Apple Watch Series 6 im Test: Mit Smartwatch durch den Alltag

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Nicolas La Rocco
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Der Alltag mit der Apple Watch gestaltet sich in vielerlei Hinsicht anders als nur mit Smartphone. Anders bedeutet nicht automatisch besser oder einfacher, wenngleich es durchaus Bereiche gibt, in denen die Apple Watch klar Dinge des Alltags erleichtert.

Musiksteuerung auf der Apple Watch
Musiksteuerung auf der Apple Watch

Pufferzone zum Smartphone

Selbst wenn nur sehr wenige Funktionen der Smartwatch genutzt werden und sie zum Beispiel überhaupt nicht für Dinge wie Sport, Smart-Home-Steuerung oder Musikwiedergabe zum Einsatz kommt, baut die Uhr in jedem Fall einen Puffer zwischen Smartphone und Anwender auf. Die Benachrichtigungen, die normalerweise direkt auf dem Smartphone eingehen und den Anwender dazu zwingen, für weitere Informationen das Gerät aus der Tasche zu nehmen, gehen mit der Apple Watch zunächst einmal am Handgelenk ein. Ein kurzer Blick genügt, um zu entscheiden, ob eine Antwort sofort notwendig ist oder warten kann. Die Anzahl der Situationen, in denen das Smartphone über den Tag immer wieder entsperrt werden muss, was bei der aktuellen iPhone-Generation mit Face ID in Zeiten von COVID-19 weitaus langsamer von der Hand geht, wird damit drastisch reduziert.

Nachrichten mit Spracheingabe beantworten

Für kurze Antworten auf Nachrichten aus iMessage oder WhatsApp, aber auch E-Mails muss das Smartphone nicht mehr zwangsweise verwendet werden, wenngleich das Tippen auf dem Smartphone weiterhin deutlich bequemer ausfällt. Auf der Apple Watch setzt man stattdessen am besten auf die Spracheingabe, die immer dann hervorragend funktioniert, wenn man sich nicht zu sehr in umgangssprachliche oder aus dem Englischen und anderen Sprachen unzureichend eingedeutschte Begriffe verirrt. Bleibt es beim „normalen Deutsch“, kommt es nur selten zu Fehlern bei der Spracheingabe. Muss ein Wort doch einmal handschriftlich eingegeben werden, lässt es sich Buchstabe für Buchstabe auf das Display malen. Trotz der mittlerweile etwas größeren Bildschirme bleibt das ein eher mühseliger Vorgang, der Geduld fordert.

Schreiben neuer Nachrichten in iMessage
Schreiben neuer Nachrichten in iMessage

WhatsApp gegenüber iMessage im Nachteil

Für Anwender, die primär WhatsApp statt iMessage verwenden, ist es nach wie vor ärgerlich, dass es keine native App für die Apple Watch gibt. Das führt vor allem im Bereich von Fotos und Videos zu erheblichen Einschränkungen. Fotos werden bei eingehenden Mitteilungen schon seit Jahren in einer katastrophalen Qualität dargestellt, Videos hingegen gar nicht unterstützt. Immerhin kann WhatsApp eine API für Mitteilungen auf der Uhr nutzen, die es erlaubt, mit Sprache, gemalten Zeichen oder Emoticons zu antworten. Wenig überraschend fällt der Support rund um iMessage deutlich besser aus.

Apple Pay noch schneller abwickeln

Großen Einfluss auf den Alltag hat die Apple Watch bei der Nutzung von Apple Pay. Als mit der Series 4 das letzte Mal eine Apple Watch ausprobiert wurde, war Apple Pay noch nicht in dem Maß in Deutschland verfügbar, wie es mittlerweile der Fall ist. Konkret betraf dies 2018 eine Mastercard der DKB und die Girocard der Sparkasse – beides funktioniert mittlerweile. Im Supermarkt an der Kasse geht das Bezahlen nun noch etwas schneller von der Hand, da es keiner zusätzlichen Authentifizierung mehr über Face ID oder mit einer PIN bedarf. Zweifaches Drücken der Seitentaste aktiviert Apple Pay und in unmittelbarer Nähe zum Kartenterminal ist der gesamte Bezahlvorgang innerhalb weniger Sekunden über NFC abgeschlossen. Apple Pay am Handgelenk hat in Coronazeiten noch einen Vorteil: Man spart sich das Desinfizieren des Smartphones nach dem Einkauf. Die Seitentaste der Apple Watch lässt sich auch mit dem Jackenärmel oder mit Handschuhen bedienen.

Apple Wallet für Apple Pay und Flugtickets
Apple Wallet für Apple Pay und Flugtickets

U1-Chip für digitale Autoschlüssel

Abseits NFC für Apple Pay, das auch frühere Generationen der Apple Watch beherrschen, gibt es für die Series 6 zwei exklusive Neuerungen. Erstmals ist der vom iPhone bekannte U1-Chip für Ultrabreitbandverbindungen in der Uhr verbaut. Das hat aktuell zwar noch keinen Einfluss auf den Alltag, könnte langfristig gesehen aber eine Rolle spielen, wenn die Uhr zum Autoschlüssel werden soll. Ein künftiger Standard des Car Connectivity Consortium sieht den Einsatz von Ultrabreitband vor, sodass das Endgerät mit digitalem Autoschlüssel besser geortet und nicht mehr aus der Tasche gezogen – oder auf die Apple Watch bezogen nicht länger in die Ladeschale für eine direkte NFC-Verbindung gelegt – werden muss. Neu für die Series 6 ist zudem die erstmalige Unterstützung von WLAN mit 5 GHz, wobei weiterhin nur 802.11b/g/n unterstützt wird.

Händewaschen nicht vergessen

In Coronazeiten kann die Smartwatch mit watchOS 7 wahlweise das Händewaschen unterstützen. Die Funktion muss aber erst in der Einstellungen-App auf der Apple Watch im Bereich „Händewaschen“ mit der Option „Timer fürs Händewaschen“ aktiviert werden. Die Uhr erkennt anschließend automatisch anhand von Wassergeräuschen und den beim Händewaschen üblichen Bewegungen das Händewaschen und startet einen Timer von 20 Sekunden. Haptisches Feedback weist darauf hin, wenn das Ziel erreicht wurde. Hält man sich nicht an die Empfehlung, passiert jedoch nichts und der Timer verschwindet einfach. Das Händewaschen zählt somit keineswegs zu den täglichen Erfolgen wie Bewegen, Trainieren und Stehen. Wer möchte, kann durch eine optionale Einstellung an das regelmäßige Händewaschen erinnert werden.

App für Händewaschen mit 15 Sekunden Timer
App für Händewaschen mit 15 Sekunden Timer

Gelegentlich startet die Erkennung auch dann, wenn man sich überhaupt nicht die Hände wäscht oder ein Vorgang für die Uhr ähnlich klingt. So kann es zum Beispiel passieren, dass die Uhr beim Spülen einer Pfanne vom Händewaschen ausgeht. Auch brodelndes Wasser beim Kochen hat den Timer im Test mehrfach ausgelöst.

HomeKit-Geräte mit der Uhr steuern

Weniger Schalter im Alltag berühren kann unter Umständen auch die eigene Wohnung betreffen, sofern dort zu Apple HomeKit kompatible Geräte zum Einsatz kommen, die sich ebenfalls über die Smartwatch steuern lassen. Das kann vor allem dann praktisch sein, wenn nicht in jedem Zimmer ein Smart-Lautsprecher steht oder bisher vollständig auf diese Geräteklasse verzichtet wird. Liegt dann das Smartphone in einem anderen Zimmer, ist die Apple Watch am Handgelenk stets einsatzbereit. Die Hot-Word-Erkennung mit „Hey Siri“ funktionierte im Test gut, sodass sich Lampen aus der Tradfri-Kollektion von Ikea über Apples Home-App auf der Uhr steuern ließen. Ikea selbst bietet zwar keine native Apple-Watch-App an, weil die Tradfri-Komponenten aber zu HomeKit kompatibel sind, kann Apples eigene Home-App darauf zugreifen.

Steuerung von HomeKit-Geräten wie Lampen
Steuerung von HomeKit-Geräten wie Lampen
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