Kabellose Shooter-Mäuse im Test: Software und Verarbeitungsqualität
4/5Bei ihrer optionalen Sofware zur individuellen Konfiguration der Maus gehen alle drei Hersteller einen anderen Weg: GPCGR gibt der MOW mit Glorious Core ein kompaktes und funktionales Programm mit auf den Weg, das grundlegende Sensorik-Einstellungen und eine freie Tastenbelegung sowie Steuerung der RGB-Beleuchtung zulässt. Eine gänzlich freie Makro-Editierung fällt dabei teils unschaffbar schwer, weil das entsprechende Aufnahmewerkzeug für Tastenabfolgen denkbar umständlich zu bedienen ist. Viele vorgefertigte Aktionen und ein Kombinationsbaukasten bieten aber für die allermeisten Fälle eine ausreichende Alternative.
Logitech und Razer stellen mächtigere Programme bereit
Logitechs G Hub hingegen bietet nicht nur eine ordentliche Aufnahmefunktion für Makro-Abfolgen, sondern auch die Möglichkeit, die meisten Tasten per Shift-Funktion doppelt zu belegen. Ausgenommen ist lediglich das Scrollen des Mausrades. Anzumerken ist überdies, dass fünf anstelle von vier cpi-Stufen in fünf statt drei Profilen auf dem Speicher der Maus gesichert werden können. Razer wartet ebenso mit fünf Auflösungsstufen auf, allerdings mit nur vier frei belegbaren Speicherplätzen – der fünfte respektive erste dient stets automatisch dem Sichern der aktuellen Software-Konfiguration, sodass die Maus nach Beenden von Synapse unverändert weiterarbeitet. Darüber hinaus bietet Synapse diverse Möglichkeiten für reaktive Beleuchtung, komplexe Effekte und auf Wunsch eine Anbindung an beispielsweise Philips Hue, Nanoleaf oder Amazon Alexa.
Hinzu kommt, dass die Möglichkeit der Sekundärbelegung bei Razers Maus deutlich mächtiger ist: Einerseits verfügt die RVU im Gegensatz zur GPXS ohnehin schon über zwei zusätzliche Tasten an der rechten Flanke, anderersetis lässt sich auch das Scrollen des Mausrads doppelt belegen, sodass beispielsweise die Ausgabelautstärke des PCs bequem angepasst werden kann.
Nach wie vor zu kritisieren ist jedoch, dass selbst Razers teuerste Maus nicht dazu in der Lage ist, auch die Konfiguration der Beleuchtung autark zu sichern: Wenn die Beleuchtung in Synapse nicht gänzlich deaktiviert wurde, gehen normale Vipern nach Beenden der Software nach wie vor zur RGB-Schleife über, während das Razer-Logo der Cyberpunk-Viper statisch hellblau leuchtet. Auch einige wenige komplexe Tastenbelegungen bedürfen der im Hintergrund aktiven Software. Die ohne laufendes Programm verlorene Funktionalität ist also gering, doch G Pro X Superlight und Model O Wireless büßen – zumindest in dieser Hinsicht – keine einzige Funktion ein, wenn G Hub respektive Glorious Core beendet wird.
Darüber hinaus fällt gerade letztgenanntes Programm deutlich schlanker aus als Razers mitunter ein halbes Gigabyte großer Software-Behemoth, der stets mit mehreren, im Task-Manager beobachtbaren Hintergrundprozessen aufwartet – sogar, wenn die eigentliche Software gar nicht gestartet wurde. Synapse mit allen Erweiterungen bietet zwar ein überaus hohes Maß an Funktionen, das sowohl G Hub und mit Leichtigkeit auch Glorious Core übersteigt. Die meisten Anwender benötigen diese zusätzliche Ebene der Komplexität aber schlichtweg nicht, bekommen sie bei Installation des Programms aber dennoch stets ausgeliefert. Wer also abseits der Sensorauflösung und eindimensionaler Tastenbelegung keine weiteren Anpassungen treffen möchte, wird sich mit G Hub und Glorious Core mutmaßlich wohler fühlen.
Verarbeitungsqualität und Materialwahl
Alle drei Mäuse können mit einer hohen Verarbeitungs- und Materialqualität aufwarten, im Detail finden sich aber durchaus Unterschiede. So muten die Chassis von Viper Ultimate und vor allem G Pro X Superlight nach wie vor ein wenig stabiler an als das Gehäuse der Model O Wireless. Es kann aber im Vergleich zu vorherigen Glorious-Mäusen abermals mit einer verbesserten Bauweise glänzen. An die Fragilität der originalen Model O knüpft die MOW nur optisch an. Selbst bei kräftigem Drücken auf Rücken oder Seiten lässt sich das Gehäuse nicht eindellen und auch ein Knarzen ist nicht zu hören. Gleiches gilt indes für alle drei Mäuse.
Unregelmäßigkeiten bei den Spaltmaßen sind bei GPXS und RVU nicht zu finden, lediglich beim Testmuster der MOW sind Differenzen unterhalb eines Millimeters bemerkbar – allerdings nur optisch, denn die Funktionalität wird nicht beeinträchtigt. Zwei potentielle Streitpunkte sind derweil die seitliche Gummierung der RVU und die Löcher im Gehäuse der MOW. Das Testmuster der Cyberpunk-Viper hatte überdies das Problem, dass das Mausrad Klicks nicht immer registrierte, sondern nur bei unverhältnismäßig viel Kraft zuverlässig auslöste – ein Mangel, der in den letzten Jahren bei keiner von ComputerBase getesteten Razer-Maus vorkam, weswegen von einem Einzelfall ausgegangen werden kann.
Gummierte Oberflächen bergen das übliche Risiko
Gummi-Elemente gehen stets mit einem höheren Risiko für Abrieb, Verunreinigungen und wegen des dadurch notwendigen Putzens auch einer abermals gesteigerten Abnutzung einher. Razer entschied sich beim Dilemma zwischen bestmöglicher Haltbarkeit und höchstmöglicher Griffigkeit offensichtlich für Letzteres, wobei eben die Frage bleibt, wie lange die Haftung tatsächlich gut bleibt: Es reicht bereits aus, wenn die raue Textur zu viel Profiltiefe verliert, um die entsprechende Maus nachhaltig in ihrer Griffigkeit zu beeinträchtigen – Abhilfe schafft da auch ein sorgfältiger und vorsichtiger Umgang nicht. Nach wie vielen Monaten oder Jahren dies jedoch passiert, ist je nach Nutzer, Nutzung, Luftfeuchtigkeit und Temperatur individuell zu bewerten.
Die Gummiflanken der zum Test vor gut einem Jahr zur Verfügung stehenden Viper Ultimate haben bei seither regelmäßiger Nutzung bereits sichtbar Profiltiefe eingebüßt, bieten aber nach wie vor eine hohe Griffigkeit und einen festen Halt. Die feststellbare Änderung allein ist einerseits bereits ärgerlich, andererseits aber bei Gummierungen unumgänglich – und kann folglich kaum Kritik sein, zumal Razers Gummi-Elemente festem Kratzen problemlos standhalten und selbst unter Gewaltanwendung nicht mit bloßen Händen aus den Mausseiten gerissen werden können.
Gelochte Gehäuse bieten weniger Schutz
Bei löchrigen Mäusen teilen viele Interessenten die Angst, ein offenes Gehäuse berge ein hohes Risiko für Verschmutzungen durch Staub, Hautabrieb und Schweiß. Dem kann entgegengehalten werden, dass besagte Verunreinigungen ebenso leicht entfernbar sind, wie sie potentiell in die Maus hineinkommen. Meist reicht ein beherztes Pusten, um Staub und Hautschuppen von Außen- und Innenseite zu entfernen. Zudem sollte bedacht werden, dass die Seiten der primären Maustasten – zumindest an der Finger-Auflagestelle – nicht durchlocht sind. Die wirklich „gefährlichen“ – weil permanent mit den Fingern berührten – Stellen schützt die MOW also genauso gut wie eine herkömmliche Maus. Per se schlimm sind die Löcher folglich nicht, eine ideale Lösung stellen sie aber auch nicht dar.
Es lässt sich abschließend urteilen, dass Logitechs Maus dank geschlossenem, durchweg aus Hartplastik gefertigtem Gehäuse die beste Verarbeitungsqualität bietet – auch da die Maus weniger Kanten und Einzelteile vorweist. Razers und Glorious' Konkurrentinnen liegen aber kaum respektive nicht weit dahinter. Zudem sei erneut darauf hingewiesen, dass die Viper Ultimate über langlebigere, optomechanische Schalter verfügt. Letztlich lässt sich also für keine der beiden hochpreisigen Mäuse pauschal eine bessere Haltparkeit prognostizieren.
Die Beschichtung der Cyberpunk-Viper
Eine – offensichtlich – nur die Cyberpunk-Edition der Viper Ultimate betreffende Eigenart ist die bereits auf der ersten Seite des Tests angesprochene gelb-schwarze Lackierung der Maus. Letztere ist nahezu über die gesamte Oberseite des Eingabegeräts hinweg ausreichend dick aufgetragen, um ein Durchschimmern des darunter liegenden schwarzen Kunststoffs zu verhindern. Lediglich am hinteren unteren Rand werden bei direkter, starker Lichteinstrahlung Unregelmäßigkeiten bei der Sättigung des Gelbs sichtbar.
Die schwarzen Akzente sind in schwarzer Farbe abermals auf die gelbe Beschichtung aufgetragen. Vor allem beim Cyberpunk-Logo und beim stilisierten Barcode auf der rechten Maustaste geschah das mit sehr hoher Genauigkeit, doch der schwarze Streifen am Übergang vom hinteren Teil des Rückens zu den beiden Tastenabdeckungen ist bei genauer Betrachtung nicht ganz symmetrisch gelungen. Inwiefern die Lackierung über Monate oder Jahre der Nutzung an Abrieb leiden wird, lässt sich jedoch (noch) nicht beurteilen. Die normalen Ausführungen, sprich die schwarze, weiße oder pinke Version der RVU, bieten allerdings ein insgesamt betrachtet niedrigeres Risiko für Abnutzungserscheinungen.