Open RAN: Telekom, Vodafone, Telefónica setzen auch auf EU-Förderung
Die Netzbetreiber Deutsche Telekom, Vodafone, Telefónica und Orange machen sich für den Einsatz von Open RAN (Radio Access Network) stark. O-RAN hat eine Interoperabilität der Komponenten des Funkzugangsnetzes zum Ziel. Die Europäische Kommission und die nationalen Regierungen sollen das Vorhaben finanziell fördern.
Vodafone veranschaulicht den aktuellen Stand beim Radio Access Network mit der Inkompatibilität zwischen Lego und Playmobil. Wo auf Komponenten des einen Herstellers gesetzt wird, können keine Komponenten eines anderen Herstellers zum Einsatz kommen. Die zwei Spielzeughersteller stehen als Synonym für den Einsatz von Hard- und Software verschiedener Anbieter im Radio Access Network von Mobilfunknetzen. Wo zwischen Lego und Playmobil ein Verbindungsstück fehlt, mangelt es ebenso an einer Mobilfunkstation an einem standardisierten, offenen Verbindungsstück für die Komponenten unterschiedlicher Technologie-Hersteller.
Ein Großteil der gesamten Netztechnik, die heute weltweit im Einsatz ist, kommt von den drei Herstellern Ericsson, Huawei und Nokia. Vodafone bemängelt, dass wenn ein Teil der Technik an einem Mobilfunkmast von einem Hersteller kommt, dass dann auch ein Großteil der restlichen Technik von eben diesem Hersteller stammen muss. Die einzelnen Bausteine sind zwischen den Herstellern nicht kompatibel.
Förderung durch Europäische Kommission
Die Deutsche Telekom, Vodafone, Telefónica und Orange (Frankreich) wollen deshalb gemeinsam die Einführung des Open Radio Access Network fördern. Dazu haben die vier Konzerne eine gemeinsame Absichtserklärung zur Einführung und zum Einsatz von Open-RAN-Lösungen unterzeichnet. Dabei soll mit bestehenden und neuen Partnern aus dem Ökosystem, Branchenverbänden wie der O-RAN Alliance und dem Telecom Infra Project (TIP) sowie europäischen, politischen Entscheidungsträgern zusammengearbeitet werden.
Bei der finanziellen Förderung sollen auch die Europäische Kommission und die nationalen Regierungen eine wichtige Rolle einnehmen. Vorgeschlagen wird die Finanzierung für frühzeitige Implementierungen, Forschung und Entwicklung. Offene Testlabore sowie Anreize für eine diversifizierte Lieferkette könnten geschaffen werden, indem die Eintrittsbarrieren für kleine Anbieter und Startups gesenkt werden. Diese sollen die Labore zur Validierung offener und interoperabler Lösungen nutzen können.
Telekom sieht Flexibilität und schnelleren Ausbau
O-RAN soll durch die Interoperabilität der Komponenten eine Reihe von Vorteilen mitbringen. Claudia Nemat, Chief Technology Officer der Deutschen Telekom, sagte: „Bei Open RAN geht es um Netzinnovation, Flexibilität und einen schnelleren Ausbau. Die Deutsche Telekom setzt sich für die Förderung, Entwicklung und den Einsatz von Open RAN ein, um ihren Kunden ein erstklassiges Netzerlebnis zu bieten.“
Vodafone spricht Thema Sicherheit an
Hannes Ametsreiter, CEO Vodafone Deutschland, spricht bei Open RAN auch das Thema Sicherheit an: „Sollte in irgendeiner Form die Sicherheit der Netze durch einzelne Hersteller gefährdet sein, wären wir in der Lage kurzfristig auf die Technik von anderen Herstellern umzuschalten. Ein wichtiger Schritt: Denn so wie die Netze heute aufgebaut sind, wäre der Ausbau der Technologie eines Herstellers ein Kraftakt von vielen Jahren.“ Dass Netztechnik eines Herstellers wieder vollständig ausgebaut werden muss, stand bislang nur bei Huawei im Raum, als Sicherheitsbedenken der Bundesregierung bestanden. „Das wäre kaum realisierbar, ohne dass die Netzqualität in Deutschland leiden würde, so Ametsreiter.
Telefónica testet Open RAN bereits im Netz
Bei Telefónica ist Open RAN bereits im Livebetrieb. Im Dezember des letzten Jahres gab das Unternehmen bekannt, Open RAN in einer Pilotphase an drei O2-Mobilfunkstandorten im bayerischen Landsberg am Lech umzusetzen. Ab Herbst 2021 will das Unternehmen die neue Technologie in größerem Umfang im O2-Netz ausrollen. „Open RAN bietet maximale Flexibilität beim Einsatz und auch bei einem nachträglichen Austausch systemkritischer Komponenten. Auf Basis solcher Technologieansätze können wir die Digitalisierung in Deutschland sichern und weiter beschleunigen“, sagte letztes Jahr Markus Haas, Vorstandsvorsitzender der Telefónica Deutschland/O2.