MBUX Hyperscreen: Mercedes EQS kommt mit drei Displays hinter Glas
Die CES ist neben klassischer Unterhaltungselektronik zuletzt immer auch Spielwiese für Automobilhersteller gewesen. Mercedes-Benz stellt im Vorfeld der Messe den MBUX Hyperscreen als neues, optionales Ausstattungsmerkmal des kommenden EQS vor. Über 141 Zentimeter erstreckt sich das neue digitale Cockpit mit mehreren Displays.
Nein, die Band Scooter war an der Entwicklung des MBUX Hyperscreens nicht beteiligt, Techno-Feeling kommt beim Anblick des neuen Cockpits des EQS dennoch auf. Das „S“ im Namen nimmt es bereits vorweg: Der EQS soll dieses Jahr als E-Auto auf dem Niveau der neuen S-Klasse auf den Markt kommen. Während das Fahrzeug selbst noch getarnt als Erlkönig unterwegs ist, zeigt Mercedes-Benz bereits heute das finale Design des Cockpits und Infotainmentsystems mit dem optionalen MBUX Hyperscreen.
Drei Bildschirme hinter gebogenem Glas
Die Transformation von COMAND zu MBUX begann bei Mercedes-Benz mit der A-Klasse der Baureihe 177 (Test). Seit Ende des letzten Jahres bietet Mercedes-Benz die 2. Generation des Systems in der neuen S-Klasse an. Mit dem MBUX Hyperscreen im EQS geht das Unternehmen den nächsten Schritt zu einem vollständig digitalen Cockpit. Erstmals sind alle Anzeigeelemente hinter einem durchgezogenen, leicht gebogenen Deckglas vereint. Die Kritik mancher Anwender, dass die vielen aufgestellten Bildschirme bei früheren Umsetzungen wie nachträglich installierte Fremdkörper wirken, dürfte mit dem neuen Design nachlassen. Zu den Sicherheitsmaßnahmen des Systems zählen Sollbruchstellen neben den seitlichen Luftausströmern sowie fünf Halterungen, die durch ihre Wabenstruktur bei einem Unfall gezielt nachgeben sollen.
Der MBUX Hyperscreen erstreckt sich über 141 Zentimeter und damit das gesamte Cockpit von der linken bis zur rechten A-Säule und integriert auch die äußeren Luftausströmer der Klimaanlage. Die riesige Anzeigeneinheit besteht im Detail aus drei Bildschirmen, die vor dem Fahrer, in der Mittelkonsole und vor dem Beifahrer positioniert sind. Das Zentral-Display misst 17,7 Zoll, die Anzeigen vor Fahrer und Beifahrer jeweils 12,3 Zoll. Über die Multifunktionskamera und einen Lichtsensor wird die Helligkeit in Abhängigkeit zur Umgebung reguliert.
Der gesamte Anzeigen- und Bedienbereich ist leicht gebogen und definiert somit den Aufbau des vorderen Innenraums. Die Bildschirme sitzen hinter gebogenem Glas, die Zwischenräume füllt Mercedes-Benz mit „Silver Shadow“, das in drei Schichten lackiert wird. Zwei Beschichtungen sollen Reflexionen verringern und die Reinigung vereinfachen. Im unteren Bereich des MBUX Hyperscreens ist die mehrfarbige LED-Ambientebeleuchtung integriert, die den Effekt einer schwebenden Einheit verstärken soll. Für das Zentral- und das Beifahrer-Display kommen OLED-Displays zum Einsatz. Auch die aktuelle S-Klasse nutzt für das Zentral-Display ein 12,8-Zoll-OLED-Panel.
Wichtige Bedienelemente immer auf erster Ebene
Viel Anzeigefläche bedeutet eine potenziell hohe Komplexität bei der Bedienung. Mit Hilfe künstlicher Intelligenz soll der MBUX Hyperscreen möglichst viele Funktionen auf dem ersten Layer des Infotainmentsystems darstellen. Der sogenannte Zero-Layer, wie Mercedes-Benz die erste, immer sichtbare Menüebene beschreibt, nutzt ein proaktives Anzeigesystem, das die für den Anwender richtigen Funktionen zur richtigen Zeit anzeigen soll. Der Autohersteller spricht von einem kontextsensitiven Bewusstsein, das sowohl durch Umgebungsveränderungen wie auch das Anwenderverhalten optimiert werden soll. In der S-Klasse werden gewisse Bedienelemente, wie etwa die der Klimaanlage, permanent im unteren Bereich des MBUX dargestellt. Für das erste MBUX der A-Klasse hat Mercedes-Benz ermittelt, dass die allermeisten Anwendungsfälle in die Bereiche Navigation, Radio/Media und Telefonie fallen. Die Navigation steht deshalb auch beim MBUX Hyperscreen immer im Zentrum der Bildschirmeinheit.
Die Entwickler des MBUX Hyperscreens sprechen von „Magic Modulen“, wenn sie sich auf die dynamischen Vorschlagsmodule des Systems beziehen. Denkbar seien verschiedene von KI beeinflusste Anwendungsfälle, beispielhaft nennt Mercedes-Benz vier. Wer etwa an einem Wochentag immer zur gleichen Uhrzeit eine bestimmte Person vom Auto aus anruft, bekommt diesen Kontakt automatisch mit Visitenkarte und Profilbild angezeigt. Wird im Winter die Massagefunktion häufig genutzt, schlägt MBUX diese Funktion künftig bei winterlichen Temperaturen vor. Wird die Sitzheizung häufig um die Heizung von Lenkrad und weiteren Oberflächen im Auto ergänzt, erscheint ein entsprechender Vorschlag bei der nächsten Nutzung der Sitzheizung. Auch die GPS-Position spielt bei den automatisch verfügbaren Funktionen eine Rolle, etwa wenn das Fahrwerk regelmäßig für die Einfahrt in eine Garage angehoben werden muss. Mit der nächsten Annäherung an die GPS-Position schlägt MBUX vor, den EQS anzuheben.
Das Profil entscheidet über die Vorschläge
Die dynamischen Vorschläge erfolgen in Abhängigkeit zum gewählten Profil. Sitzt eine andere Person hinter dem Steuer und hat sich etwa per Fingerabdruck angemeldet, erscheinen andere Inhalte auf dem MBUX Hyperscreen. Auch für den Beifahrer ist eine Individualisierung über bis zu sieben Profile möglich. Die Entertainment-Funktionen des Beifahrer-Displays sind während der Fahrt allerdings nur im Rahmen der länderabhängigen gesetzlichen Vorschriften verfügbar. Ist der Beifahrersitz nicht belegt, wandelt sich der Bildschirm zum digitalen Zierteil und stellt animierte Sterne dar.
Mehr Rechenleistung mit Nvidia Xavier
In puncto Rechenleistung legt Mercedes-Benz noch einmal gegenüber dem MBUX der 2. Generation der aktuellen S-Klasse nach. Wo bei der A-Klasse noch Nvidias „Reilly PX“ und „Parker 128“ als Abwandlungen des Tegra X2 zum Einsatz kamen, nutzt die S-Klasse ein Xavier-SoC mit sechs Carmel-CPU-Kernen, Volta-Grafikeinheit und 16 GB RAM. Der MBUX Hyperscreen im EQS nutzt den Xavier-Vollausbau mit acht Carmel-CPU-Kernen und stärkerer Volta-GPU, die auf 512 statt 384 CUDA-Cores verteilt über vier TPCs kommt. Darüber hinaus hat Mercedes-Benz den Arbeitsspeicher von 16 auf 24 GB erweitert.
ComputerBase hat Informationen zu diesem Artikel von Mercedes-Benz unter NDA erhalten. Die einzige Vorgabe war der frühest mögliche Veröffentlichungszeitpunkt.