Schenker Vision 15 im Test: Intels Referenz-Notebook mit Tiger Lake bei bis zu 40 Watt

Update Volker Rißka (+1)
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Schenker Vision 15 im Test: Intels Referenz-Notebook mit Tiger Lake bei bis zu 40 Watt

tl;dr: Das Schenker Vision 15 basiert auf Intels Referenz-Notebook „Bishop County“, das die neuen Evo-Vorgaben erfüllt. Das hochwertige Voll-Aluminium-Notebook mit 15,6-Zoll-Display legt einen edlen Auftritt hin und taktet bei dauerhaft bis zu 40 Watt TDP hoch, ruft ohne dGPU aber auch einen vergleichsweise hohen Preis auf.

Update

In den Kommentaren zum Test war die Frage aufgeworfen worden, wie viel Leistung das Vision 15 respektive Intels Bishop-County-Plattform im Akkubetrieb verliert. Beworben wird sie auch mit der Leistung abseits der Steckdose. Die Redaktion hat den Artikel um Messergebnisse einer Cinebench-R23-Dauerschleife (Multi-Core) im Akkubetrieb von 100 bis 10 Prozent Akkukapazität erweitert, die zeigen, dass die Leistung nicht negativ beeinflusst wird.

Vision 15 folgt auf Fusion 15

Nach dem überzeugenden Gaming-Notebook XMG Fusion 15 (Test) im Herbst 2019 setzt Schenker Technologies aus Leipzig mit dem Vision 15 zum zweiten Mal auf eine von Intel federführend, aber in Kooperation mit Partnern weltweit entwickelte Plattform. In diesem Fall ist allerdings kein Notebook für Spieler, sondern ein mobiler Begleiter nach Intels Evo-Vorgaben das Resultat. ComputerBase hatte die Chance, sich die Plattform bereits anzusehen, wenngleich noch Intels Firmware und nicht das finale Image von Schenker auf dem Gerät vorzufinden war.

Das Grundgerüst: Intel „Bishop County“

Mit dem Start der CPU-Familie Tiger Lake hat Intel das Project Athena, gedanklicher Nachfolger des Centrino-Programms, in zweiter Generation eingeführt. Es läuft von nun an unter dem Marketing-Begriff „Evo“. Das Evo-Programm umfasst nicht nur eine technische und finanzielle Unterstützung bei der Entwicklung von Notebooks mit CPUs von Intel, sondern auch handfeste Vorgaben.

Dazu gehören auf 80 Seiten (nicht öffentlich) sinnvolle Anforderungen, die ein modernes Notebook mit Qualitätsanspruch erfüllen sollte. So dürfen Evo-Notebooks maximal 15,6 Zoll groß sein, das Display muss mindestens mit Full HD auflösen und eine SSD muss verbaut sein, die mindestens 250 GByte groß ist. Neun Stunden lang hat der Akku mit Schnellladefunktion laut Spezifikation mit einer Ladung durchzuhalten.

Die Intel-Evo-Vorgaben zur 11. (und 12.) Generation Intel Core
Die Intel-Evo-Vorgaben zur 11. (und 12.) Generation Intel Core (Bild: Intel)

Einige der Vorgaben schränken die Wahlfreiheit des OEMs aber auch stark ein. Zwingend erforderlich sind der Einsatz einer Tiger-Lake-CPU und der Verzicht auf eine dedizierte Grafikkarte – Notebooks mit Nvidia- oder AMD-GPU sind bei Evo damit außen vor. Das ist ein Grund, warum zur IFA 2020 gleich mehrere Geräte von verschiedenen Herstellern sowohl mit GeForce MX als auch ohne vorgestellt wurden.

Schenker Vision 15: Evo ab Januar auch offiziell

Auf Basis von Intels Whitebook mit dem Codenamen „Bishop County“, das, weil es aus derselben Abteilung kommt, immer noch unter dem für Mini-PCs bekannten Branding Intel NUC läuft, hält sich das Schenker Vision 15 natürlich strikt an alle Vorgaben. Die NVMe-SSD liegt dabei im M.2-Format vor, kann also getauscht beziehungsweise im Shop von Schenker aus einer breiten Palette an Optionen gewählt werden.

Der mit 73 Wattstunden große Akku des Schenker Vision 15 lässt sich in einer Stunde auf 40 Prozent laden und hält bei auf 200 cd/m² normierter Helligkeit im PCMark10 14 Stunden das Notebook am Laufen (Modern Office). Ein Tag in Browser und Office-Anwendungen lässt sich mit dem Schenker Vision 15 also gut überstehen.

Offiziell tragen darf Schenkers Vision 15 das Evo-Zertifikat allerdings noch nicht, die Zertifizierung muss laut Intels Vorgaben für jedes Partnermodell separat erfolgen. Zum angepeilten Marktstart im Januar soll sie aber vorhanden sein.

Schlingerkurs im Intel-Marketing

Für mehr Verwirrung hinter den Kulissen als in der Öffentlichkeit hat Intels Vorgehen bei der Ankündigung der neuen Plattform gesorgt. Überließ es der Konzern vor einem Jahr noch fast ausschließlich den Partnern, mit Verweis auf Intels Beiwerk die eigenen Adaptionen selbst in die Öffentlichkeit zu rücken, versendete der Konzern in diesem Jahr eigene Pressemitteilungen und stellte sogar das nachfolgende Video online, das kurz darauf wieder aus den offiziellen Kanälen verschwand. Hinter den Kulissen heißt es dazu: Intel hat sich kurzerhand dann doch erneut dazu entschieden, selbst etwas mehr im Hintergrund zu bleiben und seinen lokalen OEM-Partnern das Rampenlicht zu überlassen.

Technische Daten im Überblick

Vorerst wird das Vision 15 nur mit Intel Core i7-1165G7, nach dem Core i7-1185G7 absehbar die zweitschnellste Tiger-Lake-U-CPU, in den Handel kommen. Beide CPUs unterscheiden sich nur leicht beim Takt und eventuell in der Konfiguration, offiziell liegt die TDP zwischen 12 bis 28 Watt. Als Gehäusefarbe steht nur Silber zur Wahl.

Im Laufe des ersten Halbjahres 2021 sind weitere Ausstattungsvarianten zu erwarten, darunter ein Modell mit kleinerem Core i5-1135G7, ein Ableger mit für Januar 2021 erwarteten Intel-vPro-Prozessoren und eine Gehäusevariante in der Farbvariante „Midnight Black“ (Schwarz).

Die Hardware im Testmuster
Schenker Vision 15 SVS15E21
CPU Intel Core i7-1165G7
4 Kerne, 8 Threads
bis zu 4,70 GHz
12 MB L3-Cache
GPU Intel Iris Xe Graphics, bis zu 1,30 GHz
RAM 16 GB LPDDR4X-4267 (verlötet onboard)
SSD 1 × 1 TB Samsung 980 Pro (PCIe 4.0 x4), vielfältig konfigurierbar
Display 15,6 Zoll, 1.920 × 1.080 Pixel, IPS, Multitouch, 450 cd/m², >95 % sRGB
Anschlüsse 2 × Thunderbolt 4, 2 × USB 3.2 Gen2 Typ A, 1 × HDMI 2.0b, 1 × 3,5-mm-Klinke, 1 × Kensington-Schloss
Konnektivität WLAN 802.11ax (Wi-Fi 6), Bluetooth 5.1
Webcam 720p-Auflösung mit IR für Windows Hello
Akku 73 Wh
Abmessungen (B × T × H) 355 × 230 × 15 mm
Gewicht ab 1,68 kg
Farbe „Shadow Grey“ (Silber), Schwarz ab Q1/2021 geplant
Betriebssystem keins, gegen Aufpreis erhältlich
Preis (UVP) ab 1.646,00 Euro
Garantie 36 Monate

Im Onlineshop ist im Konfigurator des Schenker Vision 15 bei der SSD die Auswahl – wie vom Anbieter bekannt – groß: Zum Testzeitpunkt gab es über 20 Modelle zur Auswahl. Die meisten sind günstiger als die im Muster verbaute Samsung 980 Pro 1 TB mit PCIe 4.0(Test). Darüber hinaus gibt es nur noch bei der Tastatur eine Wahl: die der Sprache. Alles andere, auch die 16 GB LPDDR4X, sind fest vorgegeben. Die Herstellergarantie beträgt 36 Monate.

Evo im größten Format

Dünn und trotz Voll-Aluminium-Chassis für 15,6 Zoll auch verhältnismäßig leicht präsentiert sich das Notebook. Das zuletzt getestete 14-Zoll-ExpertBook von Asus im kompakteren Kunststoffgewand bringt mit 1,0 zu 1,7 kg aber noch einmal deutlich weniger Gewicht auf die Waage. Auch das auf dem nachfolgenden Bild gegenübergestellte Lenovo Yoga Slim 7 mit Ryzen 4000U ist mit 14 Zoll und 1,4 kg wesentlich kompakter und leichter unterwegs.

Das Vision 15 im Vergleich zum Yoga Slim 7 mit 14,0 Zoll
Das Vision 15 im Vergleich zum Yoga Slim 7 mit 14,0 Zoll

Die Kombination einer „U-CPU“ im zuletzt eher Gaming-Notebooks vorbehaltenen 15,6-Zoll-Format ist durchaus nicht das, was von Intels Referenzdesign der Evo-Plattform zu erwarten war. Der Trend im ultramobilen Segment, und darauf zielt Evo mit Verzicht auf eine dGPU zweifelsohne, ging zuletzt tendenziell Richtung 13,3 oder 14,0 Zoll. 15,6 Zoll erinnern stattdessen eher an klassische Büroboliden oder potentere „Workstations“ mit dGPU.

Die Größe kommt allerdings dem Akku und parallel dazu der Kühlung der CPU zugute, denn wo viel Platz ist, muss in beiden Punkten nicht gespart werden. Aus der vermeintlichen U-CPU mit 12 bis 28 Watt TDP wird im Referenzdesign dann auch ein Prozessor, der im schnellsten Windows-Energieprofil kurzfristig 50 und dauerhaft immer noch 40 Watt aufnehmen darf, ohne dass die Temperatur zur Bremse wird. Die Leistung des Core i7-1165G7 liegt damit im Test nur knapp unter dem Niveau des ebenfalls mit hoher TDP gefahrenen Core i7-1185G7 aus Intels erstem Benchmark-Event. Im Asus ExpertBook und im Acer Swift 3 operiert die gleiche CPU deutlich langsamer, wie die Benchmarks auf der folgenden Seite noch zeigen werden.

Das Design des neuen Unibody-Notebooks ist schlicht und überzeugt dank Aluminium im MacBook-Pro-Look. Auch an der Verarbeitungsqualität des neuen Schenker Vision 15 gibt es deshalb nichts zu bemängeln. Das um 180 Grad neigbare, glänzende Display mit Touch-Funktionalität überzeugt mit hoher Helligkeit, weitestgehend homogener Ausleuchtung und gutem Kontrast.

Diagramme
Maximale Helligkeit
    • Samsung Galaxy Book S (Core i5-L16G7, Outdoor-Modus)
      612
    • Huawei MateBook X Pro (Core i7-10510U)
      596
    • Dell XPS 13 (9300) (Core i5-1035G1)
      477
    • Gigabyte Aero 15 OLED (Core i7-10875H)
      470
    • Schenker Vision 15 (Core i7-1165G7)
      460
    • Acer Swift 3 (Core i7-1065G7)
      452
    • LG Gram 17 (Core i5-1035G7)
      381
    • Asus ExpertBook B9400CE (Core i7-1165G7)
      380
    • Samsung Galaxy Book S (Snapdragon 8cx)
      375
    • Samsung Galaxy Book S (Core i5-L16G7)
      332
    • Asus ROG Zephyrus G14 (Ryzen 9 4900HS)
      325
    • Gigabyte Aorus 17G (Core i7-10875H)
      307
    • HP Pavilion 15 (Ryzen 7 3750H)
      303
    • Asus ExpertBook B9450FA (Core i7-10510U)
      292
    • Acer Nitro 5 (Ryzen 7 4800H)
      292
    • Asus TUF Gaming A17 (Ryzen 7 4800H)
      277

Die Anschlussvielfalt spricht auch Business-Kunden an: Zweimal Thunderbolt 4, das mit der neuen Tiger-Lake-Plattform einhergeht und über das auch geladen wird, sticht heraus. Vollwertiges HDMI und zweimal USB 3.2 Gen 2 Typ A sowie 3,5-mm-Klinke sind ebenfalls vorhanden. Darüber hinaus bietet das Notebook eine für das Premium-Segment übliche hintergrundbeleuchtete Tastatur, die in zwei Stufen in der Leuchtkraft einstellbar ist, und ein Microsoft-Precision-Touchpad mit einer Oberfläche aus Glas.

Full-Size-Tastatur (hier noch im US-Layout)
Full-Size-Tastatur (hier noch im US-Layout)

Neben der Größe, die mit 15,6 Zoll am oberen Evo-Limit liegt, überrascht beim Vision 15 auf Basis von „Bishop County“ am Ende auch der Preis. Intel selbst hatte vor einigen Wochen Evo-Notebooks ab 700 Euro aufgerufen. Die boten zwar kleinere Displays und weniger RAM, schienen mit ihrer ultrakompakten Ausrichtung und „Evo-Qualität“ zum niedrigen Preis aber ein breiteres Publikum anzusprechen als das 15,6 Zoll große Modell mit U-CPU ohne dGPU.