C:\B_retro\Ausgabe_65\: Duke Nukem 3D
Im Januar 1996, vor fast 25 Jahren, erschien mit Duke Nukem 3D von 3D Realms der erste 3D-Ableger der Serie und wurde Kult für bis zu acht Spieler im lokalen Netzwerk. In Deutschland aufgrund seiner expliziten Gewaltdarstellung bis ins Jahr 2017 indiziert, ist „der Duke“ gemeinsam mit Doom einer der Urväter der „Killerspiele“.
Jeden Sonntag wirft diese Serie einen unterhaltsamen Blick zurück auf drei Jahrzehnte voller bewegter Geschichten und interessanten Entwicklungen der Computerszene. Mythen, Meilensteine und Meisterwerke: C:\B_retro\.
C:\B_retro\Ausgabe_65\
Duke Nukem 3D
Das am 29. Januar 1996 von 3D Realms veröffentlichte und durch GT Interactive vertriebene Duke Nukem 3D war der erste Ableger der Serie, der zum einen als echter Ego-Shooter konzipiert und zum anderen in 3D umgesetzt wurde.
Die beiden ersten Teile der Duke-Nukem-Serie, das 1991 erschienene Duke Nukem und Duke Nukem 2 von 1993, waren noch als zweidimensionale Jump ’n’ Runs respektive Shoot ’em ups konzipiert.
Durch seine explizite Darstellung von Gewalt und Sexismus wurde Duke Nukem 3D später als eines der ersten Spiele überhaupt zum Inbegriff der sogenannten „Killerspiele“ und wurde bereits im Jahr 1996 durch die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften (BPjS), heute Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien (BPjM), auf den Index gesetzt.
Während Spieler die Indizierung des ihrer Meinung nach klar humoristischen Spiels kritisierten, begründete die BPjS ihre Entscheidung seinerzeit unter anderem auch mit der möglichen „Abstumpfung“ der Spieler beim „möglichst effektiven Abschlachten“ der Gegner. So basierte die Handlung darauf, entführte Frauen, die von Außerirdischen nackt als Geiseln gehalten wurden, zu befreien.
Dabei traf der Spieler unter anderem auch auf zu Warzenschweinen mutierte Polizisten, den sogenannten „Pig Cops“, des LAPD. Zudem konnte der Spieler den nicht selten im Spiel vorkommenden Stripperinnen Geldscheine zustecken, die sich darauf hin entkleidet haben, was „der Duke“ mit „You wanna dance?“ kommentierte.
Der Verbreitung von Duke Nukem 3D tat die Indizierung indes keinen Abbruch. Ganz im Gegenteil beschleunigte der Reiz des Verbotenen den Siegeszug des Spiels in lokalen Netzwerken noch einmal. Selbst im Informatikunterricht an weiterführenden Schulen konnte „der Duke“ in den 1990ern nicht selten angetroffen werden. Im Jahr 2017 wurde das Spiel vorzeitig wieder vom Index entfernt.
C:\B_retro\Ausgabe_65\Duke_Nukem_3D\
Die Engine
Auch wenn Duke Nukem 3D als erster 3D-Shooter der Serie gilt, handelte es sich im Grunde um einen aufpolierten 2D-Raycaster und nicht um „echtes“ 3D.
Auf Basis der von Ken Silverman für 3D Realms entwickelten Build-Engine, welche sich stark an der kurz zuvor vorgestellten Doom-Engine – oder auch id Tech 1 – aus der Serie id Tech von id Software orientierte, wurde Duke Nukem 3D als 2,5D-Shooter konzipiert und bediente sich dabei auch an den zuvor von Wolfenstein 3D (1992) und Doom (1993) gesetzten Standards.
Die Geometrie des Levels basierte auf einem zweidimensionalen Grundriss und war damit deutlichen Einschränkungen unterworfen, welche von den Spieleentwicklern und insbesondere von den Leveldesignern – darunter auch der bekannte Richard „Levelord“ Gray – beachtet werden mussten.
Gegner, Waffen, Items und andere Objekte wurden, wie für Ego-Shooter der 1990er typisch, mit zweidimensionalen Sprites realisiert, welche vor respektive über dem Hintergrundbild eingeblendet wurden und immer in Richtung des Spielers zeigten.
Der deutschsprachige YouTube-Kanal „CuteFloor“ hat mit dem rund zehnminütigen Video „The History of Ken Silverman's Build-Engine“ eine Hommage an die Grafik-Engine und den darauf basierenden Spielen veröffentlicht.
Gemessen an der Anzahl kommerzieller Titel, ist die Build-Engine von Duke Nukem 3D eine der meistgenutzten und erfolgreichsten Spiele-Engines der 1990er-Jahre.
Neben „dem Duke“ setzten auch Exhumed (1996), Blood (1997) und Shadow Warrior (1997) auf die Engine. Zu welchen grafischen Highlights die Build-Engine in der Lage ist, zeigte zuletzt das Cyberpunk-Ego-Shooter-Videospiel Ion Fury aus dem Jahr 2019, das von Voidpoint entwickelt und 3D Realms veröffentlicht wurde.
Der für seine hochklassigen Retro-Inhalte bekannte YouTube-Kanal „LGR“ präsentiert in einem Video eine Review zu Ion Fury, die das volle technische Potenzial der 1996 erschienen Engine demonstriert.
Als größte technische Innovation in Duke Nukem 3D gilt bis heute die Möglichkeit, auch schräge Flächen darzustellen sowie die im Spiel integrierten Spiegel und Überwachungskameras zu nutzen. Die konkurrierende Doom-Engine war in dieser Hinsicht viel limitierter.
Das Netzwerk
Einen besonderen Reiz zog Duke Nukem 3D aus der Möglichkeit, mit bis zu acht Spielern über das lokale Netzwerk zu spielen.
Mit Hilfe des ursprünglich von Novell entwickelten Netzwerkprotokolls Internetwork Packet Exchange (IPX), welches wiederum vom durch Xerox entwickelten Internetwork Datagram Protocol (IDP) abstammt, konnten bis zu acht Teilnehmer Duke Nukem 3D gemeinsam spielen.
Durch die Mitte der 1990er noch nicht so weit verbreitete Möglichkeit, das IPX-Netzwerkprotokoll zu nutzen, entwickelte sich das Spiel auch zu einem Stammgast auf den seinerzeit sehr beliebten LAN-Partys, denen C:\B_retro\ demnächst eine eigene Ausgabe widmen wird.
Die Hardware
Duke Nukem 3D erschien am 29. Januar 1996 als CD-ROM für MS-DOS und setzte mindestens einen Intel i486DX2 mit einer Taktfrequenz von 66 MHz oder einen vergleichbaren Prozessor voraus.
Zudem veröffentlichte 3D Realms auch empfohlene Systemvoraussetzungen, die auf einem Intel Pentium der ersten Generation basierten. Im Detail sahen die Anforderungen an die Hardware wie folgt aus.
- Intel i486DX2 mit 66 MHz (oder vergleichbar)
- mindestens 8 MB Arbeitsspeicher
- mindestens 30 MB Festplattenspeicher
- 2× Speed CD-ROM-Laufwerk
- VGA-Grafikkarte
- Intel Pentium mit 60 MHz
- mindestens 16 MB Arbeitsspeicher
- mindestens 30 MB Festplattenspeicher
- 4× Speed CD-ROM-Laufwerk
- Local-Bus-Grafikkarte
Neben der Erstveröffentlichung für MS-DOS erschien Duke Nukem 3D auf vielen weiteren Plattformen wie Microsoft Windows, Mac OS Classic, macOS, Linux, den Sega Saturn und das Sega Mega Drive, die PlayStation, das Nintendo 64, die Xbox 360, iOS, Android, Atari Falcon, PlayStation 4 und zuletzt für die Nintendo Switch.
Editionen und Erweiterungen
Neben Duke Nukem 3D Version 1.3d, einer CD-ROM, die neben Duke Nukem 3D auch die beiden Vorgänger Duke Nukem und Duke Nukem 2 enthält, erschienen auch einige käuflich zu erwerbende Add-ons für den Ego-Shooter.
Die bekanntesten Erweiterungen wurden von 3D Realms offiziell autorisiert und trugen die Namen „Duke Caribbean: Life’s A Beach“ und „Duke It Out In D.C.“, in dem „der Duke“ den US-Präsidenten Bill Clinton befreien muss.
Zudem erschien das Spiel in der Version 1.4, der sogenannten „Atomic Edition“, mit der zusätzlichen Episode „The Birth“ und als „Duke Nukem 3D: 20th Anniversary Edition World Tour“, die neben den insgesamt vier Episoden acht zusätzliche Level umfasst.
Über die Duke-3D-Community im offiziellen 3D-Realms-Forum erhielt das Spiel ein HighRes-Pack (HRP) mit hochauflösenden Texturen und dreidimensionale Modelle der ursprünglichen 2D-Sprites.
Das Erbe
Bereits Anfang 1997 wurde der Nachfolger Duke Nukem Forever (Test) angekündigt und befand sich danach für insgesamt 14 Jahre in Entwicklung. Im Jahr 2010 beendete 3D Realms die Arbeit am Nachfolger von Duke Nukem 3D und übergab das Projekt an das Entwicklerstudio Gearbox, welches das eher unterdurchschnittliche Duke Nukem Forever schlussendlich im Juni 2011 veröffentlichte.
Nachdem 3D Realms den Quellcode des Spiels am 1. April 2003 öffentlich gemacht hat, traten auch Klone wie EDuke32 das Erbe von Duke Nukem 3D auf Windows, Linux und macOS an. EDuke32 wird noch heute gepflegt und hat erst am 20. Januar ein Update erhalten.
Die Redaktion dankt Community-Mitglied „ChowTan“ für diese Ergänzung.
C:\B_retro\Feedback\
Feedback ist jederzeit willkommen
Die Redaktion freut sich über konstruktive Kritik, Lob, aber auch Vorschläge, um die Serie zukünftig noch stärker an den Wünschen der Leserschaft ausrichten zu können. Mit diesem Lesestoff im Gepäck wünscht die Redaktion einen erholsamen Sonntag.
C:\B_retro\Review\
Die letzten zehn Ausgaben in der Übersicht
An dieser Stelle finden sich die letzten zehn Themen der vorangegangenen Ausgaben von C:\B_retro\:
- C:\B_retro\Ausgabe_64\: ComputerBase wirft einen ersten Blick auf Windows Vista
- C:\B_retro\Ausgabe_63\: Nvidia GeForce 2 Ultra
- C:\B_retro\Ausgabe_62\: Der perfekte Gaming-PC für das Jahr 2006
- C:\B_retro\Ausgabe_61\: Der Amiga 500
- C:\B_retro\Ausgabe_60\: The Legend of Zelda: Ocarina of Time
- C:\B_retro\Ausgabe_59\: D-VHS brachte HDTV per Bits aufs Band
- C:\B_retro\Ausgabe_58\: Der Apple Macintosh
- C:\B_retro\Ausgabe_57\: AMDs weiter Weg zurück nach Hawaii
- C:\B_retro\Ausgabe_56\: Der Commodore 64
- C:\B_retro\Ausgabe_55\: Der WDR Computerclub
- C:\B_retro\Ausgabe_54\: Intels erste und einzige GPU für dedizierte Grafikkarten
Noch mehr Inhalte dieser Art und viele weitere Berichte und Anekdoten finden sich in der Retro-Ecke im Forum von ComputerBase als auch in den Themenbereichen C:\B_retro\ und Retro.
Dieser Artikel war interessant, hilfreich oder beides? Die Redaktion freut sich über jede Unterstützung durch ComputerBase Pro und deaktivierte Werbeblocker. Mehr zum Thema Anzeigen auf ComputerBase.