Naga Pro & DeathAdder V2 Pro im Test: Sensorik, Software und Verarbeitung

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Fabian Vecellio del Monego
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Sowohl Naga Pro als auch DeathAdder V2 Pro verfügen über einen Mikro-Controller und internen Speicher – und zwar einen ordentlichen, das vorweg; lediglich die RGB-Beleuchtung und sehr komplexe Makro-Belegungen bedürfen nach wie vor der im Hintergrund laufenden Software, doch dazu später mehr.

Zur Sensorik lässt sich derweil einleitend darauf hinweisen, dass beide Mäuse – auch kabellos – eine maximale USB-Abfragerate von 1.000 Hertz bieten, sofern die Verbindung per 2,4-GHz-Funk verwendet wird. Greifen Nutzer hingegen auf die alternative Bluetooth-Verbindung zurück fällt die Abfragerate auf maximal 125 Hertz, womit die Latenz folglich antiproportional von einer auf ganze 8 Millisekunden steigt. Für Office-Arbeiten ist das ausreichend, für Spiele sollte jedoch zweifelsfrei auf die höchstmögliche Abfragerate gewechselt werden.

Herausragende Sensorik in beiden Mäusen

Tatsächlich fast schon langweilig gestaltet sich dann der Sensor-Test der beiden Mäuse: Naga Pro und DeathAdder V2 Pro sind beide mit PixArts PMW-3399 ausgestattet, der gut ein Jahr nach seinem erstmaligen Einsatz in der Viper Ultimate weiterhin exklusiv von Razer genutzt und als Focus+ vermarktet wird. Beide Mäuse verfügen damit über die derzeit bestmögliche Präzision, denn auf dem Papier – und auch in Messungen – ist der PMW-3399 führend und leistet sich keine Patzer.

PixArt PMW-3331 PixArt PMW-3360 PixArt PMW-3389 PixArt PMW-3399 Logitech Hero 25K
Sensorik Optisch
Auflösung 100–8.500 cpi 200–12.000 cpi 100–16.000 cpi 100–20.000 cpi 100–25.400 cpi
Geschwindigkeit 7,6 m/s 6,3 m/s 10,2 m/s 16,5 m/s 10,2 m/s
Beschleunigung 343 m/s² 490 m/s² > 392 m/s²
Lift-off-Distance ~ 2,8 mm ~ 1,2 mm ~ 1,5 mm ~ 1,3 mm ~ 1 mm

Konkret liegt das daran, dass der optische Sensor eine Synchronisation der USB-Abfragerate mit der internen Signalverarbeitung respektive Datenerfassung der Maus bietet. Der zeitliche Weg von Sensor-Frame zu GPU-Frame ist damit mausseitg maximal minimal und vor allem – und das ist eigentlich noch viel wichtiger – überaus gleichmäßig und stetig; nur Eingabegeräte mit höheren Polling-Raten bieten potentiell eine noch konstantere Sensorik. Eben jene gibt es aber von Razer derzeit nur als Prototyp und von anderen Herstellern lediglich als halbgare Trickserei mit Nebenwirkungen. Das Verwenden eines Kabels senkt die Latenz des Übrigen nur unwesentlich: Moderne Gaming-Mäuse bieten exzellente Funk-Verbindungen, die kabelgebundenen Modellen auch in Blindtests standhalten können.

Bezüglich der tatsächlichen Gaming-Praxis lässt sich indes beschwächtigen: Die mit dem PMW-3399 einhergehenden Verbesserungen relativ zu anderen High-End-Sensoren – beispielsweise in Form eines PMW-3360, eines PMW-3389 oder eines Logitech Hero – sind zwar objektiv messbar, im alltäglichen Gebrauch aber nicht spürbar. Die eventuell höhere maximale Sensorauflösung des Razer-Sensors ist darüber hinaus ebenso irrelevant wie die gesteigerte messbare Geschwindigkeit: Beides dient nur dem Marketing und findet ihm Rahmen menschlicher Physiologie keine sinnvolle Anwendung.

Ein weniger bedeutsames, aber immerhin einfach spürbares Feature findet sich in der Möglichkeit einer für das Abheben und Aufsetzen der Maus getrennt einstellbaren Lift-off-Distance. So ist es beispielsweise möglich, die Maus beim Anheben noch Bewegungen erfassen zu lassen, bis sie rund 2 Zentimeter über dem Mauspad schwebt; sie anschließend aber beim Absetzen erst wieder messen zu lassen, wenn der Abstand nur noch rund 1,3 Zentimeter beträgt – die bei beiden Mäusen reale minimal einstellbare Lift-off-Distance.

Alter Anschluss, optionales Ladedock und schnelle Funkverbindung

Auch bei der drahtlosen Verbindung per 2,4-GHz-Funk-Dongle setzt Razer bei beiden neuen Mäusen auf erstmals mit der Viper Ultimate eingesetzte Technik. Unter dem Namen „HyperSpeed“ bewirbt der Hersteller einen schnelleren Datenaustausch, als ihn konkurrierende Mäuse bieten. Im beispielhaften Vergleich zu aktuellen Logitech-G-Mäusen resultiert das in Unterschiede von einer Fünftel bis hin zu einer Drittel Millisekunde. Auf dem Papier arbeiten die Razer-Mäuse also tatsächlich schneller, im Rahmen etwaiger Messungenauigkeiten und menschlicher Wahrnehmung ist das allerdings zu vernachlässigen. Gleiches gilt beim Vergleich zu aktuellen kabelgebundenen Mäusen: Diese bieten einen gerade noch messbaren Latenzvorteil, praktisch relevant ist dieser aber selbst im Pro-Gaming-Bereich nicht mehr.

Laden per Docking-Station oder Micro-USB-Kabel

Beide kabellose Mäuse können indes potentiell auch kabellos laden – zwar nicht per Induktion, aber per Docking-Station, die es entweder optional oder im Bundle mit dem jeweiligen Eingabegerät gibt. Auf der Station wird die Maus magnetisch fixiert und lädt über zwei bewegliche und abgerundete Kontakte. Sofern die Ladestation nicht nur mit einem Netzadapter – der ohnehin nicht im Lieferumfang enthalten ist –, sondern mit dem Rechner verbunden ist, bietet sie einen USB-A-Port für den Funkadapter und visualisiert farblich den Akkuladestand der entsprechenden Maus.

Zur Verbindung des Docks dienen die Mauskabel, die leider nach wie vor auf einen Mikro-USB-Anschluss enden – den Schritt auf den moderneren Standard USB-C ging Razer bei beiden Mäusen abermals nicht, obgleich die neuesten Tastaturen des Herstellers schon seit über einem Jahr auf USB-C setzen. Drittanbieter-Kabel mit Micro-USB-Anschluss müssen indes nicht zwangsläufig ebenfalls passen, da die Buchse der Ladestation in einem rund zwei Zentimeter langen und schmalen Spalt platziert wurde. Gleiches gilt auch für Naga Pro und DeathAdder V2 Pro selbst: Deren Anschlüsse befinden sich ebenfalls nicht leicht zugänglich ins Mausinnere versetzt. Alternativ lassen sich die Kabel auch direkt in die Mäuse stecken – dann nutzen sie dieses auch zur Datenübertragung und kommen ganz ohne Funk aus.

Ohne RGB-Beleuchtung angemessen hohe Laufzeiten

Die Akkulaufzeit ist bei beiden neuen Mäusen dem Gewicht adäquat. Das bedeutet, dass die DeathAdder V2 Pro in der Praxis rund 60 Stunden durchhält, während die Naga Pro dank ihres größeren Akkus – der für das deutlich höhere Gewicht mitverantwortlich ist – erst nach circa 90 Stunden geladen werden muss. Beide Angaben beziehen sich darüber hinaus auf deaktivierte RGB-Beleuchtung und 2,4-GHz-Funk mit 1.000 Hertz. Ein Einschalten der Beleuchtung mindert die Laufzeiten teils beträchtlich, bei maximaler Helligkeit erreicht die DeathAdder V2 Pro noch knapp die Hälfte der beworbenen Laufzeit von 70 Stunden, während die Naga auf rund 60 Stunden abfällt. Im Bluetooth-Betrieb oder mit geringer Abfragerate steigt die Laufzeit wiederum um bis zu 40 Prozent an.

Die mächtige Software muss nicht immer laufen

Bei vielen Razer-Mäusen kritisiert ComputerBase seit Jahren einen impotenten internen Speicher, der nur wenige, oftmals zufällig ausgewählt erscheinende Einstellungen sichern kann und bei den meisten Makro-Belegungen scheitert, sodass letztendlich doch auf eine dauerhaft laufende Software zurückgegriffen werden muss. Dass Razers Synapse 3 darüber hinaus alles andere als schlank ausfällt, macht die Situation nochmals unerfreulicher: Die rund ein halbes Gigabyte an Speicherplatz beanspruchende Software fällt im Windows-Task-Manager stets mit einer ganzen Handvoll dauerhaft aktiver Hintergrundprozesse auf.

Seit einiger Zeit stattet Razer jedoch immerhin die teureren Mäuse im Portfolio mit einem ordentlichen internen Speicher aus – und dazu zählen auch Naga Pro und DeathAdder V2 Pro. Die beiden Eingabegeräte speichern also nicht nur Sensorikparameter und einfache Tastenzuweisungen autark, sondern sogar auf Wunsch individuell erstellte Makro-Sekundärbelegungen von insgesamt vier frei erstellbaren Profilen – vorbildlich.

Dank eben jener, Hypershift genannter Doppelbelegung steigt zumindest virtuell auch die Anzahl der vorhandenen Zusatztasten, sodass die DeathAdder plötzlich 11 statt lediglich 4 frei belegbare und praktisch erreichbare Knöpfe bietet: Wird beispielsweise eine der beiden Daumentasten als Shift-Taste konfiguriert, lassen sich alle Schalter der Maus-Oberseite – inklusive der Primärtasten und des Mausrades – auf einer zweiten Ebene belegen, sodass beispielsweise die Systemlautstärke bequem per Scrollen angepasst werden kann. Besonders mächtig ist die Funktion wiederum bei der Naga Pro, die ohnehin schon über bis zu 20 frei belegbare Knöpfe verfügt. Im Zusammenspiel mit mehreren Profilen lässt sich gar eine ganze ISO-DE-Tastatur auf den internen Speicher der MMO-Maus projizieren – vorausgesetzt, der Nutzer kann sich die Belegung merken.

Nach wie vor auf aktiv laufendes Synapse angewiesen ist jedoch die RGB-Beleuchtung der Mäuse und der Ladestation. Alle Geräte speichern beim Beenden der Software nur die zum Zeitpunkt eingestellte Helligkeit der Leuchtdioden, nicht aber die gewählten Farben oder Effekte, sodass stets auf die ab Werk hinterlegte RGB-Farbschleife zurückgegriffen wird. Es sei denn, die Helligkeit wurde so niedrig wie nur möglich konfiguriert – dann bleibt die Beleuchtung dauerhaft aus.

Gute Verarbeitung mit Gummi-Risiko

Sowohl Naga Pro als auch DeathAdder V2 Pro sind solide verarbeitet: Die Spaltmaße sind akkurat und beim Anheben oder gar Schütteln der Mäuse sind weder Rattern noch Klappern zu hören. Ein versuchtes Eindellen des Gehäuses bleibt in beiden Fällen selbst mit erhöhtem Kraftaufwand ergebnislos und die überwiegend matten Oberflächen sind unempfindlich gegenüber Kratzern. Darüber hinaus sind die äußeren PTFE-Gleitflächen ausreichend dick, um bei Verwendung auf einem Stoff-Mauspad auch jahrelangem Abrieb standhalten zu können; lediglich der PTFE-Rahmen um den Sensor fällt ein wenig dünn aus – schlimm ist das aber nicht, da auf ihm somit auch weniger Druck lastet.

Einzig und allein die Gummierung der Flanken beider Mäuse bereitet potentiell Sorgen: Gummi-Elemente gehen stets mit einem höheren Risiko für Abrieb, Verunreinigungen und wegen des dadurch notwendigen Putzens auch einer abermals gesteigerten Abnutzung einher. Razer entschied sich beim Dilemma zwischen bestmöglicher Haltbarkeit und höchstmöglicher Griffigkeit offensichtlich für letzteres, wobei eben die Frage bleibt, wie lange die Haftung tatsächlich gut bleibt: Es reicht bereits aus, wenn die raue Textur zu viel Profiltiefe verliert, um die entsprechende Maus nachhaltig in ihrer Griffigkeit zu beeinträchtigen – Abhilfe schafft da auch ein sorgfältiger und vorsichtiger Umgang nicht. Nach wie vielen Monaten oder Jahren dies jedoch passiert, ist je nach Nutzer, Nutzung, Luftfeuchtigkeit und Temperatur individuell zu bewerten.

Die Gummi-Flanken der dem Tester zur Verfügung stehenden Viper Ultimate haben in rund einem Jahr regelmäßiger Nutzung bereits sichtbar Profiltiefe eingebüßt, bieten aber nach wie vor eine hohe Griffigkeit und festen Halt. Die feststellbare Änderung allein ist einerseits bereits ärgerlich, andererseits aber bei Gummierungen unumgänglich – und kann folglich kaum Kritik sein, zumal Razers Gummi-Elemente festem Kratzen problemlos standhalten und selbst unter Gewaltanwendung nicht mit bloßen Händen aus den Mausseiten gerissen werden können.