Snapdragon 888 im Detail: Hypervisor und ein Echtheitssiegel für Fotos

Zwei durchaus interessante Neuerungen hat der Snapdragon 888 im Bereich Sicherheit zu bieten. Erstmals ist ein nativer Typ-1-Hypervisor an Bord, der direkt auf die Hardware aufsetzt und keine vorherige Betriebssystem-Installation wie ein Typ-1-Hypervisor benötigt. Der Hypervisor bildet eine Abstraktionsschicht zwischen tatsächlich vorhandener Hardware und den installierten Betriebssystemen, die wiederum auf individuell zugewiesene virtuelle Hardware und auch nur auf diese zugreifen.

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Wo bisher private, berufliche und weitere Profile innerhalb eines Betriebssystems genutzt wurden, soll der Typ-1-Hypervisor diese Profile nun auf voneinander isolierte Betriebssysteme mit jeweils eigenen Hardware-Ressourcen aufteilen. Mit der direkten Integration in das SoC sei Qualcomm zufolge ein sofortiger Wechsel zwischen den Betriebssystemen möglich. Es können mehrere Instanzen des gleichen Betriebssystems, zum Beispiel Android oder Windows on ARM, oder unterschiedliche Betriebssysteme auf derselben tatsächlichen Hardware ausgeführt werden. Selbst für einzelne Apps mit besonders sensiblen Daten kann ein eigenes OS angelegt werden.

Qualcomm tritt Content Authenticity Initiative bei

Mit dem Snapdragon 888 tritt Qualcomm der Content Authenticity Initiative (CAI) bei, deren Ziel es ist, eine Art Echtheitssiegel für Fotos zu entwickeln. Über die Metadaten von Fotos sollen diese von der Erstellung über die Bearbeitung bis zur Veröffentlichung auf ihre Authentizität hin geprüft werden können. Dabei sollen bestehende Metadatenstandards wie EXIF, XMP oder Schema.org um kryptographische Signaturen ergänzt werden, wie ein Whitepaper der CAI verdeutlicht. Die Initiative zur Verifizierung von Online-Inhalten wurde letzten Winter von Adobe gemeinsam mit der New York Times und Twitter ins Leben gerufen, auch Truepic als Plattform zur Validierung und jetzt Qualcomm sind an Bord. Mit dem Snapdragon 888 und dessen Spectra-580-ISP können entsprechende Aufnahmen gemacht werden, sofern dies das Betriebssystem und die Kamera-App unterstützen.

Ersteindruck

Der Snapdragon 888 könnte in High-End-Smartphones des nächsten Jahres tatsächlich einen größeren Sprung nach vorne machen als die Jahre zuvor. Anstatt wieder einen der Performance-Kerne nur höher takten zu lassen und mit mehr Cache auszustatten, kommt mit dem Cortex-X1 ein deutlich größerer Prime-Core zum Einsatz, mit dem Qualcomm vor allem bei der Single-Core-Leistung zulegen dürfte. Auch bei den weiteren Performance-Cores ist mit dem Cortex-A78 eine klare Verbesserung zu erwarten.

Dass die CPU mit Kryo 680 weiterhin einen eigenen Namen tragen darf, ist angesichts der Zusammenstellung aus ARMs Baukasten aber nur noch Marketing. Wo bis zur Krait-450-CPU im Snapdragon 805 tatsächlich noch eigene Designs entworfen wurden, fließen seit den letzten Jahren nicht zu Unrecht stetig mehr Entwicklungskapazitäten in die anderen Bausteine des SoCs. Die neue Adreno-660-GPU ist weiterhin eine In-House-Entwicklung, viel Augenmerk liegt aber vor allem auf Bildprozessor, KI-Engine und nicht zuletzt Konnektivität – ein Steckenpferd von Quality Communications.

Das Snapdragon-X60-Modem ist beim Snapdragon 888 wieder integriert und beendet eine Übergangsphase, in der das ohne Leistungsverlust nicht möglich war. Smartphone-Hersteller müssen nur noch einen Chip verbauen, können kleinere Platinen und reduzierte Kühllösungen entwerfen. Die Kosten dürften sich hingegen nicht im Einkauf oder für den Endkunden reduzieren. Letztere können aber auf potenziell längere Laufzeiten hoffen, da jetzt alle Komponenten auf einem Chip versammelt sind.

Was der Snapdragon 888 in der Praxis zu leisten imstande ist, werden die kommenden Monate und erste Smartphones zeigen, die zum Snapdragon Tech Summit bereits von zahlreichen Partnern in Aussicht gestellt wurden und beispielsweise bei Oppo, Realme und Xiaomi bereits konkretere Form annehmen. Es ist aber davon auszugehen, dass Qualcomm zumindest im Android-Umfeld wieder der Benchmark für SoCs sein wird.

ComputerBase hat Informationen zu diesem Artikel von Qualcomm unter NDA erhalten. Die einzige Vorgabe war der frühestmögliche Veröffentlichungszeitpunkt.

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