Radeon RX 6800 „XL“ Customs im Test: Benchmarks, Lautstärke, sonstige Messungen und Fazit
2/2Als Basis für die folgenden Benchmarks und Messreihen wurden dieselben Methoden angewandt und dieselbe Hardware genutzt wie beim neuen High-End-Parcours für Grafikkarten. Diese wurden um die Ergebnisse der Nvidia GeForce RTX 3070 Founders Edition, der Nvidia GeForce RTX 3080 Founders Edition, der GeForce RTX 3090 und der AMD Radeon RX 6800 und Radeon RX 6800 XT im Referenzdesign erweitert. Alle Radeon RX 6800 (XT) wurden mit dem Presse-Treiber (20.45.01.12) getestet.
Benchmarks in Ultra HD
Wie zu erwarten war, liegen PowerColor Red Devil und Sapphire Nitro+ in den Benchmarks quasi gleichauf. Abweichungen von maximal 2 Prozent fallen unter Verwendung von lediglich fünf Benchmarks schon in den Bereich der Messungenauigkeit und sollten nicht kaufentscheidend sein. Das gilt auch für 3 Prozent mehr FPS im Ranking für die Red Dragon im Vergleich zum Referenzdesign. Wichtiger sind andere Aspekte, allen voran die Kühlung.
Lautstärke & Kühlung
Bereits bei der Radeon RX 6800 XT hat die Nitro+ gezeigt, wie gut der neue Sapphire-Kühler funktioniert, obwohl sein Gewicht das nicht vermuten lässt. Und weil die Radeon RX 6800 Nitro+ denselben Kühler auf der „XL“ gegen eine geringere Leistungsaufnahme antreten lässt, fällt das Ergebnis noch besser aus. Im Werkszustand wird die Grafikkarte beim Spielen gerade einmal gemessene 31,0 Dezibel laut, was aus dem geschlossenen Testsystem heraus nicht mehr wahrnehmbar ist.
Mit dem alternativen BIOS sinkt der Geräuschpegel dann um ein weiteres Dezibel, aber leiser als leise macht hier keinen Unterschied mehr. Die Sapphire Radeon RX 6800 Nitro+ eignet sich problemlos für den Einsatz in einem Silent-PC. Nur zum Start einer Lastphase ist sie kurzzeitig lauter unterwegs.
Auch die PowerColor Radeon RX 6800 Red Dragon schneidet gut ab, erreicht mit dem schwächeren Kühlsystem trotz geringerer Verlustleistung mit dem OC-BIOS ab Werk aber nur 39,0 Dezibel und damit das OC-BIOS-Ergebnis der Red Devil mit XT-Chip. Deutlich angenehmer ist die Grafikkarte mit dem Silent-BIOS, das in gemessenen 35,5 Dezibel resultiert. Die Grafikkarte ist damit ebenfalls sehr leise, aber wahrnehmbar. Die Red Devil mit XT-Chip kommt auf dasselbe Ergebnis. Ein Blick auf die Temperaturen zeigt allerdings: Die Red Dragon könnte leiser.
Das Spulenrasseln hält sich in Grenzen
Die Radeon RX 6800 XT inklusive der Custom-Modelle leiden wie auch Nvidias Top-Produkte der GeForce-RTX-3000-Riege unter deutlich zu hörendem Spulenrasseln. Die Radeon RX 6800 hat diesbezüglich den Vorteil, viel weniger Energie aufzunehmen, was auch dem Spulenrasseln zugutekommt. Ja, das gibt es auch auf der PowerColor- und der Sapphire-Karte, ist bei der Non-XT aber deutlich weniger ausgeprägt als bei dem XT-Modell. Bei der Nitro+ ist es wahrnehmbarer. Kein Wunder, schließlich hört man die Kühlung bei diesem Modell nicht.
PowerColors Red Dragon hat noch Luft
Die Red Dragon von PowerColor ist lauter als die Nitro+, kühlt die GPU aber auch 7 bis 10 °C weiter herunter. Über einen manuellen Eingriff in die Lüfterkurve können sich Anwender diesen Spielraum zu Nutze machen.
Interessant ist, dass PowerColor der Radeon RX 6800 XT Red Devil höhere Zieltemperaturen ab Werk mitgegeben hatte. Welcher Kühler am Ende der bessere ist, lässt sich so allerdings nicht abschließend sagen. Für einen direkten Vergleich bei identischer TGP stand die Red Devil der Redaktion bereits nicht mehr zur Verfügung. Sollte sich die Tage vor Weihnachten noch die Chance ergeben, wird die Redaktion allerdings die Lautstärke der Red Dragon bei zur Nitro+ vergleichbar hoher GPU-Temperatur nachreichen.
Modell | GPU-Junction |
---|---|
AMD Radeon RX 6800 XT (Referenzkarte) | 96 °C |
PowerColor Radeon RX 6800 XT Red Devil (OC-BIOS) | 95 °C |
PowerColor Radeon RX 6800 XT Red Devil (Silent-BIOS) | 93 °C |
Sapphire Radeon RX 6800 XT Nitro+ (Standard-BIOS) | 95 °C |
Sapphire Radeon RX 6800 XT Nitro+ (Alternativ-BIOS) | 95 °C |
AMD Radeon RX 6800 (Referenzkarte) | 89 °C |
PowerColor Radeon RX 6800 Red Dragon (OC-BIOS) | 90 °C |
PowerColor Radeon RX 6800 Red Dragon (Silent-BIOS) | 93 °C |
Sapphire Radeon RX 6800 Nitro+ (Standard-BIOS) | 90 °C |
Sapphire Radeon RX 6800 Nitro+ (Alternativ-BIOS) | 90 °C |
Leistungsaufnahme
Beim Blick auf die gemessene Leistungsaufnahme der gesamten Grafikkarte, also nicht nur der TGP, gibt es eigentlich nur eine wesentliche Erkenntnis: Auch die Nitro+ mit Referenz-Power-Limit im alternativen BIOS kommt nicht an das Referenzdesign von AMD heran.
Fazit
Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass Sapphire mit der Radeon RX 6800 Nitro+ in Bezug auf die Kühlung das ab Werk und ohne manuelle Eingriffe beste Custom-Design von AMDs derzeit kleinstem Big-Navi-Ableger stellt: Schon mit dem Standard-BIOS ist die Nitro+ rekordverdächtig leise. Einen relevanten Leistungsgewinn gibt es zwar auch in diesem Fall nicht und das Design mit großflächigem Einsatz von Kunststoff wirkt teils billig, aber die Lautstärke ist ein starker Trumpf.
Die Red Dragon als PowerColors „Budget-Serie“ kommt edler daher, ist ab Werk aber deutlich lauter unterwegs. Das alternative Quiet-BIOS bremst die Lüfter bei zu vernachlässigendem Leistungsverlust dann ein, doch Sapphire bleibt klar voraus. Per se am Kühler liegt das allerdings nicht, vielmehr hat PowerColor der Red Dragon extrem niedrige GPU-Zieltemperaturen mit auf den Weg gegeben – Anwender haben hier also noch Luft für manuelle Eingriffe.
Beide Grafikkarten sind empfehlenswert – aber nicht lieferbar
Die Sapphire Radeon RX 6800 Nitro+ ist mit ihrer Kühlung am Ende trotz Schwächen bei Optik und Haptik das überlegene Custom-Design im Test. Die PowerColor Radeon RX 6800 Red Dragon als potentiell auf einen niedrigeren Preis optimierte Variante, die trotzdem hochwertiger daher kommt, ist kaum schlechter aufgestellt, zumal noch Spielraum für eine manuell angepasste Lüfterkurve bleibt. Kaufen könnten Interessenten also beide Variante nach Abwägen der Vor- und Nachteile und einem Blick auf die im Detail abweichenden Garantiebedingungen mit gutem Gewissen.
Diese Information ist aktuell aber eher für die Zukunft von Relevanz, denn lieferbar ist derzeit schlicht keine Radeon RX 6800.
Mit XFX Radeon RX 6800 XT Merc319, ASRock Radeon RX 6800 XT Taichi und Asus ROG Radeon RX 6800 Strix OC LC stehen bereits die nächsten Grafikkarten Schlange für einen Test. Termine dafür nennen kann die Redaktion in Anbetracht der derzeitigen Fülle an Themen aber noch nicht.
ComputerBase hat die Radeon RX 6800 Red Dragon von PowerColor und die Radeon RX 6800 Nitro+ von Sapphire leihweise zum Testen erhalten. Die Grafikkarten wurden unter NDA zur Verfügung gestellt. Die einzige Vorgabe war der frühestmögliche Veröffentlichungszeitpunk (25. November). Eine Einflussnahme der Hersteller auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht.
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