Naga Pro & DeathAdder V2 Pro im Test: Zwei sehr gute zum Preis von vier guten Mäusen

Fabian Vecellio del Monego
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Naga Pro & DeathAdder V2 Pro im Test: Zwei sehr gute zum Preis von vier guten Mäusen

Mit Naga Pro und DeathAdder V2 Pro bietet Razer erstmals kabellose Varianten zweier populärer Maus-Serien an. Beide überzeugen technisch nahezu auf ganzer Linie, scheitern auf der Zielgeraden dann aber am Preis: Nicht nur sind die kabel­gebundenen Schwestern kaum schlechter, auch die Konkurrenz ist stets günstiger.

Vor mittlerweile gut einem Jahr brachte Razer mit der Viper Ultimate (Test) eine hervorragende kabellose Shooter-Maus für Fingertip-Grip-Spieler auf den Markt, die mit geringem Gewicht, exzellenten Gleiteigenschaften, optomechanischen Schaltern und sehr mächtiger Software sogar Logitechs G Pro Wireless zu schlagen vermochte. Wenig später folgte mit nahezu identischer Technik die Logitechs G502 nachempfundene Allround-Maus Basilisk Ultimate (Test). Einen Haken gab es jedoch: Beide Ultimate-Mäuse waren – oder sind – mit unverbindlichen Preisempfehlungen von mindestens 150 Euro nahezu konkurrenzlos teuer.

Zwar nicht das „Ultimate“ im Namen, wohl aber all diese Charakteristika in den Genen tragen nun auch die Naga Pro und die DeathAdder V2 Pro. Beide sind überdies ein Novum: Weder die modulare Naga noch die Palm-Grip-Shooter-Maus DeathAdder gab es bisher kabellos – und das, obwohl die erste DeathAdder bereits vor 14 Jahren das Licht der Welt erblickte. Dieser Test soll klären, ob die beiden Pro-Nager an die Leistung der Ultimate-Modelle anknüpfen können – und wenn, ob das tatsächlich den doppelten Preis in Relation zu den kabelgebundenen Pendants rechtfertigen kann: Auch Naga Pro und DeathAdder V2 Pro kosten mit unverbindlichen Preisempfehlungen von 170 mit respektive 150 Euro ohne Ladestation sehr viel.

Razer Naga Pro
Razer DeathAdder V2 Pro
Ergonomie: Rechtshändig
Sensor: PixArt PAW-3399
Optisch
Lift-Off-Distance: 1,0–3,0 mm
Auflösung: 100–20.000 CPI
5 Stufen
Geschwindigkeit: 16,5 m/s
Beschleunigung: 490 m/s²
USB-Abfragerate: 1.000 Hz
Primärtaster: Razer Optical, 70 mio. Klicks
Anzahl Tasten: 20
Oberseite: 7 Unterseite: 1
Linksseitig: 12
8
Oberseite: 5 Unterseite: 1
Linksseitig: 2
Sondertasten: 4-Wege-Mausrad
cpi-Umschalter, Profil-Umschalter
Mausrad
cpi-Umschalter, Profil-Umschalter
Software: 5 Profile
vollständig programmierbar, Sekundärbelegung
Makroaufnahme
Interner Speicher: 5 Profile
Beleuchtung: Farbe: RGB, 3 adressierbare Zonen
Modi: Atmend, Wellen, Farbschleife
Reaktiv, Spiele-Integration
Farbe: RGB, 1 adressierbare Zone
Modi: Atmend, Wellen, Farbschleife
Reaktiv, Spiele-Integration
Gehäuse: 119 × 75 × 43 mm
Hartplastik
Glanzelemente, Gummielemente
127 × 72 × 43 mm
Hartplastik
Glanzelemente, Gummielemente
Gewicht: 117 Gramm (o. Kabel) 88 Gramm (o. Kabel)
Anschluss: USB-A auf Micro-USB-Kabel, 1,80 m, umwickelt
Funk: 2,4 GHz, Bluetooth
proprietärer Akku, 100 Stdn. Laufzeit
Laden: Kabel, Ladestation
USB-A auf Micro-USB-Kabel, 1,80 m, umwickelt
Funk: 2,4 GHz, Bluetooth
proprietärer Akku, 70 Stdn. Laufzeit
Laden: Kabel, Ladestation
Preis: ab 98 € ab 97 €

Die beiden kabelgebundenen Schwestern, also die auch als Linkshänder-Edition verfügbare Naga Trinity und die DeathAdder V2 (Test), sind derweil ab rund 70 Euro respektive 60 Euro zu erstehen. Der Aufpreis für kabellose Konnektivität beträgt folglich ungefähr 100 Prozent, wobei bei der DeathAdder V2 Pro zumindest auf dem Papier kaum ein zweiter Unterschied zur DeathAdder V2 auszumachen ist.

Zwei unterschiedliche Formen mit gleichen Materialien

Bereits auf den ersten Blick unterscheiden sich Naga Pro und DeathAdder V2 Pro deutlich – vor allem, wenn die Naga mit dem Sechs- oder Zwölf-Tasten-Seitenteil ausgestattet wurde. Zusammen mit dem ab Werk angesteckten Zwei-Tasten-Modul bietet Razers MMO- und MMORPG-Flaggschiff weiterhin drei verschiedene Module für die linke Flanke, wobei jedes Modul für eine verschiedene Auswahl an Spielen besonders geeignet ist – doch dazu später mehr. Abseits der Zahl verbauter Knöpfe unterscheiden sich die Module auch bei der Haptik: Das kleine Zwei-Tasten-Modul besitzt ebenso wie das mittlere Sechs-Tasten-Modul ein Gummi-Element unter den Schaltern, während beim größten Modul kein Platz dafür bleibt.

Folglich liegt die Naga Pro mit den beiden kleineren Modulen stets sicherer in der Hand – vor allem, wenn die Maus angehoben wird. Das wiederum ist häufig bei sehr niedrigen Sensorauflösungen der Fall, die eher bei Shootern und nicht bei MMORPGs anzutreffen sind. Schwerwiegend ist das Defizit des großen Moduls also kaum. Mit den kleineren Modulen gleicht die Maus indes zumindest auf ihrer linken Seite stark der DeathAdder V2 Pro, die aber sogar über eine ganzseitige Gummierung verfügt. Gleiches gilt für die rechte Flanke der Todesotter, die folglich viel Grip für Ring- und kleinen Finger bietet.

Ein spezielles Charakteristikum der DeathAdder ist abermals die weit ausladedne Front: Die Maus ist vorne links und vor allem vorne rechts ungewöhnlich breit. Das bedeutet, dass nicht angewinkelte, lange Ringfinger potentiell gegen die vordere Kante der Maus stoßen oder an der scharfkantigen Unterseite der rechten Maustastenabdeckung reiben können. Betroffen sein dürften davon die wenigsten Nutzer, angemerkt werden sollte es aber dennoch. Die Naga Pro umgeht diese Problematik, indem sie dem Ringfinger eine ausladende, eher horizontale Auflagefläche bietet. Folglich liegt lediglich der kleine Finger auf der mit einem Gummi-Element versehenen rechten Flanke.

Bei den verwendeten Materialien ähneln sich Naga Pro und DeathAdder V2 wiederum vollkommen: Beide verfügen über eine Hartplastik-Schale mit rauer, mattschwarzer Oberfläche und besagte, ebenfalls rau texturierte Gummierung an den Flanken sowie am Mausrad. Eben jenes liegt bei beiden Mäusen in einer Senke mit Hochglanz-Oberfläche, die auch die beiden ebenfalls darin liegenden Zusatztasten auf dem Mausrücken vorweisen. Die drei Module der Naga fügen sich alle nahtlos in das Gehäuse der Maus ein und werden redundant magnetisch befestigt. Da die Magnete ausreichend stark sind, kann nahezu ausgeschlossen werden, dass sich ein Modul versehentlich löst – hier gibt es nichts zu meckern.

Gut in einer großen Hand liegen schlussendlich beide Mäuse – und das ist an dieser Stelle keine Überraschung mehr, schließlich konnten sich die Formen beider Mäuse seit Jahren bewähren. Beide Mäuse eignen sich dabei in erster Linie für den Palm-Grip; vor allem bei der DeathAdder ist diese Griffart mehr oder minder alternativlos. Positiv hervorheben lässt sich überdies, dass beide Mäuse über Stauraum für den 2,4-GHz-Funk-Adapter verfügen: Bei der Naga Pro wird der Steckplatz von den Modulen verdeckt, während die DeathAdder V2 Pro klassisch über ein Fach auf der Mausunterseite verfügt.

Kein niedriges Gewicht trifft auf sehr gute Gleitfüße und Kabel

Während die DeathAdder V2 Pro mit einem Gewicht von rund 87 Gramm noch einigermaßen leicht ausfällt – die kabelgebundene Schwester wiegt nur rund 5 Gramm weniger –, weist die Naga Pro mit mindestens 113 Gramm ein spürbar höheres und im Jahr 2020 für eine solch teure Maus ungewöhnlich hohes Gewicht auf. Das gilt derweil für das Zwei-Tasten-Seitenteil, mit den beiden anderen Modulen steigt die Masse auf 115 respektive 117 Gramm – das ist aber ein zu vernachlässigender Unterschied. Besagte 113 Gramm in der Shooter-Konfiguration sind aber bei Weitem zu schwer, als dass die Maus noch bequem im Fingertip-Grip genutzt werden könnte; dafür ist sie schlichtweg nicht geeignet. Im Palm-Grip ist die DeathAdder V2 Pro wiederum klar überlegen – allein schon der größeren Bauweise wegen.

Die Naga Pro mit Shooter-Modul bleibt damit theoretisch für Claw-Grip-Spieler interessant: Das hohe, aprubt abfallende Heck und die breite Form bieten hier exzellente Voraussetzungen, doch das Gewicht bleibt ein potentielles Hindernis. Vor allem, wenn wie bereits angesprochen niedrige Sensorauflösungen verwendet werden und die Maus folglich viel herumgeschoben oder gar hochgehoben werden muss. Gerade letzteres kann schwierig werden, da das Gewicht der Maus allein von Zeige- und kleinem Finger getragen werden muss. Doch apropos Umherschieben: Abseits des Gewichts geht das mit beiden Eingabegeräten hervorragend, da Razer abermals dicke, weiße PTFE-Gleitfüße und für den Fall eines zu ladenden Akkus ein recht flexibles Kabel verbaut.

RGB-Beleuchtung in einer, zwei und drei Zonen

Beiden Mäusen gemein ist überdies die Ausstattung mit RGB-Leuchtdioden: Bei Naga Pro und DeathAdder V2 Pro leuchtet das Razer-Logo am Mausrücken bunt. Bei der Naga kommen noch das Mausrad und das 12-Tasten-Modul hinzu, wobei auch die Ausleuchtung und Homogenität der einzelnen Zonen gut ausfällt. Die Bereiche sind überdies einzeln ansteuerbar und per Software umfassend konfigurierbar, auch reaktiv bezüglich Spielen oder Tonausgabe. Auf der Unterseite beider Mäuse findet sich überdies eine Indikator-LED für das aktuell gewählte Software-Profil.

Optische Primär- und bis zu 18 Sekundärtasten

Sowohl Naga Pro als auch DeathAdder V2 Pro verfügen – wie die meisten neuen Razer-Mäuse der letzten eineinhalb Jahre – über optomechanische Primärtaster. Das bedeutet, dass beim Mausklick nicht etwa eine Metallfeder gegen einen Metallkontakt gedrückt wird, sondern eine Lichtschranke unterbrochen – oder geöffnet – wird, woraufhin ein Lichtsensor eben dies bemerkt und ein elektronisches Signal gibt. Razer bewirbt diese bei immer mehr Gaming-Eingabegeräten einziehende Sonderheit in erster Linie mit einer geringeren Latenz zwischen Fingerbewegung und registriertem Mausklick. Und diese Verzögerung ist tatsächlich geringer, doch die Zeitersparnis beträgt nur wenigste Millisekunden und spielt praktisch kaum eine Rolle.

Dank optischer Taster vor ungewollten Doppelklicks gefeit

Ein potentiell deutlich höherer Mehrwert resultiert jedoch aus der höheren Haltbarkeit der Schalter. Die bei Gaming-Mäusen sonst meist eingesetzten mechanischen Taster sind mit aggressiven Entprellzeiten konfiguriert, um nach einem Klick möglichst zügig wieder funktionsfähig zu werden. Das birgt jedoch nach Monaten respektive Jahren des Gebrauchs durch Korrosion der Metallkontakte oder aber Verschmutzungen im Schalterinneren das Risiko ungewollter Doppelklicks: Wenn die Federn länger entprellen müssen, um ein sauberes Signal zu erzeugen, als ihnen dafür Zeit eingeräumt wird, registrieren die Schalter unter Umständen direkt mit dem Ende der Entprellzeit – die zumeist ungefähr 20 ms beträgt – einen zweiten Klick. Und eben das kann bei optischen Tastern der Theorie nach nicht passieren.

Langzeiterfahrungen zur Praxis liegen derweil auch rund eineinhalb Jahre seit dem vermehrten Auftreten der Technik nur bedingt vor, doch die optomechanischen Tasten scheinen bisher zu halten, was sie versprechen. Razer selbst hat die Schalter derweil in besagtem Zeitraum kontinuierlich verbessert, sodass die in Naga Pro und DeathAdder V2 Pro eingesetzte Variante gar als zweite Generation gesehen werden kann: Der Tastendruck ist deutlich weniger schwammig, als er noch bei der ersten Implementierung in der Viper (Test) war, sondern gleicht mittlerweile nahezu dem eines mechanischen Tasters. Nutzer, die um die andere Beschaffenheit der Schalter nicht wissen, werden diese also auch nicht bemerken.

Konstruktionsbedingter Pre-Travel mindert Gesamteindruck

Das bedeutet jedoch nicht, dass sich die Tasten der beiden vorliegenden Razer-Mäuse erstklassig anfühlen und beispielsweise mit den analog ausgewerteten mechanischen Schaltern einer XM1 RGB (Test) konkurrieren können: Sowohl Naga Pro als auch DeathAdder V2 Pro weisen spürbaren Pre-Travel auf. Das bedeutet, dass die Tastenabdeckungen selbst erst eine gewisse Strecke bewegt – also heruntergedrückt – werden müssen, bevor sie auf den Schaltern selbst aufliegen. Merklich wird das durch eine kurze Strecke geringen Widerstands, die die Primärtasten weniger direkt und letztendlich doch ein wenig schwammig erscheinen lässt.

Ungewöhnlich ist das derweil in erster Linie für keines der Mausmodelle: Beide verfügen nicht über vom restlichen Gehäuse getrennte Tastenabdeckungen, sondern lassen vielmehr Ausläufer des Mausrückens als solche fungieren, wodurch eine geschlossene Oberseite entsteht. Das beugt zwar Verschmutzungen vor, erleichtert das Reinigen und sieht potentiell besser aus, geht aber stets mit starreren, ein wenig nach oben strebenden Tastenabdeckungen einher. Konkret beträgt die Pre-Travel-Distanz je nach Position des klickenden Fingers 0,8 mm im hinteren Bereich bis hin zu 1,5 mm im vorderen Bereich der Tasten – bei beiden Mäusen.

Schlimm ist das freilich lange noch nicht, doch das gute Klickgefühl einer Viper, die als Shooter-Maus über dedizierte Tastenabdeckungen verfügt, erreicht Razer somit nicht. Zwar ist die Naga Pro ohnehin nicht in erster Linie für Ego-Shooter entworfen, doch bei der für eben jenes Genre beworbenen DeathAdder V2 Pro entsteht ein spürbarer Vorteil für Razers symmetrische Mausmodelle. Der Beibehalt der alten, ikonischen DeathAdder-Form kostet folglich durchaus Potential – doch das ist Kritik auf hohem Niveau: Die Primärtaster beider neuen Mäuse sind weit davon entfernt, schlecht zu sein und leisten im Gaming-Betrieb gute Arbeit.

Die DeathAdder bietet einige, die Naga eine Schar an Zusatztasten

Der vielleicht größte Unterschied zwischen beiden Mäusen findet sich schließlich beim Blick auf die Zusatztasten. Die DeathAdder besitzt derer immerhin fünf Stück – und bietet natürlich obendrein ein Mausrad –, die Naga steht aber selbst in ihrer minimalen Konfiguration besser dar, dem Vier-Wege-Mausrad sei Dank. So verfügen beide Mäuse über zwei linksseitige Zusatztasten, zwei auf der Oberseite und überdies eine Taste auf der Maus-Unterseite, die für den Profilwechsel gedacht ist. Überdies befindet sich auf der Unterseite noch ein Ein- und Ausschalter, mit dem auch zwischen 2,4-GHz-Funk und Bluetooth gewechselt werden kann.

Die Naga Pro kommt aber selbstredend mit besagter modularer Bauweise daher, sodass auf Wunsch nicht nur zwei, sondern auch sechs oder gar zwölf linksseitige Zusatztasten zur Verfügung stehen. Das Modul mit zwei Knöpfen lässt sich auch schlicht als „Shooter-Modul“ bezeichnen, während die Maus durch das mittlere Modul zur Allround-Maus wird, die sich beispielsweise hervorragend für MMOs eignet. Früherer Iterationen der Naga boten indes sieben statt sechs Tasten, die überdies kreisförmig und nicht in zwei Dreierreihen angeordnet waren. Die neue Positionierung erinnert stark an Logitechs G604 Lightspeed, die auch als mitunter größte Konkurrentin eben jener Naga-Konfiguration angesehen werden kann.

Razer Naga Pro
Razer DeathAdder V2 Pro

Während sich die einzelnen Knöpfe beim Sechs-Tasten-Modul noch recht einfach finden und zuordnen lassen, fällt das beim großen Zwölf-Tasten-Modul jedoch schwer – auch, weil alle zwölf Schalter exakt gleich groß sind und sich auch nahezu identisch anfühlen. Hilfreich wäre hier eine Alternation der Oberfläche gewesen, so wie sie beispielsweise Corsairs Scimitar bietet.

Nichtsdestoweniger eignet sich die Naga Pro mit dem Zwölf-Schalter-Modul hervorragend für MMORPGs oder anderweitige Spiele oder auch Anwendungen, die von zahlreichen Tasten profitieren können. Auch das besagte Vier-Wege-Mausrad trägt dazu bei. Apropos: Die Räder beider Mäuse sind gelungen, das heißt spürbar taktil gerastert, ohne dabei schwergängig zu werden, und überdies nicht allzu laut. Insbesondere bei der DeathAdder V2 Pro ist das erfreulich, da einer der wenigen Kritikpunkte an der kabelgebundenen DeathAdder V2 das recht laute Mausrad war.