Codemasters-Übernahme: EA sticht Take Two überraschend aus
Der Rennspiel-Spezialist Codemasters war eigentlich schon vom Markt. Der fast abgeschlossenen Übernahmeprozess erhält jedoch noch einmal eine überraschende Wendung: Statt wie zuvor angekündigt an Take Two Interactive geht der Publisher nach aktuellem Statement an Electronic Arts.
Den Ausschlag hat der Preis gegeben: Take Two wollte 6,40 US-Dollar pro Aktie zahlen, EA bietet hingegen 7,98 US-Dollar pro Aktie, die zudem in voller Höhe in Bar und nicht teils in Form von Aktien bezahlt werden. EA bietet damit 1,2 Milliarden US-Dollar und rund 230 Millionen US-Dollar mehr als der Konkurrent. Dieses Angebot ist aktuell dasjenige, welches der Aufsichtsrat von Codemasters Aktionären zur Annahme empfiehlt. CEO und CFO von Codemasters will EA übernehmen, sie sollen den Publisher auch unter der Ägide neuer Herren leiten. Abgeschlossen sein soll die Übernahme weiterhin im ersten Quartal des kommenden Jahres. Ob sie auch so vollzogen wird, ist damit noch nicht mit allerletzter Sicherheit gesagt.
Ein Rennspiel-Gigant soll entstehen
Serien wie F1, Dirt, Dirt Rally, Grid und Project Cars gehen nun wahrscheinlich an EA und treffen dort auf Burnout, Need for Speed sowie Real Racing auf Smartphones. Im Gegensatz zu Take Two füllt EA keine Lücke, sondern wird im Rennspielgenre der dominante Anbieter am Markt. Interessant erscheint in diesem Rahmen die F1-Lizenz: Sie fügt sich in weitere Sportspiele wie FIFA ein, die ungemein profitträchtig sind.
Ob es ein „F1 Ultimate Team“ mit Beuteboxen geben wird, steht zwar in den Sternen, Codemasters könne aber von den zahlreichen Erfahrungen im Bereich „Live Service“ und Datenerhebung profitieren, erklärt EA, und mit den neuen Ressourcen „größere und bessere Spiele entwickeln, veröffentlichen und betreiben“. Insbesondere der letzte Punkt betont die Bedeutung des Dienstleistungs-Gedanken, der aus EA-Produkten im Bereich Sport nicht mehr wegzudenken ist. Ähnliche Vorteile hatte schon Take Two gesehen.
Bei EA werden aber auch technische Synergieeffekte gesehen, die die Profitabilität und Qualität von Spielen erhöhen sollen. Darunter fällt der Zugriff auf EAs spezialisierte Abteilungen für Motion Capture, Artdesign, Qualitätssicherung, Übersetzungen sowie rechtlich korrektem Verhalten („Compliance“), die allen Studios des Unternehmens zur Verfügung stehen. Einen weiteren Vorteil sieht EA in der Vergrößerung der Zielgruppe. Genannt werden Multi-Plattform-Projekte in größerer Breite, aber auch Zugänge über Abodienste. Dieser Punkt ist vor allem für EA relevant, da sich der Publisher in diesem Bereich gegenüber Angeboten wie dem Game Pass von Microsoft im Hintertreffen befindet.
Heute hat EA bereits den Abschluss der Übernahme vermeldet. Die Formalitäten nahmen damit nur etwa zwei Monate nach der Bekanntgabe Mitte Dezember in Anspruch und Codemasters ist nun ganz offiziell Bestandteil des Konzerns.