gegenüber dem nächstkleineren Modell GeForce RTX 3080 nur leicht zulegen konnte.
Geradezu gewaltig sind die Verbesserungen gegenüber den älteren AMD-Grafikkarten. So hat die Radeon RX 6900 XT eine um 44 Prozent höhere Energieeffizienz als die Radeon RX 5700 XT, die auf demselben Fertigungsprozess basiert. Und gegenüber der Radeon VII beträgt die Steigerung 72 Prozent, auch wenn der Prozess hier nicht ganz vergleichbar ist. Der Sprung zur Radeon RX Vega 64 ist mit plus 162 Prozent schier riesig.
Overclocking: Der nächste Taktrekord fällt
Die Radeon RX 6800 XT hat beim Übertakten einen neuen Taktrekord aufgestellt: Mit leicht über 2.500 MHz konnte das Sample im Test betrieben werden. Die 2,5 GHz erreicht die Radeon RX 6900 XT jedoch bereits ohne Übertaktung, wenn das Power-Limit nicht einschreitet. Mit OC geht der Takt bei dem neuen Flaggschiff also nochmal ein gutes Stück höher.
Die Radeon RX 6900 XT lief im Test mit im Treiber eingestellten bis zu 2.726 MHz stabil, jedoch zeigte sich der Takt bei den Messungen zu keiner Zeit, weil das Power-Limit dies auch bei zusätzlichen 15 Prozent nicht zulässt. Teilweise lagen aber bis zu 2.650 MHz an – ein neuer Taktrekord für GPUs in der Redaktion. Allerdings sieht man diesen Takt nur sehr selten und dann nur sehr kurz, denn auch für 2.650 MHz reicht das maximale Power-Limit eigentlich nie aus. Realistischer sind maximal 2.450 bis 2.550 MHz in einigen wenigen Spielen, 2.300 bis 2.400 MHz in den meisten Titeln.
Speicher-OC kann auch die Leistung senken
Der 16 GB große GDDR6-Speicher läuft erneut problemlos mit den maximal einstellbaren 8.600 MHz und damit einem Plus von 600 MHz fehlerlos, einen positiven Effekt gibt es dadurch generell aber nicht. Der Grund: Der zusätzliche Speichertakt greift in die ohnehin knapp bemessene TGP ein, der GPU steht dann weniger Budget zur Verfügung. Plus 400 MHz und damit ein Takt von 8.400 MHz haben sich als bessere Alternative bewiesen. Schlussendlich war aber oft genug sogar der Standardtakt des Speichers der schnellste Weg, da der Infinity Cache auch bei der Radeon RX 6900 XT die verhältnismäßig geringe Speicherbandbreite vollständig abfängt und die GPU von mehr elektrischer Leistung stärker profitiert.
Durch das Übertakten steigt die Performance der Radeon RX 6900 XT um etwa 5 Prozent an. Die Leistungsaufnahme liegt dann bei etwa 347 Watt, Spitzen mit bis zu 358 Watt lassen sich messen. Das Referenzdesign hat mit der Leistungsaufnahme allerdings ein wenig zu kämpfen, denn trotz immer noch recht geringer Lüfterdrehzahlen steigt die Lautstärke hörbar an.