Snapdragon 888: Qualcomms nächster Chip für High-End-Smartphones 2021
Der Snapdragon 888 ist Qualcomms neues Flaggschiff-SoC und zählt zur Ankündigung im Rahmen des Snapdragon Tech Summits bereits zahlreiche Unterstützer. Am ersten Tag der Konferenz hat Qualcomm primär den Namen des System-on-a-Chips, eine Handvoll Eckdaten und einige Partner vorgestellt. Technische Details folgen morgen.
Qualcomm verändert mal wieder das Namensschema der Top-Prozessoren: Wo Ende 2016 etwas unerwartet auf den Snapdragon 820 der Snapdragon 835 folgte und seitdem an der „5“ im Namen festgehalten wurde, löst nun nicht etwa der Snapdragon 875 den Snapdragon 865 ab, sondern der Snapdragon 888 nimmt diese Position ein. Geschuldet ist dieser Wechsel wahrscheinlich dem stetig größer und wichtiger werdenden chinesischen Markt, wo die „8“ eine wichtige Rolle in der Zahlensymbolik spielt und für Glück, Erfolg und Reichtum steht. Will man ganz genau sein, heißt das neueste System-on-a-Chip in sperriger Gänze offiziell „Qualcomm Snapdragon 888 5G Mobile Platform“.
Zahlreiche Smartphone-Hersteller sind an Bord
Wenig überraschend fällt die Liste der Unterstützter aus dem asiatischen und vor allem chinesischen Raum, die den Snapdragon 888 kommendes Jahr in ihren High-End-Smartphones verbauen wollen, nicht gerade kurz aus. Zusagen liegen Qualcomm bereits von Asus, Black Shark, Lenovo, LG, Meizu, Motorola, Nubia, Realme, OnePlus, Oppo, Sharp, Vivo, Xiaomi und ZTE vor. Von Sony gibt es immerhin bereits die Aussage, dass es dem Unternehmen wichtig sei, stets auf die jeweils aktuelle Snapdragon Mobile Platform zu setzen.
Eckdaten heute, technischen Details morgen
Was aber hat der Snapdragon 888 im Detail zu bieten? Dazu äußert sich Qualcomm bekanntermaßen stets erst am zweiten Tag des Snapdragon Tech Summits, der morgen ebenfalls um 16 Uhr starten wird und sich auf YouTube verfolgen lässt. Ein paar Eckdaten hat der Chipentwickler aber bereits heute angekündigt, darunter Informationen zum 5G-Modem, der KI-Leistung sowie den Gaming- und Kamera-Features.
Snapdragon-X60-Modem aus 5-nm-Fertigung
Den Anfang macht mit dem Snapdragon X60 die dritte Generation Modem-RF-System als Nachfolger des Snapdragon X50 und X55. Alle derzeitigen Snapdragon-865-Smartphones nutzen das für 2G bis 5G zuständige Snapdragon X55, auch Apple setzt im iPhone 12 darauf. Ob das Modem diesmal in das SoC integriert ist oder wieder als eigenständiger Chip verbaut werden muss, steht zwar noch bis zur zweiten Keynote unter Embargo, das Modem selbst und dessen Funktionen hat Qualcomm allerdings bereits zum (abgesagten) MWC Anfang des Jahres vorgestellt. Dass das Snapdragon X60 in 5 nm gefertigt wird, ist ein mehr als deutlicher Wink mit dem Zaunpfahl, wohin die Reise beim Snapdragon 888 gehen wird, ohne dass dies bereits offiziell bestätigt wurde.
Aggregation von Sub-6-GHz und mmWave
Zu den Neuerungen des 5G-Modems zählt die Aggregation von Spektrum im Sub-6-GHz-Bereich mit Spektrum über mmWave. So lassen sich die Datenkanäle aus dem Low-Band (600 MHz bis 2 GHz) und Mid-Band (2 GHz bis 6 GHz) mit den Datenkanälen im Frequenzbereich oberhalb von 24 GHz für höhere Geschwindigkeiten und eine breite Netzabdeckung koppeln. Zusätzlich ist die Carrier Aggregation nur im Sub-6-GHz-Bereich über FDD und TDD hinweg möglich. In Deutschland kommt derzeit ausschließlich Sub-6 zum Einsatz.
Telefonieren über 5G
Das Snapdragon X60 ist Qualcomms erstes 5G-Modem mit Unterstützung für Voice over New Radio (VoNR), sodass damit neben der Datenverbindung das Telefonieren über den neuen Mobilfunkstandard 5G möglich ist. Die Einführung von VoNR ist vergleichbar mit der von VoLTE bei 4G, das im Anfangsstadium ebenfalls erst einmal ein reiner Datenkanal war, während die Telefonie noch über 3G und 2G abgewickelt wurde.
Mit der Unterstützung von VoNR, das im aktuellen 3GPP Release 15 standardisiert wurde, bereitet sich Qualcomm auf die Einführung von 5G Standalone vor, die mit dem 3GPP Release 16 erfolgen soll. Bei 5G Standalone können in der Theorie alle derzeit mit 2G, 3G und 4G angebotenen Dienste vollständig über 5G abgewickelt werden, sodass die alten Netze abgeschaltet werden könnten. In der Praxis wird vor allem LTE noch längere Zeit neben 5G existieren, während 2G und 3G früher verschwinden dürften.
Schnellere KI-Engine mit 26 TOPS
Im Snapdragon 888 steckt außerdem eine neue AI-Engine, also ein neuer KI-Beschleuniger, der bei Qualcomm allerdings keine einzelne Recheneinheit darstellt. Gemeint ist damit der Verbund aus den Komponenten CPU, GPU und DSP, auf die je nach Anwendung die Aufgaben verteilt werden. Für diesen Verbund gibt Qualcomm beim Snapdragon 888 eine Leistung von 26 TOPS an. Zum Vergleich: Im Snapdragon 865 sind es 15 TOPS, beim Snapdragon 855 waren es 7 TOPS, Apple nennt beim A14 Bionic 11 TOPS nur für die Neural Engine und die Dual-Core-NPU des Samsung Exynos 990 schafft 15 TOPS.
Adreno-GPU soll schneller werden
Unter dem Begriff „Snapdragon Elite Gaming“ versammelt Qualcomm eine Reihe von Gaming-Features, darunter über den Google Play Store aktualisierbare Treiber, Forward Rendering, HDR oder 144-FPS-Unterstützung in Spielen, indem gemeinsam mit Entwicklern optimiert wird. Mit der dritten Generation Snapdragon Elite Gaming im Snapdragon 888 soll die neue, heute noch namenlose Adreno-GPU einen großen Leistungssprung machen, Details hält Qualcomm aber noch bis morgen zurück.
ISP verarbeitet 35 Prozent mehr Pixel
Auch zur potenziellen Kameraleistung mit Snapdragon 888 ausgestatteter Smartphones gibt es heute erst einmal nur einen groben Ausblick auf die Leistung. Der neue Spectra-Bildprozessor soll Fotos und Videos mit 2,7 Gigapixeln pro Sekunde aufnehmen können. Anders ausgedrückt entspricht dies 120 Fotoaufnahmen mit 12 Megapixeln pro Sekunde – ein Sprung von 35 Prozent gegenüber dem Spectra 480 ISP des Snapdragon 865.
Die Ankündigung im Detail folgt morgen
Technische Details zum Snapdragon 888 folgen morgen zur zweiten Keynote um 16 Uhr.
ComputerBase hat Informationen zu diesem Artikel von Qualcomm unter NDA erhalten. Die einzige Vorgabe war der frühest mögliche Veröffentlichungszeitpunkt.