Samsung Galaxy Fit2 im Test: Eine super Uhr mit Display, aber kein Fitness-Begleiter
Samsung fokussiert sich bei der Wearable-Serie Galaxy Fit auf die Kernaspekte eines Fitness-Armbandes. Bei der aktuellen Galaxy Fit2 hat Samsung Akkulaufzeit und Display gegenüber dem Vorgänger bei deutlich reduziertem Preis verbessert, als Fitness-Armband überzeugen kann die neue Generation aber nicht.
Samsung Galaxy Fit2 im Test
Neben den Smartwatches der Galaxy-Watch-Serie stellt die neue Galaxy Fit2 Samsungs Wearable-Einstieg dar. Gegenüber dem im letzten Jahr vorgestellten Vorgängermodell Galaxy Fit und Fit e steigt die Akkukapazität von 120 mAh auf nun 159 mAh. Das Display wächst von 0,95 Zoll auf 1,1 Zoll.
Die Samsung Galaxy Fit2 ist in den Farben Rot und Schwarz bereits erhältlich. Als Preisempfehlung nennt Samsung 48 Euro, während der Straßenpreis bei verschiedenen Händlern inzwischen bei rund 40 Euro beginnt. Der Vorgänger Galaxy Fit war im Jahr 2019 für um die 100 Euro eingestiegen, für ab Lager lieferbare Ware werden derzeit noch gut 80 Euro verlangt. Samsung hat den Preis der Serie also deutlich gesenkt.
Das Fitnessarmband im Detail
Äußerlich ist die Galaxy Fit2 sehr schlicht gehalten. Der Tracker setzt sich aus zwei Bauteilen zusammen, sodass das Armband zugleich als Fassung für die Tracker-Einheit dient. Durch diese Bauart wird ein Armbandwechsel erschwert, zumal in erster Linie auf die Armbänder von Samsung zurückgegriffen werden muss. Herkömmliche Armbänder können nicht verwendet werden und Bänder von Drittanbietern sind aktuell noch rar gesät.
Dessen ungeachtet ist die Verarbeitungsqualität sehr gut. Die Galaxy Fit2 zeigt keinerlei scharfe Kanten oder unregelmäßige Spaltmaße. Weniger schön fällt die Materialwahl der Armbandschließe auf. Silikonarmband und Kunststoffgehäuse können als Standard angesehen werden, doch die Kunststoffschließe wirkt auch in Anbetracht des neuen Preises billig. Einer der direkten Widersacher, Xiaomis Mi-Band-Serie, bietet eine Schließe aus Edelstahl.
Einen weiteren Minuspunkt kassiert die Galaxy Fit2 beim Komfort. Das Anlegen des Armbandes gleicht einer kleinen Qual. Das lange Bandende muss dabei innenliegend am Arm durchgeführt werden, was im Test gleich mehrfach zu Schmerzen, eingeklemmten Haaren und sogar zu eingeklemmter Haut führte. Für einen optimalen Sitz muss das Band aber eng am Handgelenk anliegen, sodass die Beschwerden unumgänglich sind und gerade für Träger mit Armbehaarung schmerzhaft werden könnte.
Tolles Display, doch sonst nur das Nötigste
Die Galaxy Fit2 setzt auf ein FreeRTOS-Betriebssystem. Die seitens Samsung nicht näher benannte Hardware des Fitnesstrackers genügt zumeist, um das UI flüssig zu bedienen, doch kam es während des Tests auch mehrfach zu lahmen Reaktionen, bei denen Touch-Eingaben mit Verzögerungen oder sogar gar nicht erkannt wurden.
Glänzen kann die Galaxy Fit2 indes beim Display. Grandiose Farben, eine super Blickwinkelstabilität und eine enorm hohe maximale Helligkeite können klar als Aushängeschild des kleinen Trackers gewertet werden, sodass sogar das Ablesen im Sonnenlicht ohne Mühen vonstattengeht.
Bei den verwendeten Sensoren beschränkt sich die Galaxy Fit2 mit Beschleunigungsmesser, Gyroskop und Herzfrequenzsensor für einen Fitness-Tracker nur auf das Nötigste. Eine Standorterfassung mittels GPS ist nicht an Bord, sodass hierfür stets ein gekoppeltes Smartphone in Reichweite sein muss. Auch Zusatzfunktionen wie kontaktloses Bezahlen oder die eigene Wiedergabe von Musik über gekoppelte Kopfhörer ist nicht möglich. Gerade das Fehlen der Standorterkennung macht der Galaxy Fit2 als beworbenen Vollblut-Sportler einen Strich durch die Rechnung. Was nützt ein noch so kleines Sport-Wearable, wenn dennoch stets das Smartphone mitgeführt werden muss?
Samsung Galaxy Fit2 | Samsung Galaxy Fit | |
---|---|---|
Form: | rechteckig | |
Kompatibilität: | ab Android 5.0, min. 1,5 GB RAM ab iPhone 7, min. iOS 10 |
|
Bedienung: | Touch | |
Display: | 1,1 Zoll, OLED 126 × 294 Pixel |
0,95 Zoll, OLED 120 × 240 Pixel |
Anbindung: | Bluetooth 5.1 | Bluetooth 5.0 LE |
Sensoren: | Beschleunigungsmesser Gyroskop Herzfrequenzsensor |
|
Energieversorgung: | Akku, 159 mAh | Akku, 120 mAh |
Abmessung: | 46,6 × 18,6 × 11,1 mm | 45,1 × 18,3 × 11,2 mm |
Gewicht: | 21 Gramm | 23 Gramm |
Schutz: | wasserdicht, 5 ATM | |
Armband: | wechselbar (herstellerspezifisch) nicht geeignet für herkömmliche Uhrenbänder |
Äußerst löblich ist hingegen, dass die Galaxy Fit2 mit älteren Endgeräten ab Android 5.0 kompatibel ist und so nicht zwingend ein neues Smartphone benötigt wird.
Wasserdicht: jein
Die Galaxy Fir2 bietet nach ISO-Standard 22810 einen Wasserschutz bis zu 5 ATM. Zwar attestiert Samsung der Uhr die Verwendbarkeit zum Schwimmen und wirbt zugleich mit Produktfotos, bei denen die Fit2 zum Schwimmen getragen wird, doch widerspricht dies der eigentlichen Klassifizierung, die lediglich das Tragen beim Duschen oder Baden gestattet. Wenngleich die Uhr das Schwimmen auszuhalten vermag, können Wasserschläge aufgrund von Druckspitzen ungewollt zu einem Defekt führen. Im Kleingedruckten konkretisiert Samsung, die Fit2 sei „nicht geeignet für Aktivitäten wie Springen in das Becken, Sporttauchen, Wasserski oder ähnliche Wasseraktivitäten mit hoher Geschwindigkeit und/oder Aktivitäten in tiefem Wasser. “
Minimalistisches System und zwei Apps
Das Menü der Galaxy Fit2 ist überaus schlicht und selbsterklärend aufgebaut. Wie so oft dient das Ziffernblatt, bei dem 12 Varianten mit über 70 Designs zur Auswahl stehen, als Ausgangspunkt. Eine Wischgeste nach rechts zeigt alle eingegangenen Benachrichtigungen an. Unter iOS können diese lediglich eingesehen werden, während unter Android zumindest auf Textbenachrichtigungen mittels vorgefertigter Textbausteine geantwortet werden kann. Wischgesten nach links führen die einzelnen Widgets auf: Vitalübersicht, Trainingsmodus, Stresslevel, Uhrenfunktionen und eine Erinnerung an das Händewaschen. Weitere Widgets wie unter anderem ein Kalender, Musiksteuerung oder eine Schlafübersicht können über die App hinzugefügt werden. Erfreulich ist die automatische Trainingserkennung, die im Test anstandslos funktionierte.
Wie bei Samsung typisch, werden zur Nutzung gleich zwei Apps benötigt. In der App Galaxy Fit beziehungsweise Galaxy Wearable können sämtliche Einstellungen an der Uhr vorgenommen werden. Da diese jedoch keine Auswertung der Vitalwerte bereithält, wird eine weitere App hierfür benötigt. Von Haus aus legt Samsung dem Nutzer Samsung Health nahe, aber auch die Nutzung andere Vital-Apps ist möglich. Andere Hersteller bieten beides in einer App an, sodass Samsungs Weg abermals umständlich ist. Schön ist hingegen, dass beide Apps kein Online-Konto benötigen. Für mehr Funktionen, etwa die Community-Rubrik in der Health-App, wird dies aber empfohlen.
Die Samsung-Health-App ist wie das Menü der Fit2 leicht verständlich. In der Hauptansicht wird ein Balkendiagramm der täglichen Schritte angezeigt. Details hierzu sowie die Schrittübersicht der vergangenen Tage lassen sich mit einem Klick darauf anzeigen. Gleiches gilt für die verschiedenen Widgets in der App.
Ungenaue Vitalwerte
Bei den Vitalwerten zeigt die Samsung Galaxy Fit2 ein durchwachsenes Bild. Gerade die Schrittanalyse scheint dem kleinen Tracker nicht zu liegen. Die 1.000 gezählten und akkurat zurückgelegten Schritte ohne potentiell fehlgedeutete Armbewegungen wertet die Fit2 mit einem Wert von 1.047 aus. Eine Abweichung von beinahe fünf Prozent erscheint auf den ersten Blick noch halbwegs verkraftbar. Fataler werden die Abweichungen im täglichen Geschehen, wenn mehr als nur Schritte dazu führen, dass die Uhr bewegt wird.
Parallel zur Withings ScanWatch (Test) getragen, zeigten sich während einiger Wochen des Tragens teils Abweichungen von täglich mehreren tausend Schritten. So wies die Fit2 an einem Tag, der überwiegend aus Einkäufen und Autofahrten bestand, am Ende 9.575 Schritte aus, während die ScanWatch bei 5.467 Schritten lag. An einem anderen Tag mitsamt Wegen zur Bahn, einigen Stunden im Büro und Gassigängen analysierte die Fit2 14.097 Schritten, wobei die ScanWatch nur 11.826 Schritte vermerkte. Die Vermutung: die Samsung Galaxy Fit2 ist zu sensibel eingestellt und erkennt viele Bewegungen bereits als Schritte, was zwingend mittels Update behoben werden sollte.
Galaxy Fit2 | Referenz | Abweichung |
---|---|---|
79 | 82 | – 3,66 % |
98 | 104 | – 5,77 % |
121 | 118 | + 2,54 % |
Auch bei der Herzanalyse zeigt sich ein verfälschtes Bild, wenn auch nicht solch gravierende Abweichungen wie bei den Schritten. Aber auch hier schafft es die Fit2 in keiner der Messungen den Referenzwert, der mit einem Brustgurt ermittelt wurde, zu erreichen. Sogar beim Ruhepuls, also ohne körperliche Belastung, wich die Galaxy Fit2 um drei Schläge ab. Zumindest die Schlafanalyse scheint ohne Probleme zu funktionieren.
Ausdauernde Laufzeit
Samsung gibt die Laufzeit der Galaxy Fit2 im Normalfall mit bis zu 15 Tagen und bei geringer Nutzung mit bis zu 21 Tagen an. Im Test waren 17 Tage mitsamt Updates und Wechsel zwischen iOS- und Android-Endgeräten mühelos möglich. Dabei wurde die Fit2 zur Sichtung der Vitaldaten und Benachrichtigungen genutzt. Nachts wurde sie abgelegt und die Bildschirmhelligkeit wurde auf Stufe 6 von 10 belassen. Ein überaus gutes Ergebnis, welches mit integrierter GPS-Ortung deutlich schlechter ausfallen dürfte. Als Vergleich: die Fitbit Charge 4 (Test) übersteht mit GPS-Nutzung rund acht Tage.
Fazit
Dem neuen Preis und dem angestrebten Einstiegssegment geschuldet, kann bei der Samsung Galaxy Fit2 zwar auf zusätzliche Vitalsensoren und Funktionen verzichtet werden, doch sollten dann zumindest die wenigen vorhandenen Sensoren korrekte Messungen ausgeben. Doch hier patzt die Galaxy Fit2 und ist aktuellen Zustand auch nicht als Einstiegs-Sport-Wearable zu gebrauchen. Die offensichtlich zu sensible Schrittauswertung muss zwingend via Update behoben werden und als Vollblut-Sportler wäre auch eine integrierte Standorterfassung wünschenswert. Zu allem Überfluss reagiert das Display gelegentlich zu langsam oder gar nicht auf Wischgesten.
Doch nicht alles an der Galaxy Fit2 ist schlecht. Das kleine Display sticht mit grandiosen Eigenschaften klar hervor und auch die Laufzeit ist mit über zwei Wochen überaus positiv zu erwähnen. Wenn auch mit zwei Apps etwas umständlich gelöst, sind beide einfach und intuitiv zu bedienen. Toll ist außerdem, dass für beide nicht zwingend ein Konto benötigt wird.
Die Galaxy Fit2 hat Potential und es ist zu hoffen, dass Samsung es noch nutzt. Bis das geschieht, kann aber nur von einem Kauf abgeraten werden - auch zum neuen Preis von 40 Euro.
ComputerBase hat die Galaxy Fit2 leihweise von Samsung zum Testen erhalten. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht. Es gab kein NDA.
Dieser Artikel war interessant, hilfreich oder beides? Die Redaktion freut sich über jede Unterstützung durch ComputerBase Pro und deaktivierte Werbeblocker. Mehr zum Thema Anzeigen auf ComputerBase.