Yale Linus Smart Lock im Test: Das elektronische Türschloss aus Metall stellt sich Nuki
Das Yale Linus ist ein Smartlock aus Metall, das den Vergleich zur Konkurrenz nicht fürchten muss. Verarbeitung, Sicherheit, Funktionen und Smart-Home-Anbindung überzeugen im Test, nur das Öffnen über die App muss noch schneller werden, um nicht immer wieder für Wartezeit vor der Tür zu sorgen.
Mit dem Linus genannten Smartlock hat Yale ein elektronisches, motorgetriebenes Türschloss auf den Markt gebracht, das an die Innenseite von Türen mit klassischem Schließzylinder nachgerüstet wird, so dass diese per Smartphone lokal oder mit optionaler WLAN-Bridge über die Yale-Access-App auch von unterwegs aufgeschlossen und verriegelt werden können. Das Yale Linus ist somit ein direkter Konkurrent zum etablierten Nuki Smart Lock (Test).
Das Yale Linus ist in Anthrazit und Silber erhältlich und kostet 250 Euro. Die WLAN-Bridge kostet 79,99 Euro. Das ebenfalls optionale Yale Smart Keypad, das nicht Teil des Tests ist, kostet 69,99 Euro. Positiv hervorgehoben werden muss, dass Yale im eigenen Online-Store Teile wie die Befestigungsplatte, Spezialschrauben und auch das Klebepad einzeln zum Kauf anbietet, so dass diese bei Verlust oder Wechsel der Tür nachgekauft werden können, ohne Bastellösungen notwendig zu machen.
Details und Montage des Linus Smart Lock
Schon beim Auspacken des Yale Linus wird eine Besonderheit deutlich. Setzen andere Smartlocks auf Kunststoff und sind möglichst leicht, ist das Yale Linus rundum aus Metall und wiegt stattliche 623 g einschließlich Batterien. Die Maße des Yale Linus betragen 58 × 58 × 150 mm. Ein Lichtring um den Drehknauf leuchtet beim Entriegeln grün und beim Verriegeln rot.
Die Verbindung mit dem Smartphone erfolgt über Bluetooth 4.2 LE. In Verbindung mit der WLAN-Bridge kann wie erwähnt auch über weitere Entfernungen über die App auf das Linus zugegriffen werden. Zur WLAN-Bridge verbindet sich das Linus auch über Bluetooth. Die WLAN-Bridge nutzt dafür Bluetooth 4.0 und für die Verbindung zum kabellosen Netzwerk WLAN nach 802.11(b/g/n) mit 2,4 GHz, da dies eine größere Reichweite als 5 GHz hat.
Für die Stromversorgung kommen vier AA-Batterien zum Einsatz, die hinter der magnetischen, runden Abdeckung mit dem Yale-Logo sitzen. Auf dessen Rückseite verbirgt sich auch der QR-Code für HomeKit. Eine realistische Akkulaufzeit ließ sich im Rahmen des Tests nicht ermitteln, nach zwei Monaten und zahlreichen Tests mit häufigem Auf- und Verriegeln sowie erneuten Kalibriervorgängen ist jedoch noch kein Batteriewechsel notwendig, auf den man rechtzeitig hingewiesen wird.
An Zylinder und Schlüssel gibt es Anforderungen
Im Lieferumfang des Yale Linus ist alles enthalten, um das Smartlock sofort einzusetzen, sofern der verbaute Schließzylinder kompatibel ist. Einerseits muss der Schließzylinder weiterhin von außen schließbar sein (Not- und Gefahrenfunktion), wenn von innen ein Schlüssel eingesteckt ist, damit man die Tür zur Not weiterhin mit einem Schlüssel öffnen kann. Dies ist notwendig, da von innen immer ein Schlüssel stecken muss, der vom Yale Linus aufgenommen wird. Damit dies problemlos möglich ist, darf die Reide, also der Griff des Schlüssels, nicht dünner als 2 und nicht dicker als 6 mm sein – beim Nuki Smart Lock darf er maximal 4 mm dick sein. Darüber hinaus darf der Schlüssel nicht mehr als 40 mm aus dem Zylinder herausragen, wenn er eingesteckt ist – diese Länge gilt auch bei Nuki.
Sollten der eigene Zylinder und Schlüssel nicht passen, bietet Yale auch einen in der Länge anpassbaren Zylinder an, der problemlos mit dem Linus genutzt werden kann.
Montageplatte zum Schrauben oder Kleben
An der Tür kann das Linus über eine Montageplatte auf zwei Arten befestigt werden, indem diese entweder geklebt oder geschraubt wird. Ragt der Zylinder mehr als 3 mm hervor, kann die Montageplatte mit drei kleinen Schrauben direkt daran fixiert werden, indem sie von drei Seiten die Platte an den Zylinder klemmen – Löcher bleiben bei dieser Montage ebenfalls nirgends zurück, so dass sie auch in Mietwohnungen möglich ist. Alternativ wird die Montageplatte auf den Beschlag geklebt. Das Klebepad liefert Yale mit und muss dann selbst auf die Montageplatte geklebt werden. Für die geklebte Montage ist es nicht notwendig, dass die Montageplatte vollflächig aufliegt. Im Test lag etwa die Hälfte des Klebepads auf dem Beschlag auf, das Yale Linus hielt trotzdem fest an Ort und Stelle. Anders als bei Nuki sind beide Montagearten mit einer einzigen Montageplatte möglich. Vom Grundprinzip ist das Yale Linus Smart Lock somit aber ähnlich aufgebaut wie das Nuki Smart Lock.
Das Schloss selbst wird dann auf die Montageplatte aufgesetzt, nachdem der Schlüssel in den Zylinder gesteckt wurde, und über zwei Flügel werkzeuglos fixiert. So lässt es sich jederzeit auch schnell abnehmen und die Tür händisch über einen Schlüssel schließen, sollte dies notwendig sein.
Yale begleitet die Montage des Schlosses in der Yale-Access-App mit Videos, die jeden Schritt begleiten und anschaulich verdeutlichen. Diese Schritt-für-Schritt-Anleitung macht die Montage und Inbetriebnahme des Yale Linus sehr einfach und intuitiv und ist sehr gut gelöst.
Erst nach dieser Montage beginnt die eigentliche Verknüpfung des Schlosses mit dem Smartphone.
Sicherheit und Inbetriebnahme
QR-Code und Zwei-Faktor-Authentifizierung
Während der Ersteinrichtung muss zum Anlernen des Linus in der Yale-Access-App ein QR-Code gescannt werden, der dem Schloss beiliegt. Diese zusätzliche Sicherheitsmaßnahme bieten nur die wenigsten Anbieter, sorgt aber dafür, dass der Anlernvorgang abhörsicher ist. Die Vergabe eines sicheren AES-128 Schlüssel erfolgt automatisch. Sorgen, ein Smartlock könne für hackende Einbrecher die erste Anlaufstelle sein, haben sich in der Praxis bisher als unbegründet erwiesen. Einerseits müssen diese zunächst Kenntnis vom Smartlock und Typ haben, andererseits ist der Schließzylinder, die Scharniere, eine Balkontür oder ein Fenster in der Regel das deutlich einfacher zu überwindende Hindernis.
Zudem geht beim Yale Linus nichts ohne eine Zwei-Faktor-Authentifizierung. Schon bei der Ersteinrichtung wird diese für den Benutzer zwingend vorausgesetzt. Dies ist auch für weitere Nutzer notwendig, was die Konfiguration etwas umständlicher macht, aber nur konsequent ist.
Um die Sicherheit weiter zu erhöhen, lassen sich alle virtuellen Schlüssel und die Yale-Access-App selbst im Verlustfall von allen freigegebenen Smartphones auch über die Website des Unternehmens sperren.
Sehr gute Einrichtung in der App
Die Einrichtung in der Yale-Access-App ist sehr gut umgesetzt und geht wie bei der Montage Schritt für Schritt durch die einzelnen Funktionen. Dabei kann, falls vorhanden, auch unmittelbar die WLAN-Bridge eingebunden werden.
Dabei wird auch das Yale Linus kalibriert, wobei man feste Punkte des Schließvorgangs, etwa von „vollständig verriegelt“ bis „Falle vollständig zurückgezogen“, abfährt und immer wieder in der App bestätigt. Diese Kalibrierung lässt sich bei Problemen des Schließvorgangs in der App stets neu anstoßen und ist innerhalb weniger Minuten vollzogen.
Die smarten Funktionen des Yale Linus
Über die Yale-Access-App kann das Schloss ver- und entriegelt und eingestellt werden, wie lange die Falle offen gehalten werden soll, bevor sie wieder zuschnappt. Aber damit enden die Möglichkeiten nicht. Denn über die App kann anderen Nutzern auch ein schlüsselloser Zugang gewährt und nachverfolgt werden, wann wer die Tür geöffnet und verriegelt hat.
Auto-Lock und Auto-Unlock
Auch ein automatisches Verriegeln des Schlosses, sobald die Tür geschlossen wird oder eine eingestellte Zeitspanne vergangen ist, kann in der App eingestellt werden. Auf Wunsch öffnet das Linus Smart Lock immer dann die Tür, wenn sich der Nutzer ihr mit dem Smartphone nähert. Dieses Auto-Unlock funktioniert immer erst dann, wenn man sich mindestens 200 Meter vom Schloss entfernt hat. Hierfür wird der Standort des Linus in der App über das GPS-Signal des Smartphones festgelegt. Auf diese Weise wird verhindert, dass das Linus die Tür ungewollt öffnet, wenn der Nutzer zuhause ist und die Tür nicht geöffnet werden soll. Der kurze Gang zur Mülltonne etwa reicht so aber nicht, um Auto-Unlock nutzen zu können. Entfernt man sich weit genug von zuhause, funktioniert Auto-Unlock jedoch sehr zuverlässig und öffnet das Schloss, wenn man sich bis auf wenige Meter der Tür nähert. Wichtig ist, dass in diesem Fall auch die Zeit, die die Falle offen gehalten wird, lang genug gewählt wird, damit sie nicht schon wieder zugeschnappt hat, wenn man noch nicht an der Tür ist.
Bei Auto-Lock lässt sich in der App die Zeit einstellen, nach der das Linus automatisch verriegelt, nachdem es entriegelt wurde. Die Zeitspanne lässt sich zwischen 10 Sekunden und 30 Minuten in vorgegebenen Intervallen wählen. Auch Auto-Lock verrichtet im Test zuverlässig seinen Dienst.
DoorSense erkennt offen stehende Türen
DoorSense nennt Yale eine Funktion, die den Nutzer darüber informieren soll, wenn die Tür versehentlich offen gelassen wurde. Hierfür wird ein mitgelieferter, starker Magnet neben das Schloss auf den Türrahmen geklebt und DoorSense in der App konfiguriert, indem die Tür in einer Schritt-für-Schritt-Anleitung geöffnet, angelehnt und geschlossen wird. Anhand des unterschiedlich starken Magnetfelds erkennt das Schloss, ob die Tür offen steht. Eine solche Funktion ist auch vom Nuki 2.0 bekannt, die erste Generation bot dies noch nicht. In der Yale-Access-App lässt sich einstellen, nach welcher Zeitspanne eine Benachrichtigung gesendet wird, wenn die Tür offen steht.
Weitere Möglichkeiten mit der WLAN-Bridge
Die WLAN-Bridge ermöglicht aber nicht nur eine Steuerung aus der Ferne, sondern sie fügt auch die Steuerung per Sprachassistenten wie Amazon Alexa und Google Assistant hinzu – HomeKit kann hingegen auch mit dem Linus allein genutzt werden. Auch die Steuerung über den Webdienst IFTTT wird dann möglich, um das Türschloss mit weiteren vernetzten Geräten zu verbinden und Abläufe zu konfigurieren. Zudem lässt sich Yale mit Philips Hue, um etwa beim Betreten des Hauses die Beleuchtung einzuschalten, und Airbnb verknüpfen, um Gästen einen schlüssellosen Zugang zu gewähren.
Mythen, ein Smartlock lasse sich bei der Verknüpfung mit einem Sprachassistenten auch für Einbrecher durch lautes Rufen öffnen, sind ebendiese. Denn für das Öffnen wird nach dem eigentlichen Sprachbefehl immer noch eine PIN abgefragt, ohne die das Smartlock nicht öffnet. Diese PIN geheim zu halten ist wiederum Aufgabe des Nutzers. Die Verknüpfung mit Alexa erfolgt über einen Skill, über den das Schloss verriegelt und geöffnet, aber auch der Status beispielsweise über „Alexa, ist die Haustür verschlossen?“ abgefragt werden kann. Im Test ließ sich der Skill in der Alexa-App problemlos aktivieren und verknüpfen, über die Yale-Access-App jedoch nicht, da hier offenbar auf die amerikanische Amazon-Website verlinkt wird und der Skill hinterher nicht in der Alexa-App auftaucht. Ein „Alexa, öffne die Haustür“ funktioniert dabei nicht, sondern nur ein „Alexa, entriegle die Haustür“ wird umgesetzt. Erfreulich: Eine Ergänzung wie „mit Yale Access“ ist beim Sprachbefehl nicht notwendig.
Auch die Smartwatch öffnet die Tür
Auch die Apple Watch kann dabei zum Ver- und Entriegeln des Smartlocks genutzt werden. Auf dem Display der Apple Watch werden dabei schlicht ein roter und grüner Kreis nebeneinander angezeigt, um das Linus zu verriegeln oder zu öffnen.